Beobachtungsbericht
vom 15.03.2002, ca. 20.30h – 22.15h
Ausstattung:
Newton-Teleskop
, Öffnung 150mm, Brennweite 1200mm, (f/8) – „NaTALia“
parallaktischer
Montierung Vixen GPE, niedriges Holzstativ (Newton), motorische
Nachführung und Zweiachsensteuerung
verwendete
Okulare: 32mm Plössel [Omcon]; 10 mm Plössel
[Antares]; 7,5mm Plössel [Omcon]; 2-fach Barlow
Ort:
Emskirchen, 345 üNN
Temperatur: 5,4 C (20.30) ;
3,4 C (22.15h)
Grenzhelligkeit: Mag 4
Seeing: 1
Wetter:
Bewölkt, ab ca. 11.00h kämpft sich die Sonne durch, dunstig
mit hohen Schleierwolken
Objekte (Nach Kategorien sortiert):
Planeten:
Jupiter
Mehrfachsterne:
Alpa Gem, 15 Mon, 38 Gem, Zeta Cnc, Phi quadrat, 16 Cnc
Offene
Sternhaufen (GC): NGC 2264, M44
Ich
wohne zwar im Süden der Republik, aber beim Wetter immer noch
nicht südlich genug. Seit Montag (mit Ausnahme Donnerstag) immer
tendenziell sonnig, aber permanent mit Dunst und kräftigen
Wolkenschleiern. Hatte (bei Neumond) auf Deep-Sky gehofft, dafür
besteht aber keine Chance. Will mich mit Mehrfachsystemen trösten.
Dafür
fahre ich nicht auf freies Feld. Rund ums Haus Laternen und
Streulicht von Nachbarn, Nur zwischen Garage, Schuppen, Haus und
Nachbarmauer ist ein etwa 5m * 5 m lichtgeschützter Fleck –
mit stark eingeschränktem Gesichtsfeld. Zusätzliches
Hanikap: 6 längs gespannte Stahlseile als Rankhilfe für den
Blauregen. Trotzdem: besser als nichts.
NaTALia
ist neu justiert – erstmals mit Hilfe eines Justierlasters
(Baader). Habe diesen für meinen Selbstbau gekauft, bei dem der
Tubus aus zwei Teilen gefertigt ist. Nach Lieferung die vermeintlich
gut eingestellte TAL-Optik überprüft – Der Laserpunkt war
zwischen Spiegelzentrum und Rand, die Reflektion ging weit am
Fangspiegel vorbei – uff!! Einstellen war dann eine Sache von 3
Minuten.
Nun
dann Aufstellen – umsehen: ab etwa 40 Grad über den Horizont
kann ich im Süden einen Sektor von ca. 50 Grad breite einsehen.
Hoch am Himmel in Gem leuchtet Jupiter, von einen Dunsthalo
umstrahlt. Von Orion sind nur die oberen Sterne von Beteigeuze
angeführt zu erkennen. GH nicht bessrer als max. Mag 4 –
ähnlich wie bei einer klaren Vollmondnacht.
Beginne
mit
Jupiter
leichte
Gymnastikübung bei etwa 70 Grad Höhe. Mit dem 32er Oku ins
Zentrum der GF nehmen, Nachführung einschalten, dann mit
120-fach: Gut! Dann 160-fach: Ruhig steht der Planet im GF, im
unteren (NEB, Newton) Hauptband zwei dunklere rundliche Zonen,
gleichmäßig links und rechts der Hauptachse. Von GRF in
SEB nichts zu sehen. Einige weitere schmale Bänder sind zu
erkennen, der Kontrast ist gut aber nicht herausragend – hatte ich
schon besser. Lasse es nach 10 min gut sein. Auf die Idee, noch
höher
zu vergrößern komme ich zu dem Zeitpunkt nicht.
Neben
dem Dunst behindern breite Schleierbänder die Sicht
zusätzlich.
In „Klaren“ Regionen etwa Mag 4 bis 4,5, sonst teilweise
erheblich schlechter. Nun der erste Doppelstern
Alpa Gem (Castor) [mag 1,9 –
mag 2,9; 3,6“]
Eigentlich
ein 4-fach-System - hatte ich vor einigen Monaten mal gehört,
diesmal aber nicht daran gedacht, da im Karkoschka nichts darüber
steht: 2 Sterne mit nur 0,1“ Abstand – nicht im Traum zu trennen
plus ein 1,0“-Paar (hellere Komponente). Wie sich später
zeigt, wäre dies zumindest einen Versuch wert gewesen. Im 10mm
Oku bei 120-fach ist das (Doppel)-System bereits gut getrennt.
Erkenne bei idealem Fokussieren Beugungsscheibchen ohne wabern –
die Luft ist ausgesprochen ruhig.
Nun
will ich 15 Mon trennen. Suche eine Zeit im Karkoschka - liegt
mitten im Weihnachtsbaum-Sternhaufen
NGC2264 - OC – Mon - (m3,9 –
sbr10,2 – 20*20’)
GH4
Von
Xi Gem aus hangle ich mich heran. Im 32er ist dann der Weihnachtsbaum
gut zu erkennen. Schräg rechts auf der Seite liegend.
Auffällig
ein hellerer Stern am oberen Ende des Stammes kurz unter den ersten
„Zweigen“
15 Mon [mag 4,7 – mag 7,7;
2,7“]
Nach
Ciel auch wieder ein 3-fach-Stern, wie ich eben sehe. Habe mir schier
einen Wolf nach dem nur 2,7“ entfernten Begleiter gesucht.
120-fach, 160-fach: da MUSS der Stern doch getrennt sein, 240-fach
... kann es sein, dass der doch immerhin 3 Mag schwächere Stern
auf einem Beugungsscheibchen saß? Trotz sicherlich 15min
Anstrengung bin ich mir nicht sicher. Meine vielleicht etwas zu
erahnen Richtung Baumspitze. Wie eben nachgesehen, ist der
lichtschwächere Begleiter ein visueller und kein echter
Doppelstern.
Etwas
frustriert nächster Versuch:
38 Gem [mag 4,7 – mag 7,7;
6,3“]
Die
Helligkeit der Komponenten identisch wie 15 Mon, nur etwas mehr als
doppelt so weit auseinander. Dank Xi Gem, welcher mit bloßem
Auge zu erkennen ist schnell aufzufinden. 120-fach: deutlich
getrennt, mit richtiggehender breiter Schlucht! Versuche das ganze
mit dem 25er TAL-Plössel (48-fach), auch damit – wenn auch
gerade so – als Doppelstern zu identifizieren. Die hellere
Komponente strahlend weis, der Begleiter mit einem zarten
orange-Hauch – ein schönes Paar. Zu meinem Erstaunen gilt auch
hier (Ciel): der hellere Stern ist ein Sternenpaar mit 1“ Distanz
und ein echter DS, der „Begleiter“ dagegen steht nur zufällig
in der „Nähe“, da 91 LJ entfernt im Unterschied zu 80 LJ bei
den anderen.
Kann
gar nicht glauben, dass 38 Gem so kinderleicht geht, bei 15 Mon es
aber einfach nicht recht klappen will. Zurück zu 15 Mon:
gleiches „Ergebnis“ – verstehe ich nicht! Ich vergrößere
sogar bis 7,5mm + Barlow = 320-fach! Unerwartet kann ich immer noch
gut fokussieren, der Stern zeigt deuliche Beugungsringe, ist nach wie
vor nicht flächig-verwaschen. So ruhig war die Luft seltenst
(noch nie?)
Gem
ist bereits etwas nach Osten ausgewandert. CNC kaum zu erahnen.
Lediglich Beta CNC ist klar erkennbar. Von Beta Gem ausgehend hangle
ich mich westwärts, ein im Sucher erkennbares Sternedreieck
markiert das Zielgebiet:
Phi quadrat CNC [mag 4,7 –
mag 7,7; 5,2“]
ein
echtes Zwillingspärchen. Gleich hell, gleiche Farbtemperatur.
Die Sterne stehen einträchtig über einander. Betrachte bei
120-fach und lasse die Sterne langsam durchs GF wandern. Ruhe
überkommt mich. Kann ich Ciel glauben? Schon wieder sagt das
Programm, nicht 2-fach: 4-fach!! Beide gesehene Komponenten wären
für sich genommen Doppelsysteme, mit 1,3“ bzw. 0.6“ Distanz!
Werde ich bei Gelegenheit zu überprüfen versuchen, 1,3“
bei ähnlicher Helligkeit traue ich NaTALia bei guten Bedingungen
zu.
Die
Suche nach dem letzten DS des Abends, 16 CNC verläuft schwierig,
mehrere Anläufe unter Zuhilfenahme vom M44 als Fixpunkt
führen
dann zum Ziel:
16 CNC 3-fach[mag 5,0[mag 5,6
– mag6,0; 0,9“] –
mag 6,1; 6,2“]
Die
etwa 6 Bogensekunden Abstand fallen bei 120-fach sofort ins Auge, bei
dem geringen Helligkeitsunterschied ein klacks. Die schwächere
Komponente einen Tick gelblicher, etwa auf 120Grad (Newton)
auszumachen. Jetzt reitet mich der Teufel: über 240-fach bis
320-fach steigere ich die Vergrößerung und ... ja!!!
Jubel!! Es geht!!. Die Luft ist super ruhig. Fokussieren gelingt gut,
mein Beobachtungsfleck steht 100%-ig windstill, es passt alles! Meist
wie eine Amöbe bei der Teilung, mit eingeschnittener Mitte,
zeitweise richtig getrennt – einfach super!! Alle 3 Sterne stehen
nahezu in einer Reihe, der mittlere ganz leicht nach links versetzt.
Mit 6-Zoll 0,9“, damit dürfte die Optik ausgereizt sein. Mich
macht Ciel schon wieder stutzig: Es sollen schon wieder 4! Sterne
sein, der lichtschwächere Stern sollte ein Paar mit 2,3“
Abstand sein, ist mir nicht aufgefallen; habe zwar nicht darauf
geachtet, aber kann man das übersehen?. Kann das jemand
überprüfen? Die Eine Komponente soll HR
3210 HD 68255 mit V-vis 6,2 Mag, die andere TYC1381-01641-1 mit V-vis
5,8 mag sein.
Um
der Wahrheit die Ehre zu geben, GX-en sind mir lieber, war aber
trotzdem interessant, bei engen Paaren muss man aber viel Zeit und
Geduld mitbringen. Mit dem Seeing hatte ich aber auch riesig glück!
Doppelte
Grüße von
Achim
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p.s.
Die Daten habe ich mir aus Skymap-Pro (Distanzinformationen) und Ciel
zusammengetragen.