Beobachtungbericht vom
12/13.05.2001, ca. 22.40h – 02.35h
Gerät: Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite
1200mm, parallaktische Montierung Vixen GPE auf Hartholzstativ,
motorische Nachführung und Zweiachsensteuerung
verwendete
Okulare: 25 mm Plössel (48*), 17,8mm Bertele (68*), 10 mm
Plössel [Antares] (120*); 7,5 mm Plössel [Omkon] (160*)m,
Barlow 2*
Ort: freies Feld, ca. 3 km außerhalb
Emskirchen, 385m üNN
Temperatur: 13,2 C (22.40) ; 8,3 C
(02.35h)
Grenzhelligkeit: ca. Mag 5,5 – 5,8
Seeing:
3, später etwas besser
Objekte (Reihenfolge der
Beobachtung):
Planeten: Jupiter, Mars
Kugelsternhaufen
(KS) M53, M5, M3, M13
Galaxien(GX)
: NGC4494, NGC4631, NGC4656, NGC4490, NGC4618, NGC4625, M94,
M63,
NGC5746,
Doppelsterne
(DS): Alpa CVn [Mag2,9 – Mag 5,5, 19,3“]; 26 Dra [mag5,3 –
mag8,0; 1,7“]
Planetare
Nebel (PN): M57
Den
ganzen Tag über war es wunderbar klar - und sehr windig- (blieb
auch die ganze Beobachtungszeit „störungsfrei“, erst gegen
Ende (ab ca. 02.00) hohe, konturlose verschleierte Bereiche in
östlicher Richtung). Beim Grillen extra auf ein Bierchen
verzichtet, doch Nachbarn haben uns dann eingeladen – ohne ein Bier
+ Schnaps bin ich dann doch nicht „davongekommen“. Auf der
Terrasse konnte man wunderbar das auftauchen der Sterne beobachten,
zunächst Jupiter im Westen, dann Arcturs im Bootes, dann .....
Teleskop um 22.00h herausgestellt, Um 22.35 am gewohnten
Aussenbeobachtungsplatz aufgestellt. Bereits auf der Terrasse hatte
ich geplant, nochmals
Jupiter
zu
betrachten. Dieser war dann auch mein erstes Objekt. Der Planet stand
sehr dicht über dem Horizont, der Anblick war ungewöhnlich:
statt der gewohnten Atmosphärischen Bänder war mit dem
10mm-Oku (120-fach) bzw. dem 7,5mm (160-fach) ein
„Regenbogenscheibchen“ zu erkennen –im Blickfeld oben rötlich
bis unten grünlich, einmal ganz etwas anderes. Habe extra auf
die Uhr gesehen: 22.45 – wie hoch der Planet dann noch über
dem Horizont stand? Nahm nun den Karkoschka in die Hand, um meinen
„Spickzettel“ (Beobachtungsplanung für die Nacht)
herauszunehmen: Fehlanzeige, habe ich liegen lassen, Mist!! Na ja,
wird schon ohne gehen. Der Komahaufen steht hoch im Süden, da
bietet sich doch ein Blick zur Kantenlagen-GX
NGC
4631 an. Versuche es mit dem Ausrichten, wie es Armin vorgestern so
souverän praktiziert hatte, nun begannen Probleme, die mich die
gesamte Nacht nicht losgelassen haben. Ich kam diesmal mit dem
Starhopping einfach nicht zurecht! Blick in die Ausschnittkarte, dann
durch den Sucher: kann keine markante Konstellation an Himmel
nachvollziehen, umgekehrt auch nicht! Verliere nach 15 min und
mehreren Versuchen die Geduld, richte grob aus und fange dann das
Kurbeln an, zunächst systematisch 1* rechts, 3* oben, 1*rechts,
3* unten, ..., dann nach Gefühl. Nach einiger Zeit finde ich
eine GX, doch nicht NGC 4631. Die gefundene GX ist als eine relativ
kleine, leicht ovale Aufhellung mit hellerem, nicht punktförmigen
Kern zu erkennen. Schaue durch den Sucher und stelle fest, dass ich
viel zu niedrig bin, im Koma-Haufen. Diese GX kenne ich: NGC
4494.
Betrachte sie kurze Zeit (Mist, ohne NGC 4565, eine nahegelegene
interessante GX mitzunehmen), dann Versuche ich NGC4631
abermals, und nochmals, und ... nach weiteren 20 min habe ich diese
endlich gefunden – man, stelle ich mich heute dämlich an! Die
GX entschädigt mich jedoch, wie schon zwei Tage zuvor eine
langgezogene GX mit ungleichmäßigen Helligkeitsbereichen.
Ich meine links, nahe der Mitte einen schwachen Vordergrundstern zu
erkennen. Betrachte die GX zunächst mit dem 25mm, später
dem 17,8mm Betele ausgiebig. NGC
4565
kann ich erst mit einiger Mühe ausmachen, obwohl auch diese GX
mit 12’ recht ausgedehnt ist. Blick auf Umin zeigt, dass es
mittlerweile auf mind. Mag 5.8 abgedunkelt ist, kann einen Stern nahe
Delta Umin ausmachen, der mit dieser Helligkeit im Karkoschka
angegeben ist. Jetzt bilde ich mir M64 ein, eine relativ helle GX.
Wieder habe ich große Probleme! Nach 10 Minuten verliere ich
die Lust, eine Erfolgserlebnis muss her:
M53!
Orientiere mich an Alpha Com (wenigstens den Stern finde ich im
Sucher), dann ist es nur noch ein klacks. M53 scheint mir (als
Neuling) ein klassischer, jedoch eher kleinerer Vertreter der KS:
Kreisrund mit relativ großem, deutlich hellerem Bereich mit
allmählichen Helligkeitsabfall zum Rand hin. Vergrößere
bis zu 120-fach, kann den KS jedoch nur in den Randbereichen
auflösen.
Im
Sternbild der Jagdhunde habe ich bisher kaum „gewildert“,
versuche es darum heute. Nach Karkoschka gibt es auch einige
lohnenswerte Ziele. Alpa CVn ist mit Mag 2,8 recht hell und gut zu
identifizieren. Richte mein Teleskop grob aus und möchte Betra
CVn in meinem 8*50-Sucher zentrieren. Da dieser Stern mit Mag 4,2
nicht deutlich heller als benachbarte Objekte ist, muss ich noch 2, 3
mal in die Karte sehen. Versuche nun mich an NGC4490
heranzutasten, was nach (doch wieder etwa 3 bis 5 min) gelingt. Die
GX ist länglich anzusehen, in meinem Blickfeld steht sie auf
der Kante, sprich Senkrecht, mit 5“ Längenausdehnung weder
sonderlich klein noch groß. Ich kann auch – eigentlich recht
gut – eine weitere, sehr nahe gelegene kleine GX ausmachen; diese
ist waagerecht zu sehen und direkt neben NGC4490. Die Spitzen der GX
scheinen fast zusammenzustoßen und bilden einen rechten Winkel.
Es handelt sich um NGC4485. Auch diese GX
erscheint länglich, ist jedoch nur etwa halb so
ausgedehnt zu erahnen. Zurück über Beta CVN möchte ich
mich an
M94
herantasten. Versuche von Beta CVn nach Alpa CVn zu kurbeln (mit
Blick durchs 25 mm-Oku; wie ich seit Armins Besuch weis, habe ich
nicht das Orginale TAL-25mm, [der Blickfeld des Orginals ist
größer
der als meines „Series 500“-Plössel – hatte mich auch
wegen der englischen Bezeichnung gewundert], weis jemand, welches
Fabrikat dies sein dürfte?). Für den Blick durch das Oku
eine ganz schön lange Strecke. Nach kurzer Zeit stolpere ich
über ein lichtschwaches, doch eindeutig erkennbares GX-Paar.
Darüber steht nichts im Karkoschka. Beide GX erscheinen mir Rund
bis leicht oval, die rechte deutlich größer als die linke.
Ciel offenbart mir heute, dass es sich um NGC
4618
und NGC4625
gehandelt hat. In beiden Fällen konnte ich ein strukturloses
Halo erahnen und etwas hellere Kerne sehen. Es muss nun doch recht
dunkel sein, NGC4625 ist mit Mag12,4 angegeben! Schließlich
hatte ich es bis Alpa CVn geschafft. Hoppla – dies ist ja ein
Doppelstern mit relativ großen Abstand! Der Karkoschka
offenbart heute die Daten [Mag2,9 – Mag 5,5, 19,3“]. Schön
kann man die unterschiedliche Farbtemperatur zwischen der
weiß-bläulichen Hauptkomponente und dem
weiß-gelblichen
kleineren Stern erkennen. Nun den halben Weg zurück, dann rechts
abbiegen, mit meinem Starhopping-Frust im Bauch habe ich mir diese
Strategie zugelegt. Hat nach ein paar Minuten dann auch geklappt,
M94
war gefunden. Diese GX ist recht lichtstark (Mag 8 ½), aber
mit 4“ relativ klein. Konnte einen hellen, nicht punktförmigen,
kreisrunden Kern ausmachen, jedoch keine Strukturen erkennen. Mit
meiner „Kurbeltaktik“ hatte ich es – wenn auch etwas mühselig
– als nächstes bis
M63
geschafft,
ähnlich groß wie M94, jedoch mit ovalem Halo. Auch hier –
vom helleren Kern abgesehen, keine Strukturen erkennbar. In diesem
Sternbild sind zwar noch NGC4449 und M106 – hatte zu dieser Zeit
aber keine Lust auf weiteres „blindes“ kurbeln über längere
Distanzen, Starhopping-traute ich mich nicht mehr, so dass ich mich
für leichtere Ziele entschieden habe. Neuausrichtung in tiefere
Regionen:
M05.
In einer Linie von Alpha CVn über Alpha Bootes, (etwa gleich
weit entfernt wie auf der anderen Seite Alpha CVn) müsste M05 zu
finden sein. Puh, das ist aber weit ohne Orientierungsstern!.
Versuche noch Sternbild Serpens (Schlage) zu Hilfe zu nehmen. Ist das
erste mal, dass ich dieses bewusst wahrnehme, ist heute jedoch recht
gut möglich. Orientiere mich von oben nach unten Delta – Alpha
– Eta, jetzt rechts. Bin mir nun schlüssig, wo ich mein Ziel
finden sollte. Peile grob über den Tubus in altbekannter –
bewährter Manier, dann schaue ich durch den Sucher. M05 ist ein
lichtstarker Kugelsternhaufen und hat damit den Vorteil, bereits im
Sucher erkennbar zu sein – hab Ihn! Ging ENDLICH einmal schnell und
einfach. Es handelt sich um ein wirklich lohnendes Objekt. Über
25 mm, 18 mm, 10 mm steigere ich schnell die Vergrößerung
und erkenne immer mehr Details, der KS ist nun mehr als nur in den
Randbereichen aufgelöst. Verglichen zu den als nächstes
Beobachteten KS M03 ist dieser jedoch nicht völlig kreisrund,
die Außenbereiche weisen Strukturen, sprich Zonen mit
unterschiedlichen Sternanhäufungen auf. Steigere die
Vergrößerung nochmals: 18mm mit 2-fach Barlow, somit etwa
140-fach. Dies bringt noch etwas an Details, dann 160-fach – wird
nicht mehr besser, fokussieren fällt nun schwer. Also zurück
– nach etwa 5 Min schwenke ich zu
M03.
Wie oben bereits – und vor etwa einer Woche ausführlich –
beschrieben ein toller KS. Verglichen zu M05 weist dieser KS eine
höhere Sternendichte auf. Es ist schon recht spät geworden
– Uhr habe ich keine am Handgelenk dabei (nur die im Auto), doch
höre ich ab und an entfernte Kirchturmglocken läuten. Der
Mond dürfte demnächst aufgehen, beeile mich nun. Eta Bootes
hatte ich nicht betrachtet, lt. Karkoschka ein Doppelstern mit
deutlich unterschiedlicher Farbtemperatur und nur 2,9“Abstand,
wäre
auf meinem Spickzettel gestanden und sicher interessant gewesen.
Springe nun zum Herkules und den dritten KS in Folge:
M13:
- leicht aufzufinden – direkt auf der Linie zwischen zwei hellen
Sternen, und gut im Sucher erkennbar. Heute erscheint mir M13
imposanter als M03! Lauter helle stecknadelspitzenkleine
Sterne – wie Diamantenstaub! Bis zu 120-facher
Vergrößerung behalten die Randsterne ihre brilliantes
Aussehen, bei höheren Vergrößerungen wirken sie etwas
diffus. M13 macht wirklich spaß!! Sehe eben in Ciel, dass sich
in geringem Abstand eine mag11,6-GX NGC6207 befindet – wäre
(hätte ich dies gewusst) in dieser Nacht sicherlich möglich
gewesen. Die Zeit drängt, versuche kurz, M92 einen weiteren
recht hellen KS im Herkules zu finden, hier fällt – mangels
hellem Stern in der Nähe – die Orientierung deutlich schwerer.
Gebe aber schnell auf – genug KS für heute, möchte lieber
noch mal den Ringnebel in der Leier,
M57
betrachten. Beta und Gamma Lyr sei Dank – leicht aufzufinden. Im
25er Oku wirkt der PN fast wie ein stark defokussierter heller Stern
– flächig hell mit dunklerem Zentralbereich, wie durch die
Fangspiegelabschattung. Fehlende Fangstrebenschatten und knackig
scharfe Umgebungssterne belehren einen jedoch eines besseren. Bei M57
macht höhere Vergrößerung Sinn – mit mag 8/12 vis.
Helligkeit ist auch bei Vergrößerungen um 120/140-fach mit
meinem 6“-Newton mehr zu erkennen. Der Ring erscheint leicht oval –
Nebelfilter zur Sichtverbesserung habe ich keinen.
Von
meinem Beobachtungsplatz aus kann ich Mars schon eine ganze Zeit
ausmachen, da der Platz nicht ganz auf der Anhöhe liegt, ist der
Mond noch unterhalb meines Gesichtsfelds, doch ist im Osten mehr und
mehr eine Aufhellung auszumachen. Mars hebe ich mir für den
Schluss auf. Wollte noch den von Lots gepriesenen Planetaren Nebel
NGC6543 betrachten. Zunächst das Sternbild des Drachen gesucht
(und erstmals bewusst wahrgenommen) – mann – steht (gegen 02.00h)
genau im Zenith!. Kann die Sternenkette von Delta bis Chi Dra gut
ausmachen. Versuche die Region zwischen Zeta und Chi Dra ins
Sucherkreuz zu nehmen. Dong!! – der Tubus schlägt ans
Stativbein! Drehe den Tubus auf die andere Seite und versuche da mein
Glück – geht nicht. Mist !!! Zeta Chi geht gerade noch. Stelle
darauf ein und versuche es mit kurbeln. Wie befürchtet bewegt
sich der Tubus Zenitnah ganz anders als gewünscht, Peile das
Tubusende an und verfolge, wie sich dieser beim kurbeln bewegt, Doch
wieder ist das Stativbein im Weg – wird nichts!! Ein Objekt in der
Nähe ist jedoch erreichbar,
Doppelstern
26Dra.
Dank der relativ niedrigen Farbtemperatur erkenne ich einen
anfänglichen Irrtum (relativ heller, weißbläulicher
Stern) recht schnell, und finde dann den richtigen. Mit 120-fach
erahnt, mit dem 7,5mm Oku und 160-fach geknackt. Beide Komponenten
[mag5,3 – mag8,0; 1,7“] sind getrennt. Der deutlich
Lichtschwächere Stern erscheint eine Nuance gelblicher als die
Hauptkomponente.
Nun
zum Mars.
Der Rote Planet ist mittlerweile spürbar Richtung Süden
gewandert, der Mond nun auch deutlich über meinen Blickhorizont.
Da Mars recht hell ist, sollte dies nicht sonderlich stören.
Erst mit 25 mm – kleines Scheibchen. Dann 10mm - Stelle scharf –
besser versuche es. Obwohl der Abstand zum Horizont bei meinem
Blickfeld 1 ½ Handbreit ist, wabert der Mars recht deutlich.
Keine Strukturen / Konturen erkennbar, keine Polkappen etc! Warum
nur? Ach ja, ich peile über einen Flachbettsilo hinweg,
vielleicht steigen dort Gase auf. Nehme mein komplettes Teleskop und
schleppe es 10m auf einen Fahrweg, jetzt ist der Silo nicht mehr in
der Beobachtungslinie. Es wird jedoch kaum besser, zwar wabert der
Planetenrand nicht mehr ganz so, kann aber trotzdem außer einem
hellrötlich-orangen Scheibchen nichts erkennen. Das war wohl
nichts. Schaue auf die Uhr: 02.33h! Genug! Baue schnell ab und fahre
heim.
Zuhause
angekommen schreibe ich – als Gedächtnisstütze für
den Bericht - noch schnell die betrachteten Objekte auf – doch
recht viel für meine Auffindprobleme – und gehe um 03.00h ins
Bett, kann aber keine Ruhe finden. Mein Starhopping-frust lässt
mich nicht los. Idiotisch –sollte mich vielmehr an der tollen Nacht
erfreuen!!
Denke,
muss mir endlich den effektiven Blickfeld meines 25mm-Okus ausmessen,
eine Folie herannehmen und einen Kreis mit diesem Blickfeld, passend
für die verschiedenen Auffindkarten im Karkoschka basteln. Dann
wird es vielleicht einfacher. Beim Grübeln fällt mir ein,
dass ich vielleicht noch einen anderen Fehler gemacht habe. Mein
Beobachtungsplatz war auf einer Betonplatte, welche sich tagsüber
stark aufgeheizt hatte, als - ich zum Peilen – gegen 01.30h darauf
gelegen hatte, war diese noch spürbar warm. Da muss die
aufsteigende Warmluft doch stören. Denke, ich sollte
meinTeleskop besser in die Wiese stellen, doch dann wird es nass beim
darunterlegen. Was meint Ihr? Nach einer 4-Stunden-nacht habe ich
jetzt einen 2 ½-Stunden-Bericht fertig – war hoffentlich
nicht zu lang
Grüße
von Achim
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