Bericht vom 05/06.07.2002; 23.20h – 01.20h

 Ausrüstung: 

Newton-Teleskop , Öffnung 208mm, Brennweite 1631, (f/7,97) – „Long-John“
Dobsonmontierung


 verwendete Okulare:  32mm Plössel (Antares); 25 mm Plössel [TAL]; 18 mm Bertele, 7,5mm Plössel, 7 mm Siebert, 2-fach Barlow
Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, ca. 390 m üNN

Temperatur: 23.10h 14,6 C; 01.30h 12,6 C
Seeing: 2+

Wetter: tagsüber heiter bis wolkig, gegen Abend aufklarend, ab ca. 21.00h wolkenlos, später wieder bedeckt

Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):

Mehrfachsysteme: Epsilon Lyra (4-fach) mag 4,6 [5,2 – 5,5; 2,4“] – mag 4,4 [5,1 – 6,1; 2,5“]; 209“, Beta Cygnus [mag3,1 – 5,1; 34,5“]
PlanetareNebel (PN): M27
Gasnebel (GN): NGC 7000, IC5070
Kugelsternhaufen (GC): M13
Galaxien (GX): NGC6207, NGC6195, NGC6166, M101
Offene Sternhaufen (OC): NGC663

Bis 16.30h in der Arbeit, Wetter ist unerwartet schön, 25Grad und sonnig. Etwas faulenzen und sonnen, später 1h Spiegel polieren (ist nun auspoliert), Pechhaut etwas nachbessern, zu Nachbars auf die Terrasse zu Bier und spielen, davor noch LongJohn zum temperieren raus, Auto beladen. Um 22.40h noch E-Mails (54) lesen, dann gegen 22.15h los.

Als ich aus dem Wald auf die flache Prärie komme – bad surprise! Wolkenschleier in S und SO, vom Nürnberger Stadtlicht angestrahlt. Wollte meine M-Liste komplettieren (hatte auch erst gut ausgesehen), nun keine Chance.

Long John ist in 3 min aufgebaut, ausrichten entfällt ja beim Dobson. Oh je, aus SW kommen weitere Wolken, es ist auch noch nicht ganz dunkel. Naja, hat vielleicht was gutes, bin eh fürchterlich müde, wie schon die ganze Woche, irgendwie scheint de Akku leer. Peile auf Polaris zum Seeing- und Optiktest.

Davor bestücke ich noch die Ablage mit meiner Oku-Sammlung. Statt der 10mm stecke ich versehentlich das 7,5mm Oku neben das 7er Siebert – fällt mir gar nicht auf, soviel zum Thema Konzentration. Peile mit dem vermeintlichen 10mm Oku: Wabern und Kneten. Nicht zu schlecht, doch auch bei weitem nicht gut. Beugungsscheibchen lassen sich nur kurzzeitig sehen, meist Lichtausbrüche in alle Richtungen reihumlaufend. Leicht defokussiert Interferenzringe, der äußerste sowohl Intra- alsauch Extrafokal etwas ausgefranst, beidseitig des Fokus sehr ähnlich. Optik nach wie vor o.k. Zwischenzeitlich wird das Bild flau – wo kommen die Wolken her? Es ist windstill, trotzdem hat sich der Himmel in kürzester Zeit zu 5/8 bedeckt! Hoch im SO eine größere Lücke. Also auf zu

 Epsilon Lyra  – DS (4-fach) - SGE – mag 4,6 [5,2 – 5,5; 2,4“] – mag 4,4 [5,1 – 6,1; 2,5“]; 209“
Bereits im Sucher sind beide Doppelkomponenten deutlich separiert, da ist die eindeutige Identifizierung leicht. Der Sucher ist gut justiert, mit dem DS im Fadenkreuz ist dieser auch gleich im GF des vermeintlich 10mm Oku – wow, so deutlich getrennt (kein Wunder, bei 220-fach! Reizvoll, der Anblick: alle 4 Sterne mit weislicher Farbcharakteristik, beide Pärchen zueinander etwa im 90-Grad-Winkel elongiert.

Die Wolkenlücke ist etwas größer geworden, bleibe in Lyra, bei

 M27  – PN – LYR – (m9,4 – sbr9,3 – 1,4*1,0’) GH 5,4
Hell! So hell, dass ich versuche die GH zu bestimmen, in Umin geht es nicht, wegen der Wolken, verlasse mich auf mein Gefühl (etwas Erfahrung habe ich ja mittlerweile), schätze Mag 5.4 Über 32mm, 25mm, 7,5 und 7mm – also bis max 230-fach wird betrachtet. Das Siebert-Oku-GF ist mit ca. 65Grad ggü. 52 Grad des 7,5er Plössel deutlich größer, mir fällt mein Irrtum nicht auf. M57 bekannt spektakulär. Deutlich der Vordergrundstern am Rand, gut ist die ovale Form auszumachen, die „Ausbuchtungen“ mit etwas geringerer Flächenhelligkeit, kein fließender Übergang, Helligkeitsstufen sind erkennbar. Bin nicht umsonst losgefahren!

Die Wolken bereiten immer noch Sorgen. Cygnus ist aber komplett frei, das markante Kreuz vor der erkennbaren Milchstraßenwolke. Cygnus ... Albireo:

 Beta Cygnus  - DS – CYG - [mag4,0 – 12,7; 120,5“]
Keine Herausforderung für eine Optik, mir ging es um den Farbkontrast. Dieser kommt mir eigenartigerweise schwächer als gewohnt vor. Liegt es an der größeren Öffnung? Beide Sterne, auch die Mag 5,1-Komponente sind hell, so hell, dass diese schon fast etwas blenden. Im GF glitzern noch viele lichtschwächere Sternchen des Milchstraßenbandes.

Den UHC habe ich dabei, Versuche mein Glück beim Nordamerikanebel, den hatte ich noch NIE gesehen. Ausgehend von Deneb (Alpha Cygnus) ist es nur ein relativ kurzer Starhop. Die Karkoschka-Aufsuchkarte hilft. Ohne Filter ist bereits etwas zu erahnen, mit dem Astronomic UHC dann deutlich:

 NGC7000  – GN – CYG – (m4,0 – sbr12,6 – 120*30) GH 5,6
leider ist mein GF viel zu klein, um den ausgedehnten Nebel in seiner Gesamtheit erfassen zu können. Ich kann nur Teilbereiche erkennen, fahre die Konturen ab. Am deutlichsten ist der Golf von Mexiko, da ist der Kontrast zum dunklen Hintergrund am deutlichsten. Diese nimmt mehr als die hälfte meines nur gut 1Grad großen GF ein. Etwa 1 Grad weiter nach rechts verliert sich für mich der Nebel, kann aber keine Grenze ausmachen, ganz allmählich wird er blasser. NGC7000 – ein Richfield-Objekt, nur habe ich kein entsprechendes Teleskop.

 IC5070  – GN – CYG – (m8,0 – sbr16,4 – 60*50) GH 5,6
ist nach den Daten ein extrem schwieriges Objekt. Mit dem Stern HR 7984 HD198639 (Flamsteed Nummer: 56) in der Mitte ist die Position eindeutig zu lokalisieren. Um diesen Stern, etwa 20’ herum sehe ich eine nebelige Aufhellung, ohne echte Konturen, aber nicht ganz rundlich, etwas mehr hin zu NGC7000 ausgedehnt. Kann das ein Teil von IC5070, dem Pelikannebel gewesen sein? Der Angabe zur Flächenhelligkeit nach eigentlich nicht!, ich habe etwas gesehen, bin mir sicher!

Die Wolken haben ein einsehen, teilweise haben sich diese einfach wieder aufgelöst, Horizontnah ist es aber nun recht diesig. Im Osten leuchten hohe Cirren vom Großstadtlicht angestrahlt. Zenithnah steht Herkules; ab zu

 M13  – GC – HER – (m5,9 – sbr12,0 – 23,2*23,2’) GH 5,6
heute weniger zum ausgiebigen betrachten, sondern mehr als Orientierungspunkt für kleinere GX’en. Ich komme nicht umhin, den KS zu bewundern. Herrlich!! Schon bei 52-fach im 32er Oku mit kleinen Sternenfünkchen im Randbereich, höher vergrößert mehr und mehr aufgelöst, bei 230-fach ein fast schon GF-füllendes Sternengeprassel – 10000mal beschrieben. Zurück bei 52-fach achte ich mehr auf ein Mag 7 hellen Stern in unmittelbarer Nähe, der mir als Orientierung dient: ja, da ist eine GX:

 NGC6207  – GX – HER – (m11,6 – sbr12,9 – 3,0*1,2’) GH 5,6
eigentlich hell genug, um sofort erkannt zu werden, doch M13 lenkt den Blick wie magisch ab. Di GX liegt nahezu waagrecht im GF. Betrachte ca. 10min ausgiebig. Die Geduld wird belohnt: Länglich schmal, etwas hellerer innerer Bereich, nicht exakt in der Mitte, mehr zur rechten Seite (Richtung M13 hin, wirkt etwas unregelmäßig. Ca. 5’ links- und ca. 4 ’rechts unterhalb jeweils ein Mag 13 Vordergrundstern. Etwa 2 bis 3’ direkt unter der GX ein Grenzfall-Sternchen: Mag 14-15?

Kennt jemand eine Adresse, bei der ich eine Aufstellung zur Klassifizierung von GX’en finden kann?
Mit pB,pL,E45,vgmbM wie aus Ciel kann ich leider (noch) nichts anfangen. Dank ausgedruckter Aufsuchkarte gelingt auch der Starhop zu zwei weiteren GX’en. Beginnend bei Eta Herkules sind es nur knapp 1 ½ Grad zu

 NGC6195  – GX – HER – (m13,0 – sbr13,4 – 1,5*1,1’) GH 5,8
Puh, schwer! Hatte kurz davor nochmals die GH geschätzt, es ist zenithnah noch etwas besser geworden. Im Umin schon gut Mag 5.4, hier oben noch etwas besser. Trotzdem fällt es WIRKLICH schwer, die GX dingfest zu machen. Ein echter Grenzfall. Dank Karte an der 100-%ig richtigen Position, wird geschaut ... hmm ... unsicher. Hyperventilieren ... mir wird schwindlig! (hatte mal gelesen, das viel Sauerstoff helfen soll) . Aber, ja, da! Da ist was, ein ganz blasser, rundlicher Fleck, mit Mühe indirekt zu halten, ja, nun eindeutig. Zur GX nichts weiter zu sagen, knapp darunter und etwas links unterhalb versetzt je ein Mag 14?-Vordergundstern. Da ist

 NGC6166  – GX – HER – (m11,8 – sbr12,9 – 2,2*1,7’) GH 5,8
im Verhältnis einfach (wieder nur knapp 2Grad von der vorhergehenden GX entfernt). Um diese GX befinden sich in einem 4’ Radius weitere 4 winzige GX’en der Mag15-Klasse, sicherlich eine Herausforderung für große Instrumente, für mich weit außerhalb des möglichen. Notiere: rundlich, flächig mit geringer Helligkeit ohne erkennbare Zentralkondensation. Trotz ähnlicher Helligkeitsangaben wie NGC6207 für mich doch deutlich schwieriger zu erkennen.

Mann, bin ich platt, schlapp, müde! Gott sei dank ist der Himmel insges. nicht toll, sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen, denke an aufhören. Im Zenith ist der Himmel gut, zum Horizont hin schlecht. Von Skorpio ist selbst Antares nur zeitweise erkennbar, bei der Schere fehlt der unterste Stern komplett. Uma ist gut erkennbar, hat aber bereits spürbar an Höhe verloren. Cassiopeia dagegen steigt bereits wieder auf. Ob M101 möglich ist? Einfach mal reinpeilen, und tatsächlich:

 M101  – GX – UMA – (m7,9 – sbr14,9 – 28,5*28,3’) GH 5,2
auf Anhieb gefunden. Ein etwas matschiger, runder, blasser Fleck. Mit dem 18er Oku – bei 93-fach verweile ich etwas. Der Nukleus ist nun doch eindeutig erkennbar, relativ klein für die ausgedehnte GX. Rechts neben dem Zentrum ein Mag 10? Vordergrundstern. Spiralarme? Schwer! Bin unsicher, meine vom Kern aus nach unten und oben je einen relativ Breiten Arm zu erahnen, welche sich bald eng um das Zentrum zu schmiegen beginnen – kann auch Einbildung sein. 2, 3 weitere schwache Fordergrundsterne sind erkennbar.

Gähn! – was soll es, noch mal ein Seeing-Test mit Polaris: besser, nun schöne Beugungsringe und Interferenzringe leicht defokussiert, nur durch schnelles, nur schwach ausgeprägtes Flimmern gestört. Ich muss meine Beobachtungen weg vom schmalen Teerweg auf die Wiese verlegen, der Asphalt speichert zu viel Wärme und verursacht Seeing-Probleme!

Packe die Okus ein und bemerke dabei meine Verwechslung, schaue noch mal hoch – H und Chi in Perseus sind naked Eye jetzt deutlich erkennbar! Noch mal kurz das 32er einstecken, grob peilen:

 NGC663  – OS – CAS – (m7,1 – sbr12,9 – 16,0*16,0’) GH 5,0
treffe auf Anhieb einen OS, nicht den populären Doppel-OS, aber auch nicht schlecht ! Markant sind einige etwas hellere Sterne, insbes. Einer sticht mit etwa 2 Helligkeitsklassen mehr hervor. Die helleren Sterne bilden zwei gebogene Ketten, welche aufeinander zulaufen. Den Notizen nach müsste es NGC663 gewesen sein.

Ich kann nicht mehr! Packe nun komplett ein. Komisch, es fehlt jede Spur von Tau, selbst die Autoscheibe ist völlig trocken, als ich diese anfasse! Heimfahren, ab ins Bett!

Beim Aufstehen ist es wolkenverhangen, es tröpfelt. Gott sei dank hatte ich die Nacht genutzt, auch wenn es etwas schwergefallen ist.

Sternenklare Mondfreie Nächte wünscht

Achim                                               > zurück zur Beobachtungsübersicht