Bericht
vom 13.05.2002; 22.45h - 00.20h
Ausrüstung:
Newton-Teleskop
, Öffnung 208mm, Brennweite 1631mm, (f/8) -
„LongJohn“
Dobson-Montierung, Eigenbau/Selbstschliff
verwendete Okulare: 32mm Plössel [Omkon]; 25 mm
Plössel [TAL]; 18 mm Bertele, 10mm Plössel, 7mm ?
[Siebert]
Ort: Freies Feld, ca. 5km außerhalb Emskirchen
ca. 390 m üNN
Temperatur:
21.20h 13,8 C; 0.30h 11,4 C
Seeing: 2 -
Wetter:
morgens nebelig, ab 14.00 kämpft sich die Sonne durch, dann
heiter bis wolkig, abends aufklarend
Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Galaxien (GX):
M104, M81, M82, NGC3077
Kugelsternhaufen
(GC): M92, M13
Mehrfachsysteme:
Eta CrB mag 5,0 [5,6 - 5,9; 0,7"], SAO 15017 BD+69
mag
9,5? [10,4 - 10,5; 8,8"];
HD
85458 ? mag 7? [8? – 8?; 1,8"];
Habe
Montag und Dienstag noch Alturlaub, kann so das ITV Schlafdefizit
abbauen. Morgens einkaufen im Baumarkt (Lampe gesucht – nicht
gefunden, dafür diverse Teile für Selbstbau-Kreuztisch),
Nachmittags 50km radeln (noch außer Form, wird aber gaanz
langsam), am Sucherspiegel schleifen (108mm – f/4,2).
Teleskophälfte um 20.00h zum temperieren rausgestellt, noch
etwas geschliffen. Bin bei dem kleinen Spiegel weniger sorgfältig
und habe bereits zwei Fettnäpfchen nachgeholt, die ich beim
8-Zöller ausgelassen habe: Zusammenkleben von Tool und Spiegel +
fetten Kratzer: bei 1200er Feinschmirgel aus der Tüte ist ein
richtig fettes Korn auf das Tool gekommen, habe dies recht bald
gemerkt, mir aber trotzdem eine Kraterkette + 2 Kratzerellipsen
gefangen – Grr! Zurück zum 600er, bis auf die beiden
größten
Krater ist der Schaden behoben. Von Sonne und Radeln recht müde
will ich trotzdem eine ordentliche Nacht nicht sausen lassen.
Fahre
um 22.20h los, am Platz angekommen. Habe die Schrauben zur
Tubusverbindung vergessen, grrr! 15 min später wieder an
gleicher stelle ist die astronomische Dämmerung fast
abgeschossen. Lyra ist in ONO zu erkennen, steht knapp über den
Dunst; einige dünne Wolkenschleier und recht viel Dunst
beeinträchtigen die Sicht. Tau gibt es jedoch fast keinen. Im
Süden recht hoch Coma Berenices, tief darunter, gerade so naked
eye auszumachen: Corvus, der Rabe. In der Ecke ist M104, von der
Birgit so geschwärmt hatte, also
M104
- GX - VIR - (m8,0 - sbr11,6 – 8,6*4,2) GH 4,0
ausgehend
von Delta Crv will ich mich zu der GX hangeln. Habe mit dem
Winkelsucher noch meine Probleme, es dauert sicherlich 5 Min, bis ich
am Ziel bin. Linkerhand der GX markante Sternenketten: eine eng
beieinander stehende 3er Kette, die entfernteste Komponente deutlich
Orange, Sterne etwa 7 Größe, darunter langgestreckt eine
leicht gebogene Kette (5 oder 6 Sterne) nahezu senkrecht, Sterne etwa
8./9. Klasse. Zu M104: Starte mit dem 32er, über 25, 17 bis zum
10er teste ich Vergrößerungen. Trotz nur GH von ca. Mag 4
ist 160-fach gut möglich, da die GX doch sehr hell ist. Mit
NaTALia wäre nicht daran zu denken. Die GX-Staubband-Krempe ist
nur erahnbar, nicht sehbar, ich erkenne eine längliche Spindel,
der Halo und der Kern erscheint im unteren Bereich (Newton) der
waagrecht liegenden GX deutlich heller, oberhalb nur in der Mitte
ersichtlich. Recht langes, helleres Zentrum. Unterhalb der GX, leicht
links versetzt ein blasser Vordergrundstern, etwa Mag 13.
Sehe
gerade, dass wenig Nördlich einige GX-Ketten von Virgo liegen,
bei besserem Himmel will ich diese besuchen; ob dies heuer noch
klappen wird??
Sehe
mich um, Bootes schickt sich an, sich langsam aufzurichten, Corona
Borealis ist gut zu erkennen, auch Herkules links davon. Will meinen
ersten Doppelstern mit LongJohn versuchen, nehme gleich eine echte
Nuss:
Eta
CrB mag 5,0 [5,6 - 5,9; 0,7"] DS – CrB, GH
5,4
nach
etwa 3, 4 Min bin ich mir sicher, den richtigen Stern eingestellt zu
haben, von Beta CrB aus etwa 1 ½ Grad nördlich. Eta CrB
ist mit bloßem Auge erkennbar, die GH in dieser Region deutlich
besser als im Corvus. Nun wird Vergrößerung gepowert.
163-fach, 233-fach. Sehe schöne Beugungsscheibchen, aber keinen
DS. Noch zu wenig. Barlow muss her. 326-fach: Da wäre eine
Nachführung wünschenswert. Mein Dobson geht azimutal noch
zu streng, wenn ich drücke oder Ziehe gibt die Rockerbox erst
elastisch etwas nach, bevor diese dann ein Stückchen „springt“.
Schwierig, bei hohen Vergrößerungen einzustellen.
326-fach: in ruhigen Momenten erkenne ich eine schräg liegende
„8“, noch nicht getrennt, aber doch 2 Komponenten auszumachen.
466-fach: Ja, blickweise ist die „8“ abgenabelt. Die Sterne rasen
nur so durchs GF, in weniger als 10 Sekunden ist das 65-Grad
scheinbares GF der Siebert-Okus durcheilt. Fazit: 0,7“ sind
durchaus machbar, bis zufrieden.
Nun
was einfaches, helle Kugelsternhaufen! Zunächst
M92
- KS - HER - (m6,5 - sbr11,0 – 11,2*11,2) GH 5,4
ohne
hellere Bezugssterne in der Nähe hatte ich letztes Jahr ab und
an Probleme mit dem Aufsuchen. Heute auf anhieb: einfach grob
zwischen die weit ausgebreiteten Herkules-Arme gepeilt, dann gleich
im Sucher gefunden. Gleichmäßig runder GC, nur wenige
Dutzend hellere Außenbereichsterne, deutliche Massierung zum
Zentrum hin, granulär im Zentralbereich, vor glimmenden Zentrum.
Durchlaufe einige Vergrößerungsstufen, bis hin zu
233-fach. Helle GC vertragen dies gut. Wirklich schön, doch
keine emotionalen Sprünge. Zu müde? Dann
M13
- KS - HER - (m5,9 - sbr12,0 – 23,2*23,2) GH 5,4
eine
Klasse besser. Nicht nur deutlich größer, auch relativ
mehr Außenbereichssterne, wirkt einfach plastischer. Links
windet sich eine markante gebogene Sternenkette fast einen
viertelkreisbogen bildend vom „inneren Außenbereich“ bis
zum GC-Rand, wunderbar. 7mm oder 233-fach ist hier die beste
Vergrößerung. Sterne lassen sich da wunderbar auf
Nadelspitzengröße fokussieren, knackig scharf. Deutlich
besser als beim 6-Zöller mit 26% Obstruktion. LongJohn hat 18%,
zu Gunsten einer vernünftigen GF-Ausleuchtung bei niedrigen
WW-Okus (habe ich noch keine) habe ich auf einen kleineren
Fangspiegel verzichtet. Ließ M13 mehrere male durchs GF
wandern, ein tolles Objekt, ausgedehnter Ausßenbereich mit
vielen klar definierten Sternen, zum Zentrum hin granulär vor
den deutlich glimmenden Zentralbereich, leicht dreidimensionaler
Eindruck! Wie M13 wohl im Bino aussieht?
Erinnere
mich an den Vortrag beim ITV über lohnenswerte Objekte. Da war
die bekannte M81/82-Gruppe genannt. Stolpere zunächst über
NGC3077
- GX - UMA - (m9,9 - sbr13,1 – 5,2*4,7) GH 5,6
ein
diffuses, helleres Knäuelchen, nahezu kreisrund, mit
flächigem
rundlicher Zentralaufhellung. Dann
M81
- GX - UMA - (m6,9 - sbr13,2 – 24,9*11,5) GH 5,6
Der
8-Zöller erlaubt recht hohe Vergrößerungen bei
lichtstarken GX’en. M81 zeigt sich mir als langes großes
Oval, von 11Uhr nach 5 Uhr elongiert. Schon bei 65-fach sind zarte
Strukturen nahe des hellen, rundlichen klar abgegrenzten
Zentralbereichs erahnbar, bei 163-fach deutlicher. Nachlaufend, im
Halo auf 6 Uhr zwei Vordergrundsterne, der 11.?
Größenklasse.
Außerhalb des Halos zwei Doppelsterne:
SAO 15017 BD+69
mag
9,5? [10,4
- 10,5; 8,8"] DS – CrB, GH 5,6
recht
dicht am GX-Halo, etwa auf 4 Uhr im GF. Habe das 10mm Oku noch im
Auszug, die Sterne sind deutlich separiert, eine richtige Kluft
zwischen den gleich hellen, weislichen Sternchen. Etwas weiter vom
GX-Zentrum entfernt ein weiterer DS:
HD 85458 ? mag 7? [8?
– 8?; 1,8"] DS – CrB, GH 5,6
bin
mir ob der Katalogbezeichnung nicht sicher. Meine Quelle ist Ciel,
das Programm zeigt etwa an der „richtigen“ Position zwei Sterne
entsprechender Helligkeit, jedoch stehen diese viel zu weit
auseinander. Ich sah ein dichtes Pärchen bei 163-fach, in der
ruhigen Luft klar abgegrenzt gelblich leuchten, für mich
identisch hell, schätze den Abstand der Komponenten auf etwas
unter 2“. Weiter zu M82:
M82
- GX - UMA - (m8,4 - sbr12,5 – 10,5*5,1) GH 5,6
Wow,
Doppel-Wow!! Das Highlight der Nacht! Die GX liegt quer ausgebreitet
im GF. Diagonale Staubbänder? unterteilen das Lichtband, einmal
von links nach rechts, dann von rechts nach links. Lichtknoten sind
innerhalb der GX zu erkennen – fantastisch. Links unten noch im
Halo ein markant heller Vordergrundstern, der hilft beim
Feinfokussieren. Auch bei 233-fach ist die GX noch sehr deutlich vor
dem schwarzen Hintergrund erkennbar. Rechts unterhalb, knapp
außerhalb des Halos noch ein schwacher Vordergrundstern,
geschätzte Mag 13/14. Die GX nimmt nun mehr als die hälfte
des GF ein – ein Glücksgefühl breitet sich in mir aus.
Nach einigen Minuten zurück zu M81, auch schön, nunmehr
GF-sprengend, doch fehlt der Strukturreichtum.
Beschließe
die Nacht gegen 00.20h
Klaren
Himmel und ruhige Luft wünscht
Achim
>
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