Beobachtungsbericht vom 18.12.2001, ca. 20.00h – 20.35h

Ausrüstung:

>Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) – „NaTALia“
auf parallaktischer Montierung Vixen GPE, niedriges Holzstativ

verwendete Okulare: 25 mm Plössel TAL; 10 mm Plössel [Antares]; 18 mm Bertele, 7,5 mm Plössel [Omkon] (160*);

Ort:  Feldweg, ca. 5 km von Emskirchen, 390 üNN
Temperatur: -4,6 C (19.50) ; -4,3 C (20.45h)
Grenzhelligkeit: siehe Objekte

Seeing: 3 (zenitnah)

Wetter: tags trübe mit etwas Griesel, ab 17.00h? plötzlich wolkenlos klar

 Objekte  (Nach Kategorien sortiert):
Doppelsterne: Epsilon Lyra (4-fach: mag4,6 [5.2 – 5.5; 2,4“] – mag 4,7 [5,0 – 6,1; 2,4]
Galaxien (GX) : M31, M32, M110
Offene Sternhaufen (OS): M37

Gänzlich unverhofft kam die Kurzspechtelei. Hatte es heute mal früher aus der Arbeit geschafft, hetze zur Straßenbahn (Frau braucht Dienstags das Auto, damit die Tochter zum Ballet gebracht werden kann), bin ganz baff vom plötzlich aufgeklartem Himmel. Die relativ schmale Mondsichel (3. Tag?) gleißt trotz noch nicht abgeschlossener Dämmerung schon hell. Etwa 20 min später am Zielbahnhof ist deutlich das aschfahle Licht auszumachen. Denke, für Deep-Sky bleibt noch Zeit, erst muss der Mond untergehen. Um 19.40 mummele ich mich ein, will diesmal auch meinen 110mm Kutter mitnehmen. Hole ihn aus der Kiste im Keller. Beim Beladen des Autos dann: oh je, im Osten und Norden zieht Bewölkung auf! – Mist. Kutter bleibt doch daheim, schnell den Rest ins Auto und los an die gewohnte Stelle.

Blick zum Himmel: Osten bis etwa 35 Grad mit Schleierwolken zu, Norden bis auf 20 Grad, insges. leicht diesig, Zenithnah sehr klar; erkenne das Cygnus-Kreuz erst auf den 2. Blick, viele sichtbare Sterne vor der Milchstraßenwolke in dieser Region. Recht tief, aber gut sichtbar Lyra im Osten, kann Eps Lyr mit bloßem Auge erkennen. Warum nicht? Sicherlich das letzte Mal für einige Monate:

 Epsilon Lyra  4fach; [m4,6 [m 5,2 – m 5,5; 2,4“] – m4,7[m5,0 – m6,1]; 209,0“]
Die beiden Doppelsysteme sind bereits im Sucher gut getrennt; mit dem 10mm Oku vergrößere ich 120-fach. Hmm, tue mir etwas schwer. Liegt es an ungenügender Justierung oder an der geringen Höhe? Sauberes Fokussieren ist schwer bis unmöglich. Nun mit 160-fach. Das linke, Sternenpaar erscheint nunmehr klar getrennt, die beiden anderen aber nur unsauber. Erwähnenswert die Ausrichtung der DS-Paare: das eine steht direkt übereinander, das andere direkt nebeneinander. Seitens Farbtemperatur sind keine Unterschiede auszumachen.

Die Wolken schreiten voran, der eine Stunde zuvor zusammengestellte Plan fliegt über den Haufen; was geht noch schnell, bevor alles dicht ist? Da, das Pegasus-Viereck, etwas links, fast exakt im Zenit ein vertrauter Nebelfleck:

 M31  – GX – And – (m3,4 – sbr13,5 – 189* 62’) GH 6,0?:
Es dauert einen Moment, bis die GX im Sucher steht, leichte Gymnastikübung ist angesagt; aber dann so deutlich wie noch nie! Beim Blick durchs 25mm-Oku bin ich begeistert: hell!, richtig hell (für einen 6-Zöller); Der Himmel ist so dunkel wie für mich noch nie in dieser Region. Die GX mir riesigem Halo und hellen ovalen Zentrum ist super auszumachen liegt diagonal im GF. Das Blickfeld mit etwas über 1 Grad reicht bei weitem nicht aus, um die Längsachse der GX komplett zu überblicken, es fehlt sicherlich noch einmal zwei Drittel. Erstmalig meine ich sowohl links als auch rechts neben dem Zentrum etwas Strukturen in den Halo auszumachen, auch erscheint mir dieser nicht gleichmäßig geformt, links etwas breiter, rechts etwas schmäler und weniger hell. Ebenfalls deutlich hell, mehr links oben

 M32  – GX – And – (m8,1 – sbr12,4 – 8,5* 6,5’) GH 6,0?:
eine kleine, etwa kreisrunde GX mit auffällig heller, flächiger Zentralaufhellung, Halo wenig ausgeprägt, fasst wie ein nicht auflösbarer sehr heller KS; sehr gut auf ersten Blick wahrnehmbar. Nehme nun noch die dritte GX dieser Gruppe ins GF:

 M110  – GX – And – (m8,1 – sbr14,0 – 19,5* 11,5’) GH 6,0?:
wie gewohnt außerhalb der M31-Halos, heute aber deutlich dichter dran. Sehr gut auf Anhieb zusehen; keine markanten Zentralaufhellung erkennbar, flächiges Objekt; von NO nach SW elongiert;
Greife zum 10mm-Oku: ja, die GX verträgt das heute gut. Meist „verschwinden“ so lichtschwache Objekte bei hohen Vergrößerungen, diesmal ist es dunkel genug. Keine Zeit für GH-Bestimmung, habe keine Karte für diese Region griffbereit; aufgrund des „Ergebnisses“ dürften es sicherlich Mag6,0 gewesen sein. Fahre alle 3 GX der Gruppe mit 120-fach ab.

Nun haben mich die Wolken erwischt, innerhalb weniger Sekunden werden die GX flau und verschwinden wie weggezaubert. Partiell ist es noch richtig klar, da bei Auriga. Schnell umschwenken, Tubus drehen, ran an den Sucher ... ja, da ist ei OS:

 M37  - OS– AUR – (m5,6 – sbr 11,0 – 24*24’) GH 5,6
ahhh, schön! Ein recht sternenreiches Objekt, etwa kreisrund ; im unteren Bereich leichte Konzentration der Vielzahl lichtschwacher Sterne auszumachen. Definitiv sehenswert, wirklich ein schöner OS – viele kleine glitzernde Lichtpünktchen, gehe gleich mit 120-fach zur Sache: voll GF-füllend! macht Laune und Hunger auf mehr, nun ist aber auch hier Schluss!

Einpacken? Mir ist noch richtig warm, mollig an den Füßen, warme Hände auch ohne Handschuhe, und dann schon heim? Zumindest Jupiter kämpft sich ab und an durch die Suppe, den nehme ich noch mit:

 Jupiter 
leider keine Zeit zum Genußspechteln; eine kleine Lücke reicht zum auffinden und ausrichten, dann ins GF beim 25er Oku. Nachführen und auf die nächste Lücke warten. Ab und an wir es ganz flau, dazwischen für wenige Sekunden richtig hell. 5 Monde sind gut auszumachen: Kallisto und Ganymed links, Io und Europa rechts; noch ein Stück weiter außerhalb ein weiterer Mond; weis leider nicht welcher und wie nachsehen. Kann mir da jemand helfen? Der Planet selbst offenbart Sekundenweise deutlich zwei breite Hauptatmosphärenbänder, daneben weitere schmale. Würde so gern genießen, am besten sogar mit dem Kutter, aber ... nun ist es ganz aus. Ein Blick ins rund zeigt nicht einen einzigen Stern am Himmel: Nach nur 35 min wieder einpacken.

Nehme es gelassen, hatte ja von einigen Astrokollegen gelesen, welche mehr als 5 Min einpacken und weitere 5 Min Anfahrt für nichts investiert haben. Der Vorhang ist zwar für heute zu, aber .. the show must go on!

Allseits klaren Himmel wünscht

Achim
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