Außenbeobachtung vom 17.06.2001, ca. 00.00h – 01.15h

Gerät: Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) auf parallaktischer Montierung Vixen GPE, niedriges Holzstativ, motorische Nachführung und Zweiachsensteuerung

verwendete Okulare: 25 mm Plössel TAL –48fach; 17,9mm Bertele – 67fach; 10 mm Plössel [Antares] –120-fach; 7,5 mm Plössel [Omkon] –160fach


Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, 390m üNN
Temperatur: 13,4 C (23.50) ; 12,1 C (01.25h)
Grenzhelligkeit: Mag 4,8, teilweise deutlich schlechter

Seeing: 3
Bewölkung: anfangs 2/8, meist zwischen 2/8 und 5/8

Objekte (Reihenfolge der Beobachtung):

Doppelsterne (DS): Eta Lyr (4-fach) mag4,6 [5.2 – 5.5; 2,4“] – mag 4,7 [5,0 – 6,1; 2,5“])
Eta Boo [2.5 – 4.9; 2,9“]
Kugelsternhaufen (KS) M4, M80, M71
Galaxien(GX) : keine!
Planetare Nebel: M27
Planeten: Mars


Ich wollte unbedingt vor Ende meines Urlaubs (1 Woche) nochmals Sterne beobachten, sah zunächst alles andere als gut aus. Den ganzen Tag bewölkt, wenige, kleine Wolkenlücken, immer wieder Regenschauer, zum Teil recht heftig. Gegen 20.00h im Board von Armin gelesen, dass es bei Ihm aufklarte (im hohen Norden, sicherlich 700 km entfernt), doch da nach Wetterkarte es dort noch schlechter sein sollte, erwachte ein Hoffnungsfünkchen; inbes., da sich hier nun auch das Wetter beruhigte.

Gegen 22.30h wird vor die Tür gesehen – teils wolkenlose Zonen (mit Dunst-Schleiern), teils bewölkt. Nochmals um 23.00h – etwas besser, doch regnet es wieder leicht! Woher kommt der nur: über mir sind doch die ersten Sterne erkennbar! Gebe die Hoffnung nicht auf und lege das TAL zum temperieren in den Schuppen.

Belade das Auto; nehme auch den Kutter plus neues Stativ mit, muss mir genau überlegen, was, wo wie einzuladen. Geht gerade so noch ohne Rückbankumlegen: Hohes Stativ in der rückwärtigen Fußraum (dürfte keinen cm länger sein); Newton auf die Rückbank, niedriges Stativ mit aufgebauter Montierung in den Kofferraum. Okularkoffer, Karkoschka und Kutter auf den Beifahrersitz. Kurz vor Mitternacht ist der Himmel nur leicht bewölkt, will es wissen und ziehe los!

Ich stationiere mich nahe des letzen Beobachtungsortes, baue TAL2 auf, diesmal auf einem befestigten Weg (Gras ist pitschnass). Auf der Fahrt dorthin durchfuhr ich einige richtig dichte Nebelbänke! Mitte Juni! Kann mich nicht daran erinnern, so etwas zu dieser Jahreszeit einmal gehabt zu haben.

Ich hatte mir abendes einen Beobachtungsplan für Sagittarius zurechtgelegt; den konnte ich gleich beerdigen! Bis weit über den Horizont ist dunstbedingt – Ausnahme Mars – kein Astroobjekt erkennbar. Der hatte mich letztes Mal genarrt, deshalb wird es gleich anvisiert. Was war zu erkennen? – nichts!!! Nur ein wabernder, knetender, sich verwindender heller Gummiball mit deutlichem Halo – und das schon bei 48-fach. Pro Forma noch auf 67-fach gesteigert und Mars dann 5 Minuten zu auszutoben Zeit gegeben – der ziert sich wie ein verschrecktes Kaninchen – von wegen Gott des Krieges!

Ist das Seeing überall so grottenschlecht? Hoch über mir ist es gerade klar – wechsele schnell zu Eta Lyr (4-fach) mag4,6 [5.2 – 5.5; 2,4“] – mag 4,7 [5,0 – 6,1; 2,5“]). Hatte ich erst vor 3 Nächten. Trotz 10mm-Oku (hatte vergessen zu wechseln) sofort gefunden (Armins Ausrichtungsmethode ist für mich Gold wert, bin seitdem um vieles schneller geworden). Kann beide Doppelsterne bei dieser Vergrößerung eindeutig trennen – das Seeing ist hier also gar nicht so schlecht!

Schnell noch einen Doppelstern - Eta Boo [2.5 – 4.9; 2,9“] – dort ist gerade freie Sicht. Superleicht aufzufinden, da mit insges. Mag2.4 sehr hell. Mit dem 17,8 mm Oku (67-fach) nicht zu trennen, beim 10mm Oku (120-fach) sehe ich zunächst auch noch nichts – doch vielleicht links, auf 250Grad? Ja! 2,5 Mag Helligkeitsunterschied – das sind Welten! Vergrößere noch auf 160-fach, nun ohne Probleme getrennt. Hatte mir bezüglich Farbunterschied jedoch mehr erhofft; der hellere Stern erscheint nur leicht orange, die schwache Komponente weiß bis ganz leicht bläulich – kein deutlicher Farbkontrast.

Auch mein weiteres Vorgehen orientiert sich an Dunst/Wolkenlücken. Rechts neben Mars tut sich nun ein Lücke auf – peile in den Skorpion, auf

M4, einem Kugelsternhaufen zwischen Alpa und Sigma Sco gelegen – leicht aufzufinden. Vorhandener Dunst begrenzt die Möglichkeiten dieses Objektes. Es handelt sich um einen sehr ausgedehnten KS, mit etwa 18’ noch größer als M13! Betrachte zunächst mit 25mm, 17,8mm und dann 10mm (120-fach). Abgesehen von etwa 2 bis 3 Dutzend Außenbezirksternen kann ich den KS nicht auflösen, links oben im Blickfeld treten diese gehäuft auf und bilden ein markantes Trapez, gefällt mir trotz der Widrigkeiten, verweile ein paar Minuten. Bevor der Himmel in dieser Region wieder zuzieht, zum nächsten KS im Skorpion,

M80. Deutlich kleiner, konzentrierter, kompakter. Mit etwa 30.000Lj auch etwa viermal so weit von uns entfernt! Der KS wirkt auf den ersten Blick fast wie eine GX, da recht diffus, ohne hellere Sterne in den Außenbereichen. Auch weist dieser ein sehr helles, kleines Zeitrum auf. Steigere die Vergrößerung bis auf 160-fach; nun kann ich das Objekt eindeutig als KS identifizieren, es fängt an in den Randbereichen leicht grieselig zu wirken. Oh jeh – der KS wird immer blasser und verschwindet – Dunstschleier! Links daneben ist noch freie Sicht – nochmals versuche ich

Mars. Seeing ist nun einen Tick besser – will heißen die Kugel wird nicht mehr ganz so arg durchgeknetet – etwas erkennen – Fehlanzeige! Wieder (immer noch) nichts! Kutteraufbauen macht da keinen Sinn! Lasse den Blick über den Himmel schweifen – um Uma ist es gerade recht klar – will ich aber nicht – hoch im Osten auch – Sagitta (Pfeil) kann ich gut oberhalb des Adlers ausmachen. Da waren doch zwei Objekte,

M71 – noch ein KS, jedoch kein typischer Vertreter. Auch dieses Objekt ist relativ schnell eingestellt. Im Hintergrund funkeln die Sterne der Milchstraße in überwältigender Fülle – hier ist es momentan wirklich schön klar. Dieser Sternhaufen wirkt auf mich wenig kugelförmig, auch hat er nicht die Fülle an Sternen wie andere „Artgenossen“, ist jedoch aufgrund der Unsymmetrien interessant anzusehen. Besonders am Rand links oben erkenne ich mehrere hellere Sterne, bin mir jedoch nicht sicher, ob diese zum KS gehören, oder ob es sich um Vordergrundsterne der Milchstraße handelt. Etwas mehr im NO suche ich

M27 auf, benötige leider 3 Blicke in den Karkoschka und etwa vier, fünf Minuten zum Auffinden. Kaum habe ich den Hantelnebel im Okular, schon verschindet er im Dunst! Mist !!! Hatte gerade noch Zeit die Konturen zu erahnen, aber zum „Beobachten“ war keine Zeit!. Die Dunstwolke ist so ausgeprägt, da macht warten keinen Sinn. Ein Rundumblick zeigt nunmehr 7/8-Bewölkung – fast ganz zugezogen!

Ich gebe auf! na ja, zumindest etwas konnte ich spechteln. Baue schnell ab, fahre nach Hause, fange an aufzuräumen – da grinst mich Mars wieder an! Wie letztes Mal! Warte, dich kriege ich! (meine ich) Baue mein neues Stativ auf (muss auf Nachbars Stellfläche, da nur von dort durch Häuserlücken Mars einsehbar), Kutter drauf und – wieder nichts!!! Hat mich zum dritten mal ausgeschmiert! Neben schlechtem Seeing stört eine hinter mir fast in Flucht stehende Laterne, bei dem offenen Teleskopsystem (Schiefspiegler nach Kutter) fällt nun auch noch Streulicht auf den „Fangspiegel“. Zudem war der Spiegel nicht richtig temperiert, da die ganze Zeit im etwas wärmeren Auto gelegen. Probiere es noch eine viertel Stunde, ärgere mich später über die vergeudete Zeit. Mit Gewalt geht in der Astronomie halt einfach gar nichts; auch ein Kutter ist keine Wunderwaffe am Planeten

Die heutige Art der Sternenbeobachtung war eine neue Erfahrung für mich -immer etwas unter Druck (zieht es gleich wieder zu?), Objekte nicht nach Wunsch, sondern nach Wolkenlücken. Habe es lieber ruhiger, doch war es DEFENITIV viel besser als „nur“ im warmen Bett von Sternen träumen.


Beste Grüße und allseits klare Nächte wünscht

Achim
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