Bericht vom 04.04.2003; 21.50h bis 22.45h

Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 350mm, Brennweite 1790 mm, (f/5,11) PHOENIX auf
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 32mm Wide-Angle (mod. Erfle); 13mm Nagler Typ1, 7mm Siebert
Ort: freies Feld, ca. 5 km außerhalb Emskirchen, ca. 390 m üNN
Temperatur: 22.00h 12,5 C; 23.50h 8,7 C
Seeing: 3


Wetter: Blau-Weißer Himmel, abends lösen sich die Wolken auf
Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung)
Galaxien (GX): (M65, M66, NGC3628), NGC3227, NGC3226, NGC3222, NGC3171, NGC3193, NGC3290, NGC3187, NGC3185, NGC3221, NGC3162
Kugelsternhaufen (GC): M13

Komme um 19.00h nach Hause, erst noch eine halbe Stunde Steineschleppen (Weg zum Pflastern), Abendessen, Mailpost abarbeiten. Die Wolken haben sich aufgelöst, es gibt aber viele Schleier, Reste von Kondensstreifen. Wird nichts, denke ich. Um 21.00h sind die Schleier weg, also doch! Teleskop rausstellen, na, das wird knapp mit dem Temperieren.

An gewohnter Stelle baue ich den Gitterrohr-Dobson auf. Ich habe das Teil Daheim die Tage koliminiert, denn ich bin mit der Abbildung nicht richtig zufrieden. Wenn ich Winfrieds überschwängliche Schilderungen von Knackscharfen Planetenabbildungen bei 500-fach vergegenwärtige, da kann ich nicht mithalten. Tja, Vergleichen ist der Anfang aller Unzufriedenheit! Koliminiert habe ich mit der Filmdose, mit dem Justierlaser bestätigt. Der Laser hat leider zu viel Spiel im Auszug und ist nur bedingt geeignet. Bei meinen Stangenklemmungen habe ich die Befürchtung, dass diese keine justierstabile Montage sicherstellen.
Sehe mich um: mäßig dunkel, im Umin etwa GH von Mag 5,4; Theta ist zu halten, 19Umin blitzt ab und an kurz auf. An Polaris justiere ich den Rigel und justiere den Suchernewton.

Dann beginne bei M65, M66 und NGC3628. Das GX-Triplett hatte ich kürzlich beschrieben, spare ich mir heute. Meine Zielregion steht etwas höher, auch im Leo. Zwischen Gamma und Zeta-Leo, im Löwenhals verbergen sich einige GX'en. Mit dem 32er Oku im Auszug hoppe ich von Algieba (Gamma Leo) ein knappes Grad Richtung Osten und werde gleich fündig:

NGC3227 GX LEO (m10,3 sbr13,4 ; 6,6*5,0') GH 5,4 und
NGC3226 GX LEO (m11,4 sbr13,8 ; 2,5*2,2') GH 5,4
Aus meinem Kartenausdruck ging nicht hervor, dass es sich um ein GX-Paar handelte, der Anblick war aber eindeutig: Breiter Ovaler Halo, fast quer im GF liegend mit zwei deutlichen Zentralaufhellungen, fast symmetrisch links und rechts angeordnet, beide Zentren ähnlich hell und ähnlich groß. Links, etwa ½ GX-Durchmesser entfernt zwei Mag 13-Sterne, rechts oberhalb eine 3er Mag12-Sternengruppe. Ich hatte schnell auf das 13er Nagler gewechselt, das sich als mein GX-Oku etabliert hat. Mit im GF, doch einiges schwieriger auszumachen

NGC3222 GX LEO (m12,8 sbr13,0 ; 1,2*1,0') GH 5,4
Klein, rundlich, Zentralaufhellung relativ ausgeprägt; auf 2h ein einzelner Mag14 Vordergrundstern, etwa 5 Bogenminuten entfernt. Beim ersten Blick - noch vom Rotlicht etwas geblendet - hatte ich nur einen Lichtfunken erahnt und nur einen direkt bei der GX stehenden Mag15? Vordergrundstern bemerkt.

Mit dem 13er Oku (bei 137fach) kommt mit der knapp 2 Grad Starhop zu

NGC3177 GX LEO (m12,4 sbr12,8 ; 1,5*1,2') GH 5,4
Deutlich weiter vor. Markant eine halbkreisförmige Sternenkette (Mag 10 bis Mag13) aus gut einem Dutzend Mitglieder, etwas links oberhalb davon die rundlich-ovale GX. Deutlicher Zentralbereich mit relativ kleinem Halo.

Gut ein ¾Grad nördlich kommt es dann dick: zunächst 3 Gxen auf einem Blick, mit etwas Geduld sogar 4!

NGC3193 GX LEO (m10,9 sbr13,1 ; 2,9*2,8') GH 5,4
Runde Form, flächig, Aufhellung mit kleinem Zentrum, schnell zum blassen Halo übergehen.. Am Halorand, auf 8h ein Vordergrundstern 10. Helligkeit.

NGC3190 GX LEO (m11,1 sbr13,1 ; 4,0*1,5') GH 5,4
Steht in unmittelbarer Nähe, nur gut 5 Bogenminuten oberhalb im GF. Deutlich längliche Form, erscheint mir heller verglichen mit NGC3191. Ausrichtung von 4h nach 10h. Helligkeit nicht gleichmäßig, knapp oberhalb der Hauptachse ein Staubband im Halo? Bin unsicher, da das vermeintliche Band nicht über die gesamte GX-Länge reichen würde.

Noch eine Nachbar-GX,

NGC3187 GX LEO (m13,4 sbr14,7 ; 2,9*1,2') GH 5,4
Ist deutlich schwerer auszumachen. Ohne Karte hätte ich die GX übersehen. Nur mit etwas Geduld und Konzentration lässt sich ein blasser Schemen erahnen, der nach und nach etwas deutlicher wird. Kein einfacher Fleck, nein, etwas unregelmäßig. Weiter Nördlich wird es einfacher bei

NGC3185 GX LEO (m12,2 sbr13,4 ; 2,1*1,4') GH 5,4
Die GX steht etwa auf 1h von NGC3191 gesehen, etwa einen halben GF-Durchmesser des 13er Naglers entfernt. Etwa waagrecht im GF ausgerichtet. Links versetzt zwei Mag13-Sterne, GX mit blasser Zentralaufhellung.

Die Öffnung macht es, die Gxen sind ähnlich leicht wie z.B. M65/M66 im 8-Zöller bei vergleichbarem Himmel. Rechts der GX-Gruppe orientiert, etwas weniger als 1 Grad entfernt finde ich

NGC3221 GX LEO (m11,1 sbr13,1 ; 4,0*1,5') GH 5,4
Als länglichen Schemen, rechts unterhalb einer 3er Sternengruppe; nach Dunkeladaption vom Rotlicht etwas deutlicher. Schmal, ohne Strukturen für mich, die GX-Spitze zeigt links auf einen Mag 12 Vordergrundstern. Nach

NGC3162 GX LEO (m11,6 sbr13,7 ; 3,1*2,7') GH 5,4
Ist die Ecke abgegrast. NGC3162 verglichen zur vorherigen GX relativ ausgedehnt, ohne markantes Zentrum. In der Region stehen einige Vordergrundsterne, ein Mag12-Vertreter rechts des Zentrum im GX-Halo.

Es ist bereits 23.30h durch, höre die Kirchenglocken. So richtig dunkel wird es die Nacht nicht. Im nächsten Dorf, etwa 1km entfernt wurden neue Laternen errichtet. Es wird Zeit, dass das der Mais wächst, dann werden die abgeschattet. Und nun? Einen GC zum Optiktest, M13, das erste mal seit langem. Herkules steht noch recht niedrig im Osten, aber doch gut auszumachen. Im Sucher ist der GC nicht zu übersehen, ein sehr helles flächig-rundes Objekt.

M13 GC HER (m5,9 sbr12,0 ; 23,2*23,2') GH 4,8
Bei 137fach riesig hell, beeindruckend groß. Im 7er Siebert bei 256-fach wird das GF zum Großteil gefüllt, mit 2-fach Barlow bei 512-fach dann gesprengt. Unzählige Einzelsterne sind erkennbar, von ganz blass bis deutlich hell. Doch leider nicht punktförmig, sondern etwas flächig. Und wieder kommen die Zweifel an meiner Optik, da auch bei 256-fach die Sterne nicht mehr punktförmig waren. Trotzdem, dem Anblick ist gigantisch, M13 das bekannte Highlight.

Vor dem Abbauen teste ich nochmals an Polaris, mit 512-fach. Erste Erkenntnis: es war noch nicht optimal fokussiert. Zweite Erkenntnis: Vom Schwingungsverhalten ist PHOENIX sehr gut, auch bei dieser Vergrößerung dauert völliges Ausschwingen nach Anstoßen weniger als 1 Sekunde. Dritte Erkenntnis: Seeing (wahrscheinlich überwiegend lokal) ist sehr mäßig. Vierte Erkenntnis: Da extrafokal der Außenring etwas überbetont, intrafokal die Beugungserscheinungen weniger ausgeprägt sind, sollte ich es mit abblenden der äußersten mm mal versuchen, vielleicht wird es dann besser.

Klaren Himmel wünscht

Achim
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