Beobachtungbericht vom
12.10.2001, ca. 20.10h – 24.00h
Geräte:
- Newton-Teleskop
, Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) – „NaTALia“
- Schiefspiegler,
Öffnung 110mm, Brennweite 2720mm (f/24,7), Anastigmatisch Anlage
nach Kutter; -– „schiefer Anton“
parallaktischer
Montierung Vixen GPE, niedriges Holzstativ (Newton), motorische
Nachführung und Zweiachsensteuerung
verwendete
Okulare: 25 mm Plössel TAL; 17,8mm Bertele; 10 mm
Plössel [Antares]; 7,5 mm Plössel [Omkon] (160*); 2-fach
Barlow
Ort: Feldweg, ca. 5 km von
Emskirchen, 390 üNN
Temperatur: 11,7 C (20.00) ; 8,1 C
(00.10h)
Grenzhelligkeit: Siehe Beobachtunsgsobjekte
Seeing: 2
Wetter:
Tag begann mit wunderbaren Morgenrot, sonnig ohne Dunst; nachts
zunehmender Dunst, später aufkommender Nebel
Objekte (Nach Kategorien sortiert):
Kugelsternhaufen:
(KS) M22
Offene
Sternhaufen (OS): M18, M24, IC1396, M45
Mehrfachsysteme
(DS): 17,16 Dra 3fach; [m5,5 – m5,1[m5,4 – m6,4; 3,2”]; 90,2“]
My
Dra [m5,6 – m5,7; 2,2“] Psi Dra [4,6 – 5,8; 30,1]
Galaxien
(GX) : NGC6503, M102, NGC5907
Planetare
Nebel: NGC6543
Planeten: Saturn
Wie
schon die letzten Tage auf der Fahrt zur Arbeit ein
farbenprächtiges
Morgenrot, ließ einen sonnigen Tag vermuten, was sich auch
bestätigte. Freitag, sonnig, Mond erst in der zweiten
Nachthälfte – da stieg die Laune; ich gönnte mir einen
vorzeitigen Feierabend. Bezüglich spechteln hatte ich bedenken,
ob ich nach wieder nur einer 4-Stundennacht konditionell aushalten
werde – war aber kein Problem.
Auto
schon gegen 18.00h beladen; der Schiefe Anton durfte auch mal wieder
mit; ist ein sehr ruhiges, in sich gekehrtes Teleskop, man weis nie,
was gerade so in Ihm vorgeht. NaTALia dagegen wirkte ganz aufgeregt
und lebendig. Kinder noch ins Bett bringen ( Gutenachtgeschichte
„Eine Zungenbrechergeschichte“ von Michael Ende –habe jetzt
noch einen Knoten in der Zunge) und los.
Teleskop
ausnorden, umsehen. Die Astronomische Dämmerung ist bereits
vorbei; am Horizont zeichnen sich Lichtinseln ab, wo größere
Dörfer, Städte bzw. der Nürnberger Ballungsraum nach
oben strahlen. Das Milchstraßenband zeichnet sich deutlich ab,
An Umin bestimme ich die GH: ca. Mag 5,5 – im Zenith noch etwas
besser. Tief im Süden leuchtet Mars, rechts daneben steht der
oberer Teil von Sagittarius. Überprüfe schnell die
Justierung am Stern; sowohl Intra- als auch Extrafokal ist der
Fangspiegelschatten mittig, scheint o.k. Greife Lots Tipp auf und
beginne mit etwas Einfachem:
M22 - KS – SAG – (m5,1 –
sbr11,0 – 24’ * 24’)
GH 4,0
Peile
zwischen Lamda und Xi Sag und finde den KS auf Anhieb im Sucher.
Dunst beeinträchtigt die Sicht so Horizontnah erheblich. Phi
Sag, steht noch etwas mehr südlich, dieser Stern ist trotz Mag
3,2 nur schwer mit bloßem Auge erkennbar. Bei 48-fach durchs
Oku zeigt sich M22 groß, blass vor dunkelgrauen Hintergrund,
trotzdem jedoch bereits deutlich körnig. Steigere auf 120-fach;
dann 160-fach, entgegen meiner Erwartung bringt die rel. Hohe
Vergrößerung einen Gewinn. Mache kurze Notizen. Wieder am
Oku fällt mir deutlich der „Augenfokussierungseffekt“ auf:
zunächst ein großer, verwaschener Fleck, dann körnig,
schließlich deutlich Einzelsterne – dies alles, ohne am
Okularauszug zu schrauben. Der KS erscheint fast gleichmäßig
rund, links unten im GF meine ich eine Region geringerer Helligkeit
auszumachen. Ob der liefen Lage nicht briliant, aber doch sehr
sehenswert!. Schon in diesem Sternzeichen will ich „höher“
gelegene Objekte ansehen:
M18 - OS – SAG – (m6,9 –
sbr12,0 – 9’ * 9’) GH
4,6
Auffinden
dank TAL-Sucher kein Problem; in diesem ist der OS gut auszumachen.
Etwa 2 Dutzend ähnlich helle Sterne ohne Konzentration
verstreut; im Zentrum ein etwas hellerer, markant rötlicher
Stern. Weiter zu
M24 - OS – SAG – (m3,1 –
sbr4,3 – 95’ * 35’)
GH 4,6
eigentlich
kein echter OS, vielmehr ein Teil der Milchstraßenwolke,
welcher durch Dunkelwolken separiert ist. Aufgrund der Größe
mehr als GF-füllend durchs 25mm TAL-Plössel;
Unspektakulär,
der Hintergrund ist einfach nicht dunkel genug. Die Gasnebel im SAG
verkneife ich mir auch aus diesem Grund.
So,
fühle mich nunmehr entspannt und guter Dinge, will mich an etwas
neuem Probieren. Hatte mich etwas vorbereitet, und wollte mich an
Draco wagen; hatte ich vor etwa 3 Monaten schon mal vor, war an der
Lage (Stativbein im Weg) gescheitert. Erst mal das Sternbild
auffinden: Halbhoch im Westen kann ich den Drachenkopf gut ausmachen,
um die Sterne des Körpers zu identifizieren muss ich einige male
in den Karkoschka schauen. Zunächst nehme ich mir DS vor:
17, 16 Dra - DS - DRA – 3fach;
[m5,5 – m5,1[m5,4 –
m6,4; 3,2”]; 90,2“]
Die
Verbindung Delta zu Beta Dra um etwa die doppelte Distanz
verlängern,
da findet man gut das Mehrfachsystem. Die erste Trennung erfolgt
bereits gut im Sucher, da ist man sicher, am richtigen Fleck zu sein.
Vergrößere dann gleich mit 120-fach; das enge Paar ist nun
mit doppelten Durchmesser der schwächeren Komponente getrennt.
Kaum Unterschiede im Farbton aller drei Sterne: weiß bis
leicht bläulich. Und noch ein DS:
My DRA - DS – DRA -
[m5,6 – m5,7; 2,2“]
Nicht
weit vom vorhergehenden Objekt entfernt. Habe mich zunächst im
Sucher vertan, und einige Zeit versucht, HD152107, einen Stern mit
ähnlicher Helligkeit (Mag 4,9) zu trennen. Dann liege ich aber
doch richtig. Entpuppt sich als echtes Zwillingspärchen: gleich
groß, gleich hell, identische Farbe. Mit 120-fach deutlich
getrennt, gehe bis auf 160-fach; Beugungsscheibchen sind gut
auszumachen, die Luft ist sehr ruhig bei guter Transparenz. Jetzt
aber Deep-Sky:
NGC6503 - GX – DRA – (m10,2 –
sbr13,1 – 7,9*2,5)
5,6
Wähle
als Ausgangspunkt für Starhopping Psi DRA, gut mit bloßem
Auge zu erkennen. Im Sucher entpuppt sich der Stern als DS-System mit
30,1“ Distanz (Karkoschka). Brauche einige Zeit, um die Sterne im
Sucher mit der Aufsuchkarte in Deckung zu bringen, dann weiß
ich, in welche Richtung ich mich zu bewegen habe. Etwa 2 Grad oder 2
GF-Durchmesser beim TAL-Oku nach rechts unten werde ich fündig.
Nicht leicht zu finden, aber dann doch eindeutig: eine recht
längliche GX, fast Edge-on. Ist diagonal von rechts-oben nach
links-unten zu sehen, etwa 5’ unterhalb ein Stern 8er
Größenordnung. Keine auffällige Zentralaufhellung,
Ovales Zentrum mit ganz allmählicher Helligkeitsabnahme. Im 18er
Efle ist die GX am besten zu erkennen, bei 10mm oder 120-fach
verschwindet diese dann fast völlig, der Effekt eines dunkleren
Hintergrunds reicht nicht, den Helligkeitsverlust ob der starken
Vergrößerung zu kompensieren. Weitere 3 GF nach rechts
NGC6543 - PN – DRA – (m8,3 –
sbr? – 22”*16”)
5,6
Besser
als Katzenaugennebel bekannt. Habe bei diesem PN tatsächlich
einen Farbeindruck: wirkt bläulich auf mich, recht hell;
verträgt hohe Vergrößerung; über 48fach,
120-fach bis auf 160-fach: ein ovaler Fleck, mehr kann ich trotzdem
nicht erkennen. Neu ausrichten, deutlich niedriger dann
M102 - GX – DRA – (m9,9 –
sbr12,2 – 6,5*3,1) 5,3
Brauche
fast 10 min, um mich von Iota Dra heranzutasten. Finde eine deutlich
Elliptische GX mit recht wenig Kontrast vor dem Himmelshintergrund.
Stern 12./13. Größenklasse nahe des Halos? Ahne schon, das
die nächste GX schwierig wird: Mit
NGC5907 - GX – DRA – (m10,3 –
sbr13,3 – 11,8*1,3)
5,3
ist
das letzte Objekt im Karkoschka N16 „abgegrast. Ein echter
Grenzfall: meiner Position sicher (markante 3er Sternengruppe) bedarf
es Zeit und Geduld, um blickweise etwas zu erahnen. Es reicht dann
immerhin dazu, um die Ausrichtung der GX zu vermuten, diese stimmt
mit der Karte überein – also doch. Sehen wäre aber
geprahlt. Bei ähnlicher Flächenhelligkeit wie NGC6543 wegen
weniger dunklen Hintergrund VIEL schwerer erkennbar!
Schade
darum: in dieser Region gibt es noch einige „Fuzzel-GX“, bei
RICHTIG dunklen Himmel könnte man auch mit 6Zoll noch einige
Objekte finden, heute aber keine Chance. Der Dunst nimmt immer mehr
zu, bis auf 20 Grad Höhe kann sich kaum mehr ein Stern
durchschimmern. Muss mich Richtung Zenith orientieren. Da wird das
Peilen wieder zur Gymnastikübung.
Versuche
mal wieder Cepheus; das Sternbild selbst ist schnell gefunden. Habe
Probleme beim Peilen durch den Sucher, lege mich auf den Boden und
luge über den Tubus. Huch!!! – in etwa 2m Höhe huscht
geräuschlos eine Eule über mich hinweg – sicherlich 80cm
Spannweite!, dreht eine Runde und „überfliegt“ mich
nochmals, bin ganz baff, also das hatte ich noch nie!
Weitersuchen.
Eta Cep kann ich noch identifizieren, die Orientierung mit der
Ausschnittsvergrößerung im Karkoschka bereitet mir massive
Probleme, nehme mehrere Anläufe, nach etwa 15 Min habe ich keine
Lust mehr; NGC6946 bzw. 6939 wird heute nichts. Aber
IC1396 - OS – CEP – (m3,5 –
sbr – 89”*89”) 5,6
ist
nicht zu verfehlen. Orientiere mich an My CEP, einem markant rotem
Stern mit gigantischen Ausmaßen. Vor dem Milchstraßenband
als Hintergrund ist der OS nicht sonderlich markant; Besser im
Sucher. Bin erstaunt, im Zentrum des OS ein Mehrfachsystem zu
erkennen. Bei 48-fach eindeutig getrennt aber doch recht dicht
zusammen. Handelt sich um Drei Sterne, die ein sehr stumpfes Dreieck
bilden. Der mittlere ist deutlich heller als die beiden anderen.
Schätzte 11“ bzw. 8“ Distanz. In Ciel nachgesehen waren es
sogar 4! Sterne: der mittlere ist auch ein DS-System, jedoch bei nur
0,5“ Distanz jenseits der Auflösungsgrenze für 6 Zoll,
die beiden Komponenten sind 12“ bzw. 19“ von diesem Sternenpaar
entfernt. Alle Sterne erscheinen weislich. IC1396 ist von einem
Gasnebel umgeben, versuche meine UHC. Enttäuschung! Auch mit
Filter nur erahnbar, selbst da bin ich nicht sicher, ob ich mir
diesen nur einbilde. Cepheus ist einfach nicht mein Sternbild!
Der
Dunst wird immer stärker. Tau lässt die Okulare beschlagen,
zum anwärmen stecke ich sie in die Jackentasche. Mit langer
Unterhose, Stiefel und Mütze bin ich selbst bestens gegen die
Kälte geschützt. Die Plejaden stehen halbhoch im Osten
über
der Nürnberger Lichtglocke. Warum nicht? – also
M45 - OS – TAU – (m1,1 – sbr11
– 100’ * 100’)
GH 4,4
der
hellste OS überhaupt? Sehr sehenswerte Gruppe im Sucher, bei
48-fach im Okular weit verstreut, unspektakulär. Nun kommt der
UHC wieder zum Einsatz. Nun sind ein, zwei Dutzend „Nebelnester,
gefüllt mit jeweils einem Sternenei“ zu erkennen. Liegt aber
nicht an beschlagenen Okular, denn ab und an ist eines der „Eier“
lichtschwach und trotzdem von deutlichen Nebel umgeben. Eine Echte
Sternenkinderstube! Fast alle Sterne erscheinen weis- bis
bläulich.
Taurus
ist nur teilweise sichtbar, dar rote Auge des Stieres (Aldebaran)
erkennt man deutlich, links oberhalb Saturn. Das ist ein würdiger
Abschluß:
Saturn GH 4
zunächst
mit Natalia: Seeing gut!!! Schon mit 48-fach ist ein
Atmosphärenband
gut erkennbar, Das Ringsystem ist weit geöffnet: unter
überdeckt
der Planet das Ringsystem nicht ganz, oben verschwindet selbiger
unter diesem – schön!! Bei 120-fach ist die Cassiniteilung
permanent umlaufend erkennbar! 160-fach: Meine Atmosphärenband
zweigeteilt zu erkennen, bin aber nicht sicher. 240-fach
(100+Barlow): zu viel!! Kontrast sinkt spürbar, Details
verschwimmen. Nun aber kommt mein schiefer Anton zum Einsatz, NaTALia
darf sich auf der Rückbank ausruhen. Anton kommt aus dem
Fußraum auf die Montierung. Noch schnell die beiden
Gegengewichte ganz nach oben schieben: fertig!
Mit
dem 25mm Oku bin ich schon bei 109-facher Vergrößerung.
AAAHHHHH!!! Jupeeeee!! Tollll!! Eine ECHTE Pracht. Noch viel besser
als bei NaTALia. Obstruktions- und Fangspiegelfreie Optik ist hier
einfach besser! Die Planetenkugel schwebt plastisch im Raum. Das 18er
Erfle ist noch beschlagen, nehme gleich das 10mm-Oku, somit 272-fach:
weniger Hell, aber immer noch guter Kontrast, nicht ganz
messerscharf, trotzdem gut! Saturn ist nun schon recht groß,
genieße einige Minuten; die Luft ist doch nicht ganz ruhig, das
Ringsystem wird etwas „durchgeknetet“, bleibt insges. jedoch
scharf erkennbar. Dann mit den Erfle bei 174-fach: das Optimum der
Nacht – deutlich sind Unterschiede in der Helligkeit des
Ringsystems erkennbar, eine weitere Teilung (Enke?) oder doch nur ein
dunklerer gaaanz schmaler Streifen? Nebel kommt auf, richtiger dicker
fetter Nebel; nicht direkt an meinem Standort, aber mehr und mehr in
der Nähe. Lasse mich nicht stören und schaue weiter. Habe
neben dem zweifelsfrei identifizierten Titan noch weitere 5
Lichtpünktchen bei Saturn ausgemacht: rechts etwas unterhalb
einer im Abstand halbes, einer in Abstand volles
Ringsystemdurchmesser, zwei unterhalb recht nach an Saturn, zwei
links unterhalb ein- bzw. 2 Ringsystemdurchmesser entfernt
(Spiegelteleskop) Nach weiteren 15 min wird der Nebel dann doch zu
dicht. Bin sehr zufrieden; Saturn, war der toll!! Der stille Anton,
der hat es in sich!! Für DeepSky bringen die 110mm Öffnung
bei den zwangsweise hohen Vergrößerungen zu wenig Licht,
aber am Planeten oder bei DS!
Abbauen,
heimfahren, Auto ausräumen .... Das Bild vom Saturn geht mir
nicht aus dem Kopf – war eine richtig schöne Spechtelnacht!
Beste
Grüße von Achim
>
zurück zur Beobachtungsübersicht