Bericht vom 08.01.2003; 20.50h - 22.10h
Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 208mm, Brennweite 1631, (f/7,97)
"Long-John";
Dobsonmontierung
verwendete Okulare 32mm Plössel
[Omcon]; 18 mm Bertele, 10mm Plössel, 7 mm Siebert;
Ort: ca. 5km außerhalb Emskirchen,
390m üNN
Temperatur: 20.40h -12,6 C; 22.20h -
11,6 C
Seeing: 4
Wetter: ab Sonnenaufgang wunderbar klar,
in der Nacht zunehmend dunstig
Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Planeten: Saturn, Jupiter
Planetare Nebel (PN): M1
Gasnebel: M42, M43
Jumping: M31, M32, M110, M44, M45, h+chi
Dauerabstinenz
macht mürbe. Die Nacht vorher war es bereits klar gewesen, wenn
auch
mit ab 22.00h sehr viel Dunst. Doch nach gut 14 Stunden Firma (07.00h
bis 21.30h ohne Pause) war ich völlig platt; Jahresabschluss
lässt
grüßen. Gestern war ich dann schon um 18.30 zurück,
gleich Teleskop
rausgestellt bei bereits Minus 9,7 Celsius. Um halb neun wurde sich
warm angezogen und losgefahren.
Ich stelle mich diesmal ganz
dicht an eine Buschgruppe, um den stetig wehenden Wind zu entgehen, bei
diesen Temperaturen beißt der richtig in die Haut. Wow, der 5
Tage alte
Mond gleißt richtiggehend! Erfreulich ist das völlige Fehlen
eines
Halos. Teleskop aufbauen, umsehen. Schon recht hoch im SO steht Orion,
darunter ist Lepus deutlich auszumachen. Mehr östlich strahlt und
blinkt Sirius. Nach SW ist kaum etwas auszumachen, vom Mond
angestrahlter Dunst verdeckt alles. Im Osten wird der Dunst des Nbg.
Ballungsraumes vom Stadtlicht erhellt, auch dort ist wenig erkennbar.
Im Zenith aber ist das Milchstraßenband gut zu sehen! Hoch steht
Cassioiea, etwas darunter nach Süden hin Andromeda. Mit
bloßem Auge
sehe ich M31, ebenso reicht es für h und chi im Perseus.
Geschätzte
Grenzhelligkeit ca. Mag 4.8
Longjohn müsste gut temperiert sein, peile nach
Saturn
Erst
im 32er zum genauen Zentrieren. Rechts im GF ist ein Nebelfleck, ach
ja, M1! Die stehen ja noch recht dicht beieinander, etwa ¼ GF
d.h. ca.
15 Bogenminuten. Nun mit 10mm = 163-fach auf Saturn. Oh je! Bad Seeing!
Ich warte 2, 3 min am Oku und hoffe auf Verbesserung. In der Tat wird
es leicht brauchbarer, aber nicht gut. Ich mache den Test und halte die
behandschuhte Hand ca. 30cm unter die Tubusöffnung, defokussiere
und
kann wunderbar Luftblasen und Schlieren ausmachen. Na, da wäre
leichter
Gegenwind besser, doch ich scheue die Kälte. Für die
Cassiniteilung
reicht es noch allemal; vor der Planetenscheibe aber nur Blickweise.
Ebenfalls reicht es für 2 Hauptbänder und 4 Monde. Es fehlt
jedoch die
Brilianz. Im 7er Siebert wird das Bild größer, aber nicht
besser. Da
fällt das Losreißen nicht schwer. Schwenke das ¼-Grad
zu
M1 - PN - TAU - (mag 8,4 - sbr
11,0; 8,0 * 4,0'), GH 4,6
M1
(auch Krabbennebel genannt) ist hell, sehr hell und kann sich leicht
gegen Mondlicht und Saturn behaupten. Spontan fällt mir als
Vergleich
ein etwas länglicher, unregelmäßiger Pappschneeball
ein, mit relativ
scharfen Übergang zum in der Region recht sternenreichen
Hintergrund.
Greife zum 17er, dann 13er Oku. M1 liegt quer im GF, notiere ein
Längen-Dickenverhältnis von ca. 5 zu 3.
M42 hatte ich mir bei der letzten Spechtelstunde vor exakt 1 Monat
aufgehoben, heute peile ich in diese Ecke:
M42 - GN - ORI - (mag 4,0 -
sbr 11,0; 90,0 * 60,0'), GH 4,4 und
M43 - GN - ORI - (mag 9,0 -
sbr 13,0; 20,0 * 15,0'), GH 4,4
erstmalig
im 8-Zöller. Mann ist das hell, wenn man GX-Funzeln gewohnt ist!
Auf
Anhieb sticht einem das bekannte Trapez ins Auge, wunderbar heben sich
die zwei „Schwingen“ ab. Hell-Dunkelbereiche,
Bänder, Filamente .... alles ist da, doch nicht gestochen scharf.
Liegt
es an der Justierung? Peile kurz auf Polaris. Dejustiert ist der
Fangspiegelschatten nicht genau zentrisch, das stelle ich ab.
Beugungsscheibchen im 7er Oku? Nein, ein flimmerndes unruhiges leicht
matschiges Pünktchen. Das Seeing ist wirklich grauslig!
Zurück bei
Orion wird es leider nicht besser. Verweile eine Zeit und betrachte mit
dem 18er Bertele, immer den Vergleich zu letztem Jahr mit dem 110mm
Kutter im Hinterkopf. Da war das Bild längst nicht so hell, aber
kristallklar und irrsinig Detailreich! Es bleibt die Hoffnung auf
bessere Nächte. Bei 163-fach versuche ich noch die E und/oder
F-Komponente des Trapez auszumachen. Meine auch etwas erkannt zu haben.
Leider finde ich einen Ausdruck über deren Position nicht mehr, um
meine Beobachtung zu verfizieren.
Doppelsterne machen diese Nacht keinen Sinn, Deep-Sky wegen dem Mond
auch nicht, also wird ein Blick auf
Jupiter
riskiert.
Bei 163-fach ist deutlich hochfrequentes wabern am Rand der
Planetenscheibe erkennbar. Markant sind die 4 großen Monde:
rechts im
GF Io und Ganymed dicht beieinander Abstand kleiner 10 Bogensekunden,
rechts noch nah an Jupiter, aber doch einiges weiter entfernt Europa
und Callisto. Wie ich eben bemerke, habe ich eine Fast-Bedeckung von Io
und Ganymed um etwa 1Stunde verpasst!
Mit neuen oder
anspruchsvollen Objekten wird es diesmal nichts, nehme dies nicht
tragisch. Vielmehr lasse ich die Ruhe der Nacht abseits von
Straßen und
Siedlungen auf mich wirken. Ahhh – das tut richtig gut! Nach
schon über 1h in eisiger Kälte habe ich immer noch warme
Füße, da kann
man noch unbeeindruckt genießen. Ich nütze die Zeit, die
Veränderungen
am Sternenhimmel der letzten 3 Monaten fast ohne
Beobachtungsmöglichkeit zu verinnerlichen. Leo schaut zum
Großteil
bereits über den Horizont tief im Osten. Wo ist Cancer?. Erst die
blass
erkennbare Präsepe (M44) lässt mich das Sternbild erkennen.
Der
strahlend Helle Jupiter erschwert auffinden massiv.
Die
nächsten 15min springe ich entspannt zwischen h + chi in Perseus,
der
M31-GX-Gruppe, Präsepe und den Pleyaden. Mit dem 32er Oku, aber
auch
nur mit dem Sucher.
Wenn es heute noch klappen sollte, werde
ich mein Päckchen von gestern versuchen. Ich war schwach geworden
und
habe mir von Vehrenberg einen kleinen Vixen-Refraktor (Shuttle-Scope
80s) zugelegt, dank Schiebemechanismus ist das Teil mit insges. 45cm
Länge sehr kompakt. Mechanisch wirklich sehr sauber gearbeitet!
bin
schon auf die Optik (80mm mit 480mm Brennweite) gespannt. Bei 200 Euro
(Liste 644 Euro) für ein Neugerät konnte ich nicht
widerstehen.
Klaren Himmel und Muße zum spechteln wünscht
Achim
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