Beobachtungbericht
vom 09/10.11.2001, ca. 21.15h – 00.15h
Ausstattung:
Newton-Teleskop
, Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) – „NaTALia“
parallaktischer
Montierung Vixen GPE, niedriges Holzstativ (Newton), motorische
Nachführung und Zweiachsensteuerung
verwendete
Okulare: 25 mm Plössel TAL; 17,8mm Bertele; 15 mm
Kellner TAL; 10 mm Plössel [Antares]; 7,5 mm Plössel
[Omkon] (160*); 2-fach Barlow
Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, ca. 390
üNN
Temperatur: -0,3 C (21.05) ; -3,4 C (00.25h)
Grenzhelligkeit: Siehe Beobachtungsobjekte
Seeing: 2 - 3
(zenithnah)
Wetter:
tagsüber überwiegend wolkig, sehr
windig mit Regenschauern, Spätnachmittags mit z. T. heftigen
Schneeschauern, um 17.00h noch 2/8 Wolken, ab etwa 20.00h klar
<
Objekte (Nach Kategorien sortiert):
Offene
Sternhaufen (OS): M36, M37, M38
Gasnebel
(GN): NGC 1931; M42, M43
Galaxien
(GX) : M33, NGC925, NGC890, M31, M32, M110, M74
Planeten: Jupiter
Habe
richtig Lust auf spechteln: Mond erst ab der zweiten Nachthälfte
und Aussichten auf eine klare Nacht!. Zunächst sieht es nicht
gut aus, Wetterbericht spricht aber von „sternenklare Nacht“,
sollte recht behalten. Habe mir mit Ciel zwei Aufsuchkarten erstellt,
für kleinere GX’en in Aries und Cetus. Beim stöbern bin
ich dann über viele DS-Systeme gestolpert, schon gewusst, dass
z.B. Castor im Gemini aus 4! Komponenten mit 3,2, 1,0 und 0,1“
Distanz besteht, jede mind. Mag 3,0 hell?
Um
20.00h war es dann klar, NaTALia zu Temperieren ins Freie gebracht.
Kurz vor 21.00h einmummeln: Lange Unterhose, 2 paar Strümpfe,
Kapuzenshirt, Schal, Stiefel, das muss reichen. Es geht los. Nachbars
Auto steckt schon im Eispanzer, Garagen sind was feines. Aus den
Kanaldeckeln steigen Dampfschwaden als würden da unten Gnome
fleissig Feuerchen schüren. Am Ziel angekommen, aufbauen
(Vorsicht Glatteis, man kann richtig auf der gefrorenen Nässe
herumschliddern!), ausnorden, orientieren:
Herbststernbilder
verabschieden sich langsam, Cygnus ist schon deutlich vom Zenith
entfernt, Aquila nähert sich dem Horizont, Pegasus steht hoch am
Firmament, Andromeda sogar Zenithnah; erstaunlich, wie sich die
Konstellationen in nur 2 Wochen bewegen! Im Osten gewohntes
Streulicht vom Nbg. Ballungsraum, strahlt jedoch nicht sonderlich
hoch in den Himmel; über der Lichtglocke Auriga, der Fuhrmann,
dort fange ich an:
M36
- OS –
AUR – (m6,0 – sbr 12,9 – 12*12’) GH 5,2
Sehr
leicht auszumachen, bereits im Sucher als deutliches Nebulöses
Objekt zu erkennen, gleichzeitig zeigt sich im Sucher-GF ein weiterer
OS. M36 erscheint mir nahezu kreisrund, 4, 5 Dutzend mäßig
helle Sterne etwa 9. Größenklasse; 3 Sternenketten zu
erkennen. Vergleichbar groß wie M13. Vergrößere
über
48, fach, 68-fach bis 120-fach, nun Blickfeldfüllend; für
den Einstieg ein sehenswertes Objekt. Dachte zunächst bei M37
zu sein, die Beschreibung im Karkoschka klärte meinen Irrtum
schnell auf. Dann aber doch
M37
- OS–
AUR – (m5,6 – sbr 11,0 – 24*24’) GH 5,2
Größer,
VIEL Sternenreicher, etwa kreisrund ; im unteren Bereich
Konzentration einer Vielzahl lichtschwacher Sterne auszumachen.
Definitiv sehenswert, wirklich ein schöner OS – viele kleine
glitzernde Lichtpünktchen, schätze die meisten auf jenseits
von Mag 10. Tauche mit steigender Vergrößerung immer
Tiefer in den OS ein, macht Laune! Zurück über M36 dann zu
M38
- OS –
AUR – (m6,4 – sbr 12,0 – 21*21’) GH 5,2
Etwa
2 ½ Grad Nord-Östlich von M36 aufzufinden. Ähnlich
groß wie M37, nicht ganz so sternreich, wieder etwa kreisrund.
Auffällig wenige Sterne in Zentralbereich, genau in der Mitte
ein einzelner etwas hellerer Stern auszumachen (8/9.
Größe?),
nahezu Kreuzförmige Sternenverdichtungen, kann mir ein
Nordisches? Kreuz (mit Kreisöffnung in der Mitte) vorstellen,
interessante Konstellation! Nun muss
NGC 1931 - GN - AUR –
(M10,1 – sbr? – 3,0*3,0) GH
5,2
daran
glauben. Von M36 gut ein 25-TAL-Plössel GF nach links – e
voila! Hatte nicht richtig gelesen und einen PN gesucht, aber sofort
den Fehler bemerkt. Verglichen zu den vorherigen OS ein kleines
Objekt, steigere in Schritten die Vergrößerung bis auf
240-fach (10mm + Barlow). Fokussieren fällt nun schwer, kein
hellerer Referenzstern in der Nähe. Bei indirektem Sehen sind ab
und zu 3? Sternchen etwa in Zentrum des nun sehr blassen Nebels
auszumachen, Nach SkyMap soll der hellste Stern Mag11,5 haben, kann
ich nicht glauben, kommen mir viel schwächer vor! Versuche es
mit UHC – ups, GN ist weg, zu stark vergrößert; mit
15erTAL (80-fach) und UHC: wieder sichtbar aber kein Gewinn, keine
Nebelstrukturen.
Betrachte
das Firmament; es ist dunkler geworden, GH in Umin liegt nun bei etwa
Mag 5,6, dabei ist dieses Sternbild einiges vom Zenith entfernt.
Suche den Kopf von Pisces (Fisch), habe leider die Sternkarte nicht
mitgenommen. Irgendwo unterhalb von Pegasus – finde ihn aber nicht.
Brrr – kalt. Habe nunmehr unter der Kapuze noch mein Stirnband
aufgesetzt; die Finger sind ohne Handschuhe schon fast taub. Es geht
ein stetiger Wind, blättert mir immer wieder den Karkoschka um
und kühlt einen zusätzlich aus. Notizen machen wird immer
schwieriger, kann mein gekrizzel zum Schluss kaum mehr selber lesen!
Brauche doch ein Diktiergerät. Mache die Drei Sterne des
Triangulum aus, so hoch wie noch nie – warum nicht? Suche
M33 – GX – TRI – (m5,7 –
sbr14,2 – 68,7*41,6) GH
5,8
Ausgangspunkt
ist Alpa TRI, mit dem Auge am Sucher den Tubus nach oben rechts
bewegt .. was ist das? - man - M33 ist bereits im Sucher
auszumachen!!!! Starhopping gar nicht nötig! Bin Platt, das
hatte ich noch nie! Durchs 25mm Oku sehe ich die GX der Lokalen
Gruppe, deutlich ist der riesige Halo und der länglich-ovale
Zentralbereich auszumachen. Die GX erstreckt sich über einen
Grossteil der GF-breite; so viel hatte ich hiervon noch nie gesehen.
Lecke GX-Blut, da müssen doch Objekte gehen, an denen ich bisher
immer gescheitert war; habe noch einen „alten“ Aufsuchausdruck
aus diese Region dabei. Mittels Starhopping geht’s zu
NGC925 – GX – TRI (m10,1 –
sbr14,4 – 10,9*6,2) GH
5,8
Gamma
Tri bildet zusammen mit zwei relativ hellen Sternen (Mag5) ein
markantes stumpfes Dreieck; dies erleichtert die Orientierung
gewaltig. Etwa 1 ½ Grand oberhalb des stumpfen Winkels ist
eine weitere markante Konstellation, zwar deutlich schwächer,
aber noch gut im Sucher zu erkennen), nur noch 30’ weiter sehe ich
ein GX-Nebel: NGC925 oval, nicht langgestreckt, ohne jegliche
Strukturen, Zentrum kaum aufgehellt, aber eindeutig ausgemacht! Jupp,
bin richtig zufrieden. Versuche mich einige Minuten mit indirektem
Sehen. Wieder etwas zurück Richtung Gamma Tri pirsche ich mich
an
NGC890 – GX – TRI
(m11,2 – sbr12,7 – 2,9*2,3) GH
5,8
heran.
Bin mir der Position absolut sicher, andernfalls hätte ich die
GX übersehen, für mich persönlich schwerer als NGC890
trotz deutlich höherer Flächenhelligkeit. Kann blickweise
die Ausrichtung des kleinen Objekts ausmachen, Vergrößerung
auf 80-fach bringt keine zusätzlichen Eindrücke. Heute ist
für mich GX-Nacht; wie wird wohl
M31 – GX – And – (m3,4 –
sbr13,5 – 189* 62’)
GH 5,8/6,0?
unter
so einem Himmel wirken? Gedacht, aufgesucht; trotz
nahezu-Zenitposition habe ich keine Probleme mit einrichten und
(Glück gehabt) den Stativbeinen. Klemmen nur leicht angezogen
wird das Teleskop dobsonmäßig bewegt. M33 im Sucher
bereits hell und ausgedehnt! GX mir riesigem Halo und RICHTIG hellem
Zentrum sehr gut auszumachen. Jippee! Mir entfährt ein Juchtser,
bin begeistert, keine Spur von langweiliger Wiederholung! Heute ist
die GX noch einiges größer als sonst, vom Halo ist einfach
mehr auszumachen; ebenfalls deutlich hell, mehr links oben in den
Halo-Randbereich
M32 – GX – And – (m8,1 –
sbr12,4 – 8,5* 6,5’)
GH 5,8/6,0?
etwa
kreisrund mit auffällig heller, flächiger
Zentralaufhellung, Halo wenig ausgeprägt; sehr gut auf ersten
Blick wahrnehmbar. Vergrößere bis auf 120-fach, gradueller
Helligkeitsabnahme vom konzentrierten Zentrum zu den Randbereichen
gut auszumachen. Noch mit dem 10mm-Plössel im Fokussierer fahre
ich zu
M110 – GX – And – (m8,1 –
sbr14,0 – 19,5* 11,5’)
GH 5,8/6,0?
Knapp
außerhalb des M33-Halo, auch bei der relativ hoher
Vergrößerung
heute auf Anhieb zusehen ,: keine markanten Zentralaufhellung
erkennbar, flächiges Objekt; von NO nach SW elongiert; kann
eine Unregelmäßigkeit der Ellipse hin zu M31 wahrnehmen.
Zurück zu 48-facher Vergrößerung genieße ich
die 3 GX’en. M33 ist heute wirklich imposant hell, fast strahlend,
super!!
Will
mich noch an ein GX-Pärchen, NGC185 und NGC147 heranpirschen;
von der Dunkelheit her wäre es sicherlich gegangen, nur taugen
meine Aufsuchkarten nichts, habe zwei ausgedruckt, eine mit zu
wenigen Sternen, die andere mit viel zu vielen Objekten ohne
deutlichen Größenunterschied, gebe nach 10, 15 Min die
Gymnastikübung (ständiges Blicken durch senkrecht
gerichteten Sucher) auf; eigentlich schade darum. Die Gunst des
dunklen Himmels will ich trotzdem weiter nutzen, habe noch meine
Karte von Aries. M74 ist da auch noch mit drauf. Diese GX wird nun
gesucht.
Von
Eta Pisces aus müsste auffinden kein Problem darstellen. Doch
der relativ helle Stern weist im Oku einen spürbaren Halo auf;
Oku beschlagen? Sollte nicht sein, ich hüte heute meine Okus wie
kleine Küken, stecken in der Jackentasche damit sie nicht ganz
auskühlen und beschlagen können, bisher mit Erfolg. Als
hätte ich rohe Eier in der Tasche, so vorsichtig lange ich beim
wechseln hinein, nur ja keine Kratzer auf die Linsen machen, gerade
beim Lieblingsoku (25er TAL-Plössel) ist die Gefahr gegeben .
Wische die Linse vorsichtig ab, der Halo bleibt; oha, der Fangspiegel
wird doch nicht langsam mit Reif beschlagen? NaTALia selbst fühlt
sich pudelwohl, schön dick mit reif bedeckt, wie daheim in
Sibirien. Für mich wird jede Annäherung an die Teleskopdame
zur Qual, die Finger schmerzen richtig beim anfassen des kalten
Metalls. Werde bei der GX-suche dann doch noch fündig:
M74 - GX – PSC – (m9,4 –
sbr14,2 – 10,0*9,4) GH
5,8
Jetzt
ein echter Grenzfall. Notiere mir: sehr lichtschwach, flächig,
konturlos ohne markante Zentralaufhellung, gerade so noch eindeutig
zu identifizieren. Mit GX-en dürfte es das gewesen sein,
vielleicht noch einen DS?
Versuche
mich an Castor im Gemini, will mir trotz 120-fach nicht gelingen; bin
ratlos, dürfte bei etwa 3“ Distanz überhaupt kein Problem
sein. Kann eigentlich nicht falsch gelegen haben, hatte einen richtig
hellen Stern (mit ausgeprägtem Halo) im Oku, das Objekt hat
spürbar geflackert; schlechtes Seeing? Müsste aber trotzdem
zu trennen sein. Zum Seeing-check peile ich auf
Jupiter
Hatte
die Gasriesen bewusst ignoriert, wann hat man schon so einen dunklen
Himmel? Jupiter und Saturn gehen ja auch unter Mondlicht recht gut.
Es zeigt sich tatsächlich, das Seeing ist ziemlich mies,
deutliches szintillieren, die Planetenkontur wabert hektisch. Mit
Ganimed, Europa und Io auf der einen,
Kallisto
auf der anderen Seite von Jupiter, dabei alle Objekte wie auf der
Schnur aufgefädelt trotzdem ein schöner Anblick!
Bin
müde, etwas unkonzentriert und schon reichlich durchgefroren.
Aber Orion steht soooo schön am Himmel, kann es mir nicht
verkneifen erstmals diesen Herbst mit NaTALia „draufzuhalten.
Worauf?, na
M42 -GN – ORI – (m4,0 –
sbr11,0 – 90*60’) GH 5,0
Orion
steht noch nicht allzu hoch, Streulicht von Nbg stört noch
etwas. Aber was soll’s. M42 ist eine schau! Ganz leicht
aufzufinden, da bereits mit bloßem Auge auszumachen. Wie zwei
Engelsflügel strecke sich die ausgedehnten Nebelregionen aus,
oben deutlich begrenzt durch eine Dunkelwolke. Nicht so scharf und
detailreich wie im Februar, als ich mit dem Hobby begann, aber das
liegt sicher am Reif, da „kannste nichts machen“! Zumindest das
bekannte Trapez ist deutlich – auch bei nur 48-facher
Vergrößerung-
auszumachen. Daneben
M43 - GN – ORI – (m9,0 –
sbr13,0 – 20*15) GH 5,0)
Ist
gerade so als Nebel auszumachen. Leider ohne Konturen, diesmal
einfach „gesehen“, nicht mehr. Aber das kommt noch, vielleicht
schon nächstes mal: kommende Nacht??
Es
reicht; einpacken .. die Tür ist an der Dichtung festgefroren!
Gott sei Dank gehen wenigsten 2 der 4 Türen auf. Einlanden und
... kratzen. Das ganze Auto ist dick mit Reif bedeckt; kalte Finger
kann ich mir beim Kratzen nicht holen, die habe ich schon lange. Nach
10 min geht’s wirklich heim. Zuhause mache ich noch richtig
Krawall, bleibe an den Türrahmen mit der Montierung hängen,
bin ganz ungelenk vor Kälte!. Schnell die Notizen sichten,
unlesbares verbessern, ab ins Bett.
Freue
mich schon auf die nächste Nacht, evtl. heute Abend in Kreben,
am Beobachtungsplatz der Ngb. Hobbyastronomen, gemeinsam macht
frieren sicherlich mehr spaß!
Beste
Grüße von
Achim
>
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