Bericht vom 28.08.2002; 21.30h – 22.30h

Ausrüstung:

Newton-Teleskop , Öffnung 208mm, Brennweite 1631, (f/7,97) – „Long-John“
Dobsonmontierung


verwendete Okulare: 32mm Plössel (Antares); 25 mm Plössel [TAL]; 10mm Plössel , 7mm Siebert
Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, ca. 390 m üNN

Temperatur: 21.10h 18,7 C; 22.40h 17,2 C
Seeing: 1 - 2


Wetter: bis mittags trübe und regnerisch, ab 14.00h erste Wolkenlücken, gegen 18.00h fast wolkenlos

Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):

Galaxien (GX): -
Offene Sternhaufen (OC): -
Kugelsternhaufen (GC): M13, M55
Mehrfachsystem (DS) : Cygnus Beta = ALBIREO [mag 3,1 – mag 5,1; 34,5’]

Trotz mäßiger bis schlechter Bedingungen ging es gestern zum spechteln. Ich hatte die vage Hoffnung, mein letztes Messier-Objekt erspechteln zu können. LongJohn durfte gegen 19.00h zum temperieren raus. Schon mit Einbruch der Dämmerung ging es aufs freie Feld.

Blick nach oben: oh je! 2/8 Bewölkung, der restliche Himmel sicherlich zur Hälfte mit Schleierwolken überzogen, da bleibt nicht viel Platz für Sternenlicht. Die bürgerliche Dämmerung ist voll im Gang, Grenzhelligkeit (GH) zunächst ca. Mag 3; Umin ist komplett hinter Wolken verborgen. Wega in der Lyra schafft den Durchbruch, dazu 2 Sterne des Lyra-Parallelogramms, ebenso erkennbar die obere Hälfte des Kreutz des Nordens, Cygnus.

Nach Teleskopaufstellen bleibt Muße sich auf die Geräusche zu konzentrieren. 2, 3 Grillen veranstalten in unmittelbarer Nähe ein noch sommerliches Konzert. Ab und an weht der schwache Wind Geräuschfetzen von fernem Hundegebell herüber, selten sind Geräusche in ca. 1km Entfernung vorbeifahrender Autos zu vernehmen. Das Gehör ist deutlich geschärft. Nach einigen Minuten des Lauschens richte ich LongJohn auf

Cygnus Beta – DS – CYG – [mag 3,1 – mag 5,1; 34,5’]
dem bunten Sternenpärchen. Will bei der Gelegenheit auch den Sucher justieren. Anpeilen, im Sucher zentrieren, durchs 32 Oku: nichts! – so stark dejustiert? – nein, die Verbindungsschrauben der oberen und unteren Tubushälfte sind nicht eingedreht, dann knickt der Tubus um einige mm ein, und die optische Achse passt nicht mehr, am Bild ist dies nicht gleich zu erkennen. Neuer Versuch mit Schrauben, ja, da ist Albireo, schon bei meiner Minimalvergrößerung (das 40er Erfle habe ich zurückgesandt) mit großem Abstand getrennt. Oben der 2 Magnituden hellere, gelb Orange Hauptstern, fast genau darunter (5 bis 6 Uhr) der bläuliche Begleiter.

Gegen 21.40h ist nunmehr die Dämmerung abgeschlossen. Tief im Süden sind Teilbereiche des Schützen naked Eye erkennbar – das flache, liegende Dreieck aus Pi, Omicron und Xi, tiefer am rechten Rand Zeta, Tau ist nur so zu erahnen, die Mag 3,3 dieses Sterns dürfte die GH in dieser Region darstellen. Starte den ersten Versuch (21.40 bis 21.55)

Richtigen Stern anpeilen, dann mit Minimalvergrößerung im Oku heranhangeln. Zunächst genaue Orientierung an nächstgelegener Sternengruppe feststellen. Oh je, schlechte Sicht! GH im Oku nur ca. Mag 10. Die schwächsten Sterne des Ciel-Ausdrucks kann ich nicht sehen., normalerweise ist es umgekehrt, da sehe ich deutlich mehr Sterne als auf dem Ausdruck, der dank Tycho-Katalog bis zur 12. Klasse reicht. Beim ca. 8-Grad-Hop in die Zielregion sind mehrere „Löcher“ ohne Sterne zu überspringen. Dann bin ich mir sicher, richtig zu sein, und sehe ... NICHTS, NICHTS, NICHTS. Da hilft kein wackeln, indirektes sehen ... einfach nichts. M55 ist halt kein M22, der sich wenig um Aufhellung und Dunst kümmert. Ich tröste mich mit einem Schwenk in den momentan klaren Hercules zu

M13 – GC – HER – (m5,9 – sbr12 – 23,2*23,2) GH 5,2
Grenzhelligkeitseinschätzung aus dem Bauch heraus – dürfte aber ziemlich genau sein. Erst im Sucher, dann mm 32er Oku: ahhh!!! Immer wieder schön! Bei 50-fach schon deutlich grieselig, zum Rand hin sogar schon mit ersten Einzelsternchen; dann gleich im 10er Plössel (163-fach) und 7er Siebert (233-fach). Super Seeing! Ein nahes Sternchen 7er/8er Helligkeit dient als Fokussierhilfe und zeigt bei hoher Vergrößerung eine Nadelspitzenscharfe Abbildung mit ganz zartem Beugungsscheibchen, welches fast völlig ruhig „im Äther steht“ – kurz weiterschupsen auf M13 – jaaaahhh! Einfach schön, besonders schön nach erfolgloser Suche! Das vielzitierte Sternengeprassel zieht mich in den Bann, 3, 4, 5mal wandert der Pracht-GC durchs GF.

Schaue mich um ... Umin ist zum Teil frei, die Deichsel von Uma auch erkennbar, dazwischen Alpha Draco erkennbar, direkt am Rand eines breiten Schleierwolkenstreifens. Peile in die Region auf der Suche nach Komet Hoenig. Nahe der Zielregion wird das Bild ganz flau – zugezogen! Dafür ist es im Schützen wieder besser. 2. Versuch M55 (22.10 bis 22.25)

Startpunkt wieder Zeta Sagittarius; der Starhop geht schon deutlich schneller, die Sternengrüppchen hatte ich mir ja bereits „erarbeitet“, zwei waagrecht angeordnete, ähnlich helle Sterne knapp ein Grad unter der Zielregion liegende Sterne sind bald aufgefunden, GF etwas nach rechts oben ... ja? Ja, JAA!! Habe ihn!

 M55  – GC – SAG – (m7,0 – sbr13 – 19,0*19,0) GH 4
groß, nicht viel weniger ausgedehnt als M13! Aber so blass, einfach ein runder, schwacher Fleck, durch horizontnahen Dunst, Streulicht und teilweise Wolkenschleier bis fast zur Wahrnehmungsgrenze abgedimmt. Aber – direkt erkenn- und haltbar! Erst im 32er, dann im 25er TAL-Plössel. Der GC musste hart erarbeitet werden. Für eine großartige Objektbeschreibung hat es nicht gereicht, auf 9h neben dem flächigen GC – leider nicht aufgelöst – glimmen ab und an 2 Vordergrundsterne, auf 11h in etwa doppelter GC-Durchmesserentfernung ein etwas lichtstärkerer Vordergrundstern. Nehme das 10er Oku – Hintergrund damit deutlich dunkler; wo ist M55?? Verloren!

Starte den 3. Versuch: Zeta Sag – spitzwinkliges Sternendreieck – zwei hellere Sternchen übereinander – gebogene Sternenkette – enge 3er-Linie – weite 3er Linie – freier Raum – Einzelstern – Einzelstern – gebogene Sternekette – zwei waagrechte Sterne. Starhop ohne Blick in die Karte. Nach 2 Min bereits wieder in der Zielregion, und ... NICHTS!! M55 hat sich wieder versteckt.

Starte noch einen vergeblichen Versuch nach Komet Hoenig, dann gebe ich bei 7/8-Bewölkung/Verschleierung auf.

Trotzdem ... M55 ist geknackt, nun habe ich ALLE Messier-Objekte live beobachten dürfen!

Klaren Himmel – vor allem die nächsten mondarmen Nächte - wünscht

Achim
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