Beobachtungbericht vom 15/16.08.2001, ca. 21.00h – 04.30h

Geräte:
  1. Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) – „NaTALia“
  2. Schiefspiegler, Öffnung 110mm, Brennweite 2720mm (f/24,7), Anastigmatisch Anlage nach Kutter; -– „schiefer Anton“
parallaktischer Montierung Vixen GPE, niedriges Holzstativ (Newton) bzw. hohesBuchenholzstativ (Eigenbau für Kutter) , motorische Nachführung und Zweiachsensteuerung

verwendete Okulare: 25 mm Plössel TAL; 17,8mm Bertele; 10 mm Plössel [Antares]; 7,5 mm Plössel [Omkon] (160*); 2-fach Barlow

Ort: Pfünz nahe Eichstädt; Treffpunkt des Bayrischen Teleskop Meetings;

Breite:48.883 ; Länge: 11.267
Temperatur: ca. 27 C (21.00) ; ca. 19 C (04.30h)
Grenzhelligkeit: stellenweise bis etwa Mag 5.6 / 5.8

Seeing: 3, später etwas besser

Objekte (Reihenfolge der Beobachtung):

Planeten: Mars, Uranus, Saturn, Jupiter, Venus

Mehrfachsysteme (DS): Epsilon Lyra (4-fach) mag4,6 [5.2 – 5.5; 2,4“] – mag 4,7 [5,0 – 6,1; 2,5“]);
Beta Cyg [3.1 – 5.1; 34,5“]; Epsilon Per [2,9 – 7.5; 9,0“]
Kugelsternhaufen (KS) M13, M22, M92,
Galaxien(GX) : NGC1023, IC239
Offene Sternhaufen : h + chi Per ; NGC1528


Endlich war es so weit! Konnte trotz Widerstands meinen Chef überreden, mir am Donnerstag freizugeben, hatte darauf bestanden um evtl. Gewittern in der Nacht zum Freitag auszuweichen. Am Mittwoch nur bis 16.30h gearbeitet (der Raum Nürnberg gehört zu den „überwiegend nichtkatholischen“ Regionen in Bayern und „durfte“ deshalb arbeiten, für 85% der Bayischen Bevölkerung war Feiertag). Schnell nach Hause, alles einpacken, und bei noch 35 Grad im Schatten etwa 1 ¼ Stunden gen Eichstädt fahren. Der Weg zum Beobachtungsplatz war gut ausgeschildert, allein die Zufuhr wurde so schmal, dass selbst ein Fahrrad nicht hätte entgegenkommen dürfen. Am südlichen Rand des Tals hoch über der Altmühl gelegen, bietet der Platz sehr gute Beobachtungsmöglichkeiten. Nach der Anmeldung zunächst das Auto abgestellt und nach bekannten Gesichter gesucht. Jens, Friedel, Uli, Giovanni waren schon da; Hartwig mit dem Bilopark kam etwas später. Doch ALBIREO’s? hatte mein Schildchen angeheftet, blieb aber allen. Wo seid Ihr denn? Es wollten doch einige am Mittwoch kommen? – Totale Fehlanzeige! Zuerst Teleskop (erst mit dem Kutter), danach das Zelt aufgestellt. Rumlaufen – schauen – plaudern. Es dürfte etwa 1/3 Personen verglichen zum ITV (Freitag auf Samstag) da sein; von den Skopes bunt gemischt, es fehlen die ganz dicken Dinger, im Schnitt steht nicht ganz so viel Geld herum. Zurück an meinem Platz werde ich häufiger auf den Schiefspiegler angesprochen; ist doch eher eine exotische Bauform. Gegen 21.00h ist zunächst Mars zu sehen, kurz vor Arkturus und Wega. Die Montierung ist noch nicht richtig eingenordet; macht nichts, trotzdem kommt der

Mars ins Visier. Der Sucher beim Kutter ist gut justiert, nur so habe ich eine Chance Ziele zu finden; die minimale Vergrößerung (25mm-Oku) beträgt 109-fach! Sehe – wie erwartet - ein 6/8-Scheibchen, rostrot, wabernd, schwer zu fokussieren. Mit etwas Geduld ist blickweise unten rechts ein dunklerer Bereich erkennbar; müsste sich um Lapygida Viridis gehandelt haben. Wird langsam dunkler, erkenne Polaris, richte die Montierung aus. Eine ganze Reihe von Besuchern kommt nach und nach auf das Gelände; Meist Familien mit Kindern ab 8 Jahren. Um einige Teleskope bilden sich Beobachtertrauben, es wird fleißig erklärt, gelauscht, geschaut, gefragt. Da noch hell stehen Sternbilder und Doppelsterne im Mittelpunkt. Gehe selbst auf

Epsilon Lyra (4-fach) mag4,6 [5.2 – 5.5; 2,4“] – mag 4,7 [5,0 – 6,1; 2,5“]). Mein „schiefer Anton“ kann da seine Stärke ausspielen; bei 100-fach werden alle 4 Komponenten sauber getrennt!; ein Kollege (15-Zoll-Dobson-Besitzer) meint, mindestens auf 200-fach vergrößern zu müssen, um so deutlich Eps Lyr trennen zu können. 110 obstruktionsfreie mm Öffnung – ohne Farbfehler – haben durchaus etwas für sich. Auch bei mir stehen einige Besucher; einer schwärmt von Albireo, den schauen wir dann auch an:

Beta Cyg [3.1 – 5.1; 34,5“] – als Basisstern des Cygnus-Kreuzes unverwechselbar; im Teleskop so wunderbar bunt!. Die schwächere Komponente Nadelscharf hellblau, der hellere Stern gelb-orange. Ein tolles Pärchen. Nun – gegen 22.00 ist es fast ganz dunkel; die Bedingungen sind leider nicht ideal – viel Dunst; Ingolstadt, etwa 20 km Luftlinie entfernt „verschmutzt“ S und SO-Regionen doch deutlich. Bevor ich umbaue, besuche ich den bekannten KS im Herkules:

M13. erstmals im Schiefspiegler; blaß – verglichen zum 6-Zoll-Newton; dieser hat auch knapp die doppelte Lichtsammelfläche, das spürt man. Trotzdem: fast ganz aufgelöst; dann mit dem 10mm-Oku (250-fach): viele, schwache, kleinste helle Pünktchen: aufgelöst, aber es fehlt brilianz!! – hatte ich im Newton schon viel besser. Vielleicht ist es auch noch etwas zu früh. Auch ohne Aufsuchkarte peile ich Richtung rechtes Steinbockhorn, da ist

Uranus zu finden. Erst letzten Samstag beobachtet, erkenne ich den ca. 3 Mrd km entfernten Planeten auf Anhieb in einer markanten Sternengruppe. Der Farbeindruck leidet unter der geringeren Öffnung; auf 250-fach vergrößert wirkt Uranus wie ein ganz schwach bläulicher Planetarer Nebel. Stammt daher dieser Ausdruck ?!?. Verweile nur kurz. Oh jeh, aus S bzw. SWS zieht auf breiter, geschlossener Front Dunst auf!.

Anton“ muss nun aussetzen und NaTALia ans Werk lassen; hatte mir kleinere GX im Perseus vorgenommen, und mit Ciel Karten gedruckt. Im NO ist es noch klar. Zuvor zeige ich interessierten Besuchern den Parade-OS

h +chi im Per. Mit bloßem Auge bereits sehr gut erkennbar; im Teleskop sternreich und hell begeistert er die Beobachter. Das 25er Oku mit etwas über 1 Grad effektivem Gesichtsfeld zeigt locker beide Zentren gemeinsam im Blickfeld.

Für die GX-Suche muss ich mich erst neu orientieren, verliere dabei aber einiges an Zeit. Die Grenzhelligkeit liegt hier momentan etwa bei Mag 4.8. Mit meinen Karten-Ausdrucken komme ich auch nicht zurecht; die Sternengrößen sind schlecht erkennbar, SkyMap-Ausdrucke sind hier besser. Karkoschka muss helfen!. Auf halben Weg zwischen Beta Per und Beta Tri gepeilt, dann an der Aufsuchkarte orientiert.; Hab dich!,

NGC 1023! eine mit etwa 5’ nicht gerade große GX, länglich, von 8Uhr auf 2 Uhr elongiert; Zentralaufhellung ebenfalls länglich, nicht punktförmig. Rechts über der Mitte am GX-Rand ein Vordergrundstern erkennbar. Nun hat mich der Dunst eingeholt; es ist etwa 23.20h; PAUSE! Es wird deutlich ruhiger, Besucher gehen heim.

Greife schon jetzt zu meinem „After-Spechtel-Bier“ und gehe auf Plauderrunde. Bleibe bei Hartwigs Bilopark hängen; es ist richtig lau, nur die Insekten sind lästig. Etwa eine Stunde Später lugt zunächst der sehr tief stehende Mars hervor, bald darauf erkennt man Sagittarius. Immer mehr Sterne tauchen wieder auf; es bleibt recht dunstig, zumindest die hohen Schleier verziehen sich. Zurück zu NaTALia, ab zum KS

M22. Wirkt ähnlich hell wie vorher M13 durch den Kutter, jedoch noch größer. Mein 10mm Oku bringt hier eine ähnliche Vergrößerung wie das 25mm am Kutter. Der KS wirkt etwas Oval, die Zentralaufhellung erscheint nicht besonders ausgeprägt. Nun ist auch Herkules wieder zu sehen, jetzt im direkten Vergleich:

M13 mit 6-Zoll: wow! hell!! – bei 120-fach der große Außenbereich wunderbar aufgelöst, noch besser bei 160-fach; im Zentrum deutlich grieselig mit helleren Fordergrundsternen. Es lohnt sich wirklich, länger zu verweilen; nach und nach blinken immer mehr Sterne hervor; ich liebe KS!! Also auch noch

M92; nicht so populär, aber (für mich) genauso schön wie M13; etwa halb so groß, jedoch ähnlich helles Zentrum. Vor wenigen Monaten hatte mir das Aufsuchen noch Probleme bereitet; es reicht jedoch völlig, etwa auf halbe Strecke Delta Her – Tau Her den Sucher auszurichten. Der KS ist so hell, dass er im 8*50-TAL-Sucher locker zu erkennen ist. Etwas Erfahrung hilft hier sehr!! Auflösen ist bei M92 einen Tick schwieriger, der Halo des KS erscheint oval, etwa waagrecht elongiert. Ein etwa 8’ Grad entfernter nachlaufender Stern 7. Größenklasse erleichtert das Fokussieren. Max. Vergrößerung hier: 240!-fach. Auch der Norden ist wieder frei, will im Perseus weitermachen.

Finde die markante Sternenkonstellation von vor 2 Stunden wieder, orientiere mich nun mehr nördlich; im Sucher erkenne ich einen blassen Flecken; im Teleskop offenbar sich dieser als M34; einem schönen OS mit mittlerer Sternendichte, auffällig sind 3, 4 Ketten hellerer Sterne. Die im Karkoschka genannte „deutliche Zentralkondensation“ kann ich so nicht wahrnehmen. Fast genau südlich, über einen recht hellen Stern hinweg komme ich abermals zu

NGC1023. Oben beschriebene Details konnte ich ehrlichgesagt erst bei diesem Anlauf ausmachen. Mit viel Mühe gelingt es mir noch

IC239 auszumachen, gemeinsam mit NGC1023 im Blickfeld. Allein hätte ich die GX –meine ich- nicht ausgemacht, so lichtschwach ist diese; von der 4,4’ * 4,2’ „großen“ Ausdehnung konnte ich sicherlich nur das etwas hellere, etwa kreisförmige Zentrum indirekt erkennen. War ein echter Grenzfall für diesen Abend; die Grenzhelligkeit dürfte in der Region bei etwas über Mag 5,6 / 5,8 gelegen haben. Wieder ziehen Schleierwolken auf, diesmal bevorzugt in östlichen Regionen, muss mich umorientieren. Was nun?

M57 – der Ringnebel in der Leier, auch von mir schon mehrfach beschrieben. Zu diesem Zeitpunkt sehr gut zu erkennen; Hohe Vergrößerung (160-fach, 240-fach) bringt Gewinn. Wirkt nicht so verschwommen wie meist, der etwas längliche Kringel ist sehr schön auszumachen. Die Wolken ziehen weiter – 3. Versuch im Perseus, will nun die GX zwischen Perseus und Auriga besuchen; gehe bezüglich Orientierung auf Nummer Sicher, hierzu versuche ich

Epsilon Per [2,9 – 7.5; 9,0“] zu trennen. Eigentlich reicht 48-fach für 9“ Distanz; in diesem Fall nicht. Erst bei 120-fach bin ich mir sicher. Die Schwierigkeit liegt hier nicht im Abstand, sondern in dem deutlichen (4,6mag) Helligkeitsunterschied!. Der Hauptstern erscheit aufgrund hoher Farbtemperatur bläulich, der schwache etwas gräulich. „Zurück“ mit 48-fach kann ich nun auch die schwache Komponente erkennen und den DS trennen.

Verfahre mich beim Suchen der GX’en, stolpere über einen sehr blassen Fleck im Sucher-GF; entpuppt sich als NGC1528; einem Vertreter der OS. Notiere mir „Sternhaufen mittlerer Dichte, runde Gestalt, Sterne unterschiedlichster Helligkeiten“. Mein Zielgebiet zieht abermals zu, wie fast der gesamte Himmel. Viele Kollegen packen ein; Tau kondensiert; ein Nachbar mit einem C11 benutzt immer wieder einen Fön zu trocknen. Auch der TAL-Sucher wird trübe und nass. Jetzt schlägt „Antons“ große Stunde!

Saturn war schon vor einiger Zeit aufgegangen, aber meist von Wolken verhüllt. Versuche es mit dem Kutter: Suuuuuuppper!!! Meine zwischenzeitlichen Zweifel, ob des Kaufs sind auf einen Schlag weggewischt!. So plastisch hatte ich Saturn noch nie gesehen. Der Gasball des Riesenplaneten ist scharf getrennt vom weit geöffneten Ringsystem; auch an den Stellen der Überlappung gibt es keinen Zweifel, was Planet und was Ringsystem ist. Es wirkt richtig Dreidimensional! Ein breites Atmosphärenband ist im oberen Bereich auszumachen; das Ringsystem zeigt die Cassini-Teilung und Helligkeitsunterschiede. Bin total begeistert, das merken noch muntere Kollegen und spechteln mit.
Mein 18mm Erfle macht noch richtig Sinn ( 174-fach), beim 10 mm (272-fach) verliert das Bild deutlich an Kontrast. Mann, wie wird es erst bei gutem Seeing und zenithnäherer Beobachtung, freu!!!
Betrachte Saturn auch mal durch Nachbars 15-Zoll-Dobson; super hell, relativ groß (denke um 250-fach), aber deutlich weniger Details.


Der Mond ist schon aufgegangen; zwischen Mond und Saturn müsste Jupiter sein, ist aber von Wolken verborgen. Wie auf Bestellung wird der „Vorhang“ bei Saturn zu- und Jupiter aufgezogen.
Wie schön ist doch der Gasriese!! Auf einen Blick mit den 4 großen Monden, einer links, 3 rechts, wobei zwei fast übereinander zu stehen scheinen. Mein „Himmelsjahr“ ist verschollen, kann die Monde leider nicht benamen. Jupiter selbst offenbart nicht nur die beiden großen Atmosphärenbänder, sondern auch mit noch weiteren r N und S’lich. In den Hauptbändern erkenne ich Strukturen, evtl. Wirbel. Der GRF ist mir jedoch nicht aufgefallen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Auch Venus ist nun aufgegangen. Sieht toll aus: Tief über dem Horizont Venus, dann der Mond mit Sichel und deutlichem aschfahlem Licht, dann Jupiter und Saturn!

Zum Abschluss betrachte ich Venus: Bunt in allen Farben des Regenbogens: oben Blau bis unten Rot; Lichtbeugung horizontnah macht es möglich; Meine etwa eine 5/8-Phase erkannt zu haben, war aufgrund waberns aber schwierig.

Genug für den Abend: bin gegen 04.30h dann ins Zelt gekrochen. Da ich Freitag früh ab etwa 7h munter am Schreibtisch zu arbeiten habe, bleibt es beim kurzen BTM-Besuch.



Beste Grüße von Achim                                               > zurück zur Beobachtungsübersicht

.... der nicht einen Pfennig für Astoartikel ausgegeben hat. (was ich wollte [Sky-Atlas, gebrauchte, kleine Montierung für Russentonne ...] gab es nicht zu kaufen