Bericht vom 22/23.05.2009; 23.00h – 02.50h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) Adler
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 13mm Ethos, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6
Ort: Ort: Freies Feld, ca. 2 km außerhalb Obernesselbach, ca. 385m ÜNN
Temperatur: 23.00h + 10 C ; 02.50h +6 C
Seeing: 3, später 3+


Wetter: morgens geschlossene Wolkendecke und Regen, ab 10h mit ersten Aufheiterungen, ab Nachmittags meist 3/8 bewölkt, tags sehr windig (4 bis 6), immer wieder Regenschauer. Abends aufklarend.

Kugelsternhaufen: M12, M10, M14, NGC6426
Galaxien:
BOO: NGC5600, NGC5655, NGC5648, IC1014, NGC5587, NGC5492, NGC5490, NGC5490C, NGC5490B
SER: NGC6384
UMA, M51, NGC5190
Planeten: -
Plantetarische Nebel: M27, M57
Emmissionsnebel: NGC6992, NGC6960

Gott sei Dank hatte ich diesen Freitag frei, etwas 'Erholung' nach dem Vatertagsausflug tut gut. Mein ursprünglicher Plan, eine ausgedehnte Rennradltour wurde vom Wetter durchkreuzt – wenn ich ehrlich bin hatte ich auch etwas Motivationsprobleme. Als ich mich dann Nachmittags für eine recht kleine Runde bei sehr kräftigem Wind durchgerungen hatte, wurde dies dann prompt mit einem Regenschauer „belohnt“. Zunächst hatte ich gar nicht an Spechteln gedacht, doch nahmen die Wolken mehr und mehr ab. So wurde kurzfristig das Teleskop rausgestellt, Objekte aber nicht vorbereitet. Mit Netbook im Feld ist dies aber kein Problem, hat man doch so diverse Objektkataloge immer 'am Mann'. Gegen 22.30 ging es los. Ein paar Minuten davor beim Belanden sticht mir in Richtung OSO ein sehr heller Lichtpunkt ins Auge, sicher -5mag. Mist – das war sicher die ISS, schon jenseits des höchsten Bahnpunkts aber immer noch beeindruchend hell. Ich sehe ca 1min hinterher, bis die Raumstation in den Erdschatten eintritt. Mist! ich muss an StephanPsy denken, der kürzlich mit einem kleinen Newton die ISS nachgeführt hatte – das hätte ich gerne auch gemacht. Kurz vor 23.00h war alles am Spechtelplatz bereit. Der tiefe Osten ist noch relativ hell, ein Streifen direkt am Horizont ist noch orange-lila, bevor es ins grau-bläuliche übergeht. UMA dominiert den Zenith, Leo hatte schon kulminiert, deutlich hell Saturn darunter. Die Horizontsicht ist besser als erwartet, es zeigen sich schon die Scherensterne des Skorpions. Das SQM gibt 20,65 aus, ein IR-Thermometer misst -22C Himmelstemperatur, +10 am Boden.

Ich peile relativ niedrig nach SO, entgegengesetzt zur Dämmerun, nur knapp 30 Grad über den Horizont in den Opihicus

M12 - GC - OPH - (mag 6,6 - sbr 12,2; 14,5 *14,5') SQM20,62
jep, ein wirklich schöner Kugelsternhaufen. Ausgehend von Eps und Del OPH war mit dem 8*50 Sucher der Starhop schnell bewältigt, der GC im Sucher dann leicht erkennbar. Schon im 26er Okular bei 70-fach glitzern und blinken ein, zwei Dutzend Außenbereichsterne vor granulärem Hintergrund. Im riesigen 13er Ethos-GF noch deutlich besser, der Hintergrund hier fast schon tiefschwarz. Ich wage ein Skizze. Auffällig zwei Sternenketten tangential zum massierten GC-Zentrum, beide grob gen O orientiert, eine mehr oberhalb, die andere mehr unterhalb auf ca. 40% des GC-Radius. Im S ein hellerer ca. Mag 11,5 Feldstern. Mit dem 9er bei 202-fach ist die Seeing-Grenze erreicht, nun sind ca. 5 oder 6 Dutzend Außenbereichsterne zu sehen – sehenswert.

Ich will schon weiter Richtung M10 – doch der GC steht noch niedriger. Geduld … denke ich mir und peile lieber deutlich höher in den Süden. Die Dämmerung ist nun - 15 nach 11h - deutlich fortgeschritterner aber noch nicht abgeschlossen. Das SQM zeigt bereits 21,10. Im Osten kommt die Sommermilchstraße langsam hoch. Bevor ich umpeile fällt mir noch eine GX am Bildschirm auf, gut 2 Grad NO von Del OPH, die wird noch eingestellt:

NGC6118 - GX - SER - (mag 11,7 - sbr 13,9; 4,7 * 1,9') SQM21,10
relativ lichtschwach! Eine 4er Sternengruppe mit mag 13.. 14-Komponenten, ca. 6 Bogenminuten S der länglichen GX hilft beim Aufsuchen. 3 der 4 Sterne bilden ein stumpfwinkliges Dreieck mit ca. 2' Distanz zwischen den Katheten, in Verlängerung der Hypothenuse, nach O der 4. und mit ca. Mag14 schwächste der Feldsterne. In dieser Richtung die Hauptachse der GX orientiert. In der GX eine kleine, merkich hellere leicht flächige Aufhellung, leicht länglich. Der Halo darum schwach, aber doch nicht strukturlos. In den nächsten 10min versuche ich Details herauszuarbeiten, was nur ansatzweise gelingt. Ich bin mir zur 80% sicher, das könnten zwei Spiralarme sein. Die Nachbereitung bestätigt die Vermutung, nur passen die Ansätze der Skizze nicht richtig zur DSS-Aufnahme.

Nun will ich höher peilen. Was sagt die Planteriumsoftware? Hmm .. im Südlichen Bootes gibt’s ein paar GX'en, dort geht es nun hin:

NGC5600 - GX - BOO - (mag 12,1 - sbr 12,7; 1,5 * 1,5') SQM21,26
klein aber oho! Ausgehend von Zeta BOO, der zusammen mit HR5473 ein relativ helles Sternenpaar bildet geht es über eine weitere 2er Gruppe mit dem Auge am Sucher weiter nach WNW, in Summe gut 4 Grad. Im Zielgebiet zeigt sich ein heller, asymmetrischer heller Zentralbereich der rundlichen GX. Der ZB ist auffällig hell, in etwa sichelförmig, unruhig und erstreckt sich über ca. 2/3 des GX-Durchmessers. Gut 1' außerhalb westlich ein mag 15 Feldstern, ca. 3' gen NO ein 14er Fünkchen. Das Seeing ließ auf 55 Grad Höhe (und mit nunmehr besser temperierten Spiegel) den sinnvollen Einsatz des 7ers (260-fach) zu.

In der Region, knapp 1 1/2-Grad OSO wird

IC1014 - GX - BOO - (mag 12,5 - sbr 14,2; 2,7 * 2,0') SQM21,30
anvisiert, ein Obekt mit ungleich geringerer Flächenhelligkeit. Trotzdem im 26er sofort eindeutig erkennbar. Mit Geduld ist eine wenig ausgeprägte länglich-schmale Aufhellung im inneren, 2:3 elongierten Innenhalo erkennbar. Um die GX herum 4 mag 15 Feldsterne, die im 9er grenzwertig direkt zu sehen sind. Um den Innenhalo ein sehr schwacher Außenhalo, Richtung W ein Ansatz von Spiralarm erahnbar. Diesmal passt die Skizze zur DSS-Aufnahme der Nachbereitung.

Nur gut ½ Grad – und damit gerade nicht mehr gemeinsam im 13er beobachtbar gen NO das Paar

NGC5648 - GX - BOO - (mag 13,1 - sbr 12,7; 1,1 * 0,8') SQM21,30
NGC5655  - GX - BOO - (mag 14,0 - sbr 13,7; 1,1 * 0,9') SQM21,30
ob der Helligkeitsangaben müsste NGC5655 deutlich schwieriger sein, dem war aber nicht so. Der Himmel wurde immer dunkler, so war es kein Problem beide Gxen im Abstand von ca. 6 Bogenminuten zu erkennen. Die Helligkeitsangabe im SAC-Katalog dürfte nicht stimmen, zeigt doch die POSS-Aufnahme kaum einen Unterschied bei den beiden Gxen. NGC5655 oval, mit kleinem Lichtknoten außerhalb des Zentrums, etwas nach N verschoben; gut 1'NO ein mag 14 Feldstern, N, ca. 4' entfernt zwei 12,5er Sterne mit 2'Distanz nebeneinander. Zwischen NGC5655 und 5648, nur gut 1' von NGC5648 separiert ein 13er Lichtfunken, in gleicher Richtung etwa 2' hinter der GX ein ähnlicher Feldstern. NGC5648 rundlich, mottelig-flächig hell ohne erkennbaren Außenhalo.

Es ist schon 0.15h, ich greife zum SQM: 21,38 mit schon merklichem Milchstraßenbeitrag – gut! Das IR-Thermometer zeigt -23C Himmelstemperatur, 9,4 Grad am Boden. Ich bleibe noch etwas im Bootes, nur 2 Grad weg von der 2er Gruppe, über IC1014 hinweg findet sich

NGC5587 - GX - BOO - (mag 12,5 - sbr 13,2; 2,6 * 0,8') SQM21,38
ein Spindel, gut 3:1 elongiert mit länglichem, merklich hellerem Zentralbereich. Grob in Verlängerung der Hauptachse ein markant heller 9er Feldstern. SW eine dicht stehende 2er Sternengruppe 14 / 14,5 schwache Komponenten, 90 Grad zur GX-Hauptachse orientiert.

Für den Starhop zu

NGC5492 - GX - BOO - (mag 12,8 - sbr 13,2; 2,4 * 0,7') SQM21,38
wird kurz bei Arkturus aufgesetzt. Aber nur mit dem Sucher, im Hauptinstument wäre die Dunkeladaption gefährdet. NGC5492 von den Daten ähnlich zur vorheringen GX, für mich aber eindeutig interessanter. Visuell deutlich langgestrecker, etwa 4:1 mit hellem, scharf begrenzten Zentralbereich. So scharf, das ich ein Staubband an der NO-Flanke der von SSO noch NNW ausgerichteten GX vermutete. Das Halo-Zentrum so hell, dass ich einen Feldstern vermutete. Beides – Feldstern und Staubband bestätigt sich nicht in der DSS-Aufnahme.

Weiter in der Region wie die naheliegende Katalognummer vermuten lässt wird eine kleine 3er Gruppe eingestellt,

NGC5490A - GX - BOO - (mag 12,1 - sbr 13,8; 2,5 * 2,3') SQM21,38
NGC5490B - GX - BOO - (mag 15,6 - sbr 13,8; 0,6 * 0,4') SQM21,38
NGC5490C - GX - BOO - (mag 13,9 - sbr 13,6; 1,1 * 0,8') SQM21,38
NGC5490A eine klassiche Linse in Face-on, ohne jegliche Struktur mir marktant hellem ZB der abrupt in einen blassen Halo übergeht. In der Region stehen einige 13 … 15er Feldsterne,. Auf halbem Weg in Richtung zu einem 13er östlich erkenne ich im 7er immer indirekt fast stabil einen leicht fächigen Schemen, NGC5490B, ca. 2' vom NGC5490A-Zentrum entfernt. Ca. 5' NNO dann NGC5490C, gar nicht mal viel einfacher, recht blass, dabei aber leicht unruhig wirkend. Ein vermeintlicher Feldstern 3'NNW der hellen Linse entpuppt sich als PGC0050522, dieser kleine GX konzentriert die Helligkeit auf ein so kleinen Bereich, das ich von einem stellaren Objekt ausging. Hätte ich den PGC-Katalog angeschaltet wäre der Fehler erkannt worden - macht nichts.

So, nun wieder zurück zum Schlangenträger, nun stehen die Kugelsternhaufen etwas höher. Zunächst abermals zu M12, der an brilianz zugenommen hat. Nun auch im 9er absolut nadelfeine Fünkchen, auch im fast homofokalen 7er bei 260-fach ein glitzern und glimmen, der GC fast vollständig aufgelöst, ca 6 bis 8 Dutzend gut erkennbarer Außenbereichsterne von mag 12,5 bis 14,5. Dann geht es weiter zu

M10 - GC - OPH - (mag 6,6 - sbr 12,2; 15,1 *15,1') SQM21,38
locker hell genug um sofort im Sucher aufzufallen. Es zeigt sich ein wunderbar kompakter GC. Etwa 30 mit mag 10 bis 12 deutlich hellen Außenbereichsternen, diese im wesentlichen gleichmäßig verteilt, ein paar blinden radiale Sternenketten. Mit 4,4 KParsec relativ nah gelegen. Der visuelle Eindruck erinnert stark an einen etwa kleineren M13 – sehr sehenswert.

Nochmals ein paar Grad weiter östlich das nächste Messier-Objekt:

M14 - GC - OPH - (mag 6,6 - sbr 12,2; 15,1 *15,1') SQM21,38
ein GC mit gänzlich anderem Eindruck. Im 26er nebelig, ohne auffällige Außenbereichsterne. Im 13er grieselig, es zeigen sich erste einzelne Sternchen. Im 7er bei 260-fach schälen sich 4 oder 5 dutzend Fünkchen aus dem milchig-grieseligen Nebel. Vom Größeneindruck etwa 2/3 zu M10, nach Katalog aber mit ähnlicher scheinbaren Ausdehnung. Mit 8,9 Kparsec gut doppelt so weit wie M10 entfernt.

Ein letzter GC wird eingestellt, dazu wird bei Gam OPH neu zum Starhop aufgesetzt, es ist hier nur ein Grad zu überbrücken bis

NGC6426 - GC - OPH - (mag 11,2 - sbr 13,5; 3,2 *3,2') SQM21,38
eingestellt ist. Zuächst nur ein nebeliger Fleck in sehr sternenreicher Region. Das Zentrum mäßig konzentriert. Im 7er bei 260-fach fallen 10 bis 12 Fordergrundsterne auf, die mehr in der östlichen Seite stehen. Der GC noch überwiegend nebelig, teils jedoch granulär. Etwa 4' SW ein mag 11 Feldstern. Mit 20,4 Kparsec nochmals mehr als doppelt so weit entfernt.

Ich peile nun 5 Grad mehr nördlich, zu einer der relativ wenigen Gxen im Bärenhüter:

NGC6384 - GX - OPH - (mag 10,4 - sbr 13,8; 5,8 *3,8') SQM21,40
Auffällig im Zielgebiet ist zunächst den länglich-schmale Zentralbereich, der leicht zur Hauptachse der sehr zarten Außenkontur gekippt ist. Im Zentralbereich zeigt sich eine knotige Verdichtung. Die GX ist von NO nach SW ausgerichtet. In den nächsten 10min will ich dem Objekt Details entlocken, habe ich doch sofort den Eindruck von Spiralstrukturen. Nach SW startend und dann nach NO abbiegend wird ein Arm eingezeichnet. Gegengleich kürzer, schneller abbiegend und blasser. Das passt nicht ganz mit der DSS-Aufnahme, doch die wesentlichen Konturen kan man durchgehen lassen. Auch der mag 13-Stern im SW-Arm fehlt nicht.

Der Blick schweift. Skorpio ist am kulminieren, der 'Teapot' (Sagittarius) hat es noch nicht komplett aus dem niedrigen Dunst geschafft. Eindrucksvoll und wie selten strukturiert die Milchstraße von der Cassiopeia im N über Cygnus und Aquila in den Sagittarius. Nicht einfach ein diffuses Band sondern vielmehr teils zerklüftet; insbesondere im Aquila mit Helligkeitsknoten und dunkleren Bereichen. Das SQM gibt weiter 21,4 aus, trotz merklichem Milchstraßenbeitrag, korrigiert sind dies gute 21,65.

Die Beobachtungsnächte dieses Jahres haben gezeigt, das an meinem Standort am Rand des Steigerwalds 21,4 gar nicht sooo selten sind. Sicher gibt es viele bessere Plätze, doch habe ich es nicht schlecht erwischt, wenn in knapp 20 Autominuten solche Bedingungen erreichbar sind.

Die nächste Stunde wird nur noch geschwelgt und genossen: zunächst M51 mit NGC5195 – abermals übewältigend. Diesmal nehme ich mir Zeit für eine detailierte Skizze, 4 Feldsterne, Helligkeits- und Breitenvariationen in den GX-Armen .. es macht spass und gelingt auch halbwegs.
Später genieße ich den großen Hantelnebel, M27. Ab dem 9er wird der Zentralstern sichtbar – Ohne Filter, im OIII wird dieser weggedimmt und vom hellen Nebelkörper überstrahlt. Richtig hell, der Nebel, noch besser bei 260-fach, mit deutlichen Kontrasten, auch schon zig-mal beschrieben.
M57 musste ebenfalls sein, bei 260-fach blickweise, im 5er bei 364fach zu 60% mit Zentralstern. Krönender Abschluss war der Cirrus-Komplex. Mein bester Cirrus bisher: die Knochenhand, die knöchernbleiche Röhre an der Knochenhand, bis zum gegenüberliegenden Bogen mit den wolkigen, recht scharfen Konturen werden mehrere andere Nebelfetzen 'überflogen' – das macht richtig spass. Als ich abbaue ist es schon 02.40h. Diesmal habe ich mich nicht unter Druck gesetzt gefühlt, um ja nichts zu versäumen. In gut 3 Wochen kan ich schwelgen – die Aussicht darauf macht gelassener.

Das wars dann – Viele Grüße von

Achim
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