Bericht vom 25.01.2008; 19.10h – 20.20h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6
Ort: Ort: Freies Feld, ca. 1 km außerhalb Losaurach, ca. 400m ÜNN
Temperatur: 19.00h +1 C ; 20.25h 0 C
Seeing: 3


Wetter: tags sonnig, ab mittags einzelne Schleier, teils schmal (aus Kondensstreifen entstehend, teils breit, flächig)
Beobachtete Objekte:

Offene Sternhaufen: NGC1893
Gasnebel: IC410
Planetarische Nebel: PK173-5.1, NGC1985
Galaxien: UGC2855, IC342, NGC1560

Seit der letzten Beobachtung vor ca. 2 Wochen bin ich wieder voll motiviert. Das Wetter und die Mondphase hatten eine Zwangspause verordnet. Gestern – 3 Tage nach Vollmond – bot sich eine kleine Chance, die ich prompt genutzt habe.
Bei der Heimfahrt von der Arbeit gegen 18.10 zeigte sich an blauen Himmel Wolkenschleier, teils schmal und konzentriert, teils breiter mehr oder weniger deutlich. Das kenne ich von Tagen stärkerer Sonneneinstrahlung, diese Schleier bilden sich bei abnehmender Temperatur oft wieder zurück. Zu Hause angekommen dämmert es immer noch. Silvia hat mit ein Faschingskostüm gekauft, das wird noch anprobiert, dann werden ein paar alte Kartenausdrucke herausgekramt im Beobachtungsordner einsortiert. Ciel angeworfen und Monddaten betrachtet: Aufgang gegen 20.45. Ruck-zuck ist eine viertel Stunde vertrödelt, nun werde ich hektisch. Schnell das Auto beladen, zwischendurch ein paar Bissen vom schnell geschmierten Brotkanten genommen. 19.53h zeigt die Uhr als ich losfahre.

Am Standardplatz angekommen zeigt sich - die Schleier sind leider hartnäckig. In der Zenithregion sieht es ganz gut aus, sonst – vor allem gen O und tiefer im S – ist der Himmel deutlich „verseucht“. Unbeirrt baue ich auf, das geht diese Nacht absolut reibungslos, die Justage der Hauptspiegels passt sofort. Noch schnell die Himmelshintergrund messen: SQM sagt 20,92 – ein ordentlicher Wert der jedoch nur für höhere Regionen gilt. Ob der Gegebenheit peile ich in den hoch stehenden Auriga. Ausgehend von Beta Aur wird den OC

NGC1893 – OC - AUR (7,8 – 15,5; 25’) SQM 20,92 mit
IC410 – GN – AUR ( ???; 55 * 30) SQM 20,92
angepeilt. Im 8*50 Sucher ist die Zielregion schon deutlich nebelig erkennbar, westlich einer länglichen Sternenkonstellation. Im 26er Oku bei 70-fach: Wow! Neben dem Sternenhaufen ein tiefdunkler Bereich umfasst von einer wunderbaren breiten Nebelregion, die nach W hin merklich blasser ist. Der GC von länglichder Gestalt, grob N-S ausgerichtet mit ½ Dutzend um Mag10 und ca. 2 Dutzend um mag 12/13 Sternchen. Die Nebelregion selbst wolkig, leicht unruhig. Nehme mir – der Mond droht – nur wenig Zeit und ziele neu zum PN

PK 173-5.1 – PN - AUR (12,0 – 15,5; 2,2*2,2’) SQM 20,92
Mit Hilfe des Suchers ist die Region schnell eingestellt, im Hauptinstrument zeigt sich eine markante Sternengruppe als Orientierungshilfe. 3 Mag9-Sterne bilden eine fast senkrechte Linie, an die – beginnend an der mittleren Komponente – nach rechts ein wagrechter Balken mit etwas schwächeren Sternen anschließt. Ich steigere die Vergrößerung. Bad Luck – das Seeing ist bescheiden, selbst im 13er bei 140-fach fangen Sterne an unscharf zu werden. So greife ich zum O-III-Filter. Damit wird eine flächige, rundliche Rebelregion wenig deutlicher, die direkt selten selbst indirekt nicht ganz stabil zu halten ist. Hier ist guter Himmel von Nöten. Den nächste Schwenk führt zu

NGC1985 – PN - AUR (12,5 – 11,5; 0,7*0,7’) SQM 20,92
Einem Objekt mit ungeklärtem Hintergrund. In der sternenreichen Region wird das Objekt bei geringer Vergrößerung leicht übersehen, da sich ein Großteil der Helligkeit auf eine kleine, fast stellar wirkende Region konzentriert. Bei mittlerer Vergrößerung zeigt sich ein nebeliger Fleck, ähnlich einer kleinen GX mit deutlicher Zentralkondensation. Vor ca. 1 Jahr hatte ich bereits das Vergnügen, damals bei besserem Seeing mit dem 20er. Ob der sehr mäßigen Bedingungen bleiben die damals gesehenen Unregelmäßigkeiten und dunkleren Zonen außerhalb der Möglichkeiten, schade eigentlich.

Und nun? Der Blick schweift: es wird leider immer schlechter. Auf etwa 5/8 des Firmaments kann ich verteilte Schleier und Dunststreifen erkennen. Mit wenig Hoffnung peile ich nach Camelopardis, ein Bereich der selten ins Fadenkreuz genommen wird – dort sieht es noch brauchbar aus. Beginnend von Beta Cam lässt es sich gut orientieren, bildet dieser Stern doch das Zentrum einer 4 Konstellation die an das Sternbild Cancer erinnert. Mag4,6 und doch die Beta-Komponente eines Sternbilds – das sagt viel über die ’Aufflälligkeit’ des selben.

UGC2855 – GX - CAM (12,9 – 15,0; 4,4 * 2,0) SQM 20,92
Ein gut 1 Grad Starhop wird überbrückt, dann ... zeigt sich doch tatsächlich etwas. Nicht viel, aber immer hin. Ca. 6’ SO eines mag8-Sterns zeigt sich ein Lichtfunken von ca. 10,5, knapp darunter das Zentrum einer kleinen, länglichen Kondensation. Das muss die Zentralregion der GX sein. Bei nur 15,0 Flächenhelligkeit bin ich froh, überhaupt bei den Gegebenheiten etwas gesehen zu haben.

Die Karte zeigt in der Nähe einen großen Klops, den ich noch nie ins Visier genommen habe. IC342 oder UGC 2847 der Name. Mit geringer Erwartung wird dorthin geschwenkt.

IC342 – GX - CAM (12,0 – 14,9; 20,9 * 20,4) SQM 20,92
Wow – Wow! Ich bin von den Socken: eine riesige GX in Face-On! Man sieht ja richtig etwas! Zwei eng umschlingende, mehrfach umfassende Arme wickeln sich um ein kleines etwas helleres Zentrum. Schräg durch die GX, wenig am Zentrum vorbei läuft eine Linie aus 6 mag 11 .. mag 13 Vordergrundsternen. Erstaunlich, dass ich von dem Objekt noch nichts gelesen habe. Wie muss die GX erst bei guten Bedingungen aussehen? O.K. – die Spiralarme sind sehr blass, erst indirekt wird die Drehrichtung klar, aber immer hin! Für mich eindeutig das Highlight der Nacht.
Etwas Nachforschung offenbart, dass es sich hierbei um ein Objekt in lediglich ca. 11 Mio Lichtjahren Entfernung handelt. Die GX steht fast genau in Richtung der Galaktischen Scheibe, so dass wir durch den Staub / Gase unserer eigenen Milchstraße auf das Objekt blicken, deren Licht dadurch deutlich abgeschwächt wird. IC342 gehört zu der Maffei-Gruppe, deren weiteren Vertreter (Maffei 1 und Maffei 2 kenne ich davon) noch schwieriger zu betrachten sind. Zwischendurch hatte ich es mit OIII versucht und tatsächlich ein paar zarte Lichtknoten ausmachen können. IC342 kommt definitiv auf die ’to-do’ Liste für sehr gute Nächte!
Anfangs scheine ich ein ’Loch im Dunst’ erwischt zu haben, nach einigen Minuten ist die GX zwar noch erahnbar, die Spiralarme bleiben dann jedoch unsichtbar. Schon in der Region peile ich auf ein ein bereits bekanntes Ziel:

NGC1560 – GX - CAM (11,4 – 14,3; 9,8 * 1,5) SQM 20,65
Eine Edge-On-GX, wie die Daten verraten. Diese steht im GX von NNW nach SSO. Leider kann ich nur einen Teil der Objekts erfassen, im nördlichen Bereich eine wenig hellere Zentralzone, im Südlichen gerade so wahrnehmbar. Schade, die Bedingungen werden immer schlechter. Nach ein paar Minuten gebe ich auf, es macht keinen Sinn. Das SQM gibt einen Wert von 20,62 aus.

Kurz peile ich ins Oriontrapez, es bestätigt das schlechte Seeing, die D- und E-Komponente sind nicht erkennbar, viele Strukturen bleiben verschmiert.

Trotzdem bin ich nicht unzufrieden, IC342 war eine echte, positive Überraschung. Der Mond nimmt ja erst richtig ab, ich hoffe auf ein paar Nächte in der nächsten Neumondphase.

Viele Grüße

Achim
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