Bericht
vom 04.10.2008; 21.35h – 23.30h
Ausrüstung: Newton-Teleskop,
Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
Dobsonmontierung
verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4
; 13mm Ethos, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6
Ort: Ort: Freies Feld, ca. 2 km
außerhalb Obernesselbach, ca. 385m ÜNN
Temperatur: 21.35h +4 C ; 23.30h +1 C
Seeing: 2 - 3
Wetter:
tags meist bewölkt, windig, mit Regen- und Graupelschauern; ab
17.00h
zunehmend Wolkenlücklen. Mit Einbruch der Dämmerung wolkenlos
Beobachtete Objekte:
Kugelsternhaufen:
M15
Plantetarische
Nebel: Pease1, 6572
Planeten: -
Offene
Sternhaufen: M11
Galaxien:
And: M31, M32, M110
PEG: NGC7619, NGC7626, NGC7617,
NGC7611, NGC7613, NGC7608, NGC7623, NGC7615, NGC7612
ARI: NGC772, NGC770
PSC: M74
Das
Wetter war tags zum Abgewöhnen, windig, düster, zeitweise
nass, ja
Anfang sogar mit Graupelschauer. An spechteln hatte ich da nicht
gedacht. Um so überrachter bin ich, als es abends tatsächlich
aufklart.
Im Internet besuche ich diverse Wetterseiten – es sieht so aus, als
könnte die Schlechtwetterlücke bis Mitternacht halten. So
stelle ich
gegen 19.50h den Adler zum Temperieren in den Holzschuppen. Ich ziehe
mich warm an, lange Unterhose unter die Themohose, warme Stiefel und
Daunenjacke. Der Schal bleibt noch zu Hause, an sonsten ist die meine
komplette Winterausrüstung.
Gegen 21.00h mache ich mich auf die
20min Autofahrt. Das Teleskop hatte ich erst gut 1h Zeit zum
temperieren gehabt. Um während der Fahrt die Glasscheibe nicht
wieder
zu erwärmen wird die Heizung abgestellt, und die Heckfenster
(teilweise) geöffnet. So kommen schon während der Fahrt
Mütze und Jacke
zum Einsatz.
Am Beobachtungsort angekommen ist
der Adler schnell
aufgestellt, in wenigen Minuten justiert. Es schweift der Blick: sehr
deutlich das Band der Milchstraße von NNO nach SSW, strukturiert,
teilweise fast zerklüftet. Die Bedingungen gen Zenith ähnlich
gut wie
in den Nächten zuvor, horizontnah ist jedoch mehr Dunst
festzustellen,
die Streulichtglocken strahlen ein paar Grad höher. Das SQM gibt
gute
21.07 aus, bei Milchstraße im Zenith.
M15 kann ich abermals
mit bloßem Auge erkennen, ich erkenne einen merklichen, indirekt
stabil
zu haltenden verwaschenen kleinen Fleck. Ich will meine Sichtung von
Pease1 bestätigen, peile auf das Objekt.
PNG065.0-27.3
= Pease1 - PN – PEG (mag 14,9 – sbr 5,75; 1'' * 1'') SQM 21,07
Im
7er Oku ist die Paralellogrammgruppe gleich identifiziert, dann die
kleine Knubbel am PN-Zentrum im N erkannt. Ich versuche es mit
Filterblinken, halte meinen 2-Zoll OIII-Filter vor das Okular. Mist,
das Filterglas reflektiert, das blendet leicht und stört. Hier
wäre ein
schwarzes Stofftuch hilfreich. Mit dem Auge ganz dicht am Filter geht
es dann doch. Zwar sind ohne nachfokussieren die GC-Sterne leicht
unscharf (und auch deutlich blasser bzw. weniger auszumachen), doch
fällt so PEASE1 auf, da – wie erwartet – genau an der richtigen
Position ein verwaschenes Fleckchen eben nicht (oder nur minimal) beim
Blinking an Helligkeit verliert. Nicht mal 5 min hat das Ganze
gedauert.
Ich bin völlig
unvorbereitet, hatte meinen Kartenausdruckordner ohne Sortierung
mitgenommen. Was nun? Ich greife zum Karkoschka, mal sehen ob ein von
Moritz beschriebenen GC im Adler hier zu finden ist. Fehlanzeige
(hätte
ich mir denken können, hatte Moritz doch von relativ schwach
geschrieben). Der Adler ist schon deutlich absteigend, Schwanz voran
geht es Richtung Horizont. Hmm – vielleicht die letzte Gelegenheit
für
den Pracht OS:
M11
– OS – AQL – (mag 6,1 – sbr 11,4; 13' * 13' ) SQM 21,09
diesen
hatte ich das ganze Jahr noch nicht eingestellt – eine
Nachlässigkeit.
Die prominente Bezeichnung Entennebel ist gut nachvollziehbar, kann man
innerhalb der Sternenpracht doch gut eine dreiecksförmige
Massierung
ausmachen, mit Fantasie kann man sich einen Entenschwarm beim Flug
vorstellen. Für mich würde auch 'Herznebel' durchgehen, sehe
ich doch
mehr noch eine herzförmige Massierung, die sich sicherlich
über gut 2/3
des OS hinstreckt. Auffällig ein fast zentral liegender Mag8-Stern
welcher gelb-Orange hervorsticht. Im 13er Ethos am besten zu
genießen.
Für mehr als 140-fach macht leider keinen Sinn, steht das Objekt
doch
nur noch gut 20 Grad über dem Horizont, und das auch noch
über dem
geparkten Auto. Da lässt das Seeing doch merklich nach.
DieKarte
E19 im Karkoschka ist noch aufgeschlagen; den GC NGC6712 lasse ich
links liegen (noch tiefer gelegen ist bei dem Seeing nicht viel zu
erwarten), peile etwas höher. Für den Starhop beginne ich bei
IC4756,
einem hellen OS dem ich mit bloßem Auge ausmachen kann. Von da
geht es
westlich über den OS 6633 (sehr hell, mit ca. 20' Durchmesser
recht
groß) nochmals etwa 3 Grad weiter hin zu
NGC6572
– PN – OPH – (mag 9,5 – sbr 5,0; 10,8'' ) SQM 21,09
Dieser
PN wirkt ob der Kleinheit zunächst stellar. Die markant-deutliche
türkise Farbe macht jedoch sofort klar, das es sich hier nicht um
einen
einfachen Stern handelt. Ich greife gleich zum 7er Oku: 262-fach.
Schade – das Seeing lässt hier nicht mehr zu. In den nächsten
5 min
versuche ich trotzdem Details zu erhaschen. Dies will nicht recht
gelingen. Das einzig dingfest machbare ist eine leich ovale Form, ein
extrem heller weiter, flächiger Innenbereich der sehr schnell
diffus
ausläuft. Zentralstern ist nicht ausmachbar. Der PN bildet die
Spitze
eines Spitzwinkligen Dreiecks mit ca. 3 Bogenminuten Kantenlängen
von
der Spitze weg und wäre ob der markanten Sternenkonstellation auch
ohne
die verräterrische Farbe gut auffindbar.
Und nun?
Unterhalb dem den Süden und SO dominierenden Pegasus sehe ich den
Kopf
des Fisches. Unter Urbanen Bedingungen wird man diese Konstellation
kaum erkennen können, sind die Feldsterne allesamt nur zwischen
Mag4
und Mag5 hell. Für die Region nördlich des Fischkopfs hatte
ich vor
langem eine Aufsuchkarte erstellt. Und hier kommen dann kleinere
Galaxien auch richtig massiert – 8 auf einen Streich:
NGC7619
– GX – PEG – (mag 11,1 – sbr 12,9; 2,8' * 2,5') SQM 21,09
NGC7626
– GX – PEG – (mag 11,1 – sbr 12,1; 3,0' * 2,7') SQM 21,09
NGC7617
– GX – PEG – (mag 13,8 – sbr 13,2; 0,9' * 0,7') SQM 21,09
NGC7611
– GX – PEG – (mag 12,5 – sbr 13,2; 1,5' * 0,7') SQM 21,09
NGC7631
– GX – PEG – (mag 13,1 – sbr 13,2; 1,7' * 0,7') SQM 21,09
NGC7623
– GX – PEG – (mag 12,9 – sbr 12,8; 1,3' * 0,9') SQM 21,09
NGC7608
– GX – PEG – (mag 14,2 – sbr 13,6; 1,4' * 0,4') SQM 21,09
NGC7615
– GX – PEG – (mag 14,3 – sbr 13,4; 0,9' * 0,4') SQM 21,09
Es
wimmelt nur so von kleinen GX'en. Aufflällig sofort die hellen,
leicht
ovalen GX'en NGC7619 und 7626. Diese bilden mit einem Mag
10-Vordergundstern ein gleichseitiges Dreieck mit 6' Kantenlänge;
Der
Feldstern liegt hierbei fast exakt nördlich. Beide GX'en mit fast
identischem Aussehen: helle GX-Kerne, schneller Helligkeitsabfall zum
diffus, strukturlos auslaufenden Halorand. Weg vom Feldstern über
NGC7619 schießt fast unmittelbar die leicht ovale GX NGC7617 an.
Deutlich kleiner, ob der relativ hohen Flächenhelligkeit direkt
eindeutig ausmachbar.Die Hauptachse In Richtung der beschriebenen
Linie. Diese nochmals ca. 5' velängert folgt ein mag 11 Feldstern,
dann
nach weiteren 4' die zu dieser Linie quer liegende GX NGC7611. Hier
erkennt man eine fast stellar wirkende kleine Lichtkonzentration im
hellen, ovalen Innenbereich, diese leicht azentrisch. Denkt man sich
eine Linie von der hellen NGC 7619 über die andere helle GX
NGC7626 und
folgt dieser ostwärts ca. 7' stößt man auf NGC7631. Die
Hauptachse
dieser etwa 2,5 : 1 elongierten Linse liegt auf dieser gedachten Linie.
Geht man vom Dreieck NGC7619 –
NGC7626 mit dem Mag10-Feldstern
exakt nördlich wird man nach etwa 4' abermals fündig: NGC7623
offenbart
sich als – wie kann es anders sein – Linsenförmige GX.
Auffällig
hierbei der leicht zur Außenkontur verdrehte helle Innenbereich.
Geht
man von dieser GX nun etwa jeweils 8' nach Westen tauchen NGC7615 und
NGC77608 auf. Beide nun merklich blasser, direkt im 13er gerade so noch
haltbar. Bei beiden GX'en fehlen jedoch die deutlichen Nuklei. Ich
mache mir des Spass und platziere das GF so, dass ich alle 8 Objekte im
riesigen 13er GF des Ethos halten kann: dies geht mit NGC7631 und 7611
gegenüber gerade so noch.
Ich könnte mir gut vorstellen,
das diese Gruppe eine separate Bezeichnung hat: wenn ja, kennt diese
jemand?
Mir
wäre nach langer Abstinenz nach einem High-Redshift QSO. Im
hintern
Bereich des Pisces wäre einer in vernünfiger Lage. So peile
ich in
Richtung Aries – Pisces. Dort zeigt meine Karte eine relativ
große GX:
NGC772. Um dorthin zu hoppen stelle ich Gamma Ari ein. Hups ... ich es
zeigt sich ein schöner Doppelstern. Identisch hell, identische,
grell-weiße Farbe mit deutlicher, sehr schmaler schwarzer
Separierung
schon im 26er bei 70-fach. Karkoschka spricht von 7,5'' Distanz
zwischen den Komponenten. Nun wird gehopt: startend von Gamma Ari im
rechten Winkel zu der Verbindung Beta – Gamma Ari nach SO, etwa 1,3
Grad und schon ist man am Ziel bei
NGC772
– GX – ARI – (mag 10,3 – sbr 13,9; 7,5' * 4,3') SQM 21,13
verglichen
zu den vorherigen Objekten riesig groß, doch mit merklich
geringerer
Flächenhelligkeit. Ein wiklich interessantes Objekt, das durchaus
auch
in den Karkoscha Einzug hätte halten können. Der helle
Nukleus ist
relativ klein innerhalb eines länglichen Aufhellungsgebiets. Die
GX
deutlich asymetrisch. Vom hellen Innenbereich geht ein einzelner Arm
nach SSO ab, dieser ist leicht gebogen. Die Außenkontur in etwas
tropfenförmig – sehr interessant!
In dieser Region komme ich um
M74
– GX – PSC – (mag 9,4 – sbr 14,2; 10,0' * 9,4') SQM 21,13
nicht
herum. Auffällig der rundliche helle Nukleus mit auf den 1. Blick
unruhigen, runden sehr blassen Halo. Auf den 2. und 3. Blick
schälen
sich Spiralarme hervor. Ich wünsche mir noch dunkleren Himmel. Auf
der
einen Seite ierscheint die GX durch eine 3er Sternkette um mag 14, auf
der anderen Seite durch 2 Sterne um Mag 13 begrenzt.
Hups ..
es ziehen aus SW Schleierwolken auf. Der W ist bereits komplett
verseucht, der S zum Großteil ebenfalls. An den QSO ist nicht zu
denken
– schade.
So werfe ich noch
abschließende Blicke in den hohen
Osten, zu M31,32,110 und lasse es dann gut sein. Es ist 23.30 – ich
baue ab, und heim geht es. Nichts spektakuläres diese Nacht. Doch
unverhofft viel mehr als gar nichts ;.)
Viele Grüße
Achim
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