Zweiter Erfahrungsbericht eines
Vollblutanfängers
Ausstattung wie gehabt: Tal 2 150mm f/8
Newton auf GPE mit Hartholzstativ
Für gestern (Sonntag, 29. Jan.
2001) hatte ich meine zweite Beobachtungssitzung geplant. Als
Hilfestellung für die Vorbereitung nahm ich meine Sternkarte
(immer noch die Taschenausführung) und die PC-Software Virtual
Sky 4.0, die ich mir tags zuvor kostenlos (zeitlich unbegrenzte
Demoversion unter Astronomiesoftware Dings; in Englisch ohne
Ausdruckmöglichkeiten für Europa; den Tipp hierzu habe ich
im Forum erhalten) downgeloaded hatte.
Tags über war es sonnig, am
Spätnachmittag jedoch wurde es diesig, das Sonnenlicht war
deutlich gedämpft. Naja, wird schon wieder besser werden. Als
ich dann gegen 18.30 die Sicht überprüft habe, war die
Enttäuschung groß! Die dünne Mondsichel war nur
deutlich gedämpft im Osten erkennbar; die Venus darüber nur
ein Fleck mit verwaschenen Konturen.
Nur Geduld, habe ich mir eingeredet und
das Equipment erst einmal im Haus gelassen. Ursprünglich wollte
ich ein paar Meter aufs Land fahren, eine (denke ich) geeignete
Stelle hatte ich schon erkundet; dieses Vorhaben habe ich bei solch
schlechten Bedingungen für diesen Tag jedoch schnell aufgegeben.
Ab 19.00h dann im Halbstundentakt vor die Tür geblickt –
immer noch schlecht!
Gegen 20.40h dann waren vereinzelt
dünnere Streifen in den relativ kompakten Schleierwolken
erkennbar. Deep Sky-Objekte hatte ich jetzt abgehakt, für
Jupiter/Saturn wird es jedoch hoffentlich reichen. Habe das Teleskop
dann an der einzigen rundherum abgeschirmten Stelle im Garten
aufgebaut – zwischen zwei Häusern (O und W), hinter der Garage
(S) und vor dem Schuppen. Von dort gibt es zwar nur ein recht
eingeschränktes Gesichtsfeld (ab 30 Grad S bis etwa 60 Grad N;
aber dafür wenig Streulicht. Zum Auskühlen habe ich den
Tubus horizontal gestellt, um Kondensierungen auf der Sucherlinse
(wie beim ersten Mal) zu vermeiden, hat auch geklappt! Ich bin dann
noch mal ins Haus, lange Unterhosen anziehen, Kapuzenshirt anziehen
(auch ein Tipp vom Forum, hat sich bewährt), Lange Jacke und
Schal darüber, noch die Sternenkarte plus mit rotem
Transparentpapier überklebte Taschenlampe (heute wird was
geeignetes gekauft) eingesteckt, Küsschen für die Frau
(Kinder sind bereits im Bett) und raus in die Kälte. Es hat
gegen 21.00 –1,2 C Außentemperatur.
Mittlerweile ist die Sicht etwas
besser geworden. Man kann zwar immer noch keine Sternbilder erkennen,
da die Bereiche mit dünneren Schleierwolken recht klein sind,
doch dazwischen sind vereinzelt Sterne ab 2mag sichtbar. Jupiter ist
immer erkennbar, wenn auch zeitweise nur als ganz diffuser Punkt.
Habe ihn dann durch den Sucher anvisiert. Mir ist aufgefallen, dass
ich diesmal (zeitweise) das Fadenkreuz im Sucher erkennen konnte, was
mir bisher in der Dunkelheit nicht gelungen war. Vermutlich lag dies
an den Schleierwolken, welche den Himmel etwas „aufhellten“. GIBT
ES EINEN TRICK, MIT DEM MAN IM DUNKLEN DASS FADENKREUZ IM SUCHER
ERKENNEN KANN? Mittels Fadenkreuz hatte ich das Ziel sofort dann im
Teleskopokular (25mm Plössel). Dies sollte immer gelingen!. Es
waren ganz schön widrige Bedingungen; mal (für einige
Sekunden) war Jupiter hell mit vier Monden erkennbar, dann nur
ohne
Monde, danach sogar nur als verwaschene Kugel, usw. In den klareren
Phasen waren zwei dunkle Bänder deutlich erkennbar, aber sonst
nicht viel mehr. Nach etwa 20 min wurde es etwas besser, habe es dann
mit verschiedenen Vergrößerungen probiert. 15mm Kellner,
25mm Plössel + 2fach Barlow, 15mm Kellner + 2fach Barlow, 25mm +
3fach Barlow. Mit der 3fach Barlow bin ich überhaupt nicht
zurechtgekommen; Jupiter wurde deutlich dunkler und von der
Auflösung
meine ich war es auch schlechter (144fach) als die Kombination 15m +
2fach Barlow (160fach), die ständig wechselnden Bedingungen
berücksichtigt (meine ich). KANN DIES AN DER RELATIV WENIG
HÖHEREN VERGRÖSSERUNG LIEGEN, ODER DOCH (WIE ICH VERMUTE,
AN DER QUALITÄT DER BAROWLINSE (ODER OKULAR?)?
Ich habe mich dann auf 25mm Plössel
mit 2fach Barlow festgelegt (96fach). Durch das ständige
Okularwechseln musste ich dann auch immer wieder neu fokussieren, was
sich unter diesen Bedingungen als schwierig herausstellte; ich war
mir nie sicher, ob die unscharfen Jupiterbänder durch die
Schleierwolken oder aufgrund von falschen Fokussieren zustande kamen.
Mir kam dann die Idee, die Monde zu Hilfe zu nehmen. Habe mich dann
darauf konzentriert die Monde als scharf abgegrenzte Punkte zu
fokussieren, und siehe da, damit war auch Jupiter optimal
eingestellt!
Gegen 21.40h gab es dann zweimal etwa
10 Sekunden gutes Seeing (soweit ich dies beurteilen kann).
Plötzlich
war Jupiter richtig scharf zu sehen, die Bänder waren nicht mehr
bloß dunkle Streifen, sondern an den Rändern der Bänder
konnte ich Strukturen erkennen, es sah aus, als wären diese
etwas ausgefranst. Im dem näher am Äquator liegenden Band
meine ich einen dunkleren Bereich erkannt zu haben. Wow!!, nochmals
Wowwww!! Die mittlerweile fast eine Stunde (nur mit Jupiter) hatte
sich gelohnt. Wenige Minuten später war der Gasriese jedoch so
weit nach Osten ausgewandert, dass er hinter Nachbars Haus zu
verschwinden begann (habe ich erst bemerkt, als der Planet immer
dunkler wurde, obwohl mit bloßem Auge relativ hell erschien).
Gott sei Dank, nun zogen die
Schleierwolken ab, von Westen her wurde die Sicht langsam deutlich
besser. Meine ursprüngliche Planung war schon Lage passee, da ja
auch für freies Feld mit Rundumsicht aufgestellt. Mittlerweile
war das Sternbild Zwillinge in meine „Blickschneise“ gewandert.
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann ist der Stern links oben
(Kastor?) ein Mehrfachsternsystem. Das habe ich dann versucht
aufzulösen. Ich hatte damit jedoch keinen Erfolg, WARUM??
Vielleicht habe ich den falschen Stern ins Visier genommen; auf der
anderen Seite ließ sich mit 3fach Barlow (dachte ich brauche
hierfür eine höhere Vergrößerung) nicht sauber
fokussieren. Ich habe es nicht geschafft, ein sauberes Scheibchen
einzustellen. Ich denke die Linse war auch etwas beschlagen, bin mir
aber nicht sicher.
Nach meiner Sternenkarte müsste im
Einhorn ein Doppelsternsystem erkennbar sein. Doch habe ich mich sehr
schwer getan, dass Sternbild überhaupt (zumindest den
östlichen
Teil) zu erkennen. Ich meine dies dann mit bloßem Auge
geschafft zu haben; Im Sucher jedoch war kein Stern in der
angepeilten Region so viel heller als andere Hintergrundsterne, dass
ich diesen eindeutig hätte identifizieren können. Habe
dieses Vorhaben dann aufgegeben.
Mensch! Orion ist doch noch von meiner
Position sehbar. Heute müsste es doch mit dem Orionnebel (M42?)
klappen. Schon im Sucher kann ich etwas erkennen, dann mit dem 25mm
Okular – suuuuper!! Mein erstes „echtes“ Deep-Sky-Objekt, und
gleich wie toll!! Der Nebel ist ganz deutlich erkennbar; ziemlich in
der Mitte sind drei hellere und ein etwas weniger heller Stern
deutlich zu trennen. Ich kann mich gar nicht satt sehen. Im
Unterschied zu den
Fotografien zwar nur in Schwarz-Weiß
(kann ja gar nicht anders sein), aber doch mit ganz deutlichen
Konturen. Mittlerweile ist es schon 23.30h und ich bekomme langsam
kalte Füße, doch kann ich mich kaum vom Sternenhimmel
losreißen. Die Fenster fast aller Häuser sind nunmehr
unbeleuchtet (kein Wunder, morgen ist Montag), und der Himmel ist mit
Sternen übersät! Nur noch das Steulicht der
Straßenlaternen
verhindert noch bessere Sicht. Manche Sternbilder sind jetzt für
mich schwerer unterscheidbar, da viele der „hinzugekommenen“
Objekte mir kaum dunkler als schon viel früher erkennbare
erscheinen.
Bis Mittenacht betrachte ich abwechseln
Sternenhimmel und Orionnebel, dann schleppe ich das Teleskop ins Haus
(geht so gerade in einem Stück; nur an den Treppen und in den
Türöffnungen muss ich höllisch aufpassen), was mit 25
kg ohne größere Probleme geht; ich denke meine Wahl für
die „leichtere“ (aber dafür doch spürbar teuerere)
Montierung hat schon jetzt etwas für sich.
Kurz vorm
Einpacken habe ich den Teleskopstandort nochmals gewechselt, um
Jupiter nochmals anvisieren zu können (25mm + 2fach). Er war
sehr hell im Okular zu erkennen, jedoch war die Auflösung nicht
besonders. Zeitweise konnte ich am äußeren Rand richtig
Schlieren sehen, dies muss wohl an aufsteigender Warmluft von
Nachbars Haus gelegen haben.
Ich bin schon ganz gespannt auf meine
erste „Outdoor-Session“, werde dann darüber berichten.
Clear Sky von Achim aus Emskirchen
>
zurück zur Beobachtungsübersicht
(habe mitterweile etwas von einem anderen Achim im Forum
gelesen)
p.s. Um etwas über die Qualität
meiner Justierung erfahren zu können (ICH HOFFE; IHR KÖNNT
MIT NACHFOLGENDER FESTSTELLUNG ETWAS ANFANGEN UND MIR HIERÜBER
EWAS SAGEN), habe ich - auf Jupiter ausgerichtet – voll
defokussiert, d. h. den Okularauszug voll herausgedreht. Der
Lichtpunkt wurde immer größer (und unschärfer), bis
er etwa 1/3 des Okularblickfeldes erreichte. Kurz vor „Anschlag“
konnte ich dann schemenhaft die Abschattung der Spinne bzw. Des
Fangspiegels erahnen. Der Lichtfleck war jedoch immer Kreisrund, die
Abschattung zentrisch. KANN MAN HIERMIT SAGEN, DASS DER SPIEGEL
RICHTIG EINGESTELLT IST??