Bericht vom 01.02.2003; 20.40h - 22.00h

Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 208mm, Brennweite 1631, (f/7,97) "Long-John"
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 32mm Plössel (Antares); 25mm TAL-Plössel ; 17mm Bertele; 10mm Plössel; 7mm Siebert
Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, ca. 390 m üNN
Temperatur: 20.30h - 7,3 C; 22.10h - 9,3 C
Seeing: 3


Wetter: Trüb. Leichter Schneefall bis ca. 14.00h, dann mehr und mehr aufklarend, zunächst mäßiger Wind, abflauend

Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung)


Offene Sternhaufen (OC): M37, M36, M38
Galaxien (GX): M81, M82
Planeten: Jupiter, Saturn

Den Rest vom Wochenende habe ich wirklich nötig, nach 2 Dienstreisen (Mi + Do in Brüssel, von dort direkt für Fr + Sa nach Kitzbuehl) und wenig schlaf bin ich richtig platt. Als es nachmittags aufzuklaren beginnt bin ich unentschlossen, ob ich wirklich spechteln soll. Stelle dann doch gegen 17.00h das Teleskop raus. Richtig klar wird es nicht, ausgedehnte Dunstschleier und Hochnebelstreifen verheißen keine berauschende Nacht.
Um 20.00h schaue ich vor die Tür: Orion thront im SO, links unterhalb leuchtet Sirius, zumindest teilweise ist es klar. Meine Lebensgeister erwachen! Einmummeln, einpacken und los geht es.

Hell ist es! Der Dunst wird vom Licht der Siedlungen und Stätte angestrahlt, die weiße Schneelandschaft reflektiert jeden Lichtschimmer und taucht alles in weisgräuliches, kaltes Licht. Hoch, Zenithnah steht Auriga, im Osten erkenne ich Cassiopeia durch den Dunst. Grenzhelligkeit im Zenith ca. Mag 5, zum Horizont hin recht schnell abnehmend. Naja, für Entzugspechteln wird es reichen. Auriga ... da fallen mir OC’s ein:

M37 OC Aur (m5,6 sbr11,0 ; 24*24') GH 5,0
Etwas unterhalb der Verbindung Theta Beta Auriga gepeilt, ist in Sucher gleich ein nebeliger Fleck auszumachen. Im 32er Oku sehe ich den OC nicht sofort, muß dazu leicht nach links dobson. Hmm .. den Sucher habe ich schon ewig nicht mehr justiert, wäre mal nötig. M37 ist mehr als lohnenswert! Nur wenige OC sind so sternenreich. Auffällig für mich zentrumsnah ein deutlich organger Stern, sonst erscheinen die Lichtpünktchen weislich. Die hellsten Einzelsterne schätze ich auf Mag 9, es sind aber alle Abstufungen bis zu schwachen Fünkchen vertreten. Greife zum 10er Oku zwecks Seeing-Test; nur ca. 30 Bogenminuten von M37 auf 2h entfernt peile ich auf einen recht hellen, deutlich orangen Stern (lt. Ciel HR2018 mit Farbindex 1,75, Spektralklasse M3III).. da wabert es deutlich. Für völligen Temperaturausgleich muss ich noch warten. Im 10er Oku ist M37 GF-füllend, nur fehlt die Brilianz der Sternchen. Am schönsten wirkt der OC im 17er Bertele bei knapp 100-fach. Weiter zu

M36 OC Aur (m6,0 sbr12,0 ; 12*12') GH 5,0
Ebenfalls gut im Sucher auszumachen. Im Okular sehe ich wesentlich weniger Sterne, diese mit ähnlicher Helligkeit, geschätzt zwischen Mag 9 und 11. Für mich auffällig nahe der Mitte eine Sternenfreie Zone, die Ringförmig von etwa 8 bis 10 Sternen eingefasst ist. Längst nicht so Imposant wie M37.

Den 3. OC suche ich eine ganze weile. Erst nachdem ich Karkoschka viermal zu Rate gezogen habe werde ich fündig; es fehlt massiv an Beobachtungspraxis!

M38 OC Aur (m6,4 sbr12,0 ; 21*21') GH 5,0
Im Sucher erkennbar, doch mehr flächig ohne helleres Zentrum. Deutlich größer als M36, fast so ausgedehnt wie M37. Sternreich, doch fehlen verglichen mit M37 die ganz schwachen Fünkchen. Sterne meist in Grüppchen angeordnet.

Hmm... was nun? Plötzlich helles Scheinwerferlicht, da fährt tatsächlich jemand über "meinen" Schotterweg. Ich stehe genügend an der Seite, so dass das Auto vorbeikommt, mit Dunkeladaption sieht es aber nicht mehr gut aus!
Ich orientiere mich neu. Im Süden und Osten sieht es gar nicht gut aus, im Norden ist es leicht besser. UMA steht auf der Deichsel ... ja, warum nicht? Für GX’en sind bei der Aufhellung recht mäßige Bedingungen, doch die Prachtstücke M81/M82 reicht es. Ich brauche etwa 5min bis ich M81 ganz zart im Sucher erahnen kann. Die Sucherlinse ist mit einzelnen Eiskristallnestern belegt, wie ich im Rotlicht erkennen kann.

M81 GX UMa (m6,9 sbr13,2 ; 24,9*11,5';) GH 4,6
M82 GX UMa (m8,4 sbr12,5 ; 10,5*5,1') GH 4,6
Trotz mäßiger Bedingungen eine Schau. Ahhh ... jetzt kann ich das Spechteln genießen. Bei den OC war ich im Kopf noch nicht ganz frei, die GX'en blasen den ganzen Alltagsstress weg! M81 steht auf der schmalen Seite im GF, rechts unten, bei gut 50-fach kann ich M82 noch gleichzeitig mit erfassen. M81 zeigt sein helles, ovales Zentrum, darum einen blassen, zart auslaufenden Halo, für mich heute ohne Strukturen. Schade, dass ich das 13er Nagler zuhause vergessen habe, hier wäre es das ideale Oku gewesen. M82 ist und bleibt mein GX-Liebling. Beim Blick auf die Seite der GX sind gut unregelmäßige Strukturen erkennbar, deutlich ein lichtschwache, schräg von oben nach unten verlaufende Zone, die die GX fast zertrennt. Versuche verschiedene Okus, im 10er bei 164fach ist die GX flau, aber immer noch deutlich erkennbar!. 8 Zoll sammeln schon einiges an Licht, mit NaTALia wäre dies nicht möglich gewesen. Zurück im 17er wechselt der Blick wieder zu M81. Mir fallen zwei DS-Paare ein, die am ITV in einem Vortrag erwähnt wurden. Das weiter stehende Paar mit ca. 9“ Abstand wird bei 90fach deutlich ausgemacht. In gleicher Richtung von M81, nur etwas weiter außen steht das andere Paar. Die nächste Stufe, 164-fach im 10er Oku reicht in kurzen Momenten der Luftruhe zum Trennen aus, deuchtlicher bei 231fach. In Ciel finde ich komischerweise an den entsprechenden Position keinen DS, bin mir der Sichtung aber sicher. Geschätzte Helligkeit der Sterne Mag10, Distanz kleiner 2"

Brrr... langsam kriecht die Kälte in die Knochen. Habe mich sicherlich 15min bei den beiden GX'en aufgehalten, schwenke auf Jupiter, da die Sicht immer schlechter wird. Schon wieder Scheinwerferlicht! Grrrr ... Das Auto hält auf meiner Höhe an, ein Mann steigt mit einer Taschenlampe in der Hand aus und fragt, was ich hier mache. Sternegucken, wenn ich nicht gerade geblendet werde, antworte ich in recht unfreundlichem Ton. Die Botschaft ist verstanden, die Taschenlampe wird ausgemacht. Etwas besänftigt frage ich den Fremden, ob er auch einen Blick riskieren will. Aus dem Auto dringt gedämpftes Hundegebell. Hmmm ... langsam dämmert es mir! Schaue das Auto genauer an, und kann seitlich Streifen erkennen, die Jacke des Mannes kommt mir auch bekannt vor: ein Streifenpolizist auf Patroulie! Jupiter beschreibt er als hellen Punkt (bei 230-fach!) echtes Interesse kann ich nicht bemerken. Nach wenigen Momenten fährt er weiter.

Jupiter und später Saturn können mich einige Minuten fesseln, das Seeing war hier ganz ordentlich, aber weit von den seltenen Bedinungen entfernt, die einen vom Oku nicht mehr loslassen.

Beim 10Uhr-läuten beginne ich mit dem Zusammenpacken. Zuhause brauche ich gut 15min, bis die Füße wieder warmwerden.

Beste Grüße von

Achim
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