Bericht vom 28.10.2003; 20.10h - 22.20h
Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 350mm, Brennweite 1790mm, (f/5,11)
PHOENIX
Dobsonmontierung
verwendete Okulare 30mm Karl Zeiss
Militäroku ; 13mm Nagler Typ1, 9 mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ 6
Ort: ca. 4km außerhalb Emskirchen,
390m üNN
Temperatur: 20.00h 1,7 C ; 22.30h -1,2 C
Seeing: 3 ?
Wetter: tags sonnig und klar, bleibt
auch in der Nacht gut
Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Planetare Nebel: NGC 7662
Galaxien:
NGC7640, UGC12588, NGC7541, NGC7537, NGC7331, NGC7335, NGC7340,
NGC7320, NGC7318, NGC7319
Es
ist schon eine ganze Weile her, dass ich Beobachtungsberichte
geschrieben habe. Dies lag zum Teil an fehlender Resonanz, aber auch an
fehlendem "Drive". Die letzten Monate hatte ich auch nur wenig
beobachtet, dies dann auch etwas ohne Herz, Beruf und ATM standen mehr
in Vordergrund. Nun hatte ich mir vorgenommen, ganz entspannt
vorzugehen, im Vorfeld hatte ich mir diesmal ein paar Objekte
ausgesucht.
Schon um 18.00h musste Spiegelbox
und Hut zum Kühlen
vor die Tür, gut angezogen ging es gegen 8Uhr los zu meinem ersten
Beobachtungsplatz, nur 5min entfernt. Einen anderen Platz mit rundum
0Grad Horizont gebe ich mehr und mehr auf, dank Kirchturmbeleuchtung
die ganze Nacht durch und mehr und mehr Scheinwerferlicht entfernt
vorbeifahrenden Autos. In aller Ruhe ist der Gitterrohr-Dobs in 5min
aufgebaut und alles bereitgelegt, Startest zeigt noch etwas thermisches
blubbern, die Justierung ist aber o.k.
Ah! Der Himmel ist
vielversprechend! Horizontnah ist es etwas diesig, zum Zenith hin wird
es aber richtig gut. Eine Abschätzung bei Umin zeigt etwa Mag 5.5,
höher noch etwas besser. Hoch oben fange ich an. Kappa und Jota
AND
sind naked eye erkennbar, von dort beginne ich den Starhop zu
NGC7662 - PN - AND - (mag
8,6 - sbr 5,6; 0,3 * 0,2') GH 5,8
bekannter
als Blue Snowball. Bei meiner Minimalvergrößerung (60-fach)
im 30er Oku
ist der Planetare Nebel bereits als solcher eindeutig zu erkennen, ein
sehr heller, leicht flächiger Fleck. Dann im 13er, 9er. Bei
200-fach
erkenne ich einen leicht dunklere Mitte, etwa ¼ des
Durchmessers. Noch
eine Stufe höher (5mm bei 358-fach) reicht das Seeing nicht mehr
für
ganz punktförmige Sternenabbildungen. Nachlaufend zum PN in etwas
mehr
als PN-Durchmesser Entfernung ein Mag14?-Sternchen. Südlich in gut
dreifachem Abstand zwei ähnlich helle Sterne. Farbeindruck war bei
Minimalvergrößerung deutlich bemerkbar, ging mir dann aber
mehr und
mehr verloren.
Eine ältere Aufsuchkarte von
mir zeigt nicht
weit entfernt wenige GX’en, mit dem Auge am Sucherdobs
gelingt der Starhop in etwa 2 Minuten, und
NGC7640 - GX - AND - (mag
11,3 - sbr 14,5; 10,0 * 1,9') GH 5,8
ist
im 30er Oku erkennbar. Blass, aber nicht schlecht! Greife dann zum 13er
und wünsche mir ein Oku dazwischen, ich träume von einen 19er
Panoptik.
Ich verweile, mit Geduld wird es immer besser! Wechsele aufs 9er Oku
(199-fach), ja, noch etwas besser. Eine wirklich schöne Galaxie,
Längen/Breitenverhältins etwa 5 zu 1. Blasser, langgezogener
Halo mit
merklich helleren, länglich-ovalem Zentralbereich. Ausrichtung
etwa
Nord-Süd. Eine Reihe von Feldsternen ab Mag11 sind in dieser
Region
erkennbar, Im Norden begrenzt eine in einer kurzen Linie stehende 3er
Gruppe (Mag11, 13, 13), im Süden eine 2er Gruppe (Mag 12, 13) die
Halo-Ausläufer. Im GF oberhalb der Längsachse (W) erahne ich
einen
Streifen etwas geringerer Helligkeit im Halo, oberhalb des
Zentralbereichs. Zum Zentrum leicht unterhalb, seitlich versetzt (SO)
ein Vordergrundstern jenseits Mag14. Für mich eine wirklich
interessante GX, die mit Geduld doch einiges an Interessanten offenbart!
Angespornt von dem gesehenen geht es
an ein schwieriges Objekt:
UGC12588 - GX - AND - (mag 13,2 - sbr 14,2; 1,9 *
1,9') GH 5,8
auf
den ersten Blick nicht erkennbar, hier bedarf es mehr Geduld. Im
Verlauf der nächsten 5 Minuten durchlaufe ich verschieden Phasen:
Zunächst ab und an indirekt, dann mehr und mehr stabil indirekt,
direkt
aber immer noch nicht dauerhaft zu fassen. Face-on ist ein
regelmäßiger, runder Schemen auszumachen mit nur sehr
schwachem
graduellen Helligkeitsverlauf. Die beste Vergrößerung ist
auch hier mit
dem 9mm gewählt, der Hintergrund wird schon deutlich dunkler,
1,8mm AP
reichen zum Photonensammeln auf der Netzhaut. Neben den Schemen ist ein
blasser Vordergrundstern Mag 15? in unmittelbarer Nähe (W) und
zwei
weitere, etwa 6 Bogenminuten in S auszumachen.
GXen machen
Spaß, auch mit wenig Details! Und nun? Mehr zum Horizont, im
Süden
mache ich den Kopf des Fisches deutlich aus, dort hatte ich noch nie
gespechtelt. Tubus schwenken, von Gamma Pisces aus ist es nur ein knapp
1 ½ Grad Hop zu einen GX-Pärchen :
NGC7541 - GX - PSC - (mag
11,7 - sbr 13,1; 3,5 * 1,2') GH 5,6
ist
wie die andere GX in unmittelbar nicht unbedingt ein Riese, da die
Flächenhelligkeit nicht allzu gering ist, für mein Instrument
bei dem
doch recht guten Himmel ein dankenswertes Objekt. Auffällig an der
GX
der recht schnelle Übergang vom mittelhellen des deutlichen, recht
großen Zentral-Halos zum schwarzen Hintergrund. Ausrichtung in
etwa
West-Ost, Längen/Breitenverhältnis 3 bis 4 zu 1. Fast direkt
angrenzend
östlich ein Fordergrundstern, geschätzte Mag 14. Auch hier
von 30er,
13er bis zum 9er Oku (199-fach) betrachtet. Die Nachbar-GX
NGC7537 - GX - PSC - (mag 13,2 - sbr 13,3; 2,1 *
0,5') GH 5,6
ist
im 30er noch wenig auffällig, wird mit steigender
Vergrößerung jedoch
immer deutlicher. Deutlich kleiner, etwas schlanker steht diese in
geringem Abstand, etwa 2 Bogenminuten. Die Hauptachse verglichen zu
NGC7541 etwa um 30 Grad nach Süden verkippt. In unmittelbarer
Nähe
fallen mir keine weiteren Fordergrundsterne auf.
Dank langer
Unterhose, Thermohose und Stiefeln ist mir immer noch warm, nur die
Hände ohne Handschuhe werden klamm, ein zarter Luftzug und der
Kontakt
zu Metall (Okus bzw. Gitterrohrstangen) kühlt hier unangenehm.
Morgen
muss ich wieder früh heraus, doch es macht richtig Spaß! Na,
dann peile
ich etwas höher, nach Pegasus, zu einer populären GX:
NGC7331 - GX - PEG - (mag 9,5 - sbr 13,3; 10,2 *
4,2') GH 5,8
verglichen
zu den anderen Gxen ein heller, großer Brummer! Bei 133-fach, im
13er
Oku ist der Eindruck fast wie M31 in kleinen Richfield Teleskop, GX in
Schräg-Draufsicht. Ausrichtung der Hauptachse grob Nord-Süd.
Für
Strukturen reicht es leider nur wenig, südlich der Hauptachse
meine ich
einen schwachen, etwas dunkleren länglichen Bereich im Halo zu
erkennen.
In
der Vergangenheit hatte ich nicht auf direkt benachbarte kleinere GXen
geachtet, mit Geduld schälen sich 2 weitere kleine Gxen bei
höherer
Vergrößerung (9er Oku bei 199-fach) aus dem Dunkel:
NGC7335 - GX - PEG - (mag 13,4 - sbr 12,9; 1,3 *
0,6') GH 5,8
NGC7340 - GX - PEG - (mag
13,7 - sbr 12,9; 0,9 * 0,6') GH 5,8
erstere
etwas "leichter", etwa nördlich, dicht an NGC7331 (ca. 5
Bogenminuten
von deren Zentrum) als leich länglicher Lichtschemen, NGC7340
blasser,
mit mehr punktförmigen Zentrum NW gelegen, etwas weiter von
NGC7331.
Erkannt, aber nicht mehr!
Na, da müsste von Stephans
Quintett etwas erkennbar sein. Nur 1/3 Grad entfernt, im GF oberhalb
rechts ist mit etwas geringerer Vergrößerung ein spitzes
Sternendreieck
aus Mag10 / Mag11 Sternchen erkennbar. In der Verlängerung der
Schenkel
liegen die Gxen. Mir sitzt die Zeit im Nacken, in den nächsten
5min
kann ich bestätigt nur 3 Gxen eindeutig identifizieren:
NGC7320 - GX - PEG - (mag
12,6 - sbr 13,5; 2,3 * 1,4') GH 5,8
NGC7318A - GX - PEG - (mag 13,3 - sbr 13,0; 1,2 *
1,0') GH 5,8
NGC7319 - GX - PEG - (mag 13,1 - sbr 13,8; 1,4 *
1,8') GH 5,8
also
üppig ist das nicht! Blasse Lichtfleckchen, bei denen ich mir zum
Teil
nicht sicher bin, ob separat oder eine etwas größere,
unregelmäßige
Struktur. Ich meine aber zumindest 3 minimale Zentralkondensationen in
der relativ kurzen Zeit erarbeitet zu haben. Für mehr müsste
es noch
dunkler sein, vor allem bedürfte es Zeit und Muße.
Heute hat es
richtig Spaß gemacht, gemeinsam mit anderen zu Beobachten hat
auch
seinen Reiz, doch völlig ohne Ablenkung und in ganzer Ruhe kann
ich den
Himmel am besten genießen.
Der Blick schweift, im Osten steht
Auriga schon halbhoch, auch Taurus ist komplett gut erkennbar ... hmm,
das müsste doch Saturn sein ... schnell draufhalten. Ich habe noch
das
9er Oku im Auszug. Ja, da ist er, schwimmt in horizontnahen
Luftschichten und schillert in Farben. Trotzdem, der Blick ist ein
Vorbote auf die Gasriesensaison, ich freue mich darauf!
Klaren Himmel und Muße zum
spechteln wünscht
Achim
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