Bericht
vom 05/06.10.2007; 20.40h – 01.15h
Ausrüstung: Newton-Teleskop,
Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
Dobsonmontierung
verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4
; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler
Typ6, 5mm Nagler Typ6,
Ort: Ort: Anhöhe Feld, ca. 2 km
außerhalb Unternesselbach, ca. 400m ÜNN
Temperatur: 20.20h +12 C ; 1.45h +4 C
Seeing: 3
Wetter: bis zum frühen
Nachmittag trüb wegen Hochnebel, gegen Abends zunehmend aufklarend
aber sehr diesig
Beobachtete Objekte:
Planetarische
Nebel: NGC7048, NGC7008, Jones1, Hubble1, HDW2
Galaxien:
NGC6964, NGC7753, NGC7752, Maffei 1, M33, NGC891, M31, M32, M110
Offene
Sternhaufen: NGC6939, Czernic 11, OCL346
Gasnebel:
IC1848
Planeten:
Mars
Endlich
wieder spechteln! Dabei hatte es zunächst gar nicht danach
ausgesehen.
Zwar war die Wetterprognose gut, doch hatte sich hartnäckiger
Hochnebel
festgesetzt. Als gegen 17.00h endlich die Nebeldecke aufbrach, zeigten
sich jedoch viele relative niedrige Wolken. Ich hegte die
Befürchtung,
meine Kartenausdrucke vom Vorabend nicht einsetzen zu können. Doch
dann
lösten sich auch diese Wolken auf, es blieb jedoch sehr diesig,
das
Abendlicht war merklich gedämpft und orange-rot eingefärbt.
Silvia, die
beste aller Frauen ist schon seit 17.00h in Elternbeiratsdingen
unterwegs. Nach dem Abendessen belade ich den alten Corsa B, der Adler
soll mich begleiten. Der 17er passt ohne weiteres bei umgeklappter
Rückbank in den Kofferraum, ebenso der Astrostuhl. Kurz nach 8
geht es
los. Bei den wenigen Schritte zu Auto sehe ich nach oben: neue,
dünne
Wolkenfetzen: grrr! Ich schwanke zwischen abwarten, aufgeben und
losfahren, entscheide mich für letzteres, vor allem auch da ich
einen
neu ausgekundschafteten Beobachtungsplatz anfahren will. Bevor ich
unleidlich herumhänge kann ich dort zumindest die Nachtbedingungen
testen. Die Anfahrt dauert gut 20min für 22km Richtung WSW, damit
weiter weg vom Nürnberger Ballungsraum. Der neue Platz liegt
zwischen
den Dörfchen Unternesselbach und Rüdisbronn, auf einem
Höhenzug ca.
130m über den Aischgrund, etwa auf halber Distanz zwischen
Neustadt und
Bad Windsheim. Analysen einer aktuellen Lichtverschmutzungskarte haben
mich in die Richtung geführt. Von der Landstraße biegt man
links ab, es
geht auf schlechter Betonstrecke zunächst leicht ansteigend, dann
steil
nach oben, kurz vor dem Scheitel biegt der Weg links ab, geht in einen
flachen Feldweg über. Dort steht vom gestrigen Regen das Wasser in
breiten Pfützen. Ich parke kurz davor. Es ist windig, aber keine
Wolken! Bad surprise: die Streulichtglocken von Neustadt und vor allem
Bad Windsheim sind sehr kräftig und reichen bei den sehr dunstigen
Verhältnissen bis auf fast 40 Grad hoch. Bad Windsheim scheint
auch
eine Stadtbeleuchtung zu haben, so hell wie es von dort glimmt. Nach
Mitternacht wird es dann viel besser, zumindest scheint ein
Großteil
der Beleuchtung nicht die ganze Nacht durchzubrennen. Erst erkunde ich
etwas die Gegend, nicht ohne mit den Freizeitschuhen Matschpfützen
auszuloten, dann baue ich das Teleskop auf und justiere.
Die
Nachtstimmung ist ungewohnt: ein angrenzendes Maisfeld ist noch nicht
abgeerntet, im Wind rascheln die Blätter wie altes Packpapier.
Deutlich
ist Tiergebrüll zu vernehmen. Erst meine ich von Stieren im Stall,
nein: da röhren Hirsche. Und wie laut! Es schallt vom
nächsten
nördlichen Höhenzug, aus dem Steigerwald. Das geht fast
pausenlos die
ganze Nacht, gegen 22.00h krachen für fast eine halbe Stunde
Geweihe
aufeinander; ab und an schreit ein Käuzchen, keinerlei
Geräusche der
„Zivilisation“. Eine erste Messreihe mit dem SQM: 20,96 im Zenith –
gut!. Wegen des Dunstes will ich nur jenseits von 50 Grad Höhe
beobachten, beginne mit meinen momentanen Lieblingen, den
planetarischen Nebeln:
NGC7048
– PN - CYG (11,3 – 11,1; 61’’) SQM 20,96
Von
Alpha Cyg navigiere ich ins Zielgebiet. Mit dem 8*50-Sucher ist die
Orientierung einfach, wäre das Objekt nicht (fast) genau im Zenith
hätte das Einstellen deutlich weniger Aufwand bedeutet. So bin ich
dann
doch einige Minuten für den 6 Grad Starhop beschäftigt. Aber
es lohnt
sich. NGC7048 entpuppt sich als mittelheller Planetary mit einigen
Strukturen. Fast direkt am Rand, südlich ein mag10-heller
Vordergrundstern. Der PN-Rand ganz leicht betont, heller als der
flächige Innenbereich. Der östliche Schalenbereich etwas
deutlicher,
nach Norden spürbar blasser. Fast genau westlich nahe des Randes
eine
kleine, etwas hellere Zone. Der PN liegt in sternenreichen Gebiet; an
den Mag10-Randstern schließen ein 11er, dann ein 12er als nach SO
gebogene enge Kette an. Genau nördlich ein 13- Sternchen. Sehr
lohnenswert! Beobachtet wurde mit dem 7er (260-fach) mit und ohne UHC.
Zentralstern konnte ich nicht ausmachen.
Ich bleibe im Stenbild Schwan, setze
neu von Alpha Cyg auf, fast 10 Grad nach O hin zu
NGC7008
– PN - CYG (12,0 – 11,8; 1,4*1,1’) SQM 21,03
Wow,
dieser Planetary braucht sich nicht zu verstecken. Wie auch das
vorherige Objekt eindeutig im Aufsuchoku bei 70-fach ohne Filter
erkennbar. Schnell steigere ich die Vergrößerung und greife
zum
OIII-Filter. Ich muss mir endlich eine Filterrad basteln geht es mir
durch den Kopf. NGC7008 ist etwa größer als NGC7048. Eine
Parallele
gibt es: ein heller Stern am Rand der Gasblase. NGC7008 unsymetrisch,
etwas länglich mit deutlichen Helligkeitsunterscheid. Viel heller
weg
von Randstern, nach Norden. In diese Richtung weist auch die lange
Achse. Nach SW ist der Nebel auf einem ca. 100-Grad Segment merklich
blasser, diese Zone reicht bis über das gedachte Zentrum in dne
Nebel
hinein. Ab dem 7er ist der Zentralstern blickweise auszumachen, noch
einen Tick besser im 5er bei 364-fach. Seeing ist brauchbar, eine 3 auf
der Schulnotenskala. Ich kann zwei weiter Fünkchen im Nebel
ausmachen:
direkt am Ost-Rand, und einer knapp innerhalb, in der NO-Region. Als
weiteres Detail erkenn ich im N eine kleine, rundliche Aufhellung, zu
flächig für einen Vordergrundstern. Wie auch bei NGC7048
nehme ich mir
viel Zeit und fertige eine Skizze an.
Und nun?
Der Blick schweift: Cygnus hat schon kulminiert und beginnt
abzusteigen, im Osten steigt Perseus höher, Pegasus mit der
anschließenden Adromenda dominiert den SO. Dort stört der
Dunst noch
etwas, peile hoch in den O ins Sternbild Cepheus, eine Region in der
ich selten aktiv bin. Der mag 3,5-helle Stern Eta-Cep erleichtet den
Einstieg, so ist das Karkoschka-Objekt
NGC6946
– GX - Cep (8,8 – 13,8; 11,2 * 9,0) SQM 21,08
Eingestellt.
Jo – das lohnt sich aber wirklich!. Es offenbart sich eine recht
große
GX in face-on mit – trotz (oder weil?) geringer Flächenhelligkeit
–
deutlichen Spiralstrukturen. Die Hauptachse weist etwa von O nach W.
Ovaler merklich hellerer, gut abgerenzter Zentralbereich; dieser im
Verhältnis zur Gesamtausdehnung recht klein. Nach NW startet ein
breiter Arm, um nach W, dann SW abzubiegen. Gegengleich eine breitere,
ähnliche Region. Das ganze Gebiet ist mit grenzwertigen
Vordergrundsternen besprenkelt. Genieße mit dem 13er bei
140-fach, dort
füllt die GX etwa das halbe Nagler-GF. Bei dunklem Himmel ein
wirklich
sehr schönes Objekt!
Schon in der Gegend stelle ich eine
OS ein,
NGC6939
– OS - Cep (7,8 – 12,1; 8 * 8’) SQM 21,08
Dieser
OS fällt im 8*50-Sucher als schwacher Nebel auf, im 26er bei
70-Fach
erkenne ich etwa 5 Dutzend Sterne, die meisten um Mag 13.
Auffällig: am
östlichen Rand wird der OS durch eine fast gerade Sternenkette mit
etwas helleren (mag 11 ... 12) Vertretern begrenzt, die von N nach S
weist.
Daniels und Uwes 1er Projekt hat
mich auch einige
Objekte aufmerksam gemacht, die ich selbst betrachten möchte. Mit
den
frischen Ausdrucken gehe ich auf Jagd nach
Jones1
= PK104-29.1 – PN - PEG (12,7 – 16,6; 5,2*5,2’) SQM 21,10
Einstiegspunkt
ist Beta Peg. Nur welcher Kastenstern ist Beta? Nach etwas
blättern
hilft Karkoschka. Ich hatte fälschlich am Ausdruck Peg-NO notiert,
dabei ist es der NW-Stern. Nachdem die Anfangsschwierigkeiten
überwunden sind, geht der 7 Grad Hop in die Zielregion, etwa auf
halber
Strecke Alpha-Beta Peg, etwas oberhalb reibungslos. Es zeigt sich ein
richtiger Brummer, deutlicher und damit leichter als gedacht. Im 26er
ohne Filter schon zu erahnen. Ich greife zum 9er mit OIII, d.h.
202-fach mit 2,1mm AP. Notiere: auf ges. Fläche leicht aufgehellt,
ein
mittelbreiter hellerer Randbereich ist in Segmenten, d.h. nich komplett
umlaufend - erkennbar. Vor allem am Nordrand, und fast gegengleich, ein
breiteres Segment im Süden. Dieses ist an seinem westlichen Rand –
durch einen mag14-Vordergrundstern begrenzt. Einen weitern Mag14-Funken
erkenne ich direkt am äußeren Rand im Süden. Etwa 4’ NO
des PN-Rands
steht ein ca. Mag 11-Vordergrundstern, der einzige hellere in der
Region. Ich bin positiv überrascht, konnte mir richtig Details
erarbeiten, das macht spass!
Die Aufsuchkarte zeigt eine
kleinere GX in der Nähe, die will ich nicht ignorieren, wo ich
doch
sonst vor allem hinter Gxen her bin. Diese befindet sich ca. 2 Grad
weiter Richtung Alpha Peg:
NGC7753
– GX - PEG (12,0 – 14,0; 2,9 * 1,9) SQM21,10
NGC7752
– GX - PEG (14,3 – 13,2; 0,9 * 0,5) SQM21,10
Hups,
das sind ja gleich zwei! NGC7753 die deutlich größere mit
hellem,
länglich-linsenförmigen Zentralbereich, der grob Richtung der
viel
kleineren NGC7752 weist. Diese klar und deutlich auszumachen, die
Flächenhelligkeit ist mit 13,2 reicht bei gegebenen Himmel locker.
Zwischen den beiden sehr eng stehenden Gxen ein mag 14-
Vordergrundstern. In die Skizze habe ich einen eng umfassenden Arm um
NGC7753 gezeichnet, war mir aber nicht ganz sicher. Die Nachbereitung
bestätigt dieses Detail – freu. Beobachtet im 9er bei 202-fach.
Es
zieht mich hin zu exotischen Objekten. Da Perseus nunmehr (gegen
23.30h) hoch steht wird dorthin gezielt, den Einstieg bildet Eta Per,
die obere Spitze. Etwa 4 Grad nördlich, schon im Sternbild
Cassiopeia
die Zielregion
Maffei1
– GX - CAS (11,4 – 10,0; 0,9 * 0,5) SQM21,10
Einer
Galaxie mit einigen Besonderheiten. Dieses Objekt wurde erst 1968 bei
einer Infrarotdurchmusterung von Paolo Maffei entdeckt. Die GX befindet
sich fast exakt auf der galaktischen Ebene, wir müssen somit quer
durch
unsere eigene Milchstraße sehen, um diese GX zu erkennen. Durch
Gas und
galaktischen Staub wird der Löwenanteil des Lichts verschluckt.
Ohne
den Staub wäre Maffei 1 als Riesen-GX in nur ca. 10Mrd LJ Distanz
eines
der hellsten Objekte am Firmament Zunächst nahmen die Astronomen
an,
dass es sich bei Maffei 1 um ein Mitglied unserer Lokalen Gruppe
handeln würde. Inzwischen ist man sich ziemlich sicher, dass auch
diese
Annahme falsch war und es sich bei Maffei 1 um die grösste Galaxie
einer Nachbargruppe handelt, deren weitere Vertreter Maffei 2 und die
beiden Dwingeloo-Galaxien sind. Beobachten ist nicht einfach, befindet
sich im Vordergrund doch auch noch der offene Sternhaufen Cz11.
Wenigstens eine etwa bogenminuten grosse 11 mag Zone sollte als "Kern"
der Galaxie sichtbar sein. Von einer waagrechten 2er Sternengruppe (je
mag 9) hangle ich mich über eine langgestreckte ZickZack-Gruppe,
20’
weiter Richtung Ziel. Knapp 1 GF-Durchmesser weiter in gleicher
Richtung ein Mag8-Stern, und zwischendrin der unspektakuläre OC
Czernik11. Auf ca. 6’ verteilen sich ca. 3 Dutzend Fünkchen von
mag 12
bis 15. überwiegend in einer Ovalen Region, von W nach O. Mit
ähnlicher
Hauptausrichtung eine nebelige, ovale Aufhellung im Sternhaufen. Die
hellste Region bei/innerhalb eine 3er Sternengruppe in CZ11, die ein
gleichschenkliges Dreieck mit je mag 12/13-Sternen mit nur gut 1’
Abstand. Ich schätze insgesamt einen Bereich von 1,5 * 3
Bogenminuten
leicht aufgehellt gesehen zu haben. Ob der Position hinter unserer
Milchstraße ein echter Exot.
A pro pos Exot:
Einiges tiefer, aber auch noch In Cassiopeia liegt das nächste
Objekt
der Begierde. Dort hin führt ein gut 4 Grad Starhop durch sehr
’belebtes’ Gebiet. Der Starhop ist relativ schwierig, wimmelt es doch
nur so von Sternen. Trotzdem schweife ich ab, bleibe an dem Komplex aus
IC1848
- GN – CAS (6,5 – 12,8: 40 * 10’) SQM 21,12
OCL
346 – OS – CAS (7,0 – 13,0; 18’ * 18’) SQM21,12
Hängen.
Der Offene Sternhaufe ist wenig beeindruckend, doch der Gasnebel hat es
in sich! Ohne Filter eine gut erkennbare, aber doch blasse
Nebulosität
wird der im OIII richtig beeindruckend! Es schälen sich
Nebelfahnen
heraus, wellenförmige Regionen, teils sich zart, teils sich hart
vom
himmelshintergrund abhebend. Beobachte im 26er, da ist das effektive GF
ca. 1,2 Grad. Trotzdem kann ich den Nebelkomplex nicht ganz umfassen,
nicht alle blass auslaufende Regionen . Ich bin in der Nachbereitung
etwa irritiert, wird der Nebel doch mit einer Ausdehnung von nur 40 *
10’ angegeben.
Nach etwa 10min des Schwelgens fahre
ich die Position von
Hubble
1 = IC289 – PN – CAS (12,3 – 10,0; 35”) SQM 21,12
an,
einem gar nicht mal so schwierigen planetary. Runde Außenkontur,
flächig hell mit schwach betonten Rand. Ich beobachte im 7er
(260-fach)
und 5er (364-fach) zunächst mit OIII. Südlich, ca. 1’
entfernt steht
ein ca. Mag 10 heller Vordergrundstern, das als Fokussierhilfe dient.
Nach NO, nur ca. ¼ Bogenminute, und N ca. ½ Bogenminute
jeweils vom
PN-Rand stehen Mag14-Fünkchen. Blickweise kommt mit der PN wie ein
Donut vor, kann den Effekt aber nicht stabil halten. Der Innenbereich
ist doch relativ hell. Mit Geduld lassen sich Helligkeitsvariationen
herausarbeiten: der PN-Rand scheint mir nach N auf einen ca. 100 Grad
breitem Segment etwas heller, Richtung O zeigt sich blickweise eine
kleine etwas kräftigere Zone, ebenfalls am PN-Rand. Dann ohne
Filter:
erstaunlich hell! Auch bei 364-fach deutlich auszumachen. Ohne Filter
gelingt es, den ZS blickweise dingfest zu machen.
Schon nach Mitternacht folgt das
schwierigste Objekt der Nacht, dazu wird nur 1 ½ Grad
östlich gehopt zu
HDW2
= PNG138.1+04.1 – PN – CAS (? – ?; 340’) SQM 21,12
Einem
alten Plantarischem Nebel, der gem. Sharpless-Katalog (dort unter 2-200
geführt) ca. 1.100 Parsec von uns entfernt steht und eine
Ausdehnung
von 1,9 parsec aufweist. Planetarische Nebel sind astronomisch gesehen
sehr kurzlebige Objekte, nach einigen Tausend Jahren sind die
Nebelwolken so weit ausenander gedriftet das diese nicht mehr
wahrnehmbar sind. HDW2 ist – für Amateure – schon nicht mehr ganz
einfach. Der PN strahlt recht stark im OIII, nur deshalb hat man unter
guten Bedingungen eine Chance. Die exakte PN-Position ist leicht
aufzufinden, befindet sich doch exakt im PN eine sehr markante enge
Sternenformation in Form eines gespiegelten Kommas aus 6 Komponenten.
Im Newton-GF auf dem Kopf stehend. Parallel des mehr geöffneten
Bogenbereichs kann ich – ein gutes Stück außerhalb – im 26er
mit OIII
eine sehr blasse Aufhellung identifizieren, ein Bogensegement, parallel
zum Komma-Bogen, etwa 120 Grad lang. Im 17er, ebenfalls mit OIII
(107-fach bei 4mm AP) wird es etwas ’deutlicher’. Fast grenzwertig,
aber doch mehr als 50% indirekt. Auf der gegenüberliegenden Seite
der
Sternengruppe zeigt sich – ab und an – ein etwa halb so langer
schwacher Bereich.
Es fällt schwer das Objekt zu
beschreiben, ich hoffe man kann sich trotzdem etwas darunter
vorstellen.
Puh,
das war schon etwas ’Augen verbiegen’. Brrr – mir wird kalt. Zwar habe
ich eine Thermohose angezogen, doch auf warme Schuhe und dicke Jacke
hatte ich verzichtet. Es kühlt deutlich ab, man merkt es auch am
starken Tau auf Auto und Klarsichtfolien, der jedoch die Spiegel
verschont. Ich setze mich auf den wenig benutzen Astostuhl (jenseits
von 50 Grad brauche ich den nicht, wird im Stehen beobachtet), lasse
den Blick schweifen. Pegasus steht hoch im Süden, die Andromeda-GX
nähert sich der Zenithregion, ist sehr ausgedehnt erkennbar. Etwas
tiefer Triangulum. Kann das sein? Meist kann ich M33 als schwache
flächige Aufhellung mit bloßem Auge ausmachen. Die
Lichtverschmutzung
ist geringer geworden, es scheinen einige Lichter in den Dörfern
und
Städten ausgeschaltet worden zu sein. Zu M33 wird gleich mit dem
Teleskop hingepeilt.
M33
– GX - TRI (5,7 – 14,2; 68,7 * 41,6) SQM21,17
Hui,
ist die hell! Auf den ersten Blick flächig mit einigen
Lichtknoten,
Spiralstruktur nur wenig auffällig. Nur die beiden Hauptarme – im
Uhrzeigersinn gebogen - sind etwas deutlicher. Im OIII werden Kontraste
kräftiger, das Licht reicht hier immer noch gut aus, um die
riesigen
Ausmaße erfassen zu können. Ich bleibe bei
Minimalvergrößerung
(70-fach), da passt das Schmuckstück noch ganz ins GF. Auch ohne
Filter
war das Sternentstehungsgebiet NGC604 bereits sehr deutlich
auszumachen. Ohne entsprechende Karte ausgerüstet konnte ich
jedoch
weitere Nebel nicht zuordnen oder benennen. Diese GX hat nur ca. 10%
der Masse unserer eigenen Sterneninsel, was immer noch beeindruckenden
30 Mrd Sonnenmassen entspricht.
Ob des deutlichen Erfolgs des
OIII-Filters peile ich mit diesem ausgerüstet in die Gruppe
M31
– GX - AND (3,4 – 13,5; 189,1 * 61,7’) SQM21,17
M32
– GX - AND (8,1 – 12,4; 8,5 * 6,6’) SQM21,17
M110
– GX - AND (8,1 – 14,0; 19,5 * 11,5’) SQM21,17
Nein,
hier bringt der Filter nicht wirklich etwas, zumindest nicht
offensichtlich. Den schraube ich dann auch gleich wieder aus dem
Gewinde und peile nun ohne. Wow! So klar und deutlich abgegrenzt habe
ich die beiden umschlingenden Staubbänder selten gesehen! Im Ursus
mit
dem doch deutlich eingestaubten Hauptspiegel ist dies (vor einer
gründlichen Reinigung) nicht möglich. Eine Augenweide! Nur
schade, dass
man M31 nur abfahren kann, keinen Gesamteindruck bekommt. Hier
wäre der
5 Zoll f/4,1 Suchernewton beim Ursus ideal gewesen. Auf über 80
Grad
Höhe sind die Bedingungen super. Tausend mal betrachtet und
beschrieben
fasziniert das Objekt immer wieder, flöst mir Ehrfurcht ein.
Notiert
hatte ich wenig, die Finger waren klamm, schreiben wurde sehr
undeutlich.
Ich bin müde, doch sind die
Bedingungen in höheren Regionen wirklich gut, so gönne ich
mir noch ein Sahenstückchen:
NGC
891 - AND - (mag 9,9 - sbr 13,6; 13,1 * 2,8') SQM21,19
Wow
- was für eine Spindel! Schon im 26 Nagler deutlich erkennbar mit
Staubband, welches mit steigender Vergrößerung auch immer
deutlicher
hervortritt. Im 7er bei 260fach fast quer durchs gesamte Gesichtsfeld -
Genuss pur! Wunderschön die Teilung des spürbar helleren
Zentralbereichs, auch der Halo wird unterteilt, weniger scharf,
vielmehr wirkt es hier mehr "gemottelt". Markant zwei
Vordergrundsterne: einer an der S spitze des Halos, der andere,
deutlich hellere SO des Zentrums am Halorand. Ich nehme die
Vergrößerung etwas zurück, so wird der Gesamteindruck
deutlicher. Die
Bulge (Zentralverdickung) ist von der Form her wenig ausgeprägt,
von
der Helligkeit her jedoch kräftig wahrnehmbar. .
Alles
weitere wäre mit der Brechstange, so beschließe ich es gut
sein zu
lassen. Die ersten Okulare sind schon weggepackt, da fällt mir
tief im
Osten an Gemini ein deplazierter Lichtpunkt auf. Das muss ein Planet
sein. Saturn oder Mars? – nein, Saturn kann es nicht sein. Noch steckt
das 9er Oku im OAZ, peile schnell in die Richtung: ein deutliches,
oranges Planetenscheibchen mit merklichen Phasengestalt, etwa 85%
beleuchtet. Aber was für grausiges Seeing. Es wabert und blubbert
nur
so, obwohl der Planet schon ca. 30 Grad hoch steht. Da lasse ich es
schnell gut sein und verstaue den Rest.
A pro pos gut: Von
der Himmelsdunkelheit am neuen Standort bin ich recht angetan. Leider
waren (etwa bis Mitternacht) die Streulichtglocken von Neustadt und vor
allem Bad Windsheim viel stärker als erwartet, dies wird aber auch
am
sehr starken Dunst gelegen haben. Bei ’normalen’ Dunstbedingungen
dürfte dies merklich weniger Auswirkungen haben. Mit SQM-Werten um
21,1
bei Milchstraße im Zenith habe ich hier doch sehr gute
Landhimmelbedingungen. Ob dies die Regel oder eher die Ausnahme war?
Weitere Beobachtungen – hoffentlich in näherer Zukunft – werden es
zeigen.
Abbauen, einpacken, heimfahren. Beim
Aufbruch ist es
schon 01.25h, später als gedacht. Komisch: das 11 Uhr läuten
hatte ich
noch gehört, danach jedoch keine Kirchenglocken mehr. Ob die im
Nachbardorf in der Nacht ausgeschaltet werden? Wie auch immer: kurz vor
zwei liege ich im Bett, brauche dann einige Zeit zum aufwärmen, es
folgt unruhiger Schlaf.
Viele Grüße
Achim
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