Beobachtungsbericht vom 11.08.2001, ca. 21.40h bis 12.08.0001, ca. 00.20h

Gerät: Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) auf Vixen GPE, niedriges Holzstativ, motorische Nachführung und Zweiachsensteuerung

verwendete Okulare: 25 mm Plössel TAL –48fach; 17,9mm Bertele – 67fach; 10 mm Plössel [Antares] –120-fach; 7,5 mm Plössel [Omkon] –160fach,2-fach Barlow

Ort: Kreben, Beobachtungsplatz der NAA, 390m üNN
Temperatur: 15,0 C (21.20) ; 9,5 C (00.40h)
Grenzhelligkeit: gegen 23.30h Mag 6.0 Zenithnah
Seeing: 3

Objekte (Reihenfolge der Beobachtung):

Planeten: Mars, Uranus, Neptun
Doppelsterne (DS): My Cyg 3-fach: [mag 4,5 – mag 6.9; 198” [mag 4,8 – mag 6,2; 1,8“]]
Kugelsternhaufen (KS): M72, NGC6642, M28, M54, M69, M70
Gasnebelnebel (GN): M8 (Lagunennebel), M20 (Trifidnebel), M17 (Schwanennebel), M16 (Adlernebel),
Offene Sternhaufen : NGC6530, M21, M24 (Milchstraßenwolke),
Planetoiden: Ceres
Galaxien: NGC 6822

Morgens war es klar gewesen, hatte mir schon gegen 10.00h mit Karkoschka und SkyMap Pro ein Programm zusammengestellt. Dann wurde es windig und hatte mehr und mehr zugezogen, auch gegen 19.00h sah es noch schlecht aus. Aber ..Hurra !!!, es ist doch noch klar geworden! Nach einem ganzen Tag zwischen hoffen und bangen haben sich abends die Wolken und Schleier doch noch aufgelöst. NaTALia war ganz aus dem Häuschen, „spechteln, spechteln, eeendlich wieder, ja, ja, ja!!! ...“. Bin schon gegen 21.20h losgefahren, noch bevor die ersten Sterne zu sehen war. Hups, die Tankanzeige leuchtet ja noch; Silvia wollte doch Tanken; mmmhh fahren seit etwa 70km auf Reserve; bis Kreben hin und zurück sind etwa 30 km, das kann schief gehen!. Versuche in der einzigen etwas größeren Ortschaft dazwischen zu tranken, ohne Erfolg. Ich fahre weiter, notfalls jogge ich halt nach Hause, Turnschuhe habe ich ja an, heute wird DEFINITV sternegekuckt.

In Kreben angekommen bin ich nicht einmal der erste; Im Laufe der Nacht werden es mit mir insges. 4 Teleskope, die den Himmel abgrasen. Der Polarstern ist gerade so auszumachen; Ausnorden mittels Polsucher geht in wenigen Sekunden: hinstellen, durchgucken, passt!. NaTALia macht den Tubus ganz lang und schielt, ob Galileo vielleicht da ist, nein, schade !!! nur mit viel mühe kann ich Sie überreden, den Fangspiegel nicht einzuklappen, das wäre ja was, Arbeitsverweigerung eines Teleskops!

Was liegt näher, als mit Mars anzufangen; neben DS das einzige Objekt, welches mir während der Dämmerung sinnvoll erscheint. Bei Mag –1,3 (noch) das hellste Objekt am Himmel, ist schon bei 48-fach zu erahnen, dass nicht mehr das ganze „Scheibchen“ zu sehen ist, eher wie der Erdtrabant 2 Tage nach Vollmond (Phase 0,88). Nun mit 10 mm (120-fach); Seeing?? Besch...eiden! Habe (um die Justierung zu überprüfen) stark defokussiert, man sieht, wie das flächige „Halo“ von aufsteigenden Schlieren durchzogen wird – Warmluft steigt auf!. Trotzdem verfolge ich Mars 5 bis 10 min. Gehe noch auf 160-fach. Ab und zu erahne ich eine größere Dunkelzone in der oberen Hälfte, müsste das Mare Acidalium gewesen sein. Es dämmert immer noch, nun also einen DS,

My Cyg 3-fach: [mag 4,5 – mag 6.9; 198” [mag 4,8 – mag 6,2; 1,8“]]. Orientiere mich an der unteren Schwinge des Adlers. Eine gedachte Linie Eta Cyg – Zeta Cyg um etwa die gleiche Distanz verlängern, etwas nach rechts versetzt, müsste das 3-fach-System sein. Kann mit bloßem Auge noch nichts erkennen; wenige Minuten später dann „blinkt“ es bei indirektem Sehen auf; peile grob über den Tubus (drehen angesagt) dann durch den Sucher. Beim zweiten Anlauf werde ich fündig. Dank großem Abstand zum dritten Stern zweifelsfrei zu identifizieren, 198“ bzw. mehr als 3’ erkennt man locker bereits im Sucher. Hatte noch das 7,5 mm Oku im Auszug, und trotzdem den DS gleich im Blickfeld; die Sucherjustierung ist also noch topp! Betrachte das Sternentriplett, jaaaa – der Hellere Stern ist ein DS; Seeing ist zwar auch nicht stabil gut, aber meist sind beide Komponenten mit Zwischenraum zu trennen. Farbunterschiede? Fehlanzeige. Markiere die Stellung der DS auf dem Papier; nun mit Karkoschka verglichen meine ich, das diese etwas mehr übereinander stehen als vermerkt. Es wird immer dunkler, das Band der Milchstraße ist zu erahnen; es zieht sich bis tief bis in den Schützen. Kann nunmehr das komplette Sternzeichen erkennen, also sehr wenig Dunst in der Luft, man, dass muss man ausnutzen! Heute gibt es ein Schützenfest!!! Beginne mit dem leichtesten Objekt,

M22 – einem Pracht-KS! Mit „nur“ 10.000 LJ für einen Vertreter seiner „Gattung“ sehr nah, und so hell, dass ich die Vergrößerung hochpowere: beginnend bei 48-fach bis auf 240fach. Der KS verträgt es! Mit 7,5 mm Oku nahezu, erscheint er bei 5mm (10+2-fach Barlow) mehr als Blickfeldfüllend, ein erhebender Anblick. Verglichen mit M13 jedoch nicht ganz so sternreich, der Helligkeitsanstieg zum Zentrum hin bei weitem nicht so ausgeprägt. M22 ließ sich wunderbar auflösen; leider jedoch nicht in so nadelfeine Pünktchen, wie dies unter besten Bedingungen bei M3, M13 oder M92 gelingt. Der Horizont ist doch recht nah! Mein SkyMap-Ausdruck zeigt noch einige weiter KS im Sagittarius, die nicht im Karkoschka verzeichnet sind, einer in unmittelbarer Nähe von M22:

NGC 6642. Orientiere mich an einem Sternentriplett, dann etwas nach NO ... ein gaaannz blasses kleines Fleckchen. Eindeutig zu sehen, aber das ist es auch schon. Um die Größenverhältnisse zu verdeutlichen; dieser KS hat einen Durchmesser von 48“, M22 von 24’, d.h. 30 mal so viel! von der Fläche her etwa 900!! mal NGC6642. Der KS ist ein Winzling. An Auflösen ist nicht zu denken, meine jedoch, dass der KS nicht ganz symmetrisch ist, das hellere Zentrum scheint leicht nach links unten versetzt. SkyMap sagt nichts zur Entfernung, vielleicht ist die absolute Größe sogar mehr als bei M22?
Hatte vor, noch mehr dieser lichtschwachen KS „abzugrasen“ (NGC6642 ist mit Mag 8.8 angegeben), verabschiede mich von der Idee, die Zeit ist zu knapp (Mond!); zu sehen gibt’s da ja auch kaum etwas. Auf dem Weg zum Lagunennebel (Richtung WSW) „stolpere“ ich über einen weitere KS,

M28, nahe Lamda Sag – somit auch leicht gezielt aufzufinden. Bei 25mm noch neblig, verglichen zum vorherigen Objekt sehr hell, bei 10mm grieselig. Über 120-fach gehe ich bis 160-fach. Nun doch recht lichtschwach, vor dem dunkleren Hintergrund sehe ich ein helleres, nebelig-grieseliges Zentrum, lediglich am Rand etwas aufgelöst. Nochmals 5 Grad mehr westlich dann

M8 (Lagunennebel) , zusammen mit NGC6530, einem OS im Ostteil. LOHNENSWERT !!! (auch ohne Filter). Der OS erscheint mir etwa zur Hälfte in den Nebel eingebunden; etwa 20 Sternchen direkt zu erkennen, indirekt blinkt etwa nochmals die gleiche Anzahl kurz auf. Nun mit UHC: deutlich besser, mit klaren Konturen, mache mir eine Skizze; Ohne Filter waren es mehrer größere Inseln, mit UHC eine zusammenhängende Lagune, im unteren (Newton!) teil blasser als oben, sprich neben den OS. Mit Filter umfasst der Nebel nun der OS in Gänze. Weiter NNW geht es zu

M20, dem Trifidnebel (Was ist ein Trifid?) Habe den Filter im Oku gelassen, so war dieser dann auch leicht auszumachen, für mich ein hellerer Kreis um einen deutlich sichtbaren Zentralstern oben, ein deutlich blasserer, etwas kleinerer Kreis um einen ebenfalls sichtbaren Zentralstern unten; zusammen bilden beide eine stehende 8. Kann keine Strukturen erkennen, verglichen mit M8 langweilig. Noch etwas mehr nördlich ein OS,

M21. Von einer unregelmäßigen Anhäufung ähnlich heller Sterne gehen mehrere (4?) Sternenketten in nördliche Richtungen aus. Mit Fantasie kann man sich eine krabbelnde Spinne vorstellen, interessant! Schätze etwa 40, 50 Sterne zu erkennen. Weitere Objekte im Schützen „fahre“ ich nun mit dem Sucher an. Bisher kenne ich kein anderes Sternbild, dass so massiert verschiedenste, reizvolle Objekte zu bieten hat: Tolle KS, Super Nebel, OS; lediglich GX’en fehlen hier. Es nunmehr so Dunkel, dass ich alle Nebel direkt im Sucher erkennen kann, da macht Auffinden keine Mühe. Erst zu

M24 – kein Gasnebel, sondern eine Milchstraßenwolke. Groß! (100’), durch interplanetaren Staub? aber von den „Rest“ der Milchstraße separiert Myriaden Sterne, kunterbunt gemischt Lichtpünktchen der 4. Größenordnung bis zur Wahrnemungsgrenze (bei mir etwa Mag 13); lädt zum verweilen ein, aber der Mond droht! Reiße mich los, nun zu

M17, dem Schwanen- oder Omeganebel. Ein absolutes Highlight unter den Gasnebeln. Steht dem berühmten Orionnebel in Punkto Helligkeit in nichts nach. Unbedingt ansehen!!! Der Filter bringt noch eine deutliche Verbesserung, toll strukturiert. Den von rechts nach links schwimmenden Schwan erkennt man schon ohne Filter (im Brust und Hals/Kopfbereich mit lichtschwachen Sternen gespickt), mit Filter sehe ich noch den ausgedehnten „See“, auf dem er schwimmt. Nehme nun erstmals das 10mm Oku mit UHC: immer noch hell, Kontrastreich!, genieße einige Minuten und fahre die Konturen entlang, einfach toll!!! Weiter zu

M16, ebenfalls klar im Sucher erkennbar. Wie bei M8 auch hier ein OS zusammen mit einem Gasnebel. Kann jedoch nicht ganz mit diesem – und schon gar nicht mit M17 mithalten. Einen Adler kann ich nicht erkennen – im unteren Bereich vielleicht, 30, 40 lichtschwache Pünktchen eines OS, schon im Randbereich des Nebels gelegen; im oberen Rand desselben noch einige noch blassere Lichtpünktchen. Überprüfe die Grenzhelligkeit: Umin bietet sich an, da Zenithnah, kann auf der Linie zwischen ZetaUmin und EtaUmin DIREKT einen Stern erkennen, der bei SkyMap mit Mag 5,74 angegeben ist, dürfte etwa Mag 5,8 bis 6,0 dunkel sein!! Da auch die Transparenz heute so gut ist, ergreife ich die Gelegenheit noch ein paar M-Objekte abzuhaken,

M54, M70, M69 – Kugelsternhaufen fast wie auf einer Schnur – die zwischen Zeta und Delta Sag gespannt ist - aufgereiht. Zunächst

M54: relativ klein, jedoch mit deutlichem hellen Zentrum, auch bei 120-fach nicht aufgelöst. Mit 80.000! Lichtjahren auch 8mal so weit wie M22 entfernt. Plötzlich ein heller schnell durchziehener Punkt im Blickfeld: Satellit? – nein, Flugzeug!! Sehe vorne und hinten je einen Lichtpunkt, zusätzlich blinkende Positionslichter, dürfte in Reiseflughöhe von etwa 10 km unterwegs sein, mein nähestes Objekt in dieser Nacht. Hatte ich so noch nie!

M69 (M70 zunächst übersehen): viel blasser, bei 48-fach nicht als KS erkennbar, jedoch bei 120-fach ganz leicht grieselig im Randbereich, kaum merkliche Zentralaufhellung .

M70: ein Zwischending aus beiden vorherigen KS: etwas lichtstärker als M69, Randbereiche kaum merklich auflösbar. Mein Aufsuchkartenausdruck zeigte eine Überraschung: Ceres, der größte der Planetoiden im Astroidengürtel war in der Karte im Sagittarius vermerkt. Versuche mein Glück. Bei Mag 8.1 müßte dieser erkennbar sein. Nördlich von M70 finde ich Lichtpunkte; einer müsste Ceres sein. Vergrößere über 160-fach bis 240-fach: kann kein Scheibchen erkennen, keines der beiden Objekte zeigt planetaren Charakter. Welchen Durchmesser hat Ceres? Das Albedo scheint recht hoch zu sein, wenn der Planetoid so hell zu sehen ist. Meine trotzdem, dass der lichtschwächere Punkt Ceres sein müsste, scheint etwas zu wabern. Nun am PC bestätigt dies SkyMap.

Der Mond geht auf! Knapp über dem Horizont erscheint er noch blass, gewinnt aber schnell an
Helligkeit. Es wird nochmals deutlich, dass diese Nacht die Transparenz sehr gut ist. Nun aber schnell:

Uranus hatte schon vor 2 Wochen, aber kaum auf die Farbe geachtet, soll nun nachgeholt werden. Ist mit Mag5.7 zu lichtschwach fürs bloße Auge, für den Sucher jedoch recht hell. Peile über das linke Horn des Steinbocks, habe auf Anhieb eine markante helle Sternekonstellation aus 4 Komponenten im Sucher, 3 bilden eine Kette, einer ist etwas östlich: Uranus!. Schon im Sucher wirkt der Gasplanet bläulich – Farbintensiver als ein heißer Stern. Vergrößere bis auf 240-fach; ein schönes, konturloses buntes Scheibchen offenbart sich dem Beobachter. Mit bei etwa 20AE Distanz (ca. 3Mrd km) benötigt das Licht knapp 3 Stunden bis zu Erde. Wer Uranus sagt, muss auch


Neptun sagen. Schräg unterhalb des anderen Steinbockhorns aufzusüren. Eine Sternengruppe um Pi Cap weist den Weg zu einem helleren Stern östlich dieser Gruppe. Vorlaufend, ganz in der Nähe ein „Sternchen“ mit mag7,8: Neptun. Bin mir erst nicht ganz sicher, höhere Vergrößerungen bestätigen aber meinen „Treffer“ Deutlich lichtschwächer als Uranus, doch „nur 1,5 Mrd. km weiter entfernt. Ergo muss das Albedo bei diesem Planeten niedriger sein. Auch hier ein Planetenscheibchen; etwas kleiner, mit anderem – dunkleren – Farbton.


Schon wieder ein Nacht ohne GX – nein! Versuche noch NGC 6822 zu erhaschen. Muss dazu den Tubus kaum schwenken. Eine markante Dreiergruppe bestätigt mir, an der richtigen Stelle zu suchen, wird aber ganz schön schwer, ja ... kann etwas erahnen, ein gaannz schwacher, diffuser, länglicher Fleck. Es wird einfach zu hell. Naja, zumindest noch gefunden (mehr aber auch nicht).

Lege mich zum Abschluß noch etwa 10 Min auf die Motorhaube und betrachte den Sternenhimmel, in der kurzen Zeit zähle ich 6! Meteore, 2 davon mit etwa Mag 0, einer hinterlässt kurz einen nachleuchtenden Streifen. Der Perseidenstrom lässt grüßen.

Baue ab und fahre heim ( 00.38 h). - der Sprit hat doch gereicht.

Sternenklare Nächte wünscht

Achim
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... der sich auf das BTM bei Neumond schon riesig freut!!; war eine richtig tolle, ergiebige Nacht.