Eindrücke
vom BTM 07.09.2002:
Ich
wollte die Gelegenheit nutzen am BTM alte und neue Bekannte zu
treffen, und die Atmosphäre zu genießen. Anreise bei
strahlendem Sonnenschein, gegen 13.30 kämpfe ich mich das
schmale, steile schlecht geteerte Sträßchen zum Platz
hoch. Kaufe schnell mein „Ticket“, lasse Auto noch draußen
stehen und sehe mich um. Gleich am Anfang steht die
Alibireo-Zentrale: Franz’ Wohnwagen mit Vorzelt; Bernd ist auch vor
Ort und eifrig beim Bewirten diverser Astro-Freunde. Verglichen zum
letzten Jahr scheinen es mehr Teilnehmer zu sein. Auffällig und
im Mittelpunkt des Interesses die Großinstrumente; ein 32-Zoll
Dobson-Ungetüm, unglaublich stabil gebaut (Stahlkonstruktion),
mit 750kg Gesamtgewicht und gut 4! Meter Brennweite ein riesiger
Kontrast zu Stathis 24-Zoll mit 58kg und „nur“ 2,5m Brennweite.
Mitten am Platz ein 24-Zoll Bino-Dobson, nicht Bino-Ansatz, nein zwei
24-Zöller auf einer Dobsonmontierung so konstruiert, dass je ein
Auge die volle Lichtleistung eines 24-Zöller genießen
darf. Sehe noch einige Dobson, viele davon sind Eigenkonstruktionen,
eine riesige Fundgrube an Ideen und Anregungen, die ich teilweise
aufgreifen werde. Deutlich überwiegen die Newton-Systeme,
parallaktisch und dobson-montiert, erkenne einige Cassegrains,
Reflektoren erscheinen mir unterrepräsentiert.
Höre
mir vertraute Töne – knirschen! Auf den Holzbänken um
eine Feuerstelle sitzen Meinolf Vogt und Patrik Woitila (richtig
geschrieben?)und kämpfen mit dem Grobschliff. Stathis führt
in München einen Spiegelselbstschleifkurs durch, beide genannten
sind mit dabei und nützen beim BTM die Zeit, um „Tiefe“ zu
machen, da Stathis auch anwesend ist, können Fragen und Probleme
sofort geklärt werden.
Mein
Zelt ist fast gewohnt schnell aufgebaut; etwa 5 min andauernde
heftige Windboen wehen das Zelt fast weg, hilfreiche Hände
verhindern dies. Drehe ein, zwei Platzrunden, die Zeit vergeht im
Flug. Während es dunkel wird bildet sich Dunst, der später
zum Problem wird. In der Vornacht soll es extrem feucht gewesen sein,
diese Nacht wird es nicht ganz so heftig, aber es reicht.
Beobachtet
wurde auch:
Beobachtungen: 21.30h – 02.10h
Komet:
C2002 O4 – Hoenig
Kugelsternhaufen
(GC): M13, M71
Galaxien
(GX): NGC6207, NGC6503, NGC5985, NGC5982, NGC5981,
Planetare
Nebel (PN): NGC6543, M67
Mehrfachsystem
(DS) : Epsilon Lyra
Während
ich mit ‚TAL-Fiedel’ plaudere, wird der Himmel dunkel genug zum
spechteln. Friedel kennt die Position vom Komet
Hoenig
– Komet – Uma – (m9? – sbr11? – 4*4’?) GH4,8
aus
dem Gedächtnis: etwas oberhalb der beiden Uma-Deichselsterne
Mirzar und Alioth (Eps Uma), näher bei letztgenanntem. Für
den Sucher zu blass. Nach meinem Eindruck ist der Komet in den
letzten 4 Wochen gut eine Helligkeitsklasse blasser geworden, ebenso
nun mit deutlich weniger Halo. Erkenne leider keinen Schweif. Halo
flächig hell, Zentrum nur wenig heller.
Ich
wollte durch andere Teleskope blicken, schlendere zu Stathis
‚Zyklopas’, kann zwei Blicke auf
M13
– GC – Her – (m5,9 – sbr12,0 – 23,2*23,2) GH5,4
werfen.
Puh! Hell und gestochen scharf, bei weitem GF-sprengend,
Vergrößerung um die 600-fach. Der Dobson ist einfach
genial gebaut. Sobald man die Stangen nach dem nachschubsen
loslässt
steht das Bild, Schwingungen klingen in Sekundenbruchteilen ab –
bei ca. 600-fach!! In der Nähe, zwischen M13 und der GX NGC6207
eine UGC-GX, die Stathis einstellt; reihum wird versucht, dies GX zu
erhaschen. Die Bedingungen sind nicht ideal, doch etwas geschulte
Augen können die GX ausmachen, In Ciel ist die Fuzzel leider
nicht verzeichnet, somit keine Katalogbezeichnung von mir.
Zurück
beim eigenen Teleskop stelle ich auch M13 ein, werfe auch einen Blick
auf
NGC6207
– GX – Her – (m11,6 – sbr12,9 – 3,0*1,2) GH5,4
Eine
deutlich längliche GX, nur ein halbes Grad von M13 entfernt, im
32er und auch noch im 25er Oku gemeinsam erkennbar, dabei auf die GX
konzentrieren! M13 lenkt den Blick unwillkürlich ab.
Rundum
wird gespechtelt bei lockerer, entspannter Stimmung. Bei den
großen
Instrumenten Grüppchen von Sternenfreunden, keinem wird der
Blick durch große (oder auch kleine) Teleskope verwehrt.
Betrachte
den Himmel; sehr deutlich das Band der Milchstraße mit helleren
und blasseren Bereichen, bestimme GH in Lyra: Mag 5,6 bis 5,8 –
ordentlich! Heute will ich Draco-Objekte betrachten, mit NaTALia,
meinem parallaktisch montiertem 6-Zöller hatte ich da immer
Probleme, da dicht an Himmelspol Objekte nur schwer einstellbar
waren. Ausgehend von Chi Dra finde ich
NGC6503
– GX – Dra – (m10,2 – sbr13.1 – 7,0*2,5’) GH5,6
Sehr
langgestreckt, (fast?) edge-on. Längliche, deutliche
Zentralaufhellung, für mich nicht ganz symmetrisch, mehr rechts
innerhalb der fast waagrecht im GF liegenden GX. Fast noch innerhalb
des Halos, linker Hand (10h) ein recht heller Vordergrundstern 8er
Helligkeit (hatte 6. geschätzt, ganz schön daneben). Meine
etwas oberhalb der Hauptachse Strukturen im Halo zu erahnen –
Dunkelbänder oder GX-Arm-Strukturen? – eine sehenswerte GX!
Auf
gleicher Karkoschka-Seite verzeichnet der PN
NGC6543
– PN – Dra – (m8,3 – sbr5,0 – 0,4*0,3’) GH5,6
Brauche
doch 10min, bis eindeutig gefunden; lag am schlampigen lesen, hatte
eine GX gesucht und prompt nicht gefunden. Sehr heller PN, bei
50-fach bereits non-stellar, vom Eindruck ähnlich, sehr
ähnlich
wie Uranus vom Farbeindruck (eines der wenigen Deep-Sky-Objekte, bei
denen ich Farbeindrücke habe), blau grünlich. Steigere bis
auf 233-fach (7mm Oku), deutliche gleichmäßig flächig
helle Ellipse. Heller mag-9 (notiert mag 7-grrr!) Vordergrundstern
auf 3h hilft beim fokussieren.
Nun
wurde es schwieriger, neu ausrichten auf Iota Dra, dann Starhop zum
GX-Triplett
NGC5985
– GX – Dra – (m11,1 – sbr14,0 – 5,4*2,7’) GH5,4
NGC5982
– GX – Dra – (m11,1 – sbr12,9 – 3,0*2,1’) GH5,4
NGC5981
– GX – Dra – (m13,0 – sbr13,1 – 2,7*0,3’) GH5,4
Erkenne
NGC5985 flächig-blass, GX-Zentrum nur erahnbar, 5982 in
unmittelbarer Nähe, etwa auf 2h gelegen deutlich heller mit
markantem, fast stellar wirkendem Zentralbereich. NGC5981 ein
Grenzfall, ab und an „sehe“ ich einen ganz schmalen, blassen
Streifen in etwa gleicher Entfernung zu NGC5982 – die 3 GX’en wie
an einen Schnur aufgefädelt. Für große Teleskope
sicherlich eine sehr lohnenswerte Beute.
Der
anschließende 1 ½ -Grad Starhop zu NGC5987 wird nicht
vom Erfolg gekrönt. Kann es immer noch nicht verstehen, war
100%ig an der richtigen Position, nach Karte kein Zweifel, trotzdem
habe ich die immerhin Mag11,7-helle GX nicht gesehen, trotz
10-minütiger Anstrengung. Vielleicht lag es daran, dass die
Bedingungen nunmehr merklich schlechter wurden. Dunst steigt mehr und
mehr auf, erkennbar an der immer schlechter werdenden Horizontsicht.
Wandere
wieder zu Stathis, dort ist gerade
Stefans
Quintett eingestellt. Hatte vor 4 Tagen die GX’en (3 der 5)
erstmalig in meinem 8-Zöller gesehen, bei 24-Zoll wird erahnen
zu deutlichem Sehen, trotz der Bedingungen. Wieder wird reihum
betrachtet und über die Eindrücke gesprochen.
Will
bei Patrik den Himmel mit seinem 14-Zöller betrachten, hatte es
auf NGC7331 abgesehen. Wird problematisch. Erst ist der Starpointer
zugetaut. Von Eta Peg aus will ich hinhoppen. Karkoschka zeigt mir zu
wenige Sterne für den Blick durch ein 1-Grad-GF, hole meinen
Ciel-Ausdruck. Bin ich richtig bei Eta-Peg? Ist so blass – Okular
wird abgewischt, immer noch blass ... der Fangspiegel ist abgesoffen,
völlig zugetaut! Der völlig frei liegende Hauptspiegel
eigenartiger weise ganz frei. War nichts!
LongJohn
mit geschlossenen Holztubus kennt diese Probleme nicht, nur der
Sucher muss ständig gewischt werden, die Okulare schütze
ich in der Jackentasche. Sagitta, der Pfeil fällt mir ins Auge,
stelle auf
M71 -
GC- SGE – (m8,3 – sbr12,0 – 6,1*6,1’) GH5,0
ein,
gut im Sucher zwischen Delta und Gamma Sge erkennbar. Im 32er noch
nebelig mit ersten granulären Ansätzen zum Rand hin,
höher
vergrößert mehr und mehr aufgelöst;
Sternkonzentration gleichmäßig zur Mitte hin zunehmend,
Randbereich unregelmäßig.
Pendele
wieder zu Stathis, er stellt gerade den kleinen Hantelnebel ein:
M76
- PN- Per – (m11,0 – sbr10,4 – 2,7*1,8’) GH5,0
Im
24-Zöller! Oftmals wenig beachtet, dabei ein super Objekt, auch
für 8 oder 6 Zoll. Im 24er eine Schau. Betrachten bei 360-fach,
da wirkt das Objekt schon üppig groß. Die Hantelstange
liegt von 5h nach 11h schräg im GF, diese ebenso hell wie die
beiden „Kugeln“ Ohne Filter sind bereits die
‚Ohren’
ansatzweise erkennbar, rechts etwas deutlicher als links. Mit OIII
erkenne diese gut als geschlossene, weite Bogen, die von „Kugel“
zu „Kugel“ reichen und so einen geschlossenen Kreis bilden –
beeindruckend!
Von
Westen her zieht eine dichte Decke von Schäfchenwolken auf,
gegen 01.30h ist der Zenith bedeckt. Saturn ist aufgegangen und
kämpft sich etwa 10 Grad hoch durch den Horizontdunst. Mit
Stathis 105mm Sucher-Newton stellen wir den Planeten kurz ein. Bei
17-fach im Sucher als deutliche Ellipse erkennbar, ein richtig
scharfes Bild. Wegen parkendem Auto ist Stathis Instrument der Blick
auf Suturn zu 70% verdeckt. Gehe zurück zu meinem Teleskop und
drauf auf
Saturn
Uff –
viel besser als erwartet!! Ohne ‚Regenbogeneffekt’ wie vor 4
Tagen zur gleichen Uhrzeit. Erst mit den 32er, dann 10 und sogar 7mm:
233-fach und noch ordentlich scharf! SUPER!!! Saturn ist einfach
toll, dass Ringsystem mit markanter Cassini-Teilung fasst plastisch
die Planentenkugel ein, unten im Blickfeld verdeckt es einen Teil der
Kugel, oben wird es selbst etwas bedeckt, dort erkenne ich auch etwas
den Planetenschatten. Immer- und immer wieder wird Saturn betrachtet,
auch Friedel und Patrik schauen mit. Da so tief im Osten widersteht
Saturn eine ganze Weile den Wolken. Als ich gegen 02.00h sogar auf
320-fach steigern will (10er + Barlow) wird das Bild flau – von
Wolkenschleiern, bald geht nichts mehr!
Saturn,
ein würdiger Abschluss. Gönne mir ein Bierchen, gehe zu
Bernd ins Camping-Vorzelt und plaudere noch bis gegen 02.45, dann ab
in den Schlafsack.
Auch
der Samstag wird kurzweilig, Teleskope ansehen, Ideen sammeln, viel
plaudern. Ruck zuck ist es Nachmittag. Als Raphael eintrifft steht
für mich Glas und Schleifen im Diskussionsmittelpunkt, um 16.00h
muss ich das Zelt abbrechen, bin abends eingeladen.
Heimfahren
(gut Stunde), auspacken, plaudern mit Silvia und den Kindern,
Abendessen. Bin müde, lege mich zum entspannen bevor wir
losgehen mal kurz aufs Bett – wache im stockdunkeln auf, als Silvia
ins Bett kommt, hat mich einfach schlafen lassen!
So bin
ich nun ausgeruht und habe Muße, diese Zeilen zu schreiben.
Grüße
von
Achim
>
zurück zur Beobachtungsübersicht