Beobachtungsbericht vom 15.02.2002, ca. 21.15h – 22.40h

Ausstattung:
Newton-Teleskop , Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) – „NaTALia“
parallaktischer Montierung Vixen GPE, niedriges Holzstativ (Newton), motorische Nachführung und Zweiachsensteuerung


verwendete Okulare:
32mm Plössel [Omcon] ,25 mm Plössel TAL; 17,8mm Bertele; 10 mm Plössel [Antares]; 7,5 mm Plössel [Omkon] (160*); 2-fach Barlow

Ort:  Feldweg, ca. 3 km von Emskirchen, 380 üNN
Temperatur: 1,6 C (21.10) ; 0,5 C (22.55h)
Grenzhelligkeit: Siehe Beobachtungsobjekte
Seeing: 3 (zenitnah)

Wetter: strahlender Sonnentag, bei Beobachtung Wolkenschleier und viel Dunst

Objekte

(Nach Kategorien sortiert):
Mehrfachsysteme (DS): Alpa Gem (Castor) [mag 1,9 – 2,9; 3,9“]; M40, Beta Ori (Rigel) [mag 0,1 – 6,8; 9,5“]
Offene Sternhaufen (OS): M35
Galaxien (GX): NGC3877, NGC3893, NGC3949, NGC4096
Planeten: Saturn, Jupiter

Am Donnerstag nach Materialentfernung (Metallschiene + 11 Schrauben nach Schlüsselbeinbruch) aus dem Krankenhaus heimgekommen; nach wochenlangem schlechten Wetter wird es nun klar! Es fällt mir schwer diese Nacht sausen zu lassen – Schonung angesagt. Die Nacht darauf geht es dann aber los.
Teleskop vorkühlen, Auto beladen (möglichst alles mit Links schleppen, das schwerste Teil wiegt 15kg), einmummeln (es weht recht heftig, teils böig), und los. Nicht zum Standardplatz, sondern an eine etwas geschütztere Stelle.

Blick nach oben: Bad surprise! Einige z. T. recht breite Wolkenschleier, dazu Dunst, der bis auf etwa 20 Grad Höhe keine Sterne durchscheinen lässt. GH in Umin: ca. Mag 4,8 – mit Konzentration ist das
Sternbild gerade so vollzählig.

Hatte mir mit Ciel Karten für LeoMin und Leo zwecks GX-Jagd erstellt, kann ich vergessen. Was nun? – Seeing-Test im Orion bei

Beta Ori (Rigel) - DS - [mag 0,1 – 6,8; 9,5“]
Wie ein unregelmäßiges Leuchtfeuer flackert der blauweiße Riesenstern. Optiküberprüfung zeigt intra- und extrafokal konzentrische Ringe und Zentrale Fangspiegelabschattung – o.k.. Im 25er Oku wird er DS bereits getrennt, schiebe noch 10mm und sogar 7,5mm (160-fach) nach. Bin angenehm überrascht, das trotz sch..lechtem Seeing ganz sauber das Trennen gelingt.

Ganz kann ich von GX’en nicht die Finger lassen. Uma bietet hierfür einfach ein ideales Terrain, hatte auch eine Karte vom „Forderfuß“ erstellt; auf ca. 10*7 Grad tummeln sich hier über 20! GXen mit Flächenhelligkeit > 13,5 mag und ausreichender Größe. Steige bei Chi Uma ein; dieser Stern hat eine auffällig niedrige Farbtemperatur, Verwechslung nahezu ausgeschlossen.


NGC3877 – GX – UMa – (m11,0 – sbr13,0 – 5,3*1,2’) GH4,8
liegt nur etwa 20’ von Chi Uma entfernt. Ich sehe – ganz blass – mit Mühe ein Nebelfleckchen. Benötige etwa 2 min, um die Ausrichtung und Form zu erahnen. Deutlich längliche GX, Zentralaufhellung für mich nicht auszumachen. Und das bei immerhin mag13 Flächenhelligkeit - schade! Dunkler Himmel lässt sich durch nichts ersetzen. Versuche es mit dem 18er Bertele – bringt diese Nacht aber keine Verbesserung. Bleibe beim 25er TAL-Plössel bei den nachfolgenden GX-Beobachtungen.

Mit bewährter Starhopping-Manier pirsche ich mich nur etwa 1 1/2Grad Richtung NO zu

NGC3893 – GX – UMa – (m10,5 – sbr13,0 – 4,5*2,4’) GH4,8
einen Tick deutlicher aber auch sehr blass, oval-rundlich, Zentralaufhellung schwach angedeutet. GX nahe eines markanten rechtwinkligen Sternendreiecks aufgefunden.

Ohne Elan – dafür sind die Bedingungen verglichen mit vor 14 Tagen nicht gut genug geht es weiter zu

NGC3949 – GX – UMa – (m11,2 – sbr12,6 – 2,9*1,7’) GH4,8
einer relativ kleinen GX, wegen der höheren Flächenhelligkeit rechne ich mir gute Chancen aus. Klappt dann auch ganz gut. Linkerhand eine Zickzack-Sternenkette, in der Fortsetzung dann die kleine GX. Oval, blass aber direkt beobachtbar. Sollte umdisponieren, aber eine GX

NGC4096 – GX – UMa – (m10,9 – sbr13,4 – 6,5*1,8’) GH4,8
versuche ich noch. Für 6-Zoll Öffnung bei diesem Himmel ein Grenzfall, wackle mit dem GF, vor – zurück, kräftig durchatmen, schauen, schauen ... ja, ab und an indirekt eine schmale längliche Aufhellung erahnbar. Mehr geht nicht! Mache eine Notiz. Beim nächsten Blick ist die GX verschwunden, trotz 5-min Bemühung bleibt dies so, Schleier haben hier den Rest gegeben.

Was soll es – hebe mir die ganzen Schätzchen für eine andere Nacht auf. Der Platz ist nicht schlecht gewählt, meist zieht es nur leicht, ab und an ist es etwas böig. Wenn der Wind über die Tubusöffnung streicht ist der „Sound of TAL“ zu hören; erstaunlich was für eine tiefe Stimme NaTALia hat. Mein nächstes Ziel

M40 – DS – UMa – [mag 9,6 – 10,1; 52,6“]
ist ein reiner „Abhaker“. Wäre es kein Messier-Objekt, würde ich keinen Blick verschwenden. Unspektakuläres Pärchen für mich nahezu identisch heller, gleichfarbiger Sternchen. Wie ich eben bemerke ganz in der Nähe noch 2 kleine GXen, welche mir nicht aufgefallen sind.

Lasse den Blick schweifen, Gem steht hoch, zenithnah. Hatte vor einigen Wochen Probleme mit DS Castor, und heute?

Alpa Gem (Castor) [mag 1,9 – 2,9; 3,9“]
total einfach! So einfach, dass ich meine letztes mal am falschen Loch gebaggert zu haben. Fast im Zenith ist das Seeing brauchbar, ja sogar ganz ordentlich. Habe Probleme mit der Schulter; bei der Gymnastikübung „Blick durch senkrecht gerichteten Sucher“ muss ich den Kopf stark drehen, dies spannt die „frisch“ genähte Haut und zieht ganz ordentlich. Zu Castor: bei 120-fach liegt eine deutliche schwarze Kluft zwischen den Komponenten, bei 160 fach wird diese zur Schlucht. Beide Sterne von weislicher Farbe.

Will weiter zu Jupi, erkenne gleichzeitig mit dem Gasriesen einen hellen, markanten OS im Sucher, der dann auch angepeilt wird:

M35 – OS – Gem – (m5,1 – sbr12 – 28*28’) GH4,8
ein Prachtstück. Erscheint mir viel größer als angegeben, greife zum 32er, um den Sternenknäuel ganz überblicken zu können. Für mich nahtlos geht der OS rechts mit einigen Dutzend Sterne 8er/9er Größenklasse weiter. Hohe Sternenanzahl – schön! Markante bogenförmige Sternenkette im OS, links durch 2 deutlich Orange Sterne, einer etwa 9ter , der andere etwa 7ter Helligkeit begrenzt.

Huhu – Huhu – Huhu! Hinter mir aus dem Wald ruft ab und an ein Käuzchen. So eine einsame Nacht hat schon was! Die Schulter schmerzt nun etwas mehr, aber Jupi muss noch gehen:


Jupiter
ein ganz ungewohntes Bild. Der Planet scheint neue Monde bekommen zu haben: links (Newton) 2 dicht beieinander nahe an Jupi (Io und Europa) , den nächste (Ganimed) etwa 7-fachen Planetendurchmesser von selbigen entfernt, ober- und unterhalb zwei ähnlich helle Lichtfünkchen – Hintergrundsterne!. Rechts dann Kallisto. Bei 120-fach erscheint der Planet noch ordentlich scharf, 160-fach ist heute das Limit für sinnvolle Vergrößerung. Neben den beiden Haupt- sind weitere schmale Atmosphärische Bänder erkennbar, blickweise mit messerscharfen Konturen – gar nicht schlecht!! Das breitere Band zeigt rechts oben nahe dem Rand eine deutliche Einbuchtung mit aufgesetzter „Beule“, der GRF?? Genieße den Anblick. Dann noch zu

Saturn
oh je, schon bei 120-fach ein einziges Wabern und schlingern, Cassini nur ab und an, nicht umlaufend. Breche ab.

Beim Einpacken offenbart ein Flugzeug in Landeanflug wie dunstgeschwängert die Luft ist, es schiebt einen ausgeprägten Lichtkegel vor sich her.

Grüße von

Achim
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p.s. Uma hat Appetit auf mehr gemacht, da gibt es noch so viel zum abgrasen!