Bericht vom 15.04.2009; 21.50h – 23.45h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 13mm Ethos, 9mm Nagler Typ6
Ort: Freies Feld, ca. 2 km außerhalb Obernesselbach, ca. 385m ÜNN
Temperatur: 21.50h 14 C ; 23.45h 9 C
Seeing: 4


Wetter: klar und sonnig den ganzen Tag.

Galaxien:
Uma: M109, NGC3953, NGC4026, MGC+09-20-052, NGC4085, NGC4088, NGC4100
Sex: NGC3115, Sextant A, Sextant B, NGC3156, NGC3166, NGC3169
Vir: M104
Kugelsternhaufen: -
Supernovae: SN2009dd
Planeten: -
Plantetarische Nebel: Abell30
Quasare: -

Der abnehmende Mond hatte schon die letzten Tage Begehrlichkeiten geweckt. Leider war es jedoch nur Tags richtig klar, mit Einbruch der Dämmerung wurde es wolkig und verschleiert - um an kommenden Morgen den Tag mit klarem Himmel zu beginnen. Am Vortag hatte ich trotzdem mein Glück versucht und war prompt enttäuscht worden. Neben Saturn und Tests mit dem Eigenbau-Filterschieber und der für den ADLER umgebauten, bereits vor 3 Jahren gebastelten EQ-Plattform war nichts vernünftig möglich gewesen.

Diesmal was es anders, erst zum Spät-Nachmittag war es richtig klar geworden, wurde gegen 19.00h den Adler zum temperieren rausgestellt; gegen 21.20h ging es Richtung Spechtelplatz. Zu dieser Uhrzeit war die Nautische Dämmerung lange nicht abgeschlossen, der Westen noch kräftig aufgehellt. Kurz vor Neustadt, auf der B8 (2-spurige Bundesstrasse ) kam mir ein LKW mit überholenden PKW auf gleicher Höhe entgegen, was ich durch den kurvigen Verlauf in der Dämmerung erst sehr spät erkannte. Mit kräftigem schlenkerer bei Tempo 100 - fast aufs Bankett – konnte ich gerade noch ausweichen. Himmel! Das war knapp – dann war ich aber richtig munter!

Am Beobachtungsplatz angekommen die gewohnte Routine: Ausladen, aufbauen, justieren am Stern. Ob der Dämmerung lasse ich mir Zeit, setze mich dann auf den Astrostuhl und lasse den Blick schweifen. UMin ist gerade so komplett erkennbar. Tief im SW, am Abtauchen Orion, gen Osten sind die Sternbilder deutlich leichter erkennbar. Um 21.42h zeigt das SQM 20,70; 5 Minuten später sind es 20,83 – nun kann es losgehen.

Auf der Asto-Mailingliste hatte ich von einer kürzlich entdeckten, relativ hellen Supernova in UMa gelesen, einer dankbar hoch gelegenen Region. Ich beginne den Starhop bei Gamma Uma, lande fast zwangsläufig bei

M109 - GX - UMA - (mag 9,8 - sbr 13,6; 7,5 * 4,4') SQM20,9
greife gleich zum 13er Oku. Leider ist das Seeing schlecht. Selbst bei dieser relativ geringen Vergrößerung von 140-fach fällt es schwer, einen benachbarten Mag10-Vordergrundstern richtig punktförmig zu fokussieren. Noch schiebe ich es auf Temperierungsprobleme, es zeigt sich später dass es leider am atmosphärischen Seeing liegt. Leicht ist die ovale Außenkontur der GX (etwa 3:2) erkennbar. Auch zeigt sich gleich eine schräge, längliche Aufhellung mit merklichem relativ kleinem aber doch flächigem Maximum. Für mehr wird es schwierig. Die Außenkontur ist relativ scharf vom Hintergrund abgehoben. Ich skizziere von einem Schrägbalken abgehende gegengleich startende Bögen, welche blasser werdend in etwa zum jeweils anderen Balkenende zurückkommen. Die DSS-Aufnahme hat nicht allzu viel Übereinstimmung mit der Skizze – bei gegebenen Himmel ist Detailerkennung schwierig. Eine notierte 3er Sternenkette jeweils um mag 13 im nördlichen Außenhalo passt dann aber wieder zur Aufnahme.

NGC3935 - GX - UMA - (mag 10,1 - sbr 13,4; 6,9 * 3,6') SQM21,00
nur ein Grad von M109 entfernt liegt auf meinem Starhop-Pfad, wird aber nur flüchtig gestreift. Seitens Helligkeit nur einen Tick schwächer als M109 verwundert es, warum dieses Objekt damals nicht ebenso ausgemacht wurde. Ich sehe ein etwas mottelig wirkendes Oval, etwas lang gezogener (2:1), die Hauptachse fast 90 Grad vs M109 geneigt, etwa von N nach S. Dicht an der GX, ca. 2’ östlich ein mag 12/13 Vordergrundstern, parallel zur GX-Hauptachse, etwa 5’ südlich davon ein weiterer, ähnlich heller Vertreter. Im GX-Halo selbst, in etwa ggü. des erstgenannten Vordergrundsterns ein blasser mag 14 Lichtfunken. Die DSS-Aufnahme der Nachbereitung macht Appetit: bei gutem Seeing und dunklem Himmel müssten sich hier doch einige Details erhaschen lassen – vormerken!

Gut nochmals ein weiteres Grad weiter, entgegen der Richtung zu Gamma UMA zeigt Ciel eine 2er-GX-Gruppe mit Edge-On-GXen im 90 Grad-Winkel zueinander, mit fast berührenden Spitzen. Das sieht viel versprechend aus. Also auf zu

NGC4026 - GX - UMA - (mag 10,8 - sbr 12,7; 4,8 * 1,2') SQM21,00 und
MGC+09-20-052 - GX - UMA - (???) SQM21,00
Die NGC-GX ist sofort ausgemacht, eine relativ helle Spindel mit merklicher zentrale Bulge. Nur wo ist die zweite GX? Ich war ob der Bezeichnung schon etwas irritiert, keine NGC- oder UGC/PGC-Nummer, doch die Helligkeitsangabe mit Absolut 11,7 und sbr 12,1 sollte kein Problem darstellen. Hier muss ein Katalogfehler vorliegen, ich konnte trotz größerer Bemühungen die GX leider nicht ausmachen. Die Position mag vielleicht stimmen, die Helligkeitsangaben dann definitiv jedoch nicht.

Der Starhop geht weiter mit dem Auge am 26er Oku – bei kurzen Distanzen wie hier nur einem Grad ist dies die schnellere und sicherer Variante zu Ziel, dann ist die Wirt-Galaxie der aktuellen Supernova erreicht:

NGC4088 - GX - UMA - (mag 10,6 - sbr 13,2; 5,6 * 2,1') SQM21,10
Auch ohne die ‚Anreicherung’ ein interessantes Objekt. Es zeigt sich ein deutlich längliches Gebilde, welches breite, hellere Regionen aufweist und dabei irregulär wirkt; die markanteste, ca 2’ lang weist etwa nach NO. Über die Gesamte Fläche sind sonst nur geringe Helligkeitsnuancen auszumachen. Zum Zentrum hin ist jdeoch eine weitere Helligkeitsmassierung festzustellen – scheinbar ein Vordergrundstern - etwa im geometrischem Mittel - abgesehen. „Scheinbar“ deshalb, da es sich hier um die Supernova SN2009bb handelt. Mit dem Netbook vor Ort versuche ich mich an einer Helligkeitsabschätzung. Ich suche ähnliche helle Vergleichsterne im Feld, versuche die SN diesen gegenüber einzuordnen. Etwas heller als ein mag 13,7, jedoch blasser als ein 13,25er, also ca. 13,5. Nicht ganz einfach, da die SN ja nicht im dunklen Raum, sondern vor dem Körper der mäßig flächenhellen GX steht. Lohnenswert!

Von der Beobachtung beflügelt wollte ich gleich bei der nächsten SN weitermachen, hatte jedoch die Katalognummer falsch notiert. Ohne Kenntnis der Wirt-GX wird es nichts – pech gehabt.

Auch beim nächsten geplanten Objekt gehe ich leer aus. Abell 20 in CMin steht mit ca. 25 Grad relativ niedrig, Richtung SW. Dort ist die geöffnete Heckklappe des Autos im Strahlengang. Auch macht mir der dunstige Horizont etwas Sorge. Luftfeuchtigkeit kann es kaum sein, ist die Nacht doch ausgesprochen trocken. Ich tippe auf Pollen. Angestrahlt durch die urbane Beleuchtung von Bad Windsheim ist in dieser Region die Grenzgröße so niedrig, das dort ans Beobachten sehr schwacher PN’s nicht zu denken ist. Im Objektordner habe ich eine jedoch eine komplette Übersicht der Abell-PN’s, so komme ich auf A30, deutlich höher im Sternbild Cancer. So versuche ich dort mein Glück:

PK208+33.1 = Abell30 - PN - CNC - (mag 15,6 - sbr 14,6; 2,1 * 2,1') SQM21,20
Aktuell war das Seeing etwas besser, so dass nach erreichen der Zielregion auch das 9er (202-fach) eingesetzt werden konnte. Im GF zeigt sich eine Sternengruppe in Form eines leicht deformierten Parallelogramms mit Komponenten von mag 12 bis 13,5. Die hellste Komponente an der rechten, oberen Ecke. Ca. 1’ unterhalb davon ein 13,3er Fünkchen. Etwa in Richtung 4h, gut 4’ weiter sollte der PN stehen. Mit Geduld erkenne ich zunächst nur eine weitere, recht blasse Sternenformation in Form des Cancer-Sternbilds, jeweils um Mag14. Dann meine ich etwas zu erahnen, nur ist nichts definitiv. Mit OIII bin ich immer noch unsicher, meine aber eine sehr blasse Aufhellung erkennen zu können, überwiegend am rechten Rand einer gedachten Blase. Beim raschen Filterwechsel (ich muss noch etwas nacharbeiten, die untere Rasterung geht viel zu streng) reicht es für eine grenzwertige Bestätigung – ja, da ist etwas. Details kann ich aber nicht bieten.

Bei meiner letzten Spechtelvorbereitung hatte ich mir das unscheinbare Sternbild Sextans vorgenommen, zwischen Hydra und Leo gelegen. Zunächst versuche ich mit bloßem Auge mein Glück. Die Bedingungen tief im S und SO sind wirklich nicht gut, auch die oberen Sterne des Sternbild Crater (Becher) sind kaum auszumachen, die untere Spitze des Sextans (Gamma Sex) ist nur ab und an blickweise auszumachen – fst nicht besser als 5.0, eher sogar etwas schlechter. Mein nächstes Ziel liegt mit knapp 30 Grad etwas höher, ist dankenswerter weise aber relativ hell:

NGC3115 - GX - SEX - (mag 8,9 - sbr 11,9; 7,3 * 3,4') SQM21,20
Eine recht helle Linse in Kantenlage, etwa 3:1. Die im DSS-Foto erkennbaren zart auslaufenden Außenbereiche konnte ich nicht ausmachen, daher kam mir das Objekt lang gestreckter als tatsächlich vorhanden vor. Im GF oberhalb (nördlich) der schräg von 10h nach 4h ausgerichteten Spindel ein mag 13- Vordergrundstern, nach 2’ ein hellerer mag 12er.

Nun wird es wieder deutlich schwerer, mit
UGCA 205 = Sextans A - GX - SEX - (mag 11,5 - sbr 15,0; 5,9 * 4,9') SQM21,20
Eine Chance hier etwas zu sehen? – ein eindeutiges Ja! Aber nur Teilbereiche. Es handelt sich hier um eine relativ kleine (5k JL Durchmesser), irreguläre Zwerggalaxie, welche zur Lokalen Gruppe zählt und gut 4 Mio LJ entfernt steht. Im Okular sehe ich einige Feldsterne, drei in etwa waagrecht, schräg darüber nochmals 3 Lichtfünkchen, ca. 1’ separiert. Mehr rechter Hand zeigen sich zarte Helligkeitsvariationen, kleine, sehr blasse Knötchen. Schwer, aber doch eindeutig. Spaßeshalber versuche ich es mit OIII: der Hintergrund wird nun richtig schwarz, die Knötchen bleiben, werden sogar einen Tick deutlicher. Das wenige Licht bei der angegebenen Flächenhelligkeit scheint sich auf sehr begrenzte Gebiete zu konzentrieren. Ich bin angenehm überrascht. Notiert hatte ich: lichtschwach, leicht grieselige Bereiche. Für die kastenförmige Außenkontur reichte es leider nicht.

Wer A sagt sollte auch B sagen. Der Starhop dorthin wird mit dem 8*50 Sucher durchgeführt, sind doch einige Grad an Distanz zu überwinden. Wie gewohnt hangle ich mich an helleren Sternenformationen entlang, also wie oftmals über kleine Umwege. Auf diesem Umweg liegt noch eine interessante GX-Gruppe:

NGC3169 - GX - SEX - (mag 10,2 - sbr 12,8; 4,2 * 2,9') SQM21,28
NGC3166 - GX - SEX - (mag 10,4 - sbr 12,9; 4,9 * 1,9') SQM21,28
NGC3165 - GX - SEX - (mag 13,9 - sbr 14,0; 1,3 * 0,7') SQM21,28
In einer relativ sternenreichen Region. NGX 3166 zeigte sich als GX mit rundlichem, flächig-hellem Zentralbereich und kleinem ovalen Außenhalo, während 3169, nur ca. 5’ separiert und damit locker im 13er Oku gemeinsam betrachtbar ein mehr länglichen ZB aufweist, der Halo aber – an sich relativ blass – dann abrupt zum dunklen Hintergrund endet. Gerne würde ich höher vergrößern, nur macht es leider keinen Sinn. Die Dritte GX – NGC3165 – auch in unmittelbarer Nähe konnte ich nicht ausmachen, dafür locker und leicht in knapp ½ Grad Distanz

NGC3156 - GX - SEX - (mag 12,3 - sbr 13,0; 1,9 * 1,2') SQM21,28
Wenn auch nur als unspektakuläres, kleines 2:1 oval neben einer fast gleichwinkligen 3er Sternengruppe, im GF auf der Kante stehend. Hin zu

UGC 5373 = Sextans B - GX - SEX - (mag 11,3 - sbr 14,3; 5,1 * 3,0') SQM21,28
Sind es von dort nur noch knapp 4 Grad. Für mich eindeutig die schwierigere der beiden Sextans-Dwarfs, gibt es hier doch keine deutlichen Helligkeitsmassierungen. Auch hier handelt es sich um eine Zwerg-GX (Dwarf) wie bei Sextans A, in ähnlicher Entfernung. Ich skizziere eine leicht wannenförmige Sternenkette mit blassen Mag 13/13 Fünkchen, darüber in 6’ eine spitzwinklige 3er Gruppe. Dazwischen die GX. Ich notierte: sehr blass, hebt sich nur unmerklich vom Hintergrund ab. Es hat gerade so gereicht, bei besserem Himmel sicher nicht allzu schwer.

A propos Himmel: Diese Nacht zeigt wieder die Schwierigkeit bei der Angabe für objektive Himmelshelligkeit deutlich auf. Die SQM-Werte waren mittlerweile auf ordentliche 21,28 gefallen, doch sagt dies diesmal wenig über die Bedingungen auf ca. 35 Grad Höhe aus. Verglichen mit anderen Nächten war die Transparenz selbst auf dieser Höhe relativ schlecht. Es fehlt nach wie vor die Möglichkeit örtlich begrenzt objektive Aussagen treffen zu können. Mit fst-Angaben der Beobachtungsregion läge man näher, nur sind die Werte zwischen verschiedenen Beobachtern wieder nicht aussagefähig, da zu unterschiedlich.

Zum Abschluss musste dann noch etwas Einfaches her, nördlich des Raben und gerade über der Grenze schon im Virgo:

M104 - GX - Vir - (mag 8,0 - sbr 12,6; 8,6 * 4,2') SQM21,28
Die Sombreo-Galaxie. Im Newton natürlich mit umgedrehten Hut. Gigantisch, wie das mottelig wirkende Staubband die GX teilt. Der größere, hellere Bereich nördlich. Knapp unterhalb des sichtbaren Halos, ein deutlicher mag 13 Feldstern, von dort etwa 2’ Richtung 4h ein 14,5 er Fünkchen. Deutlich heller, vom GX-Zentrum Richtung 10h ein markanter 10er Vordergrundstern. Schön .. trotzdem will diese Nacht keine Begeisterung aufkommen. Feldsterne sind nicht so knackig wie gewohnt, es fehlen etwas die Kontraste. Hups .. ein Blick mit bloßem Auge zeigt nun auch noch auf- und durchziehende breite Dunststreifen.

Schluss für heute …. Es muss auch mal unterdurchschnittliche Nächte geben. Aber es geht ja erst Richtung Neumond – ich hoffe auf weitere Beobachtungsmöglichkeiten.

Viele Grüße

Achim                                       > zurück zur Beobachtungsübersicht