Beobachtungsbericht vom 24.12.2001, ca. 01.20h – 03.20h

Ausrüstung: 

>Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) – „NaTALia“
auf parallaktischer Montierung Vixen GPE, niedriges Holzstativ

verwendete Okulare: 32mm Plössel [Omkon] ;25 mm Plössel TAL; 10 mm Plössel [Antares]; 7,5 mm Plössel [Omkon];

Ort:  Feldweg, ca. 5 km von Emskirchen, 390 üNN
Temperatur: -17,6 C (01.10h) ; -20,1 C (03.30h)
Grenzhelligkeit: siehe Objekte

Seeing: 3 (zenitnah)

Wetter: tags strahlender Sonneschein, gegen 12.00h leichtbewölkt, zur Dämmerung aufklarend

 Objekte  (Nach Kategorien sortiert):

Offene Sternhaufen (OS): M50, M46, M47, NGC 2423, M41, M93, M44, M67, M48
Doppelsterne: Zeta Can (3-fach: mag5,0 [5.6 – 6.0; 0,9“] – mag 6,1 6,2“
Galaxien (GX) : M65, M66, NGC3628

Hatte für dieses Jahr das spechteln schon abgehakt; dann kam mir die Idee mit nächtens aufstehen.
Um 22.30h ins Bett, mehr als dösen war jedoch nicht drin, schon ganz kribbelig vor Vorfreude und Bange - Wetterbericht hatte spätabends von vom Norden heranziehenden Wolken gesprochen. Um 00.30h aufgestanden, einmummeln, Rest einpacken (Anton darf mit), losgefahren um 00.40h. Da – der Mond ist ja noch nicht untergegangen, dabei hatte ich extra im Jahrbuch nachgesehen! Umkehren (bei der Kälte bleibe ich keine Minute unnötig draußen), im Sternenjahr nachsehen; aha, die Untergangszeit, welche ich gelesen hatte (00.11h) gilt für die Nacht vom 22. auf den 23.; steht jedoch in der Zeile für 24. Dez.! Für mich gilt somit 01.17h!. Was nun? Fange an mit der BB Einleitung, um 01.10 fahre ich los.

Aus dem Talgrund kommend fahre ich in dichte bodennahe Nebelbänke! Nebel bei minus 18 Grad? Oh je!! Biege in den Feldweg ein, dort liegt der Schnee zwischen 10 und 30 cm hoch, eine einsame Autospur weist mir den sicheren Weg durch teilweise noch höhere Verwehungen. Am Ziel angekommen dann – zum Glück – keine Nebelbank, es ist aber doch Bodennah diesig. Montierung ausrichten, NaTALia darauf, umsehen.

- Orion hat schon längst kulminiert, hoch im Süden ich Gemini auszumachen, durch den hellen Jupiter etwas verfremdet; Das Einhorn (Monoceros) mache ich erstmals aus, ein sehr blasses, schwierig erkennbares Sternzeichen, die hellste Komponente gerade mal mag3,93. Darüber Procyon (Alpa Canis Minor), darunter markant hell Sirius, der hellste Stern des nördlichen Sternenhimmels (faktisch unterhalb des Himmelsäquators) In Monoceros geht es mit dem spechteln los:

 M50  – OS – MON – (m5,9 – sbr12 – 16* 16’) GH 5,2:
bereits sehr deutlich im Sucher auszumachen – wie die meisten folgenden Objekte, nebelig. Auf halben Weg zwischen Alpa und Beta Mon aufzufinden. Kaum besser im 32er-Oku, eine Neuerwerbung mit maximalem effektiven GF für 1 ¼-Zoll; notiere mittlere Sternenanzahl. Dann mit dem 25er TAL: deutlich mehr Sterne auszumachen, 2 Duzend hellere, viele lichtschwache Fünkchen, durch die Bank mit ähnlichen, weißlichen Farbton. Das nächste Ziel liegt etwa 5 Grad südlich Alpa Mon,

 M46  – OS – PUP – (m6,1 – sbr13 – 27* 27’) GH 5,0:
Das ist der Vorteil bei den Messier-OS, lange mühevolle Sucherei entfällt, da die Objekte entsprechenden Himmel vorausgesetzt leicht im Sucher erkennbar sind. In diesem Fall gerade noch so, da relativ heller Hintergrund (Dunst). Recht großer OS, SEHR viele, lichtschwache Sternchen, nicht heller als Mag9, Zoome über 25mm (48-fach), 10mm (120-fach) bis auf 7,5mm (160-fach) in den OS, auf der Suche nach

 NGC2438  – PN – PUP – (m11,0 – sbr11,1 – 1,1* 1,1’) GH 5,0:
habe große Probleme beim Fokussieren, liegt einerseits am hier bescheidenen Seeing, andererseits an den klammen, handschuhbewehrten Fingern. Suche den nördlichen Teil des OS mehrfach ab, immer wieder, sicherlich 10min, wechsele zwischen 10mm und 7,5mm; kann aber eine Sichtung NICHT bestätigen, schade! Für noch längere Suche ist es einfach zu kalt!, dann lieber etwa 2 Grad mehr östlich, zu

 M47  – OS – PUP – (m4,4 – sbr11 – 30* 30’) GH 5,0:
erscheint mir entgegen der Angabe in Ciel nicht rund, eher länglich. Oben im GF (Newton) durch markante, waagrechte Sternekette aus 5 oder 6 Mag8 bis Mag9-Sterne begrenzt. Etwa 1, 2 Dutzend weitere hellere Sterne (Mag 7 bis Mag 9) vor wenigen lichtschwachen Objekten, insges. nicht sehr sternreich. Im Sucher jedoch recht eindrucksvoll. Nur etwa 1 Grad mehr nördlich

 NGC2423  – OS – PUP – (m6,7 – sbr? – 19* 19’) GH 5,0:
fällt zunächst wenig auf, da vor Milchstraßenwolke gelegen. Für mich durch eine Zickzack-Sternenkette mit M47 verbunden, etwa 3 Dutzend lichtschwache Sternchen (Mag9 bis Mag 11?).

Habe mein Klemmbrett und Karkoscha auf der Motorhaube 3 m neben der Montierung liegen. Beim hin- und herlaufen quietscht der Schnell hell. Muss aufpassen, dass ich nicht an den Tubus renne, normal hebt sich der elfenbeinfarbige Tubus vom dunklen Hintergrund ab, nun ist er über dem Schnee kaum auszumachen. Peile neu durch den Sucher, südlich von Sirius:

 M41  – OS – CMA – (m4,5 – sbr12 – 38* 38’) GH 4,8:
Boa! Deutlich! Hell im Sucher, durchs Oku etwa 30, 40 lichtstärkere Fünkchen; auffällig ein gelb-oranger Stern nahe dem Zentrum; ziemlich symmetrisch rund, kaum schwache Sterne; eindeutig ein Fernglasobjekt.

Für mein nächstes Ziel, M93 muss ich mich erst neu orientieren; die Konstellationen hier sind mir noch völlig unvertraut. Links von CMA kann ich schließlich den oberen Teil von Puppis identifizieren, das Dreieck aus Rho, 11 und Xi-Puppis ist ausgemacht, rechts davon dann

 M93  – OS – PUP – (m6,2 – sbr12 – 22* 22’) GH 4,8:
deutlich kleiner als M41, viele hellere Sterne (9. und 10. Größenklasse) auf relativ engem Raum; vergrößere bis auf 120-fach, nun nahezu GF-füllend; sehenswert! Im Karkoschka genannte parallele Sternenketten erkenne ich nicht.

Überprüfe die GH: Uma steht hoch am Himmel, kann gesichert 4 Sterne im Kasten ausmachen, 5. oder gar 6.? Blickweise, bin aber unsicher; dürfte etwa Mag 5,8 bis Mag 6.0 sein. Nun in Umin: Stern zwischen Eta und Zeta eindeutig erkennbar, direkt zu halten, mit Mag 5,73 angegeben, gut!

Peile deutlich höher; geht sehr streng, das Schmierfett der Montierung ist richtig zäh, der Tubus lässt sich nur langsam schwenken. Cancer steht fast genau südlich hoch am Firmament; das Sternbild kenne ich vom letzten Winter. Fast schon hell ist M44 mit bloßem Auge zu erkennen:

 M44  – OS – CNC – (m3,1 – sbr? – 95* 95’) GH 6,0:
Schon im Sucher eine Wucht! RICHTIG groß, im 25er TAL-Plössel GF-sprengend, im neuen 32er lässt sich der Bienenschwarm fast völlig einfangen. Viele unterschiedlich helle Sterne, von der 7. Größenklasse bis zur Wahrnehmungsgrenze, toll!! Für mich auffällig einige 3er-Gruppen jeweils gleichheller Sterne; farblich sticht keiner ins Auge. Weiter zur

 M67  – OS – CNC – (m6,9 – sbr13 – 30* 30’) GH 5,8:
etwa kreisrund, ein hellerer Stern rechts im Randbereich; bereits deutlich im Sucher auszumachen da deutlich über dem Dunst. Vergrößere auf 120-fach; wunderbar viele lichtschwache Pünktchen, ein Genuss!

Brrr! Die Kälte kriecht mir in die Knochen, die Zehen sind kalt. Zusätzlich zur Mütze ziehe ich die Kapuze auf, der Schal wird vors Kinn gezogen, mache weiter. Zum Seeing-Test nun ein DS:

 Zeta Can  3-fach: mag5,0 [5.6 – 6.0; 0,9“] – mag 6,1; 6,2“
Brauche ein paar Minuten, war zunächst zu weit nördlich. Auf einer Linie Delta Can zu Gamma Gem werde ich fündig. Gehe gleich auf 120-fach: oh jeh, liegt es am Fokussieren oder ist die Optik nicht o.k? Zumindest der Fanspiegelschatten ist etwa zentrisch beim Defokussieren. Gehe auf 160-fach, dann wieder 120-fach: uff – nun doch sehr deutlich getrennt, hatte den Fokus einfach mit Handschuhen und fast tauben Fingern nicht hinbekommen. Nun sicherlich 3-fache „Sternenbreite“ getrennt. An der dritten, nur 0,9“ entfernten Komponente versuche ich mich erst gar nicht – viel zu kalt, schlottere schon zeitweise. Leichter Wind kommt auf und schneidet im Gesicht.

Erstmals sehe ich den Kopf der Hydra bewusst, recht markant, wenn einmal eingeprägt, wird aus 5 Sternen gebildet, genau unterhalb von Cancer. Hups, Karte M10 Karkoschka weist hier noch ein für mich neues Messier-Objekt aus, M48. Durch den Sucher ist kaum was zu erkennen. Leuchte auf die augenseitige Linse: Eis, mit Gewissensbissen reibe ich vorsichtig mit einen Taschentuch, bekomme zumindest die Mitte frei. Im „Windschatten“ am Sucher stehen etwa 5 mm lange Eisnadeln senkrecht, auf NaTALia blüht eine ganze Wiese von Eisblumen. Blick in den Tubus zeigt auch dort – wenn auch weniger – kleine Eisnester; der Hauptspiegel ist aber klar. Nun zu

 M48  – OS – HYA – (m5,8 – sbr13 – 54* 54’) GH 5,6:
etwa 8 Grad unterhalb des Hydra-Kopfes drei dicht in einer Linie beieinander stehende Sterne weisen den Weg. Von dort noch etwa 3 Grad SO. Heller OS, bereits gut im Sucher, etwa Kreisrund mit Massierung etwas hellerer Sterne mehr rechts im GF. Für 25mm TAL-Oku fast schon zu groß. Viele Sterne ähnlich leuchtend wie die helleren bei M44 – sehenswert!! Kann meine Notizen nur mühsam entziffern.

Laufe etwas auf der Stelle zum Aufwärmen. Meinen Tchibo-Taschenofen hatte ich schon vor einer Stunde angeworfen, ist leider schon ausgekühlt. Alle Okus kommen in die warme Tasche, um Beschlagen vorzubeugen, was auch funktioniert. Schaue beim trampeln in den Himmel, Richtung Gemini. Da! Ähnlich einer Sternschnuppe, nur viel langsamer sehe ich plötzlich einen immer heller werdenden Punkt, der nach etwa 2 Sekunden wieder verblasst. Ein schwächerer Iridium-Flare??

Eigentlich ist genug, doch ohne GX will ich nicht abziehen. Suche vergebens 5 Min nach NGC3115 in HYA, doch fehlt mir die Geduld und Ruhe für dieses, für mich neue Objekt. Da Leo so schön hoch steht, geht es dorthin; die GX’en im Süden sind leicht auszumachen:

 M66  – GX – LEO – (m8,9 – sbr12,7 – 9,1* 4,1’) GH 5,8:
gemeinsam mit M66 und NGC3628 in GF des TAL-Plössels. Heute sehr leicht auszumachen; ein schönes Oval mit ebensolcher Zentralaufhellung, gleichmäßiger Halo. Links unten im Halo ein relativ heller Vordergrundstern.

 M65  – GX – LEO – (m9,3 – sbr12,8 – 9,0* 2,3’) GH 5,8:
ähnlich hell, etwas länglicher, Zentralaufhellung mehr rundlich; vergrößere auf 120-fach; vertragen beide GX’en recht gut. Bei 120-fach erkenne ich auch bei M65 einen Fordergrundstern, doch sehr blass, schätze jenseits der Mag 12! Zurück zu 48-fach, dann gut ½-GF nach unten

 NGC3628  – GX – LEO – (m9,5 – sbr13,4 – 13,1* 3,1’) GH 5,8:
liegt quer zu den senkrecht „stehenden“ GX’en M65 und M66. Deutlich größer, länglich-schmal. Schön, diese Gruppe!

Habe leider keine Muße für detaillierte, ruhige Beobachtungen. Ich schlottere nun richtig, spüre die Finger kaum noch. Links ist es besonders schlimm; mit der Hand greife ich zum Ausrichten immer an den Metalltubus. Schnell einpacken, heimfahren. Anton kam nicht zum Einsatz, mein Durchhaltevermögen war einfach aufgebraucht. Im Auto schmerzen die Finger zunächst heftig, lässt dann aber bald nach. Daheim schleppe ich noch alles ins Haus, dann ab ins Bett. Wage es nicht, meine Füße zu Silvia hinüberzustrecken, das gäbe Ärger. Nach etwa 30 min sind diese dann auch warm.

Fazit: Eine Tolle Nacht, für nur 2 Stunden viel gesehen, davon 7 neue M-Objekte für mich. So kalt muss es aber nicht noch mal sein.

Beim daran denken schlotternde Grüße von

Achim
                                              > zurück zur Beobachtungsübersicht

... und allen ein frohes, friedfertiges Weihnachtsfest!!!