Bericht vom 01.11.2008; 20.20h – 21.10h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) ADLER
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 13mm Ethos, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6
Ort: ca. 2km außerhalb Obernesselbach, ca. 400m ÜNN
Temperatur: 21.20h +5 C ; 21.10h +5 C
Seeing: 3 -


Wetter: zuächst wolkenlos, nahmittags mehr und mehr verschleiert, mit Einbruch der Dämmerung zunächst wieder aufklarend

Beobachtete Objekte:
Galaxien: AND: UGC12555, NGC7640, UGC12632
Quasare: DRA: QSO HS1700+64

Samstag vor einer Woche war es klar gewesen, nur hatte wir mit Freunden uns zum Spieleabend verabredet. Soziale Kontakte und Freunde sind mir wichtig, trotzdem kam das Gefühl auf etwas versäumt zu haben. So war ich froh, dass – nachdem sich nachmittags der Himmel mehr und mehr verschleiert hatte - sich doch die Möglichkeit zum Spechteln eröffnet hatte. Der Blick vor die Tür gegen 19.00h offenbarte das Band der Milchstraße zenithnah, im S und SO jedoch auch Wolkenscheierstreifen am Himmel. Gut ½ halbe Stunde später belade ich das Auto, los geht es zum Rand des Steigerwalds. Es bilden sich erste Nebelbänke, teils fahrige bodennahe Streifen, teils unvermittelt auftauchende dichte Wände.

Um 20.10h stehe ich am Spechtelplatz, die Dämmerung ist längst abgeschlossen. Deutlich zeichnet sich das Band der Milchstraße ab von N durch Cassiopeia über den Zenit durch Cygnus bis in Süden, Auqila. Oberhalb von 40 Grad ist des Süden frei von schleiern, ähnlich sieht es im Osten aus. Das SQM gibt als Wert 20,93 aus – für den Standort unterdurchschnittlich, aber brauchbar. Kurz vor dem Losfahren hatte ich noch schnell aus Ciel einen Ausdruck angefertigt, vor oberen Andromeda-Bereich. Ich hatte nach für mich neuen Objekten gesucht (eigentlich nach Planetaries), in der schnelle jedoch nichts reizvolles ausmachen können. So peile ich in Richtung Lamda Andromeda in der Hoffnung nach lohnenswerten Zielen.

Dieser mit mag 3,8 recht helle Stern ist leicht mit bloßem Auge auszumachen, ebenso Kappa und Iota And. Peilt man in dieser Reihenfolge ca. 3 Grad weiter gen Westen sind im 8*50 Sucher deutlich zwei knapp mag 6 Sterne erkennbar. Grob auf halben Weg zwischen diesen Lichtfunken liegt das 1. Objekt der Nacht:


UGC12588 - GX - AND (mag 13,2 – 14,2; 1,9 * 1,9’) SQM20,93
Im 26er ist noch nichts erkannbar, im 13er kann an der Zielstelle ein schwacher neblicher Fleck erahnt werden. Im7er Nagler ist die Sichtung eindeutig. Nördlich von zwei ca. 3 Bogenminuten separierten, waagrecht angeordnenten ca. mag 13 Sternen, etwa 4 ' entfernt erkenne ich eine neblige, flächige Aufhellung. Diese wirkt leicht unruhig. In der nebulösität, etwas nach Nord versetzt ein Mag 14 Vordergrundstern, knapp außerhalb, östlich ein mag 13.5 – Fünkchen. Nichts spektakuläres. Etwa 2/3 Grad SO dieser GX wird es dann viel leichter und auch interessanter:

NGC7640 - GX - AND (mag 11,3 – 14,5; 10,0 * 1,9’) SQM20,93
Man soll sich nicht von der geringen Flächenhelligkeit abschrecken lassen – die GX war bereits im 26 sehr deutlich erkennbar. Es zeigt sich eine GX nahe der Kantenlage, eingerahmt von verzerrten Parallelogrammsternen vom mag 11 bis mag 12. Auffällig ein länglich-ovaler Zentralbereich der merklich gen Norden in einen nach außen hin leicht gebogenen Arm seine Forstetzung findend, gen Süden ist ein gegengleicher widerpart nur schwach erkennbar. Das ganze von einem zarten Halo umgeben, der eine langgestrekte elliptische Außenkontur erahnen lässt. Super interessant! Man wünscht sich einen besseren Himmel. Im Netz ist nur wenig über dieses Objekt zu finden: eine Balkenspirale in ca. 28 Mio. LJ Entfernung.


Na, das war doch etwas! Ein Blick auf den Himmel – mit Brille – lässt nichts gutes ahnen, mehr und mehr Schleierwolken. Der SQM-Wert ist auf 20.83 gesunken. Totzdem versuche ich eine schwache GX nahe von NGC7640,


UGC12632 - GX - AND (mag 12,1 – 15,0; 4,9 * 3,9’) SQM20,83
In der Zielregion erkennt man eine gebogene Sternenkette mit 5 Komponenten, mit mag 10 beginnend auf mag 13 abnehmened. Etwa 8 Bogenminuten nördlich ist im 13er sehr schwach eine gut 1 Bogenminute kleine, blasse Nebulösität dingbar zu machen. Nun wurde der Wunsch Vater der Eindrücke. Ich war der Meinung ganz schwache, weite Spiralarme zu erahnen. Ganz neugierig habe ich nun DSS-Bilder der Region betrachtet: voll danneben! Nicht eine Hauch von Spiralarmen, nur eine sehr blasse, flächige Aufhellung. Die Region weist viele, sehr schwache Feldsterne auf, vielleicht hat dies mich zur Fehlinterpretation verleitet.


Der Himmel wird immer schlechter, mit flächigen Objekten wird nicht mehr allzu viel gehen. Da probiere ich es mit punktförmigen Lichtquellen. Es wird nach Norden in den Drachen gepeilt, auf ca. 45 Grad Höhe. Im Sucher ist schnell Zeta Dra eingestellt, der helle Stern 19Dra mit dem mag 6,4 hellem 'Partner' HR6319 kann ich gerade so im zutauenden Sucher erkennen, dann geht der Starhop am Teleskopokular weiter. Ein knappes Grad westlich hilft HR6360 bei der Orientierung. Nun kommt die nächst feinere Aufsuchkarte zum Einsatz, mein Ziel ist der QSO

HX1700+64 – QSO – DRA (mag 15,4) SQM 20,80
Mit BD+641169 und BD+461163 bildet HR6460 ein gleichwinkliges Dreieck mit ca. ½ Grad Kantenlänge. Zwischen den um mag 9 hellen BD+Komponenten ist die Zielregion. Als nächstes soll ein weiteres geleichwinkiges Dreieck mit nur ca. 3 Bogenminuten Kantenlänge zur Orientierung helfen. Es wird schwer. Im 7er Oku gelingt es nur zeitweise, die Sternchen zu scharfen Lichtfunken zu fokussieren, das Seeing ist nur mäßig. Das Dreieick wird jedoch dingfest gemacht. Zwei Komponenten mit je mag 13,3 sind deutlich, die 3. mit mag 14,3 nicht mehr 100% direkt erkennbar. Im 5er wird es besser, da ist auch dieser Funken nun stabil auszumachen. Zwischen den nördlichen 13,3er und dem 14,4er, ca. 1' hin zum helleren Stern ein ca. Mag 14,8er Funken, indirekt zu 50%. Oh je! Der Bedingungen sind 'suboptimal'. Ich kann noch einen weitern Stern um mag 14,6 ausmachen, der aus dem Dreieck eine längliche Raute macht. Etwa 4' in der Verlängerung des 14,4 über den nördlichen 13,3er würde der QSO stehen. In den nächsten 10min konnte ich nichts gesichertes ausmachen, ich meinte es ab und zu aufblitzen zu sehen, das wird aber Wunschdenken gewesen sein. Besseres Seeing sind einfach ein Muss, wenn aufgrund von Aufhellung gleichzeitig auch noch ½ oder gar eine ganze Magnitude Kontrast fehlt, reichen auch 17Zoll nicht für eine Sichtung. Schade ... Photonen mit über 11Mrd Jahren Wegstrecke hätten mich schon gereizt.

Nach insgesamt nur etwa 1h wird eingpackt und heimgefahren. Totzdem: viel besser als wieder monatelange Abstinenz.

Viele Grüße

Achim                                    
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