Bericht vom 31.03.2003; 21.30h - 00.30h
Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 350mm, Brennweite 1790mm, (f/5,11)
PHOENIX
Dobsonmontierung
verwendete Okulare 32mm SWA Erfle ; 13mm
Nagler Typ1, 7 mm Siebert
Ort: ca. 7km Hersbruck, 500 üNN
Temperatur: 21.30h ca 4 C ; 00.30h ca. 0
C
Seeing: 3
Wetter: tags sonnig und sehr klar, mit
einsetzen der Dämmerung leichte Schleier
Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Galaxien: NGC4494, NGC4565,
NGC4448, NGC4251, NGC4778, NGC4283, NGC4274, NGC4314,
UGC7698,
NGC4631, NGC4627, NGC4656, NGC4657, M87 NGC4476, NGC4478, NGC4486A,
NGC4452, M51, NGC5195 plus viele überflogene Viro-GXen
Vor
etwa 1 Woche hatte ich im TAL-Forum Kontakt mit Mike, einem
Sternenfreund, der auch in der Nähe des Nbg-Ballungsraums wohnt.
Wir
wollten einmal gemeinsam spechteln. Mike hatte angerufen, nach kurzem
Zögern (Müde wegen gestohlener Sommerzeit-Stunde) sage ich
zu, und
fahre gegen 20.15h los. Mike wohnt nahe Hersbruck. Für die doch
ca.
60km brauche ich gut 35min. Nach kurzem Hallo fahren wir zu Mikes
Beobachtungsplatz, etwa 7 km östlich Hersbruck in der
fränkischen
Schweiz. Kurz vor dem Ziel geht es 1km mit 12% bergan, durch ein
kleines Dorf, etwa 500 über Schotterweg auf eine Wiese.
Um
21.20h ist die astronomische Dämmerung fast abgeschlossen, tief im
W
ist es noch tiefbläulich. Richtung W ist die Nbg. Lichtglocke
bemerkbar, aber erträglich. Der Platz ist ganz ordentlich: Nach W,
N
und O ein 0-Grad-Horizont, nach S das Gelände leicht aufsteigend
mit
Waldrand in ca. 50m Entfernung. Ab und an streichen Lichtkegel
vorbeifahrender Autos über die Wiese, Gott sei dank immer von
hinten,
so dass die Beeinträchtigung erträglich bleibt.
Zunächst
wird aufgebaut. PHOENIX steht in 4min komplett vor Ort, mit
Sucherjustage an Polaris verbringe ich nochmals 2min. Derweil werkelt
Mike an der TAL-Montierung. Peile kurz auf M42, um Mike die
Lichtstärke
des Suchers zu demonstrieren. Der Blick durchs Hauptinstrument ist
hell, aber unscharf, schon bei 56-fach. Ah: habe justieren vergessen.
Auch ist die Nachführung nicht so stabil wie gewohnt. Liegt es am
relativ weichem Wiesenboden?. Doppel-Ah: habe die Spanner der unteren
Klemmblöcke nicht geschlossen. Zurück auf Polaris, justieren
des
Hauptspiegels (war erstmalig deutlich verstellt), Rigel und
Newtonsucher nochmals einstellen. Vom Arbeitstag und fehlendem Schlaf
bin ich recht geschlaucht und unkonzentriert, merke ich jetzt schon, es
wird sich die Nacht fortsetzen.
GH-Check: -Umin-Kasten und Deichsel
sind komplett, mit etwas Mühe kann
ich Blickweise 19Umin ausmachen, also ca. Mag 5.5 (sehe ich jetzt, zu
Mike hatte ich 5,2 gesagt)
Mit leichten Aufsuchschwierigkeiten
starte ich im Coma-Haufen
NGC4494 - GX - COM - (mag 9,8 - sbr 12,9; 4,5 *
4,3') GH 5,4
einer
GX mit deutlich hellem Zentralbereich, der relativ schnell zum runden
Halorand an Intensität verliert. Die GX ist mir nur ein
Leuchtfeuer hin
zu
NGC4565 - GX - COM - (mag 9,6 - sbr 13,3; 14,9 *
2,0') GH 5,4
seit
letzter Woche eine meiner absoluten Lieblings-GXen. Im 32er
eingestellt, dann im 13er bei 138-fach bewundert. Unglaublich schlank
die GX, langgezogener hellerer Zentralbereich, in der Mitte eine
leuchtende kugelförmige Zentralkondensation. Die GX ist von 1h
nach 7h
ausgerichtet, etwas rechts (unterhalb) der Hauptachse erkennt man
deutlich ein schmales Staubband, das über gut 2/3 der
Längsausdehnung
markant auszumachen ist. Einfach eine Schau. Auch Mike ist von der GX
beeindruckt. Im 6-Zoll-TAL macht NGC4565 auch eine gute Figur, am
besten in Mikes 14er Pentax bei 86-fach. Das Staubband ist ebenfalls
(schwach) erkennbar.
An Gamma COM orientierend verweile
ich bei
NGC4448 - GX - COM - (mag 11,1 - sbr 12,8; 3,6 *
1,3') GH 5,4
nicht
schlecht! Das relativ langgestreckte GX-Oval liegt quer im GF. Runde
Zentralkondensation bis nahe des Halo-Randes. Um das Zentrum ein ovaler
Zentralbereich. Auf 9h etwas außerhalb ein Vordergrundstern 14.
Klasse.
Bin mir nicht ganz sicher, meine im Halo zarte Strukturen zu erahnen.
Wieder
von Gamma COM ausgehend suche ich eine ganze Weile die nächste GX.
Trotz Mega-Sucher habe ich meine Probleme. Ich bekomme Karte
(Ciel-Ausdruck) und Bild nicht richtig in Einklang, 3, 4 Anläufe
schlagen fehl. Mir bin ich richtig? Nach Riegel ja, im REITERLEIN ist
auch ein hellerer Stern zentral. Mir dämmert es: hatte die
Zugschraube
nur lose angezogen und den Sucherdobs verstellt. Wieder an Polaris
ausrichten, dann klappt es.
NGC4251 - GX - COM - (mag 10,7 - sbr 12,4; 3,6 *
2,5') GH 5,4
dieses
mal eine GX mit etwas breiterem Oval, heller, ebenso ovaler
Zentralbereich. Direkt auf der Hauptachse der von 2h nach 8h
ausgerichteten GX rechts, noch innerhalb des Halos ein etwa Mag13
Vordergrundstern.
Gut 1 Grad mehr nördlich stehen
mehrere GX’en dicht beieinander:
NGC4278 - GX - COM - (mag 10,2 - sbr 13,1; 4,0 *
3,9') GH 5,4
NGC4283 - GX - COM - (mag 12,1 - sbr 12,9; 1,4 *
1,4') GH 5,4
fallen
mir zunächst auf. NGC4283 wirkt wie der kleine Bruder der
erstgenannten
GX. Kreisrund mit markant hellem Zentrum, schnell deutlich blasser
werdend, ganz zart auslaufend. Nach Ciel ist die visuelle Helligkeit
fast 2 Mag unterschiedlich, mir kommt es wesentlich weniger vor, dies
dürfte am sehr blassen, relativ ausgedehnten NGC4278-Halo liegen.
Noch
in unmittelbarer Nähe, mit nur ca. 8 Bogenminuten Distanz erkenne
ich
schwach
NGC4286 - GX - COM - (mag 13,1 - sbr 13,4; 1,5 *
1,9') GH 5,6
fast
schon eine Fuzzel-GX, diese steht etwa in einer Linie beiden
vorgenannten GX’en. Die geringe Helligkeit verteilt sich auch
das für mich eher längliche oval. Fast stellar wirkt die
recht kleine
Zentralaufhellung. Direkt oberhalb eine dichte 3er Sternenkette, die
rechte Komponente an der Wahrnehmungsgrenze.
NGC4274 - GX - COM - (mag 10,4 - sbr 13,3; 6,8 *
2,4') GH 5,6
kann
mit gut 20 Bogenminuten Abstand gemeinsam mit den letzten 3 Gxen in
Augenschein genommen werden. Deutlich länglich, von 1h nach 7h im
GF
ausgerichtet.
NGC4314 - GX - COM - (mag
10,6 - sbr 13,4; 3,9 * 3,7') GH 5,6
dagegen
kann ich nicht mehr gemeinsam im 13er GF erfassen. Mit knapp 2/3 Grad
ist der Abstand hierfür zu groß. Ich wechsele das Oku gar
nicht, dank
der relativ großen Öffnung ist das Bild hell genug, meine
nächstes
kurzbrennweitiges Oku (10mm) weist ein mit nur 52 Grad kleines GF auf,
da habe ich keine Motivation zum wechseln. Zu NGC4314: markant heller,
länglicher Bereich in eher rundlichem, sehr blassem Halo. Die
Zentralaufhellung ist ähnlich wie bei NGC4274 orientiert. Ein
Mag14Stern im Halo-Außenbereich, direkt entlang der Hauptachse
gelegen.
Eben lese ich nach, dass es sich um eine Spiral-GX handelt, Arme konnte
ich leider nicht ausmachen.
Langsam pirsche ich mich an ein
Highlight heran, auf dem Weg liegt eine harte Nuss:
UGC7658 - GX - CVN - (mag 12,6 - sbr 16,1; 6,5 *
4,5') GH 5,6
Ich
verbiege mir wenige Minuten die Augen, indirektes sehen, Oku-wackeln
… ja? Nein? Ja? ... hmmm meine ab und an einen recht
flächigen Schemen zu erahnen, eine 100%ige Bestätigung kann
ich aber
nicht geben.
Bin müde, mir ist kalt
– ab und an weht
es leicht bis mäßig, überwiegend von hinten. Mike ist
mit Feuer und
Flamme beim GX-spechteln im Virgo-Haufen. Er arbeitet mit Teilkreisen,
mit Starhopping hat Mike sich bisher noch nicht anfreunden können.
Bei
mir ist es genau anders herum. Um ehrlich zu sein, ich habe es nie mit
Teilkreisen versucht, beim Dobs hat sich dies jetzt eh erledigt. Mein
nächstes Ziel weckt die Lebensgeister:
NGC4631 - GX - CVN - (mag
9,2 - sbr 13,1; 15,2 * 2,8') GH 5,6 mit
NGC4627 - GX - CVN - (mag 12,4 - sbr 14,1; 2,2 *
1,7') GH 5,6
die
Herings-GX. Ein wirklicher Brummer! Fast waagrecht im GF, hell, ohne
Zentralaufhellung, über die ges. Fläche
„wolkig“
strukturiert, kein geschlossenes Staubband. Knapp unterhalb, direkt am
Rand ein Mag 13/14-Stern, dann etwas dunkler Zwischenraum zu NGC4626,
einem blassen aber doch deutlichem GX-Oval. Von 11h nach 5h
ausgerichtet Längen-Breitenverhältnis ca. 5:3. Ein weiterer
Vordergrundstern fällt auf. An der äußersten linken
Halo-Spitze ein
etwa Mag15-Fünkchen. Auch Mike ist ganz weg, einfach toll die GX
bei
138-fach.
Unmittelbar in der Nachbarschaft,
mit dem ca. ½ Grad
GF aber nicht gemeinsam zu schaffen eine weitere große GX,
deutlich
blasser:
NGC4656 - GX - CVN - (mag 10,5 - sbr 14,5; 15,3
* 2,4') GH 5,6 mit
NGC4657 - GX - CVN - (mag
10,6 - sbr 10,1; 1,1 * 0,7') GH 5,6
edge-On,
sehr langgezogener, recht blasser Halo, der sich einem nach und nach
mit Geduld und indirektem Sehen erschließt. Markant, dass die
hellere,
ebenfalls längliche Zentralzone nicht mittig steht, sondern
vielmehr
sich von der Mitte nach rechts konzentriert. In der Nachbereitung sehe
ich, dass es sich hier um NGC4657 gehandelt hat, die kleine Begleit-GX
steht direkt vor NGC4656, von daher rührt die vermeintliche
Asymmetrie.
Mike wirbelt immer noch im
Virgohaufen, in die Richtung ziele
ich nun auch, es ja nur ein Schwenk nach unten. Davor schweift der
Blick. Über der Nürnberger Lichtglocke ist mehr und mehr
Dunst zu
erkennen, teilweise auch breitgezogene Reste von Kondensstreifen. In
unserer Beobachtungsrichtung bleibt es aber ganz ordentlich.
Mein
„nur nach unten schwenken“ wird ein Problem: ich
finde den Einstieg nicht. Man will ja schließlich wissen, welche
GX’en man im Moment betrachtet. In der Vergangenheit hatte
ich immer beim großen „T“ begonnen, das will
sich
einfach nicht finden lassen. 3 Grad Sucher-GF sind nicht schlecht, in
einer großflächig sternenreichen Region aber doch knapp. Nun
von
Epsilon VIR aus: peile schlampig mit dem Rigel, im REITERLEIN starte
ich von der falschen Position. Brauche sicherlich 10min, bis ich meinen
Fehler bemerke und korrigiere.
Über M60, M59, M58, M89 plus
diversen Kleinkram hoppe ich zum GX-Knödel
M87
- GX - VIR - (mag 8,6 - sbr
13,0; 8,7 * 6,6') GH 5,4 mit
NGC4478 - GX - VIR - (mag 11,4 - sbr 12,7; 1,8 *
1,5') GH 5,4
NGC4476 - GX - VIR - (mag 12,2 - sbr 12,8; 1,8 *
1,3') GH 5,4
NGC4486A - GX - VIR - (mag
11,2 - sbr 10,3; 0,8 * 0,7') GH 5,4
die
ersten 3 GX auffallend mit dem 1. Blick, letztgenannte dann auch ohne
Schwierigkeiten. M87 erscheint als sehr flächiges, breites Oval
mit
gradueller Helligkeitszunahme zum flächigen Zentrum hin, nur 8
Bogenminuten Richtung 10h steht NGC4478, viel kleiner, aber ebenso wie
NGC4476 (weitere 4’ Richtung 8h von NGC4478) mit sehr hellem
Zentrum. NGC4476 in Form eines Ovals, NGC4478 kreisrund. Das Bild wird
von einigen Feldsternen von Ma12 und schwächer garniert. Ebenfalls
ohne
Konturen, noch wesentlich kleiner aber recht hell wirkt NGC4486A, fast
wie ein nicht auflösbarer GC.
Warum M87? Mike ein kürzlich v
von Armin Quante gepriesenes GX-Paar (NGC4550 / 51) in der
Ecke gefunden zu haben, ich sollte bestätigen. Die vermeintliche
Position des Pärchens erwies sich als falsch, dafür wurde
NGC4452 - GX - VIR - (mag 12,0 - sbr 12,4; 2,7 *
0,6') GH 5,4
gefunden. Nach den vielen Kreisen
und Ovalen eine Spindel. Rechterhand ein markant heller Mag11
Vordergrundstern.
Im
Virgohaufen habe ich fast keine Aufzeichnungen gemacht, der mentale
Akku war leer. Ich bin noch Makarians GX-Kette entlanggefahren, meist
3, 4 und mehr GX'en im ½-Grad großen effektiven GF. Meine
Verfassung hat ein genießen und intensive Würdigung leider
nicht mehr
zugelassen.
Ganz anders Mike: voll Elan, von GX
zu GX. Sein
Pärchen NGC4550/51 hat er noch gefunden. Das TAL2 ist ein feines
Teleskop, damit kann man über Jahre hinweg seine Freude haben.
Einige
Schlucke von Mikes Tee mit Rum halfen bei etwas gegen die Kälte,
die
mehr und mehr in die Knochen kroch. Beschieße Schluss zu machen.
Nein,
die Whirlpool-GX will ich Mike noch zeigen:
M51
- GX - CVN - (mag 8,6 - sbr
12,9; 10,8 * 6,6') GH 5,7
NGC5195 - GX - VIR - (mag 9,6 - sbr 12,9; 5,9 *
4,6') GH 5,7
Ahh!!!
Da zieht es mir fast die Schuhe aus. Im 32er Oku ordentlich groß,
auf
den ersten Blick mit Sprialarmen. Und wie schön! Wir erkennen die
blasse Lichtbrücke hin zu NGC5195. Die beiden umschlingenden Arme
weisen einige Lichtknoten auf. Auf der NGC5195 gegenüberliegenden
Seite
des Zentrums ein auffälliger Mag 13? Vordergrundstern. Hier macht
verweilen richtig Spaß. Mike holt zwei seiner PENTAX-Okus;
zunächst das
14er im Vergleich zu meinem 13 Nagler. Für mich vom Kontrast und
Helligkeit kein erkennbarer Unterscheid, das Oku ist im f/5,1 Newton
sehr gut randscharf. Mit ca 65 Grad scheinbares GF eine gute Wahl. Wir
nehmen dann noch das 10er Pentax, da wird M51 noch etwas
größer,
opulenter.
Meine Euphorie hält nur kurz
vor, wich machen
Schluss. Mein Dobs ist schnell verstaut, Mike braucht doch einiges
länger bis alles abgeschraubt und verstaut ist. Abschließend
betrachten
wir nochmals den Himmel: Dunst und Schleier nach O und NO, sonst gut.
Beim plaudern über Grenzhelligkeit versuchen wir diese nochmals zu
bestimmen. Im UMA-Kasten (genau im Zenith) erkenne ich 3 Fünkchen;
auf
einer gedachten Verbindungslinie zwischen 2 Kastensternen einen
weiteren. Ob der noch dazuzählt? GH dürfte etwa Mag5,8 sein.
Bei
der Heimfahrt zeigt die Autouhr 23.50h Nach 40min Fahrzeit bei
Auspacken ist es 01.30h. Nanu? Im Auto war noch nicht Sommerzeit.
Müde
mit etwas Kopfschmerzen krieche ich ins Bett. Es reicht, heute wird
ausgeschlafen.
Klaren Himmel und Muße zum
spechteln wünscht
Achim
>
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