Bericht: 24.02.01, TAL 2M
Beobachtungsbericht vom 23.02.2001, ca. 20:00h - 22:50h
Gerät: Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite
1200mm, parallaktische Montierung Vixen GPE auf Hartholzstativ
Okulare: 42 mm Kellner (28*), 25 mm Plössel (48*), 15 mm
Kellner (80*), 10 mm Plössel (120X*, Barlow 2*, Barlow 3*
Ort:
Emskirchen, aus der Siedlung heraus zwischen Häusern und
Garagen, stark eingeschränktes Blickfeld; 344 m üNN
Temperartur: -2,7 C (20.00h) ; -5,8 C (23.00h)
beobachtete Objekte:
Planeten:
Saturn, Jupiter
Doppel / Mehrfachsterne: Alpha
Gem, Jota Can,
57 Can (nach Karkoschka)
Deep-Sky: M81, M82, NGC
3077, M44
Nach mehrfachen heftigen Schneeschauern
tagsüber hatte sich das Wetter zum Nachmittag beruhigt; gegen
Abend dann wolkenlos und klar. Habe das Teleskop gegen 19.00
herausgestellt, in der Hoffnung, dass der Himmel klar bleibt. Diesmal
war Petrus mit mir !!
Gegen 20.00h bin ich dann
eingepackt (einzige lang Unterhose, oliv; Hemd, Sweatshirt, Pullover,
Jacke, Mütze) jedoch ohne Handschuhe zu meinem Beobachtungsplatz
gegangen. Die Montierung grob nach Norden ausgerichtet (ist beim Haus
kein Problem, da kennt man ja die Himmelsrichtungen) und los ging’s.
Habe erstmals versucht, die
Grenzhelligkeit abzuschätzen. Dazu habe ich mir den kleinen
Wagen (Ursa Minor) angesehen. Ich konnte alle Sterne dieses
Sternbildes erkennen, wenn auch Eta UMI gerade noch so. Nach
Karkoschka hat der eine Magnitudo von 5,0. Also Grenzhelligkeit: 5,0m
Danach habe ich mit Saturn begonnen,
da dieser bald aus meinem Beobachtungsbereich wandern wird. Mit dem
Sucher (ist bei 8*50 Gott sei Dank mehr ein Finder denn ein Sucher)
ins Fadenkreuz genommen, und dann gleich mit 10mm Plössel (120*)
drauf. Ich hatte Ihn dann auch gleich im Okular. Schnell fokussiert –
Ahhh! Heute scheint das Seeing das beste in meiner etwa
8-nächtigen
Beobachterkarriere. Sehr scharfe Konturen, ich kann ein
Atmosphärenband erahnen. Nun mit 10mm + 2fach (240*).
Größer,
mehr Details?. Das Fokussieren bereitet mir deutliche
Schwierigkeiten, sobald ich das Einstellrad berühre fängt
das Bild an zu hüpfen. Nach 5, 6 Versuchen vor- und zurück
lasse ich das Bild auspendeln. Ja, man kann mehr erkennen. Die
altbekannte Casiniteilung ist erkennbar, ab und zu undeutlich, dann
wieder besser; ein Atmosphärenband ebenfalls, etwas über
dem Äquator.
Den Schattenwurf des Rings auf die
Atmosphäre kann ich leider nicht identifizieren. Ca. 10min
verweile ich an Saturn, dann wird das Bild langsam flauer. Durch
Nachbars Carport beginnt die Abschattung. Als nächstes Ziel:
Jupiter: analoges Vorgehen zu
Saturn;
eine ganze Reihe von Wolkenbändern ist zu sehen, die zwei
Hauptbänder permanent, weitere (feinere) mal besser, mal
schlechter, manchmal gar nicht. Ich denke in freier Natur müsste
es besser gehen. Bei so niedrigen Temperaturen wird die von den
Häusern aufsteigende Warmluft das Seeing sicherlich
beeinträchtigen. Rechts oben im Okular kann ich Europa erkennen,
der gerade mit seinem Durchgang beginnt. Nun mit 2-fach Barlow. Habe
wieder massive Probleme mit dem Fokussieren; einerseits das
„Bildhüpfen“, andererseits wechselnder Kontrast aufgrund
Seeing. Beschließe nach etwa 5 Min. es bei der jetzigen
Einstellung zu lassen, und konzentriere mich aufs Beobachten. Jupiter
ist mein Lieblingsplanet, hat zwar keinen spektakulären Ring,
jedoch immer wieder die Chance auf viele Details zu bieten. Europa
ist mittlerweile vor Jupiter gewandert, aber immer noch zu sehen, da
der Mond sich auf Höhe des oberen Atmosphärenbandes
befindet, und damit genügend Kontrast vorhanden ist. Ich werde
Übermütig und versuche es mit 10mm + 3-fach (360*)
Optimales Fokussieren versuche ich erst gar nicht lange, aber – oh
Wunder – bekomme schließlich ein Bild, dass ebenso viele
Details bietet, wie bei 240-fach. Nun ist Jupiter als recht
großes
Objekt zu sehen. Ich konzentriere mich auf die Atmosphäre und
verweile ¼ Std. bei Jupiter. Ach ja, da war doch noch Europa –
kann den Mond jedoch nicht mehr vor Jupiter ausmachen. Vielleicht
steht er jetzt vor helleren Wolkenbereichen. Bei meiner jetzigen
Vergrößerung meine ich, Io und Ganymed nicht nur als
Punkte, sondern als kleine, unterschiedlich große Scheibchen
wahrzunehmen. Ganymed erscheint mir etwas größer! Puh,
heute ist es aber kalt. Genug mit Planeten, jetzt versuche ich
Deep Sky: Ich hatte einige Threads im
Astronomie-Forum über M81/M82
gelesen und mir deshalb diese
Galaxien für heute vorgenommen. Ich orientiere mich an Urs
Major und meine die entsprechende Region zu erkennen. Die Position
ist nördlich nahe am Zenith. Ich löse die Klemmschrauben
und versuche den Tubus auszurichten. Dabei gehe ich von (grob)
südlich auf (grob) nördlich. Der Okularauszug, welcher
zunächst nach oben gezeigt hat zeigt nun nach unten. Und da
passiert es: 10mm Okular samt Barlow rutschen aus dem Auszug und
knallen aufs Pflaster!! Verfluchte Sch ....; ich Idiot!! Hatte die
Klemmschraube nicht richtig zugedreht. Als ich das Teil dann aufhebe,
kann ich am Rand des Okulars Unebenheiten (Macken!!) fühlen.
Hoffentlich ist es nicht kaputt! Ich lockere die Klemmschrauben der
Tubushalterung und drehe diesen um ca. 90 Grad, um einen seitlichen
Einblick zu bekommen. Nun Suche ich die Deep-Sky-Objekte. Ich gehe
auf die Knie und Peile durch den Sucher. Ich tue mich sehr schwer,
den Tubus entsprechend auszurichten. Die parallaktische Montierung
erweist sich bei dieser Position als sehr widerspenstig – hatte ich
bis jetzt noch nie!. Nach grober Ausrichtung versuche ich es nun mit
der Feineinstellung. Ich kann zwar im Sucher nichts erkennen, was
einem Spiralnebel entsprechen könnte, meine aber die Richtung in
etwa zu haben. Drehe nun an beiden Achsen je ein paar mal vor und
zurück, um ein größeres Gebiet abzusuchen (mit 25mm
Plössel, mein 42mm Kellner hat ein so begrenztes Gesichtsfeld,
dass ich meine mit den 25mm ein ähnlich großes Gebiet
absuchen zu können) Nach 5 Min habe ich einen helleren Stern im
Okular, peile nun über den Tubus und stelle fest, dass ich bei
23 Uma angekommen bin, also deutlich jenseits des Zieles! Wieder Grob
ausgerichtet, nun durch den Sucher (mein Rücken! Muss mich
verrenken!) gepeilt und mit Feinjustierung geschraubt. 10 Min
später
bin ich immer noch nicht weiter!. Im Karkoschka über die
Position nochmals vergewissert, und nun der 3. Versuch! Ich schraube
schon wieder über 5 Min und – Da! Ein verwaschener, kleiner
Fleck ist erkennbar. Das müsste NGC3077
sein, eine
Begleitgalaxie von M81 (hatte meine Hausaufgaben gemacht). Ich bin
also nun dicht dran!. Schaue nochmals in Karkoschka um festzustellen,
in welche Richtung ich mich bewegen muß. Vorsichtig geschraubt
und – Jo, Got Ya!!! Ich habe M82 gefunden, die hellste
Begleitgalaxie von M81! Die Galaxie ist etwa in Kantenlage zu sehen,
mit Verdickung in der Mitte. In der Zentralachse erscheint diese
etwas dunkler (Staub?). Ich möchte mehr Details erkennen und
Fokussiere: es wird jedoch nicht klarer, ich kann die Konturen
erahnen, ebenso wie ein Staubband über die Längsachse ,
jedoch nicht richtig sehen. Geduld, sage ich mir und versuche es
weitere 5 Minuten. Es wird jedoch nicht besser. Mit 10mm Oku wird
alles deutlich größer (M82 nimmt nun die halbe Breite
meines Blickfeldes ein), doch kaum mehr Details. Die Helligkeit ist
über das ganze Objekt nicht ganz gleichmäßig, soll
heißen mache Zonen sind etwas heller, andere dunkler, ich kann
aber die „wunderbaren Staubstrukturen“ nicht erkennen! Sind 6“
zu wenig hierfür, oder muß der Himmel noch dunkler sein?
Mehr als m5,0 werde ich aber selten(st) haben! Leise Enttäuschung
macht sich breit!. Zwischenzeitlich dachte ich schon, mein 10mm Oku
ist kaputt, da ich die Sterne in dieser Region nicht auf scharfe
Pünktchen Fokussieren kann – bin dann aber zu der Meinung
gelangt, dass die Sterne in dieser Region zu lichtschwach hierfür
sind. Ich ging dann auf 25 mm zurück und nehme nun auch M81 mit
ins Okular. Eine wirklich schöne Gruppe, im Unteren Bereich eine
Galaxie grob in „Draufsicht“ (wie ein Spiegelei mit hellerem
Dotter), oben eine Galaxie in Kantenlage! Wenn nur mehr Details
erkennbar wären. Naja, schlecht war’s nicht, doch meine
Erwartungshaltung war größer! Eines wollte heute ich noch
machen –
Doppelsterne trennen:
Ich bewege mich wieder in vertrautere
Gefilde – Richtung Süden. Gemini steht nun hoch im Süden,
Orion ist schon von der Garage fast ganz verdeckt und Cancer kommt
hinter dem Haus hervor. Ich beschließe „einfach“ anzufangen
und wähle
Alpa Gem (Castor) als ersten zu
trennenden Stern. Die Helligkeit ist so groß, dass ich mir
zumindest von Anfang an sicher sein kann, dass richtige Objekt
anzupeilen. Der Stern ist auch gleich gefunden, und mit 120-fach
eindeutig getrennt. Man sieht eine deutliche Lücke zwischen den
Sternen (m1,9 bzw. m2,9; Dist. 3,9“). Zum Spaß probiere ich
es noch mit 10mm + 2-fach. Gehr wunderbar! Nun zu
Jota Can. Schon mit 25mm sind
die
beiden Sterne deutlich zu trennen (m4,0 bzw m6,5; 30.5“). Ich habe
diese jedoch deshalb ausgesucht, um eine Vorstellung über die
scheinbare Helligkeit meines nächsten, (für mich)
anspruchsvollen Zieles zu gewinnen. Schön ist die
unterschiedliche Temperatur der Sterne zu erkennen, der kleinere
schimmert bläulich, der größere gelblich; mir
dämmert, dass die Temperaturangaben im Karkoschka eine
willkommene zusätzliche Orientierungshilfe zu Identifikation
darstellen! Die schwächere Komponente dieses Doppelsterns ist
mit m6,5 ähnlich lichtschwach wie mein nächstes Ziel (zus.
m5,4). Nun gehe ich dies an:
57 Can. Dieser Doppelstern ist
nur etwa
2’ von Jota Can entfernt. Ich versuche, mittels Blick durchs Okular
(25mm) und Feinjustierung die Position zu finden. Dummerweise (dabei
weis ich es eigentlich besser) bewege ich mich nach unten statt nach
oben, und versuche mein Glück am vermeintlichen Ziel, einem
Stern mit etwa der erwarteten Helligkeit. Erst 120-fach,
dann 240-fach. Fokussieren, auspendeln
lassen, schauen; nachführen, wieder schauen – direkt und
indirekt – bin mir absolut nicht sicher; vielleicht ein ganz
schwacher Begleiter links oben?. Ich sehe nochmals im Karkoschka
nach: nein, kann nicht sein, beide Komponenten müssten
ähnlich
hell sein. Ich Peile über den Tubus und stelle fest, dass ich
mich in die falsche Richtung bewegt hatte. Also noch mal zurück,
25 mm und diesmal in die korrekte Richtung. Beim Feinjustieren schaue
ich mal kurz über die Tubuskante, in welche Richtung es geht –
ja, jetzt stimmt es. Ich sehe nun auch einen Stern mit der erwarteten
Helligkeit und Farbtemperatur. Nochmals von vorne: Erst 120-fach,
dann 240-fach. Fokussieren, auspendeln lassen, schauen;
nachführen,
wieder schauen – direkt und indirekt – ja?? Ich vergrößere
den Augenabstand zum Okular und erreiche dabei einen
größeren
Kontrast in manchen Positionen. Ja, jetzt kann ich zwei Sterne
erkennen. Puh, ist aber ganz schön anstrengend! Mehr geht –
denke ich – nicht. Zumindest nicht mit meinem Equipment, bei meinem
Grad der „Ausbildung“, will heißen der Fähigkeit,
Objekte zu erkennen was – wie ich gelesen habe – auch eine Frage
des Trainings ist.; und den heutigen Wetterbedingungen. Trennen eines
Doppelsterns (m6,0 und m6,3; 1,5“) ist doch auch nicht schlecht,
oder ?? Zum Abschluss noch
M44, wenn ich schon bei Can
bin.
Wirklich ein schöner, offener Sternhaufen. Mit 25mm bekomme ich
schon nur noch einen Teil ins Okular, mein 42mm Kellner schafft das
auch nicht. Ich träume von einen langbrennweitigen
Weitwinkelokular. Davon wäre die Frau bestimmt nicht so
begeistert wie ich! (Frage an die Kollegen: könnt Ihr mir so ein
Teil in der Preisklasse bis etwa 200 DM empfehlen [für die
Frau hat es dann max. 150 DM gekostet])
Brrrr! Jetzt noch abbauen (eine Sache
von Sekunden) und die 2 Teile (Montierung + Stativ passen gerade so
zusammen durch die Haus- und Zimmertür) ins Haus. Im Wohnzimmer
ist bereits alles Dunkel; der Blick auf die Uhr zeigt 23.00h – ich
war also 3 Stunden draußen.
Naja, es gab ja genügend
Nachholbedarf – bei dem Wetter die letzte Zeit!! Genug geschrieben
für Heute, mein Sohnemann nörgelt schon und will spielen!
Klaren Himmel wünscht
Achim
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(na ja, über letzteres weniger)