Bericht vom 25.02.2003; 20.40h - 22.20h
Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 208mm, Brennweite 1631, (f/7,97)
"Long-John";
Dobsonmontierung
verwendete Okulare 30mm Widescan III;
17,8 mm Bertele, 13mm Nagler Typ1, 7 mm Siebert
Ort: ca. 5km außerhalb Emskirchen,
390m üNN
Temperatur: 20.30h - 2,8C ; 22.30h - 4,8
C
Seeing: 2
Wetter: konstant seit nunmehr über
2 Wochen: völlig Wolkenlos, tags leicht dunstig
Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Galaxien:
M31, M32, M110, M109, NGC3877, NGC3893, NGC3949, UGC6930,
NGC4088,
NGC4100, NGC4085, NGC4157, NGC4096, NGC4144, NGC4217, M106, NGC4220
Offene
Sternhaufen: M45
Gasnebel:
M41, M42, NGC1977
Planeten:
Jupiter
Unglaublich
das Wetter: seit fast 3 Wochen abend für abend wolkenlos, nicht
extrem
klar, aber doch gut. Gestern war eine der besseren Nächte, davon
mehr.
Bin
schon seit einiger Zeit auf Suche nach einem geeigneten
langbrennweitigen Übersichtsoku, welches zumindest halbwegs
bezahlbar
ist. Habe mir von Markus Ludes das neue 30mm Widscan III schicken
lassen. Dieses Oku habe ich mit dem 8-Zoll f/7,97 getestet. Mein
14-Zöller ist ja noch unbelegt, und damit wenig zum Test geeignet.
Zum
Oku: ein sehr sauber verarbeitetes Teil, mit 482g nicht zu schwer, da
gibt es keine Balanceprobleme. Innen eine winzige Streulichtblende,
Feldblendendurchmesser ca. 47mm, riesiges scheinbares GF von 84 Grad.
Schöne gedrehte Steckhülse mit Nut, auch bei leichtem Klemmen
keine
Gefahr des Herausrutschens. Fokuslage: ca. 10 bis 12mm mehr Innenfokus
als mein 13er Nagler Typ1, damit gut bei mir einsetzbar. Der Fokus des
Antares 42er Erfle liegt sicherlich 20mm weiter außen, das war
für mich
ein k.o.-Kriterium. 5-linisiges Design beim Widescan, Multicoated mit
geschwärzten Kanten, keine Gummiaugenmuschel.
Um 20.40 vor Ort
wird aufgebaut, umgesehen: merklicher horizontnaher Dunst, ab ca. 35
Grad Höhe gut, nach wenigen Minuten kann ich 19 Umi naked eye
ausmachen; GH ca. Mag 5.5 in dieser Region. Justiere zunächst den
Dobson mit gleichzeitigem Star- und Seeingtest. Seeing
überdurchschnittlich, ja gut. Dann geht es los:
M31 M32 M110 - GX - AND - GH 5,2
Wow,
im 30er bei dem Gesichtsfeld sehe ich erst, wie groß M31 doch
ist,
komme auf ca. 1,5 Grad effektives Gesichtsfeld, gut ½-Grad mehr
als
beim 32er Plössel. Das Oku weist eine sehr gute Transmission auf,
verglichen zum 32er Plössel erscheint mir das Bild sogar etwas
heller.
M31 sprengt immer noch das GF, gut erkenne ich, wo der ausgedehnte Halo
vom GF-Rand abgeschnitten wird. M32 kreisrund, hell mit deutlichem
Halo, M110 ovaler Nebel ohne merkliche Zentralaufhellung. Alle 3 GX'en
erstmals bei JongJohn gemeinsam im GF, schön! Schwenke zu den
Pleyaden.
Die
effektiven 1,5-Grad bei 60-facher Vergrößerung sind zuwenig,
um den OS
komplett zu übersehen, doch ein Großteil passt nun rein.
Konzentriere
mich auf den GF-Rand: Verzerrungen sind nicht zu übersehen, bis
ca. 70
Grad noch sehr gut, werden ab ca. 78Grad die hellen Sterne merklich zu
hellen Streifen auseinandergezerrt, die Verzeichnung ist konzentrisch
wahrzunehmen. Laienhaft hatte ich erhofft, bei fast f/8 kaum einen
Effekt zu bemerken, die Verzeichnung am Rand ist aber nicht
wegzudiskutieren. Weiter zu
M42
M43 - GN - ORI - GH 5,2
Hell,
unglaublich hell! Im deutlich größeren GF wirkt der
Orionnebel noch
,markanter, ich erkenne wie weit zarte Nebelausläufer reichen. Ein
echter Genuss, die Filamente, der Dunkelnebel hin zu M43. Gleichzeitig
im GF NGC1973, gut erkennbar Strukturen des Nebels um die zwei dominant
hellen Sterne. Greife zum 13er Nagler. Etwa gleich großes
scheinbares
GF, das Nagler aber auch am Rand mit absolut punktförmiger
Abbildung.
Peile auf das Trapez: Ja, die E-Komponente links außerhalb
springt mich
richtig an, bei der F-Komponente brauche ich ein paar Momente der
Konzentration, eindeutig ausgemacht, aber nur blickweise, nicht
permanent zu halten. Mein Nagler Typ-1 weist zeigt bei nicht
völlig
geöffneter Augenpupille den Kidney-Bean-Effekt, das Widescan meist
nicht, nur wenn extrem dicht ans Oku gehe hatte ich ab und an einen
schwachen ähnlichen Effekt.
So, nun geht es ans richtige
Spechteln. Der Blick schweift: das Milchstraßenband ist
auszumachen,
von W durch Cassiopeia, über Perseus , Auriga im Zenith bis in
Canis
Major. Nicht so strahlend wie ab und an im Herbst, jedoch deutlich.
Heute geht es auf Bärenhatz! Habe mir dafür eine
Ausdruckkarte mit Ciel
erstellt. Starte mit
M109 - GX - UMA - (mag 9,8
- sbr 13,6; 7,5 * 4,4') GH 5,6
noch
ohne Ausdruck, aber mit Karkoschka. Blass, aber relativ groß
liegt die
Ovale GX mit merklichem Zentralbereich von 8h nach 2h schräg im
GF.
Links zwei Sternchen, eines ca. Mag 10, das andere etwa Mag12,5, ein
ähnlich kleines Fünkchen unterhalb der GX-Mitte.
Wie ich nun
sehe, tummeln sich auch hier viele GX'en, ich war aber gleich in mein
Zielgebiet gesprungen. Von Chi Uma ging der Starhop los. Zunächst
NGC3877 - GX - UMA - (mag 11,0 - sbr 13,0; 5,3 *
1,2') GH 5,6
locker
und leicht mit Chi Uma im GF. Die schmale Spindel zeigt sich deutlich
besser, wenn man den hellen Stern außerhalb des GF platziert. In
der GX
ein länglich-heller Zentralbereich der Edge-on-GX. Unterhalb der
Längsachse 3 Sternchen ca. Mag 13. Betrachte im 30er, dann im 13er
Nagler. Schön in beiden Okus. Über Chi Uma etwa 1 Grad
entgegengesetzt
NGC3893 - GX - UMA - (mag 10,5 - sbr 13,0; 4,5 *
2,4') GH 5,7
ein
klassisches Beispiel der Spiegelei-Gxen. Ovale Form, Draufsicht,
rundlicher etwas hellerer Zentralbereich. Im Halo-Rand auf 7h ein
zartes Sternenfünkchen, Mag 13,5?. Auf NGC3896 in unmittelbarer
Nähe
hatte ich aus Unkenntnis nicht geachtet, wäre mit etwas Muße
sicherlich
zumindest identifizierbar gewesen.
Der Okuwechsel erweist sich
als etwas lästig. LongJohn ist für die relativ schweren
2-Zoll-Okus
nicht ohne Gegengewicht geeignet. Also heißt es: Klemmung auf,
Oku
raus, mit einer Hand den Tubus stabilisieren, Oku in Ablage, neues Oku
rein, fokussieren. Bitte ja nicht verwackeln! Mehr und mehr bleibe ich
beim 30er Widescan. Für GX’en der Größe und
Helligkeit ist
dieses Oku heute ausreichend. Mit PHOENIX, dem 14er wird es einfacher,
da kann ich das Teleskop ruhig loslassen, auch beim Wechsel zu
50g-Okus. GH nunmehr Mag 5.8; 4 Sterne im UMA-Kasten! Orientiere mich
an einer markanten 3er Sternengruppe, hin zu
NGC3949 - GX - UMA - (mag
11,1 - sbr 12,6; 2,9 * 1,7') GH 5,8
ovale
GX ,mit ebenfalls hellerem, rundlichem Zentrum. Die Fuzzel-GX 02*02.'
Kleine NGC3950 am Halo-Rand war mir nicht aufgefallen.
Übermütig
geworden versuche ich
UGC6930 - GX - UMA - (mag
12,1 - sbr 14,6; 4,4 * 2,8') GH 5,8
eine
deutlich härtere Nuss. Mal schnell ansehen ist hier nicht, erst
mit
etwas zeitlichen Abstand zum Rotlicht, Tubuswackeln und Geduld gelingt
die Bestätigung, Details habe ich keine ausgemacht, nur blickweise
einen doch relativ großen Schemen erkannt.
Für weiteres
Aufsuchen hat mir eine markante Sternenkonstellation geholfen, ein
"Aufsuch-T" ähnlich dem im Virgo-Haufen, hatte ich mich verrannt,
war
dies ein markanten Fixpunkt zur Neuorientierung. Dies hat mich auch zu
NGC4088 - GX - UMA - (mag 10,6 ' sbr 13,2; 5,6 *
2,1') GH 5,8
geleitet.
Gar nicht so kleine relativ helle GX, länglich; eine der besten
GX’en der Nacht. Bilde ich es mir ein, oder erahne ich
wirklich Spiralarmansätze? Links oberhalb eine 4er Sternengruppe,
geformt wie ein Dreieck mit Stern in der Mitte, um Mag 10 bis 12.
Zwischen der Gruppe um NGC4088 eine weitere GX:
NGC4085 - GX - UMA - (mag
12,4 - sbr 13,1; 2,5 * 0,8') GH 5,8
klein
und für mich unscheinbar, aber zumindest direkt zu halten. Fast
waagrecht liegendes, sehr schmales Oval, blass. Knapp unterhalb ein Mag
13-Sternchen. Weiter zu
NGC4100 - GX - UMA - (mag
11,2 - sbr 13,5; 5,4 * 1,7') GH 5,8
deutlich
erkennbar, relativ blass, nahezu Edge-On-GX. Längliche
Zentralkondensation, für mich aber nicht genau in der Mitte
sondern
vielmehr etwas unterhalb des geometrischen Zentrums der auf der Spitze
stehenden GX. Die beiden letztgenannten GX’en bilden zusammen
mit
NGC4157 - GX - UMA - (mag
11,4 - sbr 13,6; 6,7 * 1,2') GH 5,8
ein
gleichseitiges Dreieck mit knapp 1 Grad Kantenlänge. Im 30er Oku
sind
genannten GX’en locker gemeinsam zu betrachten. NGC4157
für
mich etwas schwerer als beide andere GX’en davor. Links nahe
der Spitze der sehr schmalen von 10h nach 4h ausgerichteten Edge-On-GX
je ein Mag 11 und Mag12 Vordergrundstern, unterhalb der Längsachse
ein
deutlich hellerer Mag9-Vertreter. Sehenswert! Extrem schmale GX. Leider
drängt die Zeit, habe nicht die Muße, jede GX ausreichend zu
würdigen,
da ich noch ein paar Objekte beobachten will.
NGC4096 - GX - UMA - (mag 10,9 - sbr 13,4; 6,5
*1,8') GH 5,8
heißt
die nächste GX. Wieder deutlich länglich, wieder nahe
Kantenlage. Es
ist frappierend: in dieser Region ist Draufsicht auf GX'en die
Ausnahme, im Virgo-Haufen hatte ich immer den Eindruck, dass dort
Draufsicht die Regel und Kantenlage die Ausnahme darstellt. Deutlich
längliche GX, diesmal nicht auf der Kante, Zentralaufhellung nur
sehr
schwach erkennbar Unterhalb Längsachse ein Mag12Stern. Mit
NGC4144 - GX - UMA - (mag
11,6 - sbr 13,7; 6,1 *1,5') GH 5,8
pirsche
ich mich langsam Richtung einer M-GX. NGC4144 ist spürbar
lichtschwächer und - wie könnte es auch anders sein - fast in
Kantenlage.
NGC4217 - GX - UMA - (mag
11,2 - sbr 13,3; 4,8 *1,5') GH 5,8
bietet
ein anderes Bild: weniger die GX selber, vielmehr die Lage hinter einer
markanten Gruppe aus 7 Sternen vom Mag8 bis Mag 12. Ohne Karte
hätte
ich die GX sicherlich übersprungen, da in nur ca. ½ Grad
Distanz zu
M106 - GX - UMA - (mag 8,4 - sbr 13,6; 17,4
*6,6') GH 5,8
zum
Verweilen und Betrachten einlädt. Richtig groß im Vergleich
zu den
vorherigen GX’en steht diese im GF 100%ig auf der Spitze.
Markant heller Zentralbereich, zum Zentrum fast punktförmig. Zart
auslaufender Halo, zu beiden Spitzen hin jeweils mit einem
Vordergrundstern begrenzt, nach oben geschätzte Mag 12, nach unten
Mag
14.
NGC4220 - GX - UMA - (mag 11,4 - sbr 13,1; 3,9
*1,5') GH 5,8
fällt
mir im GF noch mit auf, klein, mehr oval, unauffällig. Auf weiter
GX'en
wie NGC4248, NGC4231 oder NGC4232 habe ich nicht geachtet, um ehrlich
zu sein, mein Bedarf an GX'en war für die Nacht auch gedeckt.
Eigentlich wollte ich ein Oku
testen, daraus ist eine opulente Spechtelnacht geworden. Den
abschließenden Blick auf
Jupiter
kann
ich mir aber nicht verkneifen. Nach dem Ausrichten gleich im 7er
Siebert bei 237-fach. Wie klein wirkt da das Gesichtsfeld, dabei sind
es ca. 65 Grad. Jo, gutes Seeing! Nicht stabil, doch immer wieder
für
eine oder sogar mehrere Sekunden. Deutlich die
Atmosphärenbänder;
erstmals seit längerem ganz deutlich der GRF im oberen der beiden
breiten Bänder, mehr zum rechten Rand hin. Nicht nur verwaschen,
sondern deutlich abgegrenzt und vom Band ganz umschlossen, zum Pol hin
nur mit einen schmalen Streifen, aber immerhin. Ein tolles Bild,
für
mich jedoch leider fast ohne jeden Farbeindruck. Trotzdem: ein
würdiger
Abschluss!
Fazit zum Oku: Für Starhop ein
riesiger Gewinn,
verglichen zum max. GF eines 1 ¼-Zoll Okus habe ich nunmehr etwa
die
doppelte Fläche im Blick, Entlanghangeln wird VIEL leichter. Von
der
Randschärfe kommt das Oku bei weitem nicht an das Nagler heran,
nur
doch kostet das 31er Nagler fast dreimal so viel. Die für mich
wichtige
Frage, die ich leider nicht beantworten kann bleibt offen: was leistet
das Oku an einer f/5-Optik?
Klaren Himmel und Muße zum
spechteln wünscht
Achim
>
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