Beobachtungbericht vom 19.10.2001, ca. 22.10h – 23.40h

 Geräte:

>Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) – „NaTALia“
>Schiefspiegler, Öffnung 110mm, Brennweite 2720mm (f/24,7), Anastigmatisch Anlage nach Kutter; -„schiefer Anton“
parallaktischer Montierung Vixen GPE, niedriges Holzstativ
> Maksutov-Cassegrain, Öffnung 90mm, Brennweite 500mm (f/5,6) auf Fotostativ

verwendete Okulare:25 mm Plössel TAL; 17,8mm Bertele; 15 mm Kellner TAL; 10 mm Plössel [Antares]; 7,5 mm Plössel [Omkon] (160*);

Ort:  Feldweg, ca. 5 km von Emskirchen, 390 üNN
Temperatur: 11,7 C (20.00) ; 7,3 C (00.50h)
Grenzhelligkeit: Siehe Beobachtunsgsobjekte

Seeing: 2 (zenithnah)

Wetter: hartnäckiger Nebel bzw. Hochnebel tagsüber, ab 13.00h aufreißend dann sonnig

Objekte  (Nach Kategorien sortiert):
Galaxien (GX) : M31, M110, M32, NGC7331, M33, NGC891

Mehrfachsysteme (DS): Jota TRI, Omega AUR 12 LYN 3fach
Kugelsternhaufen: (KS) M15
Offene Sternhaufen (OC): NGC 869 und NGC 884 (h u Chi in Perseus), Stock2, NGC957, Czernik 8, King 4, M45
Planeten: Saturn, Jupiter

Bin mal wieder schwach geworden, bei eBay kleines Maksutov gesteigert, ist eine modifizierte kleine Russentonne mit Fokussierschraube, Okular- (und T2-Foto-)Adapter, Amici-Prisma, Handgriff und 17mm Plössel Oku. Soll mein Reiseteleskop werden, wiegt ca. 25cm lang incl. Oku, 1,3 kg. Habe es für ein 1st Light mitgenommen.

Stelle mich mit dem Auto mal wieder woanders auf den Feldweg; der Platz ist soweit o.k. Störend sind diese Nacht jedoch ungewöhnlich viele über nahegelegene Nebenstraße fahrende Autos.

Bin heilfroh, dass es zur Neumondnacht nach einigen nebeligen Tagen klar wurde. Die Bedingungen sind nicht ideal, aber zumindest durchschnittlich. Grenzhelligkeit? Der Kasten von Umin ist vollzählig, schätze, hier etwa Mag 5, im Zenith vielleicht 5,4. Habe es eilig (Furcht vor Nebel), baue schell mein TAL auf, daneben die Neuerwerbung, die kommt gleich dran. Versuche es mit M31, die GX ist schemenhaft mit bloßem Auge zu erkennen. Ohne Sucher benötige ich etwas Zeit, um bei 30-facher Vergrößerung fündig zu werden. Da muss ich mir etwas einfallen lassen. Besser ginge es sicherlich mit dem 25mm TAL (20-fach) und dem deutlich größeren scheinbaren GF von 57 Grad. M31- wie? Gewohnt groß, und für eine GX sehr lichtstark. M32 kann ich oberhalb, etwas links als verwaschenen Punkt ausmachen. Fokussieren ist etwas diffizil. Bekomme die Sterne nicht ganz so „nadelspitz“ eingestellt, wie von NaTALia und noch besser vom Schiefen Anton gewohnt hin. Liegt sicherlich an der recht großen Abschattung durch den „Fangspiegel“. Nun die gleiche Ecke mit dem TAL:

 M31  – GX – And – (m3,4 – sbr13,5 – 189* 62’) GH 5,2
Durchs 25 mm Oku geblickt ist die riesige GX sehr schön zu sehen. Das helle Zentrum von M31 ist sehr gut auszumachen, von Halo erkenne ich einen großen Teil, links und rechts „ragt“ dieser aus dem GF heraus. Konzentriere mich heute auf die Begleit-GX’en

 M32  – GX – And – (m8,1 – sbr12,4 – 8,5* 6,5’) GH 5,2:
etwa kreisrund mit auffällig heller, flächiger Zentralaufhellung, Halo recht lichtschwach. Vergrößere bis über 67- bis 120-fach, nunmehr so groß, das eine Verwechslung mit einem KS nicht mehr möglich wäre; sehr gut auf ersten Blick wahrnehmbar. Schaffe es, noch die dritte GX dieser Gruppe gerade so gleichzeitig in das GF zu nehmen

 M110  – GX – And – (m8,1 – sbr14,0 – 19,5* 11,5’) GH 5,2:
auch heute für mich bereits deutlich außerhalb des M31-Halos; wenn man weis, wo, auf Anhieb zu sehen, aber blass. Mache mir eine Skizze. Vergrößere ebenfalls bis 120-fach. Bringt heute tatsächlich etwas mehr Strukturen, Details wäre zu hoch gegriffen. Erkenne eine länglichen, von rechts oben nach links unten elongierte Zentralaufhellung, im Halo links ist unten eine „Delle“ auszumachen.

Es wird schon diesig, Autos auf der Nebenstraße schieben riesige Lichtkegel vor sich her. Was geht noch schnell? –

 M15  – KS – PEG – (m6,4 – sbr11 – 12,3* 12,3’) GH 5,2:
relativ einfach zu finden, gedachte Linie zwischen Delta und Epsilon Peg etwas verlängern, und schon hat man den KS. Im 25 mm Oku bei 48-fach noch nebelig, mit markant hellem, konzentrierten Zentrum; ausgesprochen gleichmäßig, bei 67-fach einen hauch von grieselig, bei 120-fach ein Großteil des Außenbereichs in viele Einzelsterne aufgelöst, bei 160-fach dann auch vor dem Zentrum grieselige Strukturen. Lohnenswert!. Es kommt zu Zeit zu Zeit etwas Wind auf, Bei den hohen Vergrößerungen wirklich störend! Ab und zu ist der „Soud of TAL“ – ein niederfrequentes Heulen –zu vernehmen. Deutlich mehr nördlich besuche ich

 NGC7331  – GX – PEG – (m9,5 – sbr13,3 – 10,2* 4,2’) GH 5,4:
Muss sicherlich 10 min investieren, bis die GX gefunden ist, kämpfe mich via Starhopping von Eta Peg aus heran. Werde schließlich zwischen einer langgezogenen 3-erGruppe links und zwei rechts übereinander angeordneten Sternen fündig. Die GX ist heute im 18mm Bertele am besten zu beobachten – mit markanter, länglicher Zentralaufhellung. Mache eine kleine Skizze. Weis um Stephans Quintett, einer GX-Gruppe in nur 30’ Entfernung, lasse aber die Finger davon, geht bei 6-Zoll nur unter BESTEN Bedingungen, Mag 5,4 sind da viel zu wenig!

Das Reiseskope soll noch mal ran, da bietet sich
 NGC884  – OC – Per - (m6,1 – sbr14,2 – 30* 30’) GH 5,2
 NGC869 – OC – Per - (m5,3 – sbr14,2 – 30* 30’) GH 5,2
Besser bekannt als h + Chi im Perseus an. Hatte das Skope mit Öffnung nach unten geparkt, und ein Taschentuch übers Oku gelegt, um Tau vorzubeugen. Das Auto ist mittlerweile tropfnass. Ganz Nett die zwei OS mit dem kleinen Maksutov, ist aber halt ein Kompromiss. Viel besser als gar nichts, aber wenn man größeres gewohnt ist! Darum dann nochmals mit NaTALia: Eine echte Pracht! Viele unterschiedlich helle, nadelförmige Sternenfünkchen In NGC869 fällt mir wieder nahe des Zentrums eine markante Sternengruppe auf. Ein relativ heller, weißer Stern (7. Größenklasse) unterhalb einer halbkreisförmig angeordneten 4erGruppe gleich heller (9. Größenklasse) rötlicher Sterne.

 Stock2  – OC – CAS - (m4,4 – sbr? – 60* 60’) GH 5,2
ein weiterer OS in der Nähe ist kommt im Kleinskope sehr gut. Im TAL unspektakulär, etwa 2,3 Dutzend rel. Heller Sterne (6./7. Größenklasse) verstreut, dazwischen einige schwächere Sterne.

Will mich an eine GX in der Region heranpirschen, dafür soll mir

 NGC957  – OC – PER - (m7,6 – sbr? – 11,9* 11,0’) GH 5,2
als “Leuchtfeuer” dienen. Hatte mir mittels Ciel eine Aufsuchkarte ausgedruckt. Nur 1 ½ Grad von NGC884 entfernt hilft eine markante Gruppe, welche ein „W“ bildet beim finden. Links oben in dem „W“ ist schon der OC. Eine Gruppe von ca. 30 Sternen, davon etwa 1 Dutzend Mag9-Sterne überwiegend im oberen Blickfeldbereich.

Nun suche ich nach der GX Maffei 1, lt. Ciel müsste diese bei einer Größe von 5*3’ und sbr von m10,0 locker zu finden sein! (wundere mich, dass die GX nicht im Karkoschka vermerkt ist) Doch werde ich trotz viertelstündiger Suche nicht fündig. Jetzt wundere ich mich nicht mehr. Ich stolpere dabei über zwei OS:

 Czernik 8 – GX – PER – (m9,7 – sbr? – 7* 7’) GH 5,2
lockere Anordnung von etwa 1 Duzend Sterne 10. Klasse und schwächer bzw.

 King 4 – GX – PER – (m10,5 – sbr? – 3* 3’) GH 5,2
klein, relativ viele sehr lichtschwache Sternpünktchten auf engen Raum.

Die GX finde ich einfach nicht – wurmt mich gewaltig. Bin eindeutig ein GX-Fan. OC interessieren mich weniger, auch wenn da (zugegebener maßen) meist mehr zu „sehen“ ist. Will noch eine GX: M33 bietet sich an, da nun relativ hoch am Himmel und damit über der Dunstsuppe. DS habe ich auch noch nicht gehabt, dann also erst

Jota TRI [m5,2 – m6,7; 3,9”]
In der Mitte unterhalb des Triangulums, zu dem Zeitpunkt gerade so mit bloßem Auge auszumachen. Brauche 2, 3 Min, um das System im Sucher zu haben. Bei 48-fach nicht getrennt; dann gleich mit 120-fach: Jo! Bin richtig! Ein gelblicher Stern mit weis-bläulichen, deutlich schwächeren Begleiter. Um mehrere Lichtpunktdurchmesser getrennt. Dann

 M33  – GX – TRI – (m5,7 – sbr14,2 – 68,7* 41,6’) GH 5,2:
selbst, die Triangulum-Galaxie! Rechts oberhalb der Dreieckspitze. Brauche hier wenige Minuten, bin dann fündig. Sehe einen großen, länglichen verwaschenen Fleck. Handelt sich dabei um das etwas hellere Zentrum der eigentlich viel größeren GX, schätze etwas auf etwa 25’*10’ zu sehen; keine Strukturen.

Nochmals darf das Reiseskop ran; auf
 M45  – OC – TAU - (m1,2 – sbr11 – 100* 100’) GH 5,0
die Plejaden. Habe diesen OC mit überwiegend hellen, weis bläulichen Sternen nahezu vollständig im Blickfeld, schön! So ein kleines Teleskop ist denke ich überwiegend für OC tauglich; da macht es auch richtig spaß, und wie viele OC gibt es doch zu bewundern! Nur das Fotostativ ist etwas nervig, die Klemmung für die Höheneinstellung ist alles andere als Ideal.

Taurus ist gut zu erkennen, links davon Auriga, der untere Teil verschwindet im Dunst. Capella ist nach Saturn das hellste Objekt dieser Region. Suche nach Omega Aur; kann dieses DS gerade so mit bloßen Auge auf halben weg zwischen Epsilon und Jota Aur ausmachen. Dann im Sucher und mit NaTALia:

 Omega AUR  [m5,0 – m8,0; 4,9”]
Trotz 4,9” Abstand erkenne ich bei 48-fach nur eine Komponente. Dann gleich mit 120-fach: ja, bin richtig; zwei Sterne mit DEUTLICHEN Helligkeitsunterschied; 3 Mag sind eine Welt! Weiß-bläulich die helle, leicht gelblich die dunklere Komponente. Für die Suche eines weiteren DS-Systems auf Karte N6 Karkoschka muss ich 10 min verwenden:

 12 LYN  3fach [m4,9 [m5,4 – m6,0; 1,8”] – m7,2; 8,9“]
Auffinden schwierig, kein heller Stern in der Nähe, dafür einige ähnlich helle, welche in Frage kommen. Brauch ½ Dutzend Anläufe. Schließlich fündig offenbart sich ein interessantes System. 3-er System mit max. 9“ Abstand – hatte ich so noch nicht. Um das enge Pärchen mit nur 1,8“ eindeutig zu trennen, bedarf es 160facher Vergrößerung. Es ist wieder etwas windig, nur in windpausen ist das Bild ruhig genug, um dieses Paar definitiv separat zu sehen. Alle Drei Sterne haben rel. hohe Farbtemperatur. Ciel scheint hier falsche Daten gespeichert zu haben: gibt nur 0,7“ Abstand an, war aber definitiv mehr!

Alles trieft vor Feuchtigkeit; baue um; Anton darf auf die Montierung! Ab zu

 Saturn !! Wieder so TOLL wie vor einer Woche! Möchte mich nicht in Wiederholungen ergehen, einfach fantastisch! Die plastische Planetenkugel innerhalb des struturreichen Ringsystems – ein Traum. Am besten mit dem 18mm Bertele (152-fach), fast ebenso gut, nochmals deutlich größer bei 272-fach; weniger Details, aber immerhin noch Cassiniteilung deutlich plus Hauptatmosphärenband mit 7,5mm oder 363-fach! Der Dunst/Nebel hat sich im Norden etwas zurückgezogen, kann

 Jupiter  noch rel. Horizontnah (gegen 23.10h) ausmachen. Jupi hatte ich letztes mal am BTM um 4 Uhr Morgens, und nun? Im Aufsuchoku (25er TAL, 109-fach am Kutter) hell, mehrere Atmosphärenbänder und 4 Monde wie an der Schnur aufgereiht in einer Linie rechts im Blickfeld, Super!! Ein 5. Mond weiter außen rechts oberhalb. Niedrigere Position und Dunst beeinträchtigen der Blick; doch spürbar weniger briliant als Saturn davor. Nehme trotzdem noch das Bertele mit 152-fach; zum Fokussieren peile ich auf den innersten Mond. ??? sehe ich doppelt? Stimmt was nicht? – tatsächlich, ist nicht ein, sondern 2! Monde, ganz dicht beieinander, max. geschätzte 2“ Abstand, wie ein sehr enger Doppelstern; so ein Zufall. Kosmos-Himmelsjahr zeigt, das es sich um Io und Europa gehandelt hat. Vielleicht war anfangs sogar eine totale Bedeckung; in den nächsten Minuten nahm die Distanz der Monde etwas zu. Kann mir jemand sagen, wer Mond Nr. 5 und 6 war? Weis leider nicht, wie und wo nachsehen!. Zwischenzeitlich wurde das Bild immer wieder etwas flau, Dunstschwaden zogen vorbei.

Bin hundemüde; bevor es ganz zuzieht baue ich ab und ...
Fahre heim? Wollte ich; aus Faulheit will ich auf den Feldweg umdrehen; rangiere etwas und –  hänge fest!  Überall ist der Feldweg ebenerdig, doch genau an der Stelle hat diese Tage der Bauer sein Feld gepflügt; direkt am Wegrand ist eine etwa 40cm hohe lotrechte Kante, und ich hänge mit dem rechten Vorderrad drin; nichts geht mehr. Oh MIST !!!! Jemanden Holen, um 23.30h?? Bis zum nächsten Dörfchen sind es 2 km, nach Hause etwa 5! Will mich nicht blamieren. Steine gibt es keine in der Nähe; stopfe und stampfe Erdklumpen unter das Rad und hin zum Wegrand. 1. Versuch – dreht durch. Fange an, hinter dem Rad die Erde abzutragen, um eine Rampe zu bilden. Rupfe Grasnaben ab, dann kratze ich mit den Fingern; man ist der Boden hart! Finde dann doch einen Stein, kratze nun mit diesem. Nach etwa ½ Stunde nächster Versuch – klappt nicht! Mann!!! Heimlaufen?? Arbeite weiter an meiner Rampe, liege halb unter dem Auto und scharre verbissen. Die Hand tut weh, die Knöchel führen sich nass an. Sehe später, dass sie etwas blutig sind. Habe eine Filzdecke im Kofferraum, die klemme ich noch unter das Rad; etwa eine Stunde ist vergangen; nächster Versuch ... geschafft!!! Bin ich froh!!! Vor dem Heimfahrversuch war ich durchgefroren, nun bin ich nassgeschwitzt, das Wenden war wirklich eine Tolle Idee, ich Idiot!

Bin gegen 01.00h zu Hause; genehmige mir noch ein Bier, bevor ich ins Bett falle

Fazit: wende NIE auf einem abgelegenen Feldweg, wenn man nicht ABSOLUT sicher ist (nachsehen!!), dass kein Graben in der Nähe ist.

Erdescharrende Grüße von

Achim
                                              > zurück zur Beobachtungsübersicht