Bericht vom 25.04.2009; 00.10h – 04.05h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 13mm Ethos, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6
Ort: Ort: Freies Feld, ca. 2 km außerhalb Obernesselbach, ca. 385m ÜNN
Temperatur: 00.10h + 9 C ; 04.05h +4 C
Seeing: 3, später 3+


Wetter: klar beim Aufstehen, dann mehr und mehr bewölkt und recht windig (4 bis 5), gegen 18h 5/8 Wolken, abends wieder aufklarend, um 22.30 noch einzelne Schleier, dann klar.

Kugelsternhaufen: M68, M3, M5, PAL5
Galaxien:
VIR: NGC4532, Holmberg VII, NGC4216, NGC4206, NGC5267, NGC4305, NGC4306, M86, M84, NGC4402, NGC4388, NGC4387, NGC4438, NGC4435, NGC4461, NGC4458, M90, IC3583, M87, NGC4486A, NGC4486B, NGC4478, NGC4476
COM: M99, NGC4302, NGC4298, M98, NGC4208, NGC4473, NGC4477, NGC4479, NGC4459, NGC468, NGC4474, NGC4447, NGC4446,
Uma: M51, NGC5195
SER: Hikson79, Hickson 76
Planeten: -
Planetarische Nebel: Pease1 (Versuch), M57
Emmissionsnebel: NGC6992, NGC6960

Diese Neumondphase hat es in sich. Wie so oft: manche Monate geht gar nichts, dann kommt man gar nicht nach. Ich hatte den Tag frei, bin trotzdem um 6.30h aufgestanden, Kinder in die Schule verabschiedet, dann wurden alte Beobachtungsberichte aufbereitet und auf die Homepage geladen. Nach 4 h mit dieser Tätigkeit brummt der Schädel. Eigentlich steht Radeltraining auf dem Program, doch windet es schon recht deutlich, aus ist es noch kühl. Um 14.30 überwinde ich mich, kämpfe die nächsten 2h mit mäßig bis kräftigem Wind. Die zunehmende Bewölkung lässt mich astronomisch gesehen kalt, man hat seine Erfahrungen. Abends lümmle ich faul am Sofa beim Fernsehschauen, um 22.30 wird vor die Tür gesehen: noch sind Restschleier vorhanden, es wird aber immer besser. Um 23.15 ist es dann klar. Alles verladen, kurz umziehen – dann geht es los. Kurz vor Mitternacht stehe ich am Spechtelplatz, an dem das Scheinwerferlicht zwei Rehe verscheuchte. 10 min später ist alles aufgebaut und justiert, das SQM das erste mal abgelesen: 21,40 – wow! Das wird eine dunkle Nacht. Auriga steht schon tief in Westen, Leo hatte schon kulminiert, Virgo und darüber Coma dominieren den Süden, nochmals tiefer Corvus. Im Zenith UrsMajor. Dort kann ich 6,4er Feldsterne mit bloßem Auge ausmachen.

Ich habe wieder mein Netbook dabei; mittlerweile bin ich an die Navigation damit schon gewöhnt. Unterhalb des Raben fällt ein größeres Objekt auf, das ich einige Jahre nicht mehr eingestellt hatte:


M68 - GC - HYA - (mag 8,2 - sbr 13,0; 8,8 * 9,8') SQM21,40
aktuell etwa 15 Grad über dem Horizont. Ganz schön hell, das Teil. Im 26er schon granulär. Bis zum 9er (202-fach) macht das Vergößern sinn, damit ist der GC ordentlich groß. Es zeigt sich ein merklich massiertes Zentrum das kräftig glost, von Außenbereichsternen übersät. Auffällig zwei etwas hellere Sterne um mag 13..13,5 auf ca. 20% Radius, auch wird der GC auf des östlichen Seite im Halbkreis (Radius ca. 4') von 6 13,5er ..14er Lichtfunken umfasst. Ob Vordergrund- oder Außenbereichsterne? Keine Ahnung, auf jeden fall schön anzusehen.

Es geht etwas höher, in die Virgo. Aber noch nicht ins GX-Getümmel, sondern vielmehr zu einem lichtschwachen Vertreter. Für den Starhop setze ich bei Delta Vir auf, mit mag 3,4 mehr als einfach zu sehen. Mit Hilfe des 8*50 Suchers geht es 6 Grad gen ONO. Der mag8 helle Feldstern BD+07 2555 in der Zielregion ist im Sucher bereits erkennbar.
Nur 5' nördlich davon

NGC4532 - GX - VIR - (mag 11,9 - sbr 13,0; 2,7 * 1,2') SQM21,40
flächig heller Zentralbereich, fast wie ein länglicher Tropfen, nach N deutlich breiter als nach S, ca 15Grad schräg zum schmalen Außenhalo orientiert. Ein 11er Feldstern im Halo, unmittelbar am helleren Innenbereich, danneben ein 14er Lichtfunken, weniger als 1' separiert. Recht interessant!

Etwa 6' SSO des 8er Feldsterns suche ich

UGC7731 = Holmberg VII - GX - VIR - (mag 14,0 - sbr 14,3; 1,3 * 1,3') SQM21,40
ungleich schwerer, mit Muße und Geduld aber doch gesichert mit indirektem Sehen zu erkennen. Rundlich, zum Mitte hin ganz leicht 'heller' – die GX in einem auf 3' Feldsternfreiem Bereich. Betrachtet im 9er bei 202-fach.

So, nun ist es soweit. Nachdem ich mich ein paar Jahre davor gedrückt habe wird sich nun in den Virgo-GX-Haufen gestürzt. Aber nicht planlos – ich will immer schon wissen, wo und was ich gerade im Oku betrachte.

So setze ich neu auf, will das Ganze von Norden her angehen. Ein 6,5er Feldstern markiert den Startpunkt, nahe
M99 - GX - COM - (mag 9,9 - sbr 13,2; 5,3 * 4,6') SQM21,40
Jeppa! Das geht gut los. Gleich ist eine GX mit viel Struktur erwischt. Deutlich, auf den ersten Blick fällt der südliche, rel. breite gebogene Spiralarm auf, ausgehend von einem leicht ovalem, W-O ausgerichtem Zentrum. Nach Nord sind es zwei kürzere Arme, einer enger, der andere etwas weiter fassend. Etwa 2' vom GX-Zentrum nach SO ein 13er Feldstern, nach O ein 14,5er – gerade so noch direkt im 9er Oku zu sehen. Ein gelungener Einstieg.


Und es geht gut weiter. Mit 40' Distanz im 9er nicht mit M99 zusammen erfassbar eine tolle 2er Gruppe:

NGC4302 - GX - COM - (mag 11,6 - sbr 13,3; 5,3 * 1,0') SQM21,40
NGC4298 - GX - COM - (mag 11,3 - sbr 13,1; 3,2 * 1,9') SQM21,40
man, ich bin so helle GX'en gar nicht mehr gewohnt – oder liegt es einfach am sehr dunklen Himmel? Wie auch immer: klar und deutlich NGC4298 eine GX in Edge-on, ebenfalls sofort auffällig Helligkeitsknoten entlang des Körpers, der eine gleichmäßige Breite aufweist, also ohne Bulge. Dies helleren Zonen etwas ausgeprägter im nördlichen Bereich. Das in der Nachbereitung zu sehende zarte, zentrale Staubband war mir als solches nicht bewusst geworden. Westlich, mit ca. 2' Distanz NGC4302, ein leicht motteliges Oval mit einer von NO nach SW geneigten Hauptachse. Merklich heller, kleiner Zentralbereich. Zwischen diesem und NGC4298, knapp neben NGC4302 ein 10er Feldstern. Erwähnenswerte ein 11er Feldstern knapp O der 4298 Nord-'spitze'.

Über den Feldstern 6-Com ca. 2 Grad navigiert folgt die helle

M98 - GX - COM - (mag 10,1 - sbr 13,6; 9,4 * 2,3') SQM21,40
jep, wieder ein Sahnestück! Fast Edge on – es müsste eine Sprial-GX sein. Markant hell der Zentralbereich, stellar wirkend – gar ein Feldstern? Die GX von NNO nach SSW geneigt, etwas 3,5:1 elongiert. Vom Zentrum ausgehend sind in beiden Richtungen etwas blassere Zonen auszumachen, die zum Rand hin jeweils etwas heller werden, auf der O-Seite deutlicher als auf der W-Seite. Ein 13er Feldstern ca. 2' neben der GX auf Höhe des NO-endes, westlich.

Es geht weiter: zurück zu M99, dann 1 ½ Grad nach Süd, zum GX-Paar:

NGC4216 - GX - VIR - (mag 10,0 - sbr 12,8; 7,8 * 1,8') SQM21,40
NGC4206 - GX - VIR - (mag 12,1 - sbr 14,1; 6,4 * 1,1') SQM21,40
zwei Gxen nahe Edge on. Ähnlich groß und doch sehr unterschiedlich. Während NGC4216 es ob der Helligkeit leicht das Zeug zum Messier-Objekt hätte ist NGC4206 doch viel schwächer. NGC4216 mit 13er Feldstern auf Höhe des Zentrums,östlich , noch im Halo. Der östliche Rand der von NNW nach SSO ausgerichten mit etwa 4:1 sehr länglichen GX erscheint mottelig. Das helle Zentrum etwas westlich orientiert, merklich länglich. NGC4216 von N nach S ausgerichtet, leicht mottelig, graduell zart zunehmende Helligkeit der Innenbereiche, noch etwas länglicher. Zwischen den beiden, ca. 10' separierten Gxen ein 13..14er Feldstern. O neben dem S-Ende von 4216 eine Mag11 3er Gruppe als gleichwinkiges Dreieck mit jeweils ca. 4' Distanz.

Schwächere Objekte ignoriere ich nun einfach, sonst wird es mit den Beschreibungen einfach zu viel. Auch nehme ich die Vergrößerung auf 140-fach zurück, um einen besseren Überblick zu gewinnen. Im 100Grad-Gesichtsfeld schwebe ich nun scheinbar zwischen Raum und Zeit. Mit den Skizzen wird es auch schwieriger. Ich fange einfach oben links auf einem Blatt an und zeichne mich im Bogen nach unten links.

Zunächst gibt es noch einen knapp 3 Grad Starhop Richtung M86, dazwischen wird erst

NGC4267 - GX - VIR - (mag 10,9 - sbr 13,3; 3,0 * 2,8') SQM21,40
eine Face-On Linse mit markant hellem Zentrum und zwei schwachen Feldsternen im O Halo

und dann das Paar

NGC4306 - GX - VIR - (mag 12,6 - sbr 13,5; 2,1 * 1,2') SQM21,40
NGC4305 - GX - VIR - (mag 12,6 - sbr 13,3; 1,6 * 1,1') SQM21,40
wird kurz betrachtet. Hier zeigen sich zwei breitere Ovale, die Hauptachsen ca. Um 90 Grad gegeneinander geneigt, NO-SW und NW-SO. NGC4305 als strukturlose Linse, NGC4306 leicht unruhig wirkend.

Und nun bin ich mittendrin:
M86 - GX - VIR - (mag 8,9 - sbr 13,2; 9,8 * 6,3') SQM21,40
M84 - GX - VIR - (mag 9,1 - sbr 13,0; 6,7 * 6,0') SQM21,40
NGC4388 - GX - VIR - (mag 11,0 - sbr 13,0; 5,6 * 1,5') SQM21,40
NGC4387 - GX - VIR - (mag 12,1 - sbr 12,8; 1,7 * 1,1') SQM21,40
NGC4402 - GX - VIR - (mag 11,8 - sbr 13,2; 3,6 * 1,2') SQM21,40
NGC4407 - GX - VIR - (mag 12,7 - sbr 13,7; 2,3 * 1,4 ') SQM21,40
NGC4425 - GX - VIR - (mag 11,8 - sbr 12,9; 2,8 * 1,0') SQM21,40
Sieben auf einen Streich, und alle richtig deutlich. Im Ethos GF bilden M86 und M84 zusammen mit NGC4388 ein gleichwinkiges Dreieck mit ca. 1/4-Grad Kantenlänge. In der Mitte des Dreiecks steht ein 9er Feldstern, an dessen Rand sich mit NGC4387 eine kräftige, kleine helle Linse zeigt. Gerade die beiden M's geben wenig her: sehr hell, markant zelle Zentralbereiche, sonst aber keine Details. M86 etwas länglich, M84 rundlich. Besser schon die beiden Spindeln NGC4388 und 4402. Erstere mit kräftigem hellen, länglichem Zentrum, letztere schärfer zum Hintergrund abgegrenzt, leicht unruhig Entlang der Hauptachse. Es fehlt noch die Bescheibung von NGC4407 (leicht oval, knapp neben 2 12er Feldsternen) und NGC4425, eine kleine Spindel neben einer stumpfwinkligen 3er Sternengruppe um jeweils mag 13.. 14. zuz dem was alles gleichzeitig erblickt werden kann.

Uff, und dabei bin ich erst am Anfang, nun geht es Markarians GX-Kette entlang. Zunächst jeweils zwei GX-Pärchen, erst

NGC4438 - GX - VIR - (mag 10,2 - sbr 13,6; 8,5 * 3,0') SQM21,40
NGC4435 - GX - VIR - (mag 10,8 - sbr 12,5; 3,0 * 2,2') SQM21,40
Mist – da hätte ich mir mehr Zeit nehmen sollen. Während bei NGC4435 das notierte leicht längliche, kräftige Oval zutreffend ist hat NGC4438 deutlich mehr als ein unruhiges, tropfenförmiges Zentrum zu bieten. Die zarten Ausläufer und Staubregionen in der Nachbereitung sehen super interessant aus – da wäre mit Muße und höherer Vergrößerung sicher etwas möglich gewesen – grrr! In der Region steht einfach zu viel dicht auf dicht.

Ausgehend von M86 beginnt ein gedachter Bogen, nach ONO startend, dann nach N weiterführend. O.G. GX-Paar nach ca. 1/3 Grad, nochmals so viel weiter dann

NGC4461 - GX - VIR - (mag 11,2 - sbr 12,8; 3,4 * 1,4') SQM21,40
NGC4458 - GX - VIR - (mag 12,1 - sbr 13,2; 1,6 * 1,5') SQM21,40
beide Objekte stehen nur ca. 5' auseinader, NGC4461 ein 2,5:1 Linse mit hellem Zentrum, NGC4461 eine kreisrunde, ebenfalls mit markant hellem ZB. Erwähnenswert ein 9er Feldstern in der Verlängerung der NGC4461-Hauptachse, etwa 3' ONO von NGC4458.

Bein nächsten Objekt, abermals ca. 1/3 Grad den Bogen weiter wird die Grenze zum Coma wieder überschritten:

NGC4473 - GX - COM - (mag 10,2 - sbr 12,8; 4,2 * 2,6') SQM21,40
die rel. große Flächenhelligkeit lässt es bereits vermuten: abermals eine GX-Linse mit hellem, merklich flächigem Zentrum, leider ohne jegliche Strukturen.

Mit dem Paar

NGC4479 - GX - COM - (mag 12,4 - sbr 13,1; 1,6 * 1,3') SQM21,40
NGC4477 - GX - COM - (mag 10,4 - sbr 13,1; 3,7 * 3,3') SQM21,40
ist das Ende der Kette erreicht. NGC4477 zeigt einen merklich länglichem ZB in einem relativ weitem, rundlichem zarten Außenhalo, NGC4479 deutlich kleiner, eine kleine breite Spindel mit Lichtblob in der Mitte. Zwischen beiden, etwas nach S versetzt eine schwache 3er Sternenkette.

Durchhalten heist hier die Devise. Einfach so abfahren kann jeder, doch skizzieren und beschreiben, das macht Arbeit und kostet Energie. Es stehen 5GXen gemeinsam im 13er GF an, alle in einer Linie (naja, die letzten beiden nebeneinander:

NGC4474 - GX - COM - (mag 11,5 - sbr 12,7; 2,4 * 1,6') SQM21,40
NGC4468 - GX - COM - (mag 12,8 - sbr 13,1; 1,4 * 1,1') SQM21,40
NGC4459 - GX - COM - (mag 10,4 - sbr 12,7; 4,0 * 3,1') SQM21,40
NGC4446 - GX - COM - (mag 13,9 - sbr 13,7; 1,1 * 0,9') SQM21,40
NGC4447 - GX - COM - (mag 13,9 - sbr 13,2; 0,9 * 0,7') SQM21,40
Nimmt man NGC4459 ins GF-Zentrum sind alle gemeinsam erkennbar: 4459 als helle Linse mit markantem mag9 Feldstern am Südrand, nach ONO in 8' Distanz 4468 als helle, kleine Linse, weitere 5' deutlicher 4474, abermals linsenförmig, aber mit rundlichem Zentrum. Von 4459 genau in die andere Richtung startend kommt nach 5'ein 11er Feldstern, nach weiteren 4' eine senkrechte 3' lange Sternenlinie Mag11 im N bis Mag 13 im S. Dahinter zwei zarte Lichtblobs: NGC4446 und 4447, letztgenannte fast stellar wirkend.

Uff! das strengt an. Ich setzte nochmals neu auf, knapp 2 Grad grob nach Süden um M87 zur nächsten5er Gruppe

M87 - GX - VIR - (mag 8,6 - sbr 13,0; 8,7 * 6,6') SQM21,5
NGC4478 - GX - VIR - (mag 11,4 - sbr 12,7; 1,8 * 1,5') SQM21,5
NGC4476 - GX - VIR - (mag 12,2 - sbr 12,8; 1,8 * 1,3') SQM21,5
NGC4486A - GX - VIR - (mag 11,2 - sbr 10,3; 0,8 * 0,7') SQM21,5
NGC4486B - GX - VIR - (mag 13,4 - sbr 12,2; 0,6 * 0,6') SQM21,5
M87 zeigt sich als nächste, langweilig helle Linse, face on. Erst eben denke ich an den Jet dieser Seyfert-GX. Mist – bei den fast idealen Bedingungen wäre vielleicht etwas gegangen. Statt dessen beschäftige ich mich mit zwei vom Charakter sehr ähnlichen Linsen, jeweils markante Zentralbereiche, leicht länglich. NGC4478 ca. 3', NGC4476 etwa 6' Richtung OSO vom M87-Zentrum entfernt. Dank größerem Zoom in Ciel bemerkt
und deshalb gesucht und identifiziert: NGC4486A, nach SSW, NGC4487B nach NNO. 4486A extem hell, fast stellar. Im 13er und gar im 9er wurde der flächige Charakter dann offensichtlich, für mich sogar noch kompakter NGC4486B, vermutlich konnte ich nur das exterm helle Zentrum identifizieren.

Den Virgo-GX-Haufen in einer Nacht systematisch abzugrasen wäre der reine Wahnsinn, für

M90 - GX - VIR - (mag 9,5 - sbr 13,4; 9,9 * 4,4') SQM21,5 mit
IC3584 - GX - VIR - (mag 12,8 - sbr 13,6; 2,2 * 1,2') SQM21,5
reicht noch die Energie. Na endlich nicht nur eine Linse. M90 zeigt zwar auch einen leicht länglichen, relativ hellen sich deutlich abhebenden Zentralbereich, doch sind im Halo unruhige Zonen und Verdickungen erkennbar. Für mich etwa 2.5:1 elongiert, ich scheine einiges vom Außenhalo übersehen zu haben. Fast N der von NNO nach SSW ausgerichteten GX eine 3er Sternengruppe: 2 mag 12, etwa O-W mit 2' Distanz, darunter mehr O ein 13er. Schwach ist hier IC3584 erkennbar, gerade noch so direkt.

Jetzt reicht es erst mal – Abwechslung muss her!. Es ist 01.40h. Neue Messungen mit dem SQM geben 21,54 gemittelt aus – Rekord für diesen Standort. Gut, es muss so gut wie kein Milchstraßenbeitrag abgezogen werden. Apropos: Tief im Osten steigt diese in der Breite langsam auf, wird immer deutlicher. Ich peile auf ein deutlich mit bloßem Auge erkennbares Objekt:

M3 - GC - CVN - (mag 6,4 - sbr 11,0; 18,6 * 18,6') SQM21,54
da funkelt und prasselt es nur so. Ein schöner Kontrast zu diffusem-flächigem. Im 13, dann im 9er und auch im 7er bei 260-fach wird geschwelgt. Mir fällt den PN Pease1 in M3 ein, nur habe ich hierfür keine Aufsuchkarte dabei. Geht es auch ohne? Ich versuche es mit dem Filterschieber und herausblinken. Hmm – beim Schieben und den relativ hohen Vergrößerungen zittert das Bild zunächst doch gut 1 Sekunde. Ich versuche es mehrfach, doch ist das zu observierende Gebiet für mich zu groß, um gedanklich abgespeichert werden zu können. Nach 10 Minuten gebe ich es auf. Ohne genaue Orientierung schaffe ich es nicht, die letzte Beobachtung ist zu lange her, als das mir das Gedächtnis helfen würde.

Ahh .. der Himmel ist wunderbar. Noch mit dem 9er im OAZ peile ich in den Zenith, eine Region die mich die letzten Wochen immer wieder magisch anzieht. Diesmal sogar nochmals einen Tick besser:

M51- GX- CVn - (mag 8,4 – 12,9; 10,8 * 6,6’) SQM 21,54
NGC5195- GX- CVn - (mag 9,6 – 12,9; 5,9 * 4,6’) SQM21,54
Wow! Eine Schau! 4 Nadelfeine Lichtpünktchen – Vordergrundfunken – im GX-Körper, NGC5195 in einer zarten Außenhalowolke. Richtig guten Himmel zeigt sich vor allem am von NGC5195 wegweisenden, weit fassenden Spiralarm. Wenn man zwischen diesem und dem GX-Körper noch deutlich eine Aufhellung sieht, dann passt es. Ich steigere ich die Vergrößerung.noch eine Stufe. Das Seeing ist gut, aber nicht excellent. So bleibe ich bei 260-fach. Noch gut in Gesamtheit incl. NGC5195 erkennbar, aber doch fast 2/3 des GF füllend. Besser hatte ich das Pärchen noch nie im Okular. Markant die Dicke- und Helligkeitsvariationen in den Spiralarmen. Das macht spass! Ich traue mich gar an eine relativ großflächige Skizze. Nur mit hartem, 0,5er Druckbleistift werde ich dem Objekt aber nicht gerecht.

Mittlerweile zeigt sich die Milchstraße im Osten quer liegend, deutlich zerklüftet. Die Lichtglocke von NEA oder gar Nürnberg (gleiche Richtung, nur 30km weiter) stört hier aber noch. Mir ist nun nach kleinen Fuzzelchen, nach Hickson-Gruppen:

Dazu schwenke ich hoch in Serpens, starte den Starhop an Rho Ser im Schlangenkopf, von dort aus geht es ca. 2 Grad östlich. Das Zielgebiet steht gut 60 Grad hoch und hat erst kürzlich kulminiert. Es handelt sich um

Hickson 79 = Seifert-Sextet, bestehend aus:
PGC0056579 = Hick79b- GX - SER – ( mag 14,4 - sbr 13,4; 1,1 * 0,5') SQM21,54
PGC0056584 = Hick79c - GX - SER – ( mag 15,0 - sbr 13,7; 0,9 * 0,4') SQM21,54
PGC0056580 = Hick79e - GX - SER – ( mag 16,4 - sbr 13,8; 0,3 * 0,3') SQM21,54
PGC0056576 = Hick79a - GX - SER – ( mag 14,8 - sbr 14,4; 0,9 * 0,9') SQM21,54
PGC0056578 = Hick79d - GX - SER – ( mag ? - sbr ?; 0,9 * 0,2') SQM21,54
Alle Objekte auf einem Gebiet von knapp 2 Bogenminuten. Im 26er Aufsuchoku ist zeigt sich eine kleine gebogene Sternenkette, die ein flache Wanne bildet und sich über ca. 3' erstreckt, die in der Mitte etwas diffus wirkt. Bei höherer Vergrößerung erkennt man, das ein Teil der Kette eben kleine Gxen darstellen. Die Wanne ist von W nach O ausgerichtet, mit flachem Bogen gen N. Östlich begrenzen ein mag 15 und ein 14,5er, westlich ein 14er. Ich steigere mit dem 9er, 7er bis zum 5er = 365-fach. Vom Seeing macht dies noch Sinn, mehr geht jedoch nicht. So zeigen sich mir zwei längliche Schemen zwischen den genannten Sternen, beide länglich, der hellere östliche (79b) in Wannenrichtung, der schwächere westliche (79c) leicht gegen diese verkippt. Oberhalb des westlichen, fast senkrecht zur Wanne eine kleine Nebulösität (79a) leicht oval quer zur Wanne. Auf dieser Senkrecht ein gerade noch indirekt wahrnehmbarer länglicher, etwas 'ausgedehnterer' Schemen (79d). Ich meinte eine weitere Mini-Aufhellung in dieser senkrechen Komponente zu erahnen, da war ich falsch gelegen. 79E habe ich nicht ausgemacht, diese wäre nördlichvon 79b zu suchen gewesen. Somit leider nur 4 von 5 bestätigt. Vor ca. 2 Jahren war ich hier schon mit Ursus zu gange, damals hatte ich mich auch nicht leichter getan – das spricht für den Himmel dieser Nacht. Mit Ausnahme der e-Komponente weisen die Gxen eine sehr ähnliche Fluchtgeschwindigkeit (rund 4.500 km/s) aus, bilden somit ggf. Eine echte Gruppe.

Eine weitere Gruppe soll noch gehen, dabei bleibe ich im Sternbild, peile einige Grad tiefer, ausgehend von Del und 16 Ser wird nochmals 3 Grad weitergehopt. Dann bin ich bei

Hickson76, bestehend aus
NGC5941 = Hick76c - GX - SER – ( blau mag 15,3 - sbr 15,0; 0,2 * 0,2') SQM21,50
NGC5942 = Hick76d - GX - SER – ( blau mag 15,3 - sbr 15,0; 0,2 * 0,2') SQM21,50
NGC5944 = Hick76a - GX - SER – ( blau mag 15,8 - sbr 13,4; 0,7 * 0,2') SQM21,50
PGC05314 = Hick76b - GX - SER – ( blau mag 14,9 - sbr 14,6; 0,7 * 0,2') SQM21,50
plus 3 weiterer Komponenten, welche außerhalb meiner Reichweite lagen. Ein sehr spitzwinkliges Dreieck zeigt in die Zielregion. Ein 11er Feldstern, ca. 1' SO davon ein 12er bilden die kurze, schiefe Basis. Ca. 3' südlich die Spitze, ebenfalls mag12. Nochmals 3' nach S steht die Gruppe, die Komponenten a bis d bilden in etwa eine gleichmäßige Raute. Die östlichste Komponente deutlich länglich, dicht danneben im O ein 14er Funken, nein, in der Skizze ein mini-Blop. gerade noch so im 7er bei 260-fach als leicht fächig erkennbar. Dh habe ich ja die e-Komponente doch ausgemacht, Daten zu dieser habe ich jedoch keine. Nahe der westlchen steht nun ein echter 14er Feldstern, NO. Die nördlichste Komponente, Hcik76b ist für mich noch am 'deutlichsten, rundlich mit 15er Fünkchen an der W-Seite. Nicht einfach, wegen den deutlichen Abständen aber doch merklich leichter als Seiferts Sextett. Alle Hickson76-Vertreter haben eine Fluchtgeschwindigkeit von gut 10.000km/s, somit dürfte die Entfernung um ca. 400 Mio LJ betragen.

Das SQM zeigt leicht abnehmende Werte, dies dürfte an der Milchstraße liegen, die nun doch schon auf ca. 35 Grad Höhe gestiegen ist. Wunderbar leuchtet das Band im NO bis deutlich über Cassiopeia hinaus, durch Cygnus hindurch, merklich zerklüftet im Aquila geteilt. Deutlich die Schildwolke. Selten sieht man diese im Zenith so gut und deutlich wie dieses mal schon halbhoch. Im Süden leuchten die Scheren des Skorpions. Wunderbar.

Ich streue etwas einfaches ein – gut mit bloßem Auge erkenbar:

M5 - GC - SER - (mag 5,8 - sbr 11,0; 19,9 * 19,9') SQM21,45
Vom Eindruck sehr ähnlich als davor M3, ja sogar etwas heller. Im 13er schon über die gesamte Ausdehnung mit Lichtfünkchen übersäht – super Gut. Es fällt auf, das Außenbereichsterne nicht ganz symetrisch verteilt sind, die helleren sind mehr im westen zu Finden. Auch zeigen sich einige Sternenketten, im Norden eine von W nach O, eine andere nach S fortzeigend – sehr interessant.

Ciel verzeichnet in der Nähe noch einen GC, ungleich schwerer:

PAL5 - GC - SER - (mag 11,8 - sbr 15,7; 6,9 * 6,9') SQM21,45
Ich mache eine größere Skizze, um den von mir im 13er (140-fach bei 3mm AP) erahnten Schemen möglichst exakt einzeichnen zu können. Nun wird es für mich spannend, kann ich doch nun die Position vergleichen. Im N der helle 4 Ser mit mag 5,6 davon nach SO der mag 9er BD+00 3328. Grob dazwischen, merklich näher am 9er ein flächiger, schwacher Schimmer – absolut grenzwertig. Ich tu mir schwer, meine Skizze mit Ciel in Einklang zu brigen, besser klappt es mit einer DSS-Aufnahme. Jep – die Position passt recht ordentlich, wenn auch nicht ganz genau. Ich verbuche es als gerade so postiv.

Nun wieder etwas leichtes:

M13 - GC – HER - (mag 5,9 - sbr 12,0; 23 * 23') SQM21,40
jep ... biliant wie gewohnt. In dieser exterm dunklen Nacht hebt sich M13 aber nur wenig von m³ oder M5 ab. Faktisch ist M5 sogar etwas heller, leidet meist aber unter der Horizontnähe. Ich wollte nach den GX'en nach M13 ausschau halten, und vertue dabei etwas Zeit. NGC6207 suche ich viel zu nahe, und wundere mich dabei. Nach gut 10min fällt der Groschen, dann ist die relativ helle, markante GX gar nicht zu übersehen.

Deutlich dichter am GC, in etwa zwischen NGC6207 und M13 ist

PGC2085077 – GX – HER . (blau mag 16,0 - sbr 14,5; 0,7 * 0,4') SQM21,40
ungleich schwerer. Eine gebogene mag 13..14 Sternengruppe identfiziert den Standort positiv, dann dauert es doch einige Zeit und braucht Geduld, bis sich ein schwacher, länglicher Schimmer indirekt herausschält.

Die ganze Nacht geht ein leicher Luftzug, phasenweise wird es etwas windig, bis Stärke 3. Das kühlt aus, habe ich doch nur eine Regenjacke über das Fleeceshirt angezogen. Ich laufe den Hügel zweimal hinuter und hoch, dann geht es wieder besser, die Hände werden wärmer. Ich hatte auch Kekse mitgenommen, die werden nach und nach verzehrt.

Abermals wird Fuzzel-Kontrastprogramm eingestellt, diesmal

M57 - PN – LYR - (mag 9,4 - sbr 9,3; 1,4 * 1,0') SQM21,40
den Ringnebel in der Leier. Der steht schon über 60 Grad hoch. Ich hatte das 9er Oku im OAZ gelassen trotzdem den Nebel sofort im Blickfeld – das spart Zeit. Ahh .. gut! Sehr deutlich die ovale Außenform, die an den länglichen Enden leicht fransig auslaufen, das merklich helle, rundliche Zentrum glimmt zart. Sehr deutlich der 12,5er Feldstern knapp außerhalb. Zentralstern: Fehlanzeige. Nehme das 7er: blickweise sehe ich einen verwaschenen Blop auftauchen und gleich wieder verschwinden; aufblitzen wäre die verkehrte Umschreibung. Aber doch immer wieder mal, an identischer Stelle. Da müsste das Seeing noch besser sein, damit es eindeutiger und leichter wird.

Es ist schon nach 03.40h. Noch etwas schönes, leichtes mus her: der Zirrus-Konmplex im Cygnus.

NGC6992 / NGC6960:
sehr deutlich ohne Nebelfilter, mit OIII mit messerscharfen Kontrasten. Die Knochenhand streckt die Finger nach oben, der graue, faserige Armknochen weist unterhalb des hellen 52 Cyg nach schräg-untern. Wow ... megawow. Im 13er Ethos schwebt man darüber.
Grob nach SO verstellend überfliege ich andere Nebelfetzen, auch diese richtig deutlich und klar vor dem Sternengewimmel, bis hin zu NGC6992. Wie verdrehter Tüll wirkt der untere Bereich, der obere mehr wolkig, eben wie Cirruswolken. Abermals wird alles im 9er bei 202-fach genossen, im 7er ist es nicht mehr stabil scharfe Kontraste – das Seeing lässt langsam nach. Ebenso mein mentaler Akku.

A proos Akku. Das Netbook ist nun gut 4h im Dauereinsatz, die Akkukapazität noch bei 49% - jep, das reicht bei voller Ladung auch für eine komplette Namibische Winternacht. Bei längeren Beobachtungen fällt der Rechner in den Schlafmodus, lässt sich aber recht flott wieder aktivieren – genau wie erhofft.

Gegen 04.00h lasse ich es gut sein, baue ab, fahre heim. Beim Ausladen um 04.35h zwitschern die ersten Vögel – nanu? Der Himmel ist doch noch schwarz! ... aber nur im Westen und Zernith, im Ostern hat die Dämmerung bereits begonnen.

Einschlafen wird zum Problem, dafür wache ich schon um 09h auf – naja, gut 3h müssen diesmal ausreichen, es ist ja Wochenende.

Das wars dann – Viele Grüße von

Achim
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