Außenbeobachtung
vom 19.07.2001, ca. 23.05h – 20.07.0001, ca. 00.30h
Gerät: Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite
1200mm, (f/8) auf Vixen GPE, niedriges Holzstativ, motorische
Nachführung und Zweiachsensteuerung
verwendete Okulare: 25 mm Plössel TAL –48fach; 17,9mm Bertele –
67fach; 10 mm
Plössel [Antares] –120-fach; 7,5 mm Plössel [Omkon]
–160fach
Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, 390m
üNN
Temperatur: 13,8 C (23.00) ; 12,4 C (00.30h)
Grenzhelligkeit: bis Mag 5,2
Seeing:
2 - 3
Objekte
(Reihenfolge der Beobachtung):
Doppelsterne
(DS): Cyg Beta [mag 3.1 – mag 5.1; 34,5“]
Offene
Sternhaufen (OS): NGC 6530, M21
Planetare
Nebel: M08, M20
Hatte
den ganzen Tag geregnet, von 17.00h bis 19.30h war es dann klar und
sonnig, bis die nächste Schlechtwetterfront mit Gewitter und
Platzregen durchzog. Nach 12 ½ Stunden Firma kam ich
pünktlich
mit dem Regen zuhause an. Am nächsten Tag muss ich erst
später
raus, haben um 08.30 einen Termin mit dem Schulpsychologen –
Probleme mit meiner Tochter Lisa; könnte also ausschlafen. Gegen
22.00h hat es mich am Sofa dahingerafft; um 23.00h weckt mich Silvia
zum Schlafengehen – gewohnheitsmäßig kurzen Blick vor
die Tür: KLAR!!. Kurzentschlossen alles eingepackt und
losgefahren. Am Zielort angekommen. Muss NaTALia diesmal auf dem
Feldweg aufbauen; das abgeerntete Weizenfeld ist a) aufgeweicht und
b) wurde dort geodelt (für Nichtbayern, mit Jauche gedüngt)
– puh!!! Riecht ganz schön streng. Blick in den Himmel: Im NO
ist die nautische Dämmerung noch nicht abgeschlossen, das
Milchstraßenband ist aber schon auszumachen. Bei Uma ist es
noch zu hell für die Bestimmung der Grenzhelligkeit: Umin aber
schon komplett – etwa Mag 4.8. Es ist etwas dunstig, kein Wind –
bei der Herfahrt zogen z. T. dichte Dunstschleier über die
abtrocknende Straße, alles ist pitschnass. Zarte
Schleierbänder
überziehen den Himmel.
Wie
das letzte mal vorgenommen, wird der strahlende Mars ignoriert –
einmal zuviel geärgert. NaTALia ist noch nicht temperiert –
was ansehen? ALBIERO
[mag 3.1 – mag 5.1; 34,5“]
– diesen
DS hatte ich noch nie im Teleskop! Versuche es mit der Suchermethode,
und siehe da, heute klappt es wieder – auf Anhieb! Dann ein erster
Blick durch das 25mm Plössel (48-fach) aaahhh! Tolle Farben!!
Die beiden Komponenten stehen deutlich getrennt (kein Wunder bei dem
Abstand) im Blickfeld – der Farbunterschied ist ein Hammer, die
Hauptkomponente erscheint orange, der Begleiter hellbläulich,
für mich das bisher schönste bunte Pärchen. Wobei –
Pärchen stimmt eigentlich nicht, es handelt sich hier nicht um
ein echtes Doppelsystem, während Beta Cyg ca. 615 LJ entfernt
ist, sind es bei TYC 2133-2963-1 (Bezeichnung nach Tycho-Katalog)
„nur“ 326 Lj. Die Daten habe ich auch SkyMap Pro (Tipp von Lots;
habe ich mir als Freeware aus dem Netz geladen; Ausdrucke kann man
hier wesentlich besser als aus Ciel im Dunklen erkennen, Danke an
Lots!). Völlig unvorbereitet, wie ich bin, versuche ich Linear 2
zu erhaschen; wie war das noch? Linker Kastenstern von Pegasus,
Richtung Beta Cyg? – etwa so weit, wie die Kastensterne
auseinanderstehen? ... versuche da 5, 10 min mein Glück – ohne
Erfolg, da ich die Position nicht wirklich kenne, gebe ich es auf;
mit der Rasenmähermethode wurde ich nicht fündig.
Jetzt
aber ein Gasnebel – für meinen Filter. Peile My Sag im
Schützen an; kann diesen Stern auf anhieb lokalisieren, zusammen
mit 3 anderen relativ hellen Sternen bildet dieser eine
Zickzackkette. Diese Kette gibt mir eine relativ genaue Orientierung,
so daß ich die Karte dann auch richtig drehen kann. Nun nach
oben links – jo, schon im Sucher sehe ich deutlich einen Nebel; im
ersten Moment dann mit der 25er Oku drauf – hab ihn!, M08.
Meinte bei M21 und dem Trifid-Nebel zu sein, doch da irre ich mich.
Der offene Sternhaufen, welchen ich sehe, ist viel zu sternreich, um
M21 zu sein (was ich erst viel später bemerke handelt es sich um
NGC6530).
Mache mir eine Skizze: links ein recht großer, sternreicher OS
mit überwiegend lichtschwächeren Pünktchen, dann ein
länglicher Dunkelbereich, rechts leicht schräg
untereinander, deutlich entfernt zwei etwas hellere Sternchen am
Rande des etwa habkreisförmigen, recht hellen Nebels. Und nun
mit UHC – oh ja! Ein deutlicher Unterscheid! Der Nebel wächst,
ist nun nicht mehr nur noch halbkreisförmig, Vor allem Oberhalb,
aber auch leicht unterhalb zeigt sich eine Brück Richtung OS,
dieser wird – wenn auch deutlich lichtschwächer als rechts –
nun nahezu umschlossen. Erweitere meine Skizze entsprechend –
ENDLICH kann der Filter seine Daseinsberechtigung unter Beweis
stellen. Verweile sicherlich 10 Minuten und suche dann
M21.
Müsste genau unterhalb (Newton) zu finden sein – oh jeh, es
wird aber ganz schön dunstig, bei etwa 50% des Himmels tauchen
plötzlich Dunstschleier auf, die sich zu Wolken verdichten. Die
hohe Feuchtigkeit scheint zu kondensieren. Doch stellenweise geht es
noch ganz gut. Verplempere etwa 5 min mit aufsuchen, bis ich meinen
Irrtum bemerke, und statt nach N im S suche. Finde schließlich
M21,
einen OS mit relativ wenigen, aber hellen Sternen, die über eine
auch relativ große Region verstreut sind. Links oberhalb im
Blickfeld, nahezu ein vollesGrad entfernt dann
M20,
der Trifid-Nebel. Erkenne keine Strukturen. Lediglich relativ
großflächige, zarte Aufhellungen, welche graduell zu zwei
Zentren - welche durch hellere Sterne markiert scheinen –
deutlicher werden. Das Bild wird flau, verschwindet völlig.
NEEEIIIINNNN!!! Aus den Dunstschleiern sind Wolken geworden,
innerhalb weniger Minuten ist ein grossteil des Firmaments bedeckt!
Bin RICHTIG sauer, muss Dampf ablassen. Stehe einsam auf meinem
abgelegenen Feldweg und schimpfe laut wie ein Rohrspatz,
verf..[Zensur] sch..[Zensur], so ein be..[Zensur] Wetter, nicht schon
wieder!!. Hoffentlich hat mich niemand gehört!!. Es ist kurz
nach Mitternacht. Nur um Uma ist noch eine größere freie
Zone. Ich versuche, dort noch schnell eine GX „mitzunehmen“, doch
sind auch hier die Wolken wieder schneller. Verharre ein paar
Minuten; im Süden blinkt ab und zu ein Stern oder eine kleine
Gruppe zwischen den Wolken durch, hege noch Hoffungen, warte, gegen
0.30h gebe ich dann aber auf.
Eines
nehme ich mir für nächstes mal vor: Wenn es dunkel genug
ist gehe ich gleich auf die großen Nebel los: Cirrus- Schleier-
Pelikan- und Nordamerikanebel. So wie dieses mal möchte ich mich
nicht nochmals ärgern!
Beste
Grüße und allseits klare Nächte wünscht
Achim
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der von Nächten träumt, in denen man ohne Hektik ganz in
Ruhe die GX, OS, PN, KS suchen, finden und betrachten kann, ohne von
Wolken gehetzt zu werden.