Beobachtungbericht vom
24/25.08.2001, ca. 23.10h – 02.40h
Gerät:
- Newton-Teleskop
, Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) – „NaTALia“
- Schiefspiegler,
Öffnung 110mm, Brennweite 2720mm (f/24,7), Anastigmatisch Anlage
nach Kutter; -– „schiefer Anton“
parallaktischer
Montierung Vixen GPE, niedriges Holzstativ (Newton) bzw. hohes
Buchenholzstativ (Eigenbau für Kutter) , motorische
Nachführung
und Zweiachsensteuerung
verwendete
Okulare: 25 mm Plössel TAL; 17,8mm Bertele; 15 mm Kellner
TAL; 10 mm
Plössel [Antares]; 7,5 mm Plössel [Omkon] (160*); 2-fach
Barlow
Ort: >
Kreben, Beobachtungsplatz
der NAA, 390m üNN
Temperatur:
20,0 C (22.50) ; 16,3 C
(03.00h)
Grenzhelligkeit:
Siehe Beobachtunsgsobjekte
Seeing: 2
(zenithnah)
Wetter:
den ganzen Tag über sonnig, sehr diesig mit Wolkenbildung ab ca.
14.00h, gegen Abend wolkenlos; „bunter“ Sonnenuntergang
Objekte
(Nach Kategorien sortiert):
Galaxien
(GX) : NGC M31, M32, M110, NGC891, NGC5866 (M102?), NGC5907
Mehrfachsysteme
(DS): Epsilon Lyra 4fach; [m4,6 [m 5,2 – m 5,5; 2,4“] –
m4,7[m5,0 – m6,1]; 209,0“]; Lambda Oph [m4,2 – m5,2; 1,5“];
Delta And [m2,2 – m 4,9; 9,6“];
Gasnebel
(GN): NGC 6960; NGC 6992;
Kugelsternhaufen:
(KS) M12
Planeten: Saturn
Fazit
vorneweg:
Hatte
mich ausgiebig vorbereitet; wollte auf „Jagd“ nach lichtschwachen
GX in Trinagulum, Draco und Pegasus gehen, bzw. nach kleinen KS im
Ophiuchus, also nach – für einen 6-Zoll Newton –
anspruchsvollen Objekten. Da die Witterung nicht entsprechend
mitmachte, wurde es nichts aus einer „Gourmetbeobachtung“, es
blieb leider nur bei „Hausmannskost“.
Bin
erst kurz vor elf losgefahren zum Beobachtungsplatz der NAA, lies das
Auto ein Stück vorher stehen, bin hingelaufen um niemanden zu
stören, es war jedoch keiner da! Konnte mir in Ruhe ein
Plätzchen aussuchen. Nach dem 2minutigen Aufbau wir der Himmel
ausgiebig betrachtet: Dunst!! – wie schon seit Mittwoch, dem Beginn
der aktuellen Schönwetterperiode. Nur im Zenith wirkt es recht
klar. Streulicht hellt den Horizont im O bis etwa 25 Grad (Nbg); im
SOS ca. 20 Grad (Ansbach) auf.
Hatte
tagsüber versucht mein Teleskop zu justieren, teste nun am
Stern: Alpa Lyra ins Okular, defokussieren: Der Fangspiegelschatten
ist zentrisch, sofern sich der Stern im Mittelpunkt des GF befindet.
Nun zu einem Doppelstern: Nur etwa 1 ½ Grad entfernt befindet
sich das wohl bekannteste 4-fach-System:
Epsilon Lyra 4fach; [m4,6 [m
5,2 – m 5,5; 2,4“] –
m4,7[m5,0 – m6,1]; 209,0“]
Wie
gewohnt die beiden Doppelsysteme bereits im Sucher getrennt; mit dem
10mm Oku vergrößere ich 120-fach. Ja, eindeutig getrennt
mit Dunkelspalt zwischen den DS, habe beim justieren zumindest keinen
Schaden angerichtet. Erwähnenswert die Ausrichtung der DS-Paare:
das eine steht direkt übereinander, das andere direkt
nebeneinander. Seitens Farbtemperatur sind keine Unterschiede
auszumachen. Seeing hier (etwa 10 Grad vom Zenith entfernt) gut!
Grenzhelligkeit (GH) hier momemtan etwa mag5.4
Bei
dem Dunst schaue ich erst mal nach den KS im Ophiuchus: Das Sternbild
steht bereits im NW, die untere hälfte „ertrinkt“ im Dunst,
kann mit bloßem Auge gerade noch Delta und Epsilon Oph
ausmachen; Zeta Oph, noch weitere ca. 6 Grad zum Horizont ist ganz
blass zu sehen, dabei ist der Stern Mag 2,5 hell!. Wird nichts, mit
den schwachen KS! Um nicht ganz leer auszugehen wähle ich den
nördlichsten KS dieses Sternbildes:
M12
- KS – Oph – (m6,6 – sbr12,0 – 14,5 * 14,5) GH 3,8
Blass!
Bei 48-facher Vergrößerung nur ein nebeliger Fleck, etwas
ungleichmäßig; Zentralaufhellung relativ ausgedehnt. Im
10mm Oku bei 120-fach zum Teil aufgelöst; schade – es bleibt
so viel auf der Strecke, hatte diesen KS vor einigen Wochen viel
besser gesehen! Was tun? Ah – ein enger DS ist ganz in der Nähe:
Lamda Oph [m4,2 – m5,2; 1,5“]
Noch
etwas mehr nord-westlich kann ich diesen gut mit bloßem Auge
ausmachen. 1,5“? das ist ein guter Optiktest. Vergrößere
gleich mit 160-fach, aus Erfahrung weis ich, ich darunter mit meinem
6-Zoll-Newton keine Chance habe. Da beide Komponenten ähnlich
hell sind, rechne ich mir gute Erfolgschancen aus. Das Seeing
bereitet Probleme! Kann nur sehr schwer fokussieren, meist ist kein
Lichtpunkt, sondern ein etwas matschiger Fleck zu sehen, Nehme meine
Nachführung zur Hilfe; i.d.R. habe ich diese ausgeschaltet, nur
bei hohen Vergrößerungen benutze ich diese. Steigere auf
240-fach (10mm + 2-fach Barlow) und nun geduldig verharren. Jop! Die
Luft wabert relativ langsam, will heißen dass zeitweise selbige
für einige Momente auch zum stehen kommt – sehe dann zwei
separate Sterne. Notiere mir die Ausrichtung des DS: etwas
schwächere
Komponente auf 5Uhr.
Bin
etwas ratlos; was tun? Betrachte den Sternenhimmel. Das
Milchstraßenband ist hoch im Zenith gut auszumachen, ist im N
bis Cassiopeia, im S bis Aquila zu sehen, der Rest ist Dunst.
Andromeda ist gut auszumachen, rechts oberhalb von Nu And erkenne ich
den Andromedanebel mit bloßem Auge – besser als nichts, also
„drauf“ auf
M31 – GX – And – (m3,4 –
sbr13,5 – 189* 62’)
GH 5,4:
Die
GX kommt am besten im Sucher! Der 8*50-TAL-Sucher ist von sehr guter
Qualität, sehr ordentlich vergütet mit großem GF und
schönen Fadenkreuz mit Aussparung in der Mitte. Kann Dadurch die
ausgedehnte GX wirklich gut erkennen. Ist das erste Objekt, welches
mir im Sucher am besten gefällt!. Durchs 25 mm Oku geblickt bin
ich angenehm überrascht: nicht so schlimm wie befürchtet.
GX mir riesigem Halo und hellem Zentrum sehr gut auszumachen,
ebenfalls deutlich hell, mehr links oben
M32 – GX – And – (m8,1 –
sbr12,4 – 8,5* 6,5’)
GH 5,4:
etwa
kreisrund mit auffällig heller, flächiger
Zentralaufhellung, Halo kaum vorhanden, fasst wie ein nicht
auflösbarer sehr heller KS; sehr gut auf ersten Blick
wahrnehmbar. Schaffe es, noch die dritte GX dieser Gruppe gerade so
gleichzeitig in das GF zu nehmen:
M110 – GX – And – (m8,1 –
sbr14,0 – 19,5* 11,5’)
GH 5,4:
„eigentlich“
am südlichen Rand es M31-Halos; für mich aber heute bereits
deutlich außerhalb von selbigem; heute auf Anhieb zusehen ,
korrigiere meine GH-Einschätzung etwas nach oben; Himmel scheint
doch recht dunkel: keine Zentralaufhellung erkennbar, flächiges
Objekt; von NO nach SW elongiert; kann eine Unregelmäßigkeit
der Ellipse hin zu M31 wahrnehmen.
Will
mein Versäumnis vom letzten Samstag nachholen, und eine weitere
GX in And aufsuchen. Hierzu orientiere ich mich an
Delta And [m2,2 – m 4,9; 9,6“]
Dabei
hätte ich es diese Nacht nicht notwendig, komme recht gut mit
den Peilen und Aufsuchen zurecht. Muss viel weniger Zeit auf
Ausrichten und Suchen verwenden. Da dieses Doppelsystem aus
ästhetischen Gründen ein Genuss ist, „nehme“ ich es
trotzdem mit. Die Farbunterschiede machen es: der Hauptstern mit
mag2,2 gelb-rötlich, der Begleiter deutlich bläulich, ein
bildhübsches Pärchen!
Wie
eingangs erwähnt hatte ich mit gut für GX vorbereitet.
Hierzu für „Cartes du Ciel“ den Tycho2-Katalog (Teil 1) als
Ergänzung heruntergeladen. Dauerte fast eine Stunde: bei 2,9 Pf
je min. macht das aber nur knapp 2 DM. Hiermit habe ich nun alle
Sterne bis Mag11 im Repertoire! Die hiermit gedruckten Aufsuchkarten
sind eine ECHTE Hilfe!
Mittels
Starhopping arbeite ich mich an
NGC891 – GX – And – (m9,9 –
sbr13,6 – 13,1*2,8);
GH 5,4
Entpuppt
sich heute als echter Grenzfall. Bin mir absolut sicher an der
richtigen Stelle zu sein, (etwas unterhalb der Verbindung
TYC2839-00087-1 und TYC2839-00859-1, wobei letzterer Stern zur 10.
Größenklasse zählt), kann jedoch bei direktem Sehen
nichts ausmachen. Erst wackeln mit den Blickfeld und indirektes sehen
zeigt, das hier etwas ist. Reicht für eine echte Bestätigung
für meinen Geschmack aber nicht aus. Etwas gefunden? – ja!
Etwas „gesehen“ nein!
Schade
um die Nacht! Was tun? Draco – vielleicht geht es ja da. Nach etwas
Orientierungszeit kann ich den Drachen sich oberhalb des Hercules
beginnend zwischen Uma und Umin schlängelnd erkennen. Meine
Zielregion seht zwar kaum höher als And im Zenith, der Norden
ist jedoch weniger von Streulicht heimgesucht. Arbeite nun mit der
Karkoschka-Aufsuchkarte, von Jota Dra ausgehend.
Wie
gewohnt erst das Buch gemäß Himmel ausrichten (hier: auf
die Seite legen), dann um 180-Grad drehen (Newton!). Sehe!
NGC5866 (M102?) – GX – Dra –
(m9,9 – sbr12,2 –
6,5*3,1’) GH 5,5
Die
Bezeichnung M102 ist zweideutig, da Meister Messier mit dieser GX
hier scheinbar ein Fehler unterlaufen war, dessen Beschreibung deutet
auf eine Doppelbeobachtung von M101. Sehe einen deutlich elliptischen
Nebel mit ebensolcher, flächiger Zentralaufhellung, links unten
ein Stern der 8 Größenklasse, etwas oberhalb des Halos
einer 11ter, links vor dem Halo einer der 12./13.? Keine Strukturen
auszumachen. Nun noch
NGC5907 – GX – Dra – (m13,3 –
sbr13,3 –
11,8*1,3’) GH 5,5
Es
macht keinen Spaß – wieder ein absoluter Grenzfall! Verbiege
mir fast die Augen, um letztendlich etwas zu erahnen – von wegen
ausgedehnte GX im Kantenlage – ein Schemenchen für
Sekundenbruchteile- mehr nicht. Enttäuschung! Jetzt gebe ich es
mit GX’en auf. Dürfte gegen 01.30h sein. Saturn hat sich
nunmehr durch die Suppe hochgearbeitet, werfe einen Blick durch den
Newton darauf, doch dafür habe ich ja den Kutter dabei –
später mehr.
Vielleicht
geht es ja mit UHC? Cygnus steht sehr hoch im Westen, versuche mich
am Cirrusnebel:
NGC6960 - GN – Cyg (m9 –sbr14
– 60’) GH 5,4
Der
helle Stern 52Cyg – mit mag 4,2 gut mit bloßem Auge erkennbar
- hilft bei der Orientierung. Stern ins Blickfeld (25 mm
TAL-Plössel
– mein bestes Weitwinkeloku mit 58 Grad scheinbaren GF), fokussiern
– UHC einschauben. Nebel! Erleichterung macht sich breit; der
Cirrus-Nebel scheint nicht ganz dunklen Himmel zu benötigen.
Flächenhelligkeit von Mag14 lt. Karkoschka erscheint mir viel zu
niedrig angegeben. Fahre das schmale Ringsegment ab, Strukturen sind
auszumachen. Nur etwa 3Grad entfernt zeigt sich der andere, Teil des
Cirrusnebels,
NGC6992 - GN – Cyg (m7,5
–sbr14 – 60’) GH 5,4
Für
mich deutlich ausgedehnter, etwa 60 Grad eines Ringbogens; dieser
Bogen weist einige Buchten und Verbreiterungen aus, interessant und
abwechslungsreich, Kein Vergleich zu den flumsigen GX-Schemen.
Verweile einige Minuten. Müde!! – aufgeben? – nein! Habe ja
meinen Planetenkiller mitgenommen.
Zunächst
Teleskop umbauen: Denkbar einfach. Knebelschraube an der
GP-Montierung lösen – Newton herunter und auf die Rückbank
– Kutter aus den Fußraum nehmen und auf die Montierung setzen
– Knebelschraube anziehen – Gegengewichte verschieben
(ausbalancieren) – fertig!.
Saturn
Steht
nun hoch genug, um deutlich den Dunst durchdringen zu können.
Der Planet ist wieder das Highlight der Nacht. So schön, so
plastisch! Der Ring ist weit geöffnet, auf der schmalen Achse
des Ovals ragt er auf Höhe der Cassiniteilung unter der
Planetenkugel hervor – einfach toll!! Mit dem 25mm Oku (109-fach)
absolut knackig scharf. Greife zum 10mm-Oku: 272-fach – zu viel.
Das Bild wird etwas flau, es sind ja nur 95cm2 Lichtsammelfläche,
auch ist das Seeing nicht optimal. Nehme nun das 15mm TAL-Kellner
(benutze ich sehr selten wegen des Einblickverhaltens; dies ist beim
Planeten jedoch kein Problem – muss ja nicht das ganze GF sehen);
181-fach: nahezu voller Kontrast bei dieser Vergrößerung.
Ein breites Atmosphärenband ist deutlich erkennbar, das
Ringsystem richtig plastisch um den Gasriesen herum. Titan, der
größte Mond ist weit entfernt links im Blickfeld, rechts
etwas oberhalb scheinbar nicht weit vom Ringsystem entfernt ein
weiterer Mond: vermutlich Rhea, gerade so erkennbar. Beobachte
sicherlich ½, ¾ Stunde. Jupiter? „steckt“ mitten im
Dunst; nur blass auszumachen; Venus – noch horizontnäher –
sieht man kräftiger. Bin müde, packe ein (gegen 02.40h).
Das war’s!
Beste
Grüße von
Achim
>
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p.s.
Ab Montag bin ich 2 Wochen mit der Familie im Urlaub unterwegs, da
habt Ihr Ruhe von meinen langen BB’s.
p.p.s
Bin an grübeln, wie ich es mit schon mehrfach beobachteten
Objekten handhaben werde; die Lösung dürfte sein, diese
lediglich als betrachtet aufzuführen, aber nicht mehr zu
beschreiben – wird sonst für mich und euch Langweilig;
Verweise auf anderer BB sind mir aber zu aufwendig