Beobachtungbericht vom 19/20.05.2001, ca. 23.20h – 03.30h

Geräte:

1) Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8)
2) Schiefspiegler, Öffnung 110mm, Brennweite 2720mm (f/24,7), Anastigmatisch Anlage nach Kutter
auf parallaktischer Montierung Vixen GPE, niedriges Hartholzstativ (max. 76 cm) , motorische Nachführung und Zweiachsensteuerung

verwendete Okulare: 25 mm Plössel TAL; 17,8mm Bertele; 10 mm Plössel [Antares]; 7,5 mm Plössel [Omkon] (160*); Barlow 2*, Barlow 3* TAL

Ort: freies Feld, ca. 3 km außerhalb Emskirchen, 385m üNN
Temperatur: 7,8 C (23.20) ; 4,2 C (03.30h)
Grenzhelligkeit: ca. Mag 5 – 5,4

Seeing: 3, später etwas besser

Objekte (Reihenfolge der Beobachtung):


Galaxien(GX) : NGC4494, NGC4565, NGC4656, NGC4631, NGC4656, M81, M82, NGC2967, NGC 3077
Kugelsternhaufen (KS) M3, M92, M13
Doppelsterne (DS): Epsilon Lyra (4-fach: mag4,6 [5.2 – 5.5; 2,4“] – mag 4,7 [5,0 – 6,1; 2,5“])
Planeten: Mars
Planetare Nebel (PN): M57
Offener Sternhaufen: M 29

Vorbereitung: Da ich letztes mal mit Starhopping große Probleme hatte, habe ich mir eine Aufsuchhilfe gebastelt. In transparente Folie (Stück aus Einschubhülle) mir Reißzeug konzentrische Kreise gekratzt, Kreisdurchmesser entsprechen bei Karkoschka-Aufsuchkarten: 0,5, 1,0, 2,0, 3,0. Zusätzlich Tabelle mit den Gesichtsfeldern je Okular/Teleskop erstellt.

Tagsüber bedeckter Himmel mit wenigen, kleinen Wolkenlücken; gegen Abend dann zunehmend Aufheiterungen, ab 21.00h wolkenlos. Um diese Zeit Teleskope und Ausrüstung ins Auto gepackt. Mann, das wird ja von mal zu mal mehr: TAL2, Kutter, Stativ mit Montierung (als ein Teil in den Kofferraum), Bügelsitz, Okularkoffer, Karkoschka mit Folie, Notizblock, Stift.

An gewohnter Stelle mein TAL aufgebaut. Der Blick in den Himmel zeigt, dass heute nur eine durchschnittliche Nacht für Beobachtungen zu erwarten sein wird. Im Osten hellt das Streulicht des Nürnberger Ballungsraums den Himmel bis in etwa 20, 25 Grad Höhe auf. Es ist also sehr viel Dunst in der Atmosphäre. Blick in den Zenit zeigt Uma ohne Stern im Kasten, später Kontrollblicke lassen ab und zu einen Stern erahnen (indirektes Sehen). Umin ist vollständig erkennbar. Schätze also etwa Mag 5,0; später etwas besser.

Wollte eigentlich im Nord-Osten beginnen, wegen des Streulichts disponiere ich um. Hatte letztes mal im Coma-Haufen eine GX übersehen, will dies nun wettmachen. Kurzer Blick in Karkoschka (auf den Kopf, da Betrachtung durch Newton), dann durch den Sucher gesehen. Habe gleich eine markante Sternenanordnung erkannt. Klemmungen fast gelöst, mit der linken Hand oben, der rechten unten in den Tubus gegriffen und so das Teleskop ausgerichtet. Noch ein zweiter Blick in die Karte, dann durch das Oku - - Bingo!! Hat ja auf Anhieb geklappt. Beim ersten Ziel des Abends handelte es sich um

NGC4494. Diese GX ist relativ dicht an einen hellen Stern (17 Com) anzufinden. Macht nicht viel her, lichtschwacher, relativ kleine, nahezu kreisförmiger diffuses Fleckchen mit leichter punktförmiger Zentralaufhellung. Die GX sollte mir als „Leitfeuer“ für

NGC 4565 dienen. Im Blickfeld rechts unterhalb NGC 4494 sind zwei etwas hellere Sterne auszumachen, in Verlängerung der gedachten Verbindung der beiden etwa einen Blickfelddurchmesser meines TAL-25mm-Okus (Plössel, scheinbares GF 57 Grad da minimale Feldlochblende; habe mir nun das Orginal bei Birkmaier gekauft) nach rechts. Da ist eine GX. Mein neues Oku hat ein spürbar größeres GF als das vorherige 25mm, ist jedoch was Einblick betrifft wesentlich sensibler. Befindet man sich nicht genau in der Blickachse, verschwindet das Bild. Selbst auf den Bügelstuhl sitzend, nur mäßig schnell an einer Achse verstellt passiert dies. Man muss also auch den Kopf exakt nachführen – gewöhnungsbedürftig, klappt aber mit der Zeit. Zur GX: Enttäuschung pur!! Kann weder Kantenlage, geschweige Staubband erkennen, auch ist die (lt. Karkoschka) beindruckend langgestreckte Form nicht erkennbar. Sehe nur ein matschiges, längliches relativ großes Etwas ohne jegliche Strukturen. Warum nur?? Hatte diesmal das Teleskop nicht im Freien, sondern im Auto temperieren lassen. Da das Thermometer von etwa 13 Grad gegen 21.00 Uhr bis auf nun etwa 7 Grad gefallen ist, wird es im Auto noch spürbar wärmer gewesen sein! Auch hatte ich die GX’en so schnell aufgefunden, dass kaum Zeit fürs Auskühlen verstrichen ist. Gehe zum Auto, öffne mit geschossenen Augen (Innenraumbeleuchtung) das Schiebedach, damit dies beim Kutter nicht auch passiert. Dann richte ich das Teleskop mehr nördlich aus zur GX

NGC 4631. Mit der für mich neuen Aufsuchstrategie habe ich auch dieses Ziel sehr schnell gefunden, das größere GF des TAL-Okus trägt auch seines dazu bei. Kein minutenlanges hin- und hergesuche: kurzes drehen, schon ist die GX gefunden! Meine Folie zeigt mir, dass ich NGC4656 ebenfalls locker mit ins GF bringen müsste. Muss mich jedoch ganz schön anstrengen, um diese letztendlich Nord-östlich auszumachen. Alleine hätte ich die GX kaum gefunden, hat jedoch auch nur 10 ½ mag V-Helligkeit. NGC4657 (sollte nur 3’ nördlich sein) kann ich nicht zweifelsfrei ausmachen. Der Anblick der hellste GX dieser Gruppe, NGC 4631 ist wirklich lohnenswert! Sehr schön ist die Kantenlage erkennbar, Strukturen kann ich ebenfalls erahnen. Vergrößere zunächst auf 68-fach, dann 120-fach. Keine zusätzlichen Details, aber schön groß. In unmittelbarer Nähe erkenne ich jeweils Ober- und Unterhalb einen Vordergrundstern. Das macht Appetit auf mehr. Schwenke den Tubus Richtung Nord-Osten, in Uma, zu meiner Parade-GX

M81 und M82. Betrachte zunächst ausgiebig den „Hinterbau“ des großen Bären, um mir exakt klar zu werden, wo mein Zielgebiet liegt. Kann so 24Uma identifizieren. Das Tubusschwenken mit Blick durch den Sucher bewährt sich abermals (von Armin abgekuckt, heute klappt es prima!) Schon beim ersten Blick durch das Oku sehe ich M81. Groß, hell! Diese GX oben links ins Blickfeld genommen, nun ist M82 ebenfalls zu sehen. Welch eine Pracht!! Kantenlage (nahezu) mit Staubstrukturen – Sternenkucker, was willst du mehr!! Wirklich ein Suuper Anblick. M82 erscheint mir größer (länger) als M81, liegt daran, dass die GX sich relativ scharf vom Hintergrund abgegrenzt ist. Bei M81 ist dies ein gaaannz allmählicher Übergang – kann nicht sagen, wo genau sich der Rand der GX befindet.

Schon in dieser Region betrachte ich auch NGC2976 und NGC3077. Erstere ist etwas größer und länglich, letztere mit ca. 3’ etwas kleiner und rundlich. Beide GX ohne erkennbare Strukturen.

Jetzt wäre eigentlich Zeit für ein first-light des Schiefspieglers, doch irgendwie zögere ich noch. Dachte mir, es wäre gut mit einem hellen Objekt – sprich Kugelsternhaufen anzufangen wäre o.k. Habe aber Hemmungen (ein Kutter wirklich so gut?). Stattdessen gehe ich mit meinem bewährten TAL auf die KS los. Zunächst

M03, auf halbem Wege zwischen Arcturus im Bootes und Alpha Canes Venatici gelegen. Wieder gelingt es mir auf Anhieb – sehe den KS im Sucher, und dann sofort im 25mm OKU!. Dieses (für mich Kunststück) gelingt auch bei den weiteren KS. M03 hatte ich die letzten Male schon ausgiebig beschrieben. Vergrößere auch diesmal Schritt für Schritt bis zu 160-fach – berauschend schön! Randzonen sind völlig aufgelöst, das im Verhältnis große Zentrum bleibt etwas diffus mit grieseliger Struktur.

An M92 im Herkules hatte ich mir letztes mal wegen Aufsuchprobleme die Zähne ausgebissen – heute kein Problem! Auf halber Strecke wischen Tau Her und Delta Her gelegen, finde ich den mit 8’ etwas kleineren KS. Der Zentralbereich ist deutlich kleiner als bei M03, die Außenzone mit einer Vielzahl von Lichtpünktchen im Verhältnis jedoch ausgedehnter. Auch hier bringt starke Vergrößerung ein mehr an Beobachtungsgenuß. Hatte zwischenzeitlich im Karkoschka etwas nachgelesen. Trotz Rotlicht war die Dunkeladaption spürbar herabgesetzt. Es dauerte etwa 2 Min, bis die „Splitterchen“ rund um das Zentrum wieder ausgemacht werden konnten. Jetzt noch den letzten und größten KS des Abends:

M13. Hier habe ich dann am stärksten vergrößert. Nun mussten auch die Barlows her. Zunächst Russisches Duett: 17,8 mm Bertele mit 3-fachBarlow= 202-fach, dann Koreanisches Päärchen: 2-fach-Barlow mit 10 mm- Plössel= 240-fach!! Nun war der KS voll Blickfeldfüllend und wunderschön anzusehen. Auch das Fokussieren ging relativ gut, jeweils etwas herausgefahren, helleres Sternchen gesucht, fokussiert und dann wieder „drauf“ auf den KS.

Jetzt soll der Kutter ans Werk! Also erst mal umbauen. TAL herunter und auf die Rücksitzbank (blinzel, nur nicht die Dunkeladaption versauen!). Zurück zur Monti, das äußere Gewicht (3,5 kg) herunter, in den Fußraum. Kutter aufsetzen, mittels Handrädchen eine Schraube anziehen – fertig. Nein, Spiegelabdeckungen müssen noch runter. Gepeilt wird jetzt anders, mittels 6*30-Sucher, der auf dem Hauptspiegeltubus sitzt. Der Sucher ist ein richtiger Winzling verglichen zu dem vom TAL. Will Richtung M13-Zielen, man, steht ja fast im Zenith, wie soll dies ohne Zenithprisma funktionieren? Von Mitte der Montierung bis zum Okularauszug sind es etwa 12 cm, 7 cm Bauhöhe des Auszugs + ca. 12 cm Ausfahren bis zur Fokussierung + ca. 4cm Okularhöhe; in Summe etwa 35 cm abzuziehen. Bei M13 verbleiben gegen 02.00h noch etwa 60 cm bis zum Boden – Einblick senkrecht nach oben! Der Auszug befindet sich zwischen den Stativbeinen – nein, gebe es nach kurzem Versuchen auf. Ich kann ja auch mit

MARS anfangen, der ist mittlerweile in SSO zu sehen, und deutlich über dem Horizont. Blicke durch den Sucher und kann nichts sehen. Wie stelle ich den überhaupt ein? An der hinteren Linse ist nur ein minimaler Einstellweg mittels Gewinde. Behelfe mir, indem ich vorne die Hülse mit der Linse etwas herausdrehe. Wird zwar leicht wackelig, fokussiert aber. Muss mir zukünftig etwas einfallen lassen. Auch waren die Linsen etwas beschlagen. Auto, Teleskop, Montierung alles ist tropfnass, die Feuchtigkeit kondensiert. Objektfinden mit dem Kutter ist ganz schön diffizil. Nehme mein 25mm-TAL, da das wahre GF verglichen zu meinem 42mm Kellner nur 1,2’ geringer ist. 31.4’ wahres Gesichtsfeld ist aber nicht gerade üppig, um ein Objekt aufzufinden. Nach einigen Versuchen ist es geschafft: Mars in Sicht !!!. Nehme dann gleich das Bertele, vergrößere nun 152-fach. JA!! Nicht nur eine kontourlose Scheibe, man kann etwas sehen. Erkenne links oben eine deutlich hellere Zone (denke Polkappe), dann einen relativ großen, dunkleren Bereich, welcher links bis Nahe des Äquators reicht, rechts jedoch nur halb so breit erscheint. Dann eine hellere Region. „Südlich“ wieder eine dunklere Region, jedoch nicht so groß wie die Nördliche. Diese reicht aber nicht ganz bis zum „Südpol“ In der Südregion kann ich keine Polkappe ausmachen. Versuche noch mehrere Vergrößerungen. Die höchste sinnvolle dieser Nacht war mit dem 10mm-Oku, sprich 272-fach. Mars war schon recht ordentlich groß, die verschiedenen Helligkeitsbereiche gut auszumachen. Seeing-bedingt war die Sicht sekundenweise mal besser, mal schlechter. Auch erschien mir die Gesamthelligkeit aufgrund Seeing spürbar schwankend. Habe sicherlich eine gute Halbe Stunde am Mars verbracht. Trotzdem – Jupiter bleibt mein Planetenliebling! Versuche nun nochmals Deep-Sky, diesmal jedoch

M57 in der Leyer, auch recht zenitnah, doch vom Winkel etwas besser. Mit akrobatischen Verrenkungen gelingt es mir auch schließlich (liege am Boden, habe den Bügelstuhl auf die niedrigste Stellung gebracht und stütze dort den Kopf ab) den PN zu finden. Mann, geht das auf den Nacken!! Gott sei Dank vergrößert der Sucher nur 6-fach und ist damit lichtstark genug, um sich am Himmel orientieren zu können. Ist auf jeden fall eine deutliche Umstellung. Kann den Ringnebel in der Leyer jedoch nicht genießen, zu verkrampft ist meine Beobachtungshaltung, zu genau muss man mit den 25mm-TAL einblicken. Der Nebel ist sehr diffus, hellerer Zentralbereich ist zu erkennen, aber nicht so gut wie letztes mal! Nehme nun noch das Bertele ( 152-fach), doch der Nacken ist schon verspannt, auch wird der Nebel recht lichtschwach. Mit aller Gewalt noch einen Doppelstern:

Epsilon Lyra (4-fach: mag4,6 [5.2 – 5.5; 2,4“] – mag 4,7 [5,0 – 6,1; 2,5“]) Finde dieses 4-fach-System recht ordentlich, mir kommt zugute, dass ich dieses bereits vor einer Woche im Oku hatte und deshalb sofort erkennen konnte. Auch hier muss ich mich fürs Beobachten wieder schinden, macht keinen Spaß!! Kann mit dem 17,8 mm-Oku alle 4 Komponenten zwar trennen, jedoch nicht in Ruhe entspannt betrachten. Es reicht !!!! Baue den Kutter ab.

So ein ungemütliches Ende? Nein!! TAL noch mal rauf auf die Monti, innerhalb von max. 5 Minuten wieder einsatzbereit. Zum Vergleich nochmals M57 und Epsilon Lyra (an Mars habe ich dummerweise nicht gedacht!) M57 ist doch lichtstärker, aber auch diffus, Epsilon Lyra lässt sich sehr gut mit 120-fach trennen – besser?, auf jeden fall entspannter als mit dem Kutter. Kurz noch einen ersten Ausflug in Cygnus,

zum Offenen Sternhaufen M29, oberhalb (im Newton) von Gamma Cyg zu finden, einen kleinen Objekt mit relativ wenigen Sternen. Blick auf die Uhr: 03.30 – jetzt ist genug!! Abbauen, einpacken, heimfahren, ausräumen, Bett (03.50)

Fazit: ein neues Teleskop, ein neues Glück! Das Handling des Kutters ist doch deutlich anders. Auch muss ein Zenithprisma her!!

Beste Grüße und vielleicht bis zum ITV von

Achim
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