Beobachtung
vom 26.04.2001, ca. 23:00h - 02:15h
Gerät: Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite
1200mm, parallaktische Montierung Vixen GPE auf Hartholzstativ,
motorische Nachführung und Zweiachsensteuerung
verwendete
Okulare: 25 mm Plössel [TAL] (48*), 17,8mm Bertele (68*), 10 mm
Plössel [Antares] (120X*); 7,5 mm Super Plössel [OMCON]
(160X), Barlow 2*
Ort: freies Feld, ca. 3 km außerhalb
Emskirchen, 385m üNN
Temperatur: 11 C (23.00h) ; 3,1 C
(02,15h)
Grenzhelligkeit: anfangs ca. Mag5,2, später mind.
Mag 5,8
Seeing:
2
Objekte (Reihenfolge der Beobachtung):
Planeten:
Jupiter
Deep Sky: M65, M66, NGC3628,
M53, Coma-Haufen, NGC4565,
NGC4725, NGC4559, NGC4494, M99?, NGC4216?, M51, NGC5195, M03
Vorbemerkungen
Hatte
Lots Bericht vom Sommerhimmel gelesen (er war gegen 4.00h
aufgestanden), brachte mich auf die Idee, dies ebenfalls zu tun.
Wetterbericht im Radio gehört, wonach der Himmel nach
Mitternacht aufklaren sollte. Teleskop und Montierung in den Schuppen
gestellt (temperieren) und vorgenommen den Wecker zu stellen. Himmel
zu diesem Zeitpunkt noch leicht bewölkt. Kinder ins Bett (erst
gegen 21.00h, eigentlich zu spät), etwas ferngesehen, dabei
Silvia vermisst. Diese am PC im Internet „erwischt“. Schaue - da
bereits im Netz - kurz auf die Wolkenvorhersage-Seite. Lt. Bildern
gegen 06.00h morgen bei uns bereits wieder bedeckter Himmel!
Disponiere nach Blick vor die Tür kurzfristig um – es ist
wolkenlos geworden; also spätabends spechteln. Noch etwas auf
dem Sofa lümmeln, Schokolade naschen „natürlich nur“
gegen Müdigkeit, für Konzentration. Gegen 22.40 vor die
Tür: Nachbar hat Besuch, Außenbeleuchtung brennt, Mist!!
... und es ist sooo schön klar. Das MUSS ich ausnützen!
kurzentschlossen Verband abgenommen (darf ich eigentlich noch nicht,
hatte dies jedoch am Tag bereits ausprobiert und ging problemlos).
Ausrüstung mit Links ins Auto gewuchtet und ab zu meinem
Außenbeobachtungsplatz. Stelle das Teleskop etwa 30m von dem
bisherigen Platz entfernt auf, dort ist es vom Licht der auf dem
Nebensträßchen (etwa 1* pro Stunde) vorbeifahrenden Autos
völlig geschützt. Vor einem Flachbettsilo befindet sich
unmittelbar neben dem Weg eine ca. 3*5m große Betonplatte,
nahezu eben, recht sauber und trocken, dort wird aufgebaut. Es zieht
hier etwas („Sound of TAL“ sporadisch hörbar). Teleskop
einnorden, jetzt bin ich bereit! Abschätzung der Grenzhelligkeit
ergibt etwa 5,4. Es ist gegen 23.00h
Kann
mir einen Blick auf Jupiter
nicht verkneifen, steht sehr niedrig, rechts vom 2(3?) Tage alten
Mond. Jupiter wirkt schon leicht orange. Mit dem 25mm Plössel
sind diesmal die zwei großen Atmosphärenbänder nicht
zu sehen. Die vier großen Monde jedoch sofort ausgemacht:
meinte links 3 Monde ausgemacht zu haben, rechts einen.
Kosmos-Himmelsjahr belehrt mich soeben, dass alle 4 Monde sich links
befunden haben müssen! Wahrscheinlich waren Io und Europa so
dicht beieinander gestanden, dass ich diese bei 48-fach und so tief
über dem Horizont nicht auf Anhieb trennen konnte.
Der
Lichtpunkt rechts muss somit ein Hintergrundstern gewesen sein. Die
Luft ist nahe dem Horizont sehr unruhig, kann selbst bei dieser
geringen Vergrößerung deutlich die Außenkonturen
wabern sehen. Den Mond lasse ich links liegen – will mir die
inzwischen erworbene Dunkeladaption nicht verderben.
Wechsele
zu Leo, nehme mir die GX-Gruppe bei M65
vor. Habe auch gleich sowohl M65 als auch M66
im Oku. Diesmal ohne Steulicht ist deutlich mehr zu erkennen. Sowohl
das Zentralgebiet als auch der längliche Halo von M65 sind gut
sichtbar, Lt. Karkoschka ist M65 nahezu in Kantenlage, ist für
mich jedoch nicht auffällig, muß wohl eine relativ „dicke“
GX sein. M66 macht jedoch mehr her!
Ungleichmäßige
dunkle Strukturen auch bei direktem Sehen erkennbar. Bringe mit
meinen 25mm Oku nun neben genannten GX auch NGC3628
ins Blickfeld: Diesmal richtig zu sehen, nicht nur zu erahnen.
Handelt sich um eine recht ausgedehnte GX, kann deutlich erkennen,
dass diese sich in Kantenlage befindet, dunkle Strukturen sind zu
erahnen, insbes. unterhalb der Längsachse. Objekt ist deutlich
lichtschwächer als M65/66, beim heutigen Himmel aber wirklich
gut auszumachen – Suuper!!
Schaue
zu Umin und kann Stern zwischen Zeta- und Eta-Komponente ausmachen.
Lt C.Ciel mit mag5.56 angegeben – wird immer besser!
Nun
zum ersten Kugelsternhaufen (KS) meiner Astrokarriere: M53
in Coma Berenices. Erkenne erstmals das Sternbild am Himmel, die
hellste Komponente (Alpha lt. Karkoschka) ist mit Mag4.2 angegeben.
An diesem Stern orientiere ich mich – wobei aufgrund der riesigen
mit bloßem Auge sichtbaren Sternenfülle die Orientierung
etwas schwerer als sonst fällt. Das Objekt habe ich trotzdem
sehr schnell gefunden. Mit ca. 60 Grad über dem Horizont ist die
Betrachtung ermüdungsfrei möglich – Bügelstuhl sei
Dank!. Tolles Objekt, auf den ersten Blick mit dem 25mm sieht es wie
eine strukturlose GX im Draufsicht aus, zum Zentrum hin merklich an
Helligkeit zunehmend. Mit dem Bertele wirkt die Randzone leicht
„grieselig“. Greife zum 10mm – nun sind die Randgebiete in
winzig kleine Lichtpunkte aufgelöst, noch etwas besser mit dem
7,5 mm Oku – man, ich bin begeistert! Kann mir mehrere Jo!, Jo!
-Rufe nicht verkneifen! Bin ganz zappelig, muss mich bewegen, um
meiner Begeisterung Herr zu werden. Der Exkurs hat sich jetzt schon
voll gelohnt! Für mich ist es eine neue Erfahrung,
Deep-Sky-Objekte so stark vergrößern zu können, und
bei jeder Stufe mehr Konturen erkennen zu können. Nach einigen
Minuten des Genießens und angestachelt vom Erfolg versuche ich
mich an den GX im/nahe des Coma-Haufens.
Habe
– leider – wie immer keinen Stift mitgenommen, Durchwühle
mit geschlossenen Augen das Handschuhfach – Fehlanzeige!
Hoffentlich kann ich alles Gesehene noch richtig aus dem
Gedächtnis
rekonstruieren, gehe davon aus, dass es heute es viele Objekte sein
werden. Ausrichten auf Coma-Haufen
gestaltet sich als Gymnastikübung, Objekt steht mit etwa 70 Grad
recht hoch am Himmel. Der offene Sternhaufen ist im 8*50-Sucher ein
schönes Objekt, eine ganze Anzahl relativ heller Sterne, auch
mit bloßem Auge war der ausgedehnte Sternhaufen sehr gut
auszumachen – nicht nur als diffuses Objekt, sondern als große
Gruppe lichtschwacher Sterne. Habe nun nach kurzer Zeit bereits eine
GX in Okular, wie sich später herausstellte
NGC4565,
ein mit 15’ sehr ausgedehnt. Handelt sich um eine riesige GX in
Kantenlage; sehr langgezogenes Objekt mit deutlichem äquatorialen
Staubband. Nach 25mm auch mit 18mm sehr schön anzusehen. Das
Bertele erweist sich mehr und mehr als mein bevorzugtes GX-Oku, wegen
dem Einblickverhalten und dem großen Gesichtsfeld. Kann sowohl
links als auch rechts jeweils einen schwachen Vordergrundstern zu
erkennen, weder Karkoschka noch C.Ciel weist diese aus!. Nun begann
eine mindestens halbstündige Rückenschmerz-Such-Frustphase.
Hatte nicht aufgepasst und bin im Sternenkatalog bei meinen
Starhopping-Versuchen immer mit NGC4494 statt NGC4565 als
Ausgangspunkt „losgefahren“. Kurbelte nach rechts (wollte auf
NGC4565 zu) ohne Erfolg, zurück, versuchte es mehrfach; Blick in
den Atlas, konnte auch links der GX keinen helleren Stern erkennen.
Hätte mir nun auffallen müssen, dass ich falsch bin, ist es
aber nicht. Konzentration war nicht mehr sonderlich gut, versuchte
durch systematisches Abfahren in vermuteter Zielrichtung die GX
auszumachen. Konnte mich hierzu nicht hinsetzen (Gegengewichtsachse
im Weg), immer in gebeugter Haltung. Frust!! Begann, an mir selbst zu
zweifeln – bisher lief es doch so gut!!! Versuche es nun durch den
Sucher mit gleichzeitiger 2-Achsen-Führung – das geht ins
Kreuz! Endlich finde ich eine GX,
NGC4725.
Erweist sich auch als relativ große GX, deutlich sichtbar,
trotz (lt. Karkoschka) nur 14m v-Helligkeit. 18mm Bertele zeigt jedoch
keine weiteren Details. Taste mich vorsichtig – mit dem
dritten Versuch Erfolgreich – zu NGC 4565 und bemerke nun meinen
Irrtum! Diese GX hatte ich vorhin schon die ganze Zeit als
Ausgangspunkt genommen!. In kürzester Zeit ist nun
NGC4494
gefunden, ein nach den Riesen visuell recht kleines Objekt, eine
nahezu kreisrunde GX mit deutlichen hellen Kern im Zentrum. Verweile
nur wenige Minuten; bin heute schon richtig verwöhnt. Zurück
zu NGC4565, dann Richtung
NGC4559
weitergetastet. Längliche GX, 8’ groß, bei heutigen
Bedingungen sehr gut aufzufinden (wenn man an der richtigen Stelle
sucht), helleres Zentrum erscheint mir ungleichmäßig.
Blick an Karkoschka offenbart mir „Galaxie mit dem schwarzen Auge“,
M64
in der Nähe. Richte diesmal komplett neu aus, orientiere mich an
35 Com und finde M64 auf Anhieb. Ovale Form erkennbar, relativ
großes
hellere Zentrum erkennbar. Meine dunkleren Bereich links oberhalb des
Zentrums bei indirektem Sehen zu erkennen. Schwarzes Auge? Für
mich nicht erkennbar, selbst heute nicht! Jetzt fehlen mir nur noch
NGC4631 und NGC4656, dann wäre Com komplett abgegrast. Meine
schnell mal hinkurbeln zu können; hierbei übersehe ich,
dass ich den Sternenatlas im Moment nicht auf den Kopf gedreht
halte. Kurbele nach oben, statt nach unten. Dürfte gegen 01.00h
sein, habe scheinbar gerade ein kleines Tief. Nach 10 Min muss ich
mir eingestehen, dass ich die Orientierung völlig verloren habe.
Auch die Detailkarte hilft mir nicht, kann partout keine
Sternenkonstellation erkennen, merke mir mehrere, kann diese jedoch
nicht auf der Karte wiederfinden. Dann wieder durch den Sucher
zurück
zum Coma-Haufen, und meinen Fehler wiederholt. Suche systematisch
mein scheinbares Zielgebiet ab, und finde ein recht helles Objekt.
Vermute jetzt, da ich den Atlas studiere, dass ich mich bis zu M99
verirrt hatte. Konnte eine etwa kreisrunde, etwa 4’ große GX
sehen, mit relativ großem helleren Zentrum. Etwa doppelten
Blickfelddurchmesser (25mm-Oku) oberhalb finde ich eine GX in
Kantenlage, deutlich ausgedehnter als das vorherige Objekt. Meine
heute, dass es NGC4216
gewesen
sein müsste. Sehr schön anzusehen; bin jedoch wegen meiner
Orientierungslosigkeit genervt und schenke beiden Objekten nicht die
verdiente Aufmerksamkeit, verweile nur kurz. So soll der tolle Abend
nicht enden – nehme mir die vielgelesene GX
M51
noch vor. Orientiere mich an Eta Uma. Mann, M51 steht fast voll im
Zenit, mind. 85Grad! Zum Grobausrichten peile ich über den
Tubus, d.h. Kopf bis fast auf den Boden, Astronomie macht gelenkig!
Es stört, dass ich mich rechts nicht aufstützen kann,
kniend muss es links gehen. Eta Uma ist so hell, dass
Differenzierung im Sucher zu den vielen anderen sichtbaren Sternen
leicht fällt. Die Steuerung über die Achsen bei dieser Lage
problematisch, schraube jeweils hin- und her und beobachte, in welche
Richtung sich der Tubus neigt. Ja, so kann ich mich heranpirschen.
M51 mit Begleit-GX 5195
ist gefunden! Galaxien sind voll in der Draufsicht zu bewundern.
Himmel ist mittlerweile auf mind. Mag5.8 abgedunkelt (kann Stern
nähe
Delta Umin erkennen) Der Anblick ist wirklich toll! Kann die
Sternenbrücke zwischen beiden GX erkennen, Zentrum von NGC5195
erscheint nicht lichtschwächer als das von M51. Meine auch die
Spiralarme von M51 zu erkennen, diese erscheinen mir relativ eng
„umschlungen“ um das GX-Zentrum. Vergrößere auf
68-fach, etwas mehr Details, dann auf 120-fach: Objekte sind jetzt
schon recht groß, zum exakten Fokussieren suche ich mir einen
etwas helleren Stern und visiere mit dieser Einstellung wieder die GX
an. Die GX nehmen nun einen großen Teil des Blickfeldes ein –
wirklich ein Highlight des tollen Abends! Die GX-Arme kann ich jedoch
nach wie vor mehr erahnen bzw. nur indirekt sehen. Für mehr
braucht man vermutlich eine größere Öffnung oder noch
dunkleren Himmel (in unseren Breiten eine Utropie?)
M51
wäre ein würdiger Abschluss, konnte jedoch nicht genug
kriegen, und mein letztes Ziel hatte es wahrlich in sich:
M03.
Was soll ich sagen? Mir fehlen die Worte. Es war so Gigantisch,
kriege jetzt noch feuchte Augen! Welch ein Kugelsternhaufen.
Auffinden war völlig unproblematisch, lag u.U. daran, dass ich
nun ganz gelöst war, ohne jeglichen Erfolgsdruck. Auf halber
Strecke zwischen Arctrus (Boo) und Alpha Cvn war das Juwel. Schon mit
dem 25er Oku konnte ich bei dem großen, hellen Objekt
erkennen, dass es sich nicht um eine GX oder planetaren Nebel
handelt. 18mm: Ahhh!! es wird immer besser, 10mm: Randbereiche
DEUTLICH in viele Einzelsterne aufgelöst, diese schon relativ
weit vom kompakten Zentrum entfernt. Nun mit 7,5 mm (160-fach).
Fokussiere wieder an einem etwas helleren Stern, nicht weit entfernt,
dann zurück zu M03, jupieeee!! Ich halte es nicht aus, springe
laut jauchzend ums Teleskop! Nachdem ich mich etwas beruhigt habe,
steigere ich nochmals: 10mm+Barlow: 240-fach, und auch das bringt
wieder eine Verbesserung – mir fehlen einfach die Worte. Als ich
Wahnsinniger dann auch noch 320-fach versuchte, musste ich einsehen,
dass irgendwann es nicht mehr besser werden konnte. Also zurück
auf 240-fach und genießen, genießen! Versuche noch
diverse Oku’s, wobei das Bertle mit Barlow deutlich angenehmer als
das 7,5 mm oder 10mm Oku bei nahezu vergleichbaren
Vergrößerungen
ist, und auch ein wesentlich größeres Blickfeld bietet.
Schon gegen 24.00h begann die Batterie meiner Nachführung
schlapp zu machen (grüne LED blinkt), ab da verwendete ich das
Teil lediglich zum Ausgleich der Erdrotation, zwischenzeitlich beim
Suchen hatte ich es ganz ausgeschaltet. Nun, gegen 02.00h ist die
Batterie fast am Ende, muss manuell nachführen. Kann mir
trotzdem nur mit Mühe verkneifen, noch M13 zu suchen, den hebe
ich mir für später auf!
Baue
ab und verstaue alles im Auto. Blick zu Himmel zeigt das Band unserer
Milchstraße schon relativ hoch westlich. Nicht irgendwie
diffus, nein, mit klar abgegrenzten Strukturen. Wie oft sieht man
dies so? Ich halte ein und genieße abermals. Um 02.20h ist dann
endgültig Schluss. Gegen 02.35h liege ich im Bett, kann jedoch
nicht gleich einschlafen, bin noch ganz aufgewühlt.
Habe
eben bei Astronomie.de in der Bildergalerie M03 angesehen; so, und
keinen Deut schlechter (Profiaufnahme) habe ich den Kugelsternhaufen
erlebt, im Gegenteil, die zentrumsfernen Sterne waren kleiner und
schärfer aufgelöst.
begeisterte von
Achim Strnad
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