Bericht vom 29.10.2002; 20.10h - 21.40h
Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 208mm, Brennweite 1631, (f/7,97)
"Long-John&";
Dobsonmontierung
verwendete Okulare 32mm Plössel
[Omcon]; 25 mm Plössel [TAL]; 18 mm Bertele, 10mm Plössel, 7
mm Siebert;
Ort: Waldrandlage, ca. 4 km außerhalb Emskirchen, ca. 385 m
üNN
Temperatur: 20.00h 5,7 C; 21.50h 5,1 C
Seeing: 3 bis 4
Wetter: morgens geschlossene Wolkendecke
bei abflauenden Winden, ca. 13.00h erste Lücken, ab 17.00h
wolkenlos
Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Kugelsternhaufen (GC): M71
Planetare Nebel (PN): M27
Galaxien (GX): M33, NGC890,
NGC925, NGC1023, NGC1003, NGC891, NGC247, NGC253
Der
Wetterbericht bei der Fahrt zur Arbeit (07.00h) lässt auf die
Nacht
hoffen; tatsächlich klart es auf. Gegen 18.30h von der Arbeit
zurück
wird das Scope zum temperieren herausgestellt. Ab und an ist noch
leicht böiger Wind zu spüren, der in die Haut beist. Ziehe
mich warm
an, vergesse aber die langen Strümpfe. Am Stiefelrand ist ein
schmaler
Hautstreifen ungeschützt, den werde ich die Nacht über
deutlich spüren.
Dank Uhrumstellung wird es früh dunkel, um 20.00h geht es los.
Nicht zum Standardplatz, der liegt absolut auf ebener Fläche ohne
Windschutz, nehme einen Ausweichplatz nahe am Wald, am Talrand etwas
windgeschützt gelegen, dafür kein 0-Grad-Horizont. In 2min
aufbauen (2
Schrauben zum Tubusverbinden reichen völlig aus), umsehen.
Ordentlich!
Die Luft ist recht klar aber unruhig, Capella funkelt in NO, Cygnus
seht noch hoch, schickt sich aber bereits an gen W abzuwandern. Etwas
südlicher Aquila. Ich kann Sagitta, den Pfeil, gut ausmachen,
beginne
die Spechtelnacht mit
M71 - GC - SGE - (mag8,3 - sbr
12,0; 6,1*6,1) GH 5,4
Über
die Tubuskante zum Grobausrichten peilen, dann im Sucher feinjustieren.
Ja, da ist der GC im 32er Gesichtsfeld in sehr sternreicher Region.
Erscheint mir größer als die angegebenen 6 Bogenminuten. Nun
gleich mit
10mm = 163-fach. Bad Seeing! Es kommen zwei Faktoren zusammen, ad 1
dürfte der Spiegel noch nicht ganz temperaturangepasst sein, ad 2
flimmert die Luft generell. Für die relativ
unregelmäßige Kontur und
einige - leider verwaschene - Außenbereichssterne reicht es
trotzdem.
Weiter zu
M27 - PN - VUL - (mag7,3 -
sbr 11,2; 8,0*5,7) GH 5,6
Den
bekannten Hantelnebel finde ich ca. 4 Grad N von M71. WOW!! Eine Wucht
schon im 32er ohne Filter. Greife zu verschiedenen Okus: 32er - 25er -
18er- 10er. Bei dem mehr flächigen Objekt stört das
mäßige Seeing nicht
so sehr, es scheint auch besser zu werden. Beeindruckend hell. Deutlich
zeichnet sich die Hantelform - für mich eher wie ein rundum
angeknabberter Apfel wirkend - ab. Die Achse etwa von 8h nach 2h
ausgerichtet. Rechts oben im Rand ein Mag 12-Stern, mit etwas Geduld
weitere 5, 6 schwache Fünkchen im Nebel auszumachen. Auch ohne
Filter
zeichnen sich die Ohren zart ab: ein weites blasses Oval, das den Nebel
umfasst, wobei die Längsachse um 90 Grad zur Hantelachse geneigt
ist.
10mm mit UHC - Jo!!! Noch besser, viel deutlicher. 7mm mit Filter: geht
nicht!! Das Siebert-Oku hat kein Filtergewinde, versuche in den
Gummiring den Filter einzudrücken, geht nicht richtig, schade.
Ohne
Filter: M27 beherrscht das GF, sicherlich gut die hälfte des
GF-Durchmessers wird durch den plastisch wirkenden, strukturreichen
Nebel ausgefüllt. Wollte mich nur warmspechteln und bin sicherlich
20min hängen geblieben. Nicht eine Minute davon bereue ich!
Orientiere
mich neu: Pegasus steht hoch im Norden, links davon, unter Andromeda
das Triangulum. Why not? Neu ausrichten. Bereits im Sucher eine
flächige, sehr blasse Andeutung:
M33 - GX - TRI - (mag 6,3 -
sbr 14,6; 67 * 41'), GH 5,5
Die
Triangulum-GX; nach M31 die größte GX der (nördlichen?)
Hemisphäre. Ein
Mitglied der lokalen Gruppe. Leider nur aufgrund sehr geringer
Flächenhelligkeit bei gutem Himmel erkennbar. Heute reicht der
Himmel
gerade so. Im 32er Oku schon GF-sprengend, wobei ich dies visuell nicht
erkenne, da der Halo unmerklich zart ausläuft. Erkenne gut ein
blasses
Zentrum in einem rundlichen Zentralbereich. Sonst leider strukturlos.
Höhere Vergrößerungen verheißen keinen Gewinn, da
muss der Himmel
dunkler sein. GX etwa von 10h nach 4h elongiert.
Mein abends
schnell angefertigter Ciel-Ausdruck kommt nun zum Einsatz. Ausgehend
von Gamma TRI beginne ich eine Starhop-Expedition. Delta und 7 Tri in
unmittelbarer Nähe erleichtern die Orientierung. Suche mir meist
3er
oder 4er Sternengruppen auf der Karte, anhand derer die Ausrichtung
eindeutig wird und hagele mich vor. Schnell bin ich an der Position von
NGC890 - GX - TRI (mag 11,2 -
sbr 12,7; 2,9 * 2,3'), GH 5,5
Angelangt.
Mal eben betrachten ist nicht, die GX will erarbeitet werden. Nach
einigen Sekunden kurze, indirekte Wahrnehmungen, nach 3, 4 Minuten
eindeutig bestätigt, zeitweise auch direkt erkennbar. Das 18er
Bertele
erweist sich als das sinnvollste Oku (91-fach), die recht kleine GX
braucht etwas Vergrößerung, um besser erkennbar zu werden.
Bei 6-Zoll
hatte dies selten geklappt, mit 8-Zoll bringt dies bei mir schon
einiges. Erkenne ein rundliches Zentrum in ovalen Halo. Links auf
gleicher Höhe, etwa - entfernt eine 3er Mag-13-Sternenkette. Mit
NGC925 - GX - TRI (mag 10,1 -
sbr 14,4; 10,9 * 6,2'), GH 5,5
Wird
es auch nicht leichter. Zwar deutlich größer, aber sehr
flau. Mit
Geduld im 32er Oku erhaschbar, im 18er eine Spur besser, ovale GX liegt
quer im GF. Am oberen Rand in der Mitte ein Mag 12? Feldstern,
unterhalb der GX ein ca. 1 Klasse schwächerer Stern. Ab und an
blitzen
3 Sterne längs der Hauptachse im Halo auf, geschätzte Mag
13,5 bis 14.
NGC1023 - GX - PER - (mag 9,4
- sbr 12,8; 8,1 * 3,4'), GH 5,5
Gut
6 Grad nach rechts (im GF nach links) gehoppt wird es endlich viel
deutlicher. Ahhh!! Bin angenehm überrascht. Deutliches , markantes
Zentrum, schön länglich, der Blick fällt schräg
seitlich auf die quer
liegende GX. Direkt oberhalb eine ein gleichwinkliges Dreieck bildende
Sternengruppe mit Mag 10, 11 und 12-Stern. Wieder ist das 18er Bertele
das geeignete Okular. Wunderschön die GX, mehrfach habe ich den
Eindruck, ein Staubband etwas unterhalb, entlang der Hauptachse zu
erkennen. Definitiv eine sehenswerte GX!!!! bei
NGC1003 - GX - PER - (mag 11,4
- sbr 13,8; 5,7 * 2,2'), GH 5,5
Wird
es wieder etwas schwerer. Meist nur indirekt erkenne ich einen schmalen
Schemen, waagrecht elongiert, rechts am GX-Rand ein deutlicher
Feldstern ca. Mag12. Kein Zentralbereich auszumachen. Mit
NGC891 - GX - PER - (mag 9,9 -
sbr 13,6; 13,1 * 2,8'), GH 5,6
Gut
3 Grad nach oben hoppend finde ich die für diese Nacht letzte GX
dieser
Himmelsregion. Fast ein Strich von einer GX, edge-on! Steht im GF auf
der Kante. Ein Mag 13-Stern genau rechts neben den ebenfalls sehr
länglichen, nur schwer auszumachenden Zentralbereich. Mit der
Bertele
bei 91-fach am besten zu erkennen. Innerhalb der GX 5, 6 blasse
Feldsterne. Gut, kann aber mit NGC1023 bei weitem nicht mithalten.
Der
Blick schweift. Im Süden, oberhalb einer Baumgruppe erkenne ich
Cetus.
Markant hell Beta Cet, die untere Spitze eines Dreiecks. Ab und an
erahne ich einen noch südlicheren Stern, Alpa Sculptor. Hmmm die
Horizontsicht ist also brauchbar, schwenke um und Suche
NGC247 - GX - CET - (mag 9,1 -
sbr 14,4; 21,0 * 5,6'), GH 4,5
Suche
.. und suche ... , bin mit der Position sicher. Auch in insges. ca. 3
min. habe ich nur einmal den Eindruck, indirekt ein länglichen,
auf der
Kante stehenden Schemen zu erahnen. Zu wenig für eine definitive
Bestätigung. Es ist einfach nicht dunkel genug. Trotzdem hoppe ich
weitere gut 4 Grad nach Süden zu
NGC253 - GX - SCU - (mag 7,2
- sbr 12,7; 21,0 * 5,6'), GH 4,4
Mann
.... was für eine GX, Jammer befällt mich ob der geringen GH
und der
unruhigen Luft. Trotzdem ist die GX eine Pracht, relativ groß
liegt
diese von 11h nach 4h ausgerichtet majestätisch quer im GF.
Deutlich
zeichnet sich eine hellere, längliche Zentralregion ab. Bei 91fach
ist
Schluss mit sinnvoller Vergrößerung, zwei Mag10-Sterne
oberhalb der GX
sowie ein weiterer links neben selbiger beginnen da schon das wabern.
Wer die Gelegenheit bei guten Bedingungen haben sollte, im Urlaub im
Süden oder bei exzellenter Horizontsicht: UNBEDINGT betrachten,
die GX
hat das Potential zum echten Highlight!!!
Bin zufrieden,
entspannt und räume in alle Ruhe die Okus ein. Einen
abschließenden
Blick auf Saturn kann ich mir nicht verkneifen, die Gasriesensaison
beginnt erst noch richtig. Ebenso einen kurzen Startest an Polaris:
mäßiges Seeing, deutliches, schnelles Wabern bei 233-fach.
Um 21.40h
mache ich Schluss, noch bevor der Mond über den Horizont lugt.
Zufriedene Grüße von
Achim
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