Bericht vom 09.04.2004; 21.40h - 00.20h
Ausrüstung:
Newton-Teleskop, Öffnung 606mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) URSUS
Dobsonmontierung
verwendete Okulare 30mm Zeiss
Militäroku ; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ 6
Ort: ca. 4km außerhalb Emskirchen,
ca. 390m üNN
Temperatur: 21.30h 3,2 C ; 00.30h
–0,8 C
Seeing: 3
Wetter: bis gegen 14.00h geschlossene
Wolkendecke und trüb, dann mehr und mehr Lücken und
aufklarend, ab 17.00h wolkenlos
Objekte: (Reihenfolge der Beobachtung):
Galaxien:
NGC4914, NGC5005, NGC5033, NGC4494, NGC4565, NGC4725, NGC462,
NGC4627, NGC4656, NGC4657, NGC4490, NGC4485, NGC4151, NGC4156, NGC4145,
NGC5145A, NGC4244, M101, M51, NGC5195
Kugelsternhaufen:
M13
Verglichen
mit den Wetterprognosen komme ich dieses Wochenende wirklich super weg.
Nachdem ich gestern mit dem 315mm Newton draußen war, kommt diese
Nacht
URSUS, mein größtes Teleskop zum Einsatz.
Nachdem der Spiegel vom
Beschichten zurückkam kam ich die große Ernüchterung:
deutlicher
optischer Fehler, alles sah nach massivem abgesunkenen Rand aus. In den
letzten Tagen hatte ich noch eine Zwangsbelüftung mittels 3
Stück 9cm
PC-Lüftern eingebaut. Der Spiegel wurde 3h vor Beobachtungsstart
rausgestellt, die Lüftung hatte ich um 20.30h angestellt, 1h bevor
es
losging.
Am Standardbeobachtungsplatz erst
mal aufbauen. Ich
werde mir eine Stirnlampe besorgen, da das einfädeln der ca. 180cm
Gitterrohrstangen in die unteren Klemmblöcke im gänzlich
dunklen etwas
schwierig ist. Den Hut kann ich (187cm Körpergröße)
gerade so ohne
Leiter mit gestreckten Armen aufsetzen. Ohne jede Hecktick ist der Dobs
komplett in unter 5 min aufgebaut. Zum koliminieren und
anschließenden
justieren des Rigel und des Newtonsuchers dürften weitere 8 bis
10min
vergangen sein. Von den Justierschrauben bis zum Okuauszug ist es doch
ein Stück, ohne den ersten Tritt auf die Leiter geht es hier nicht.
So,
wie ist der Himmel? Recht diesig zum Horizont hin, insbesondere nach
Osten, Richtung Nürnberg deutlicher hocheichender Dunst, der vom
Licht
der Stadt angestrahlt wird. Gen Zenith dann deutlich besser. Die GH in
Umin bestimme ich auf ca. Mag 5,4.
LEO bestimmt die südliche
Himmelsregion, um den hellen Lichtpunkt Saturn angereichert. Gemini
deutlich auf dem absteigenden Ast, dort leuchtet Saturn als
Fremdkörper. Höher und höher steigt Urs Major, ein
Sternbild das für
GX-Jagd reiche Beute verspricht.
Eigentlich wollte ich heute
in den Virgohaufen abtauchten, daran ist momentan wegen Dunst und
Streulicht nicht zu denken. Vielleicht ja später. Ich beginne den
Abend
in den Jagdhunden mit
NGC4914 - GX - CVN - (mag 11,6 - sbr 13,6; 3,5 *
2,1') GH 5,4
Einer Galaxie mit hellem,
linsenförmigen Zentralbereich, Halo wenig ausgeprägt. Keine
erkennbaren Strukturen.
Bei
meinen Okus habe ich eine deutliche Kluft zwischen dem 30er Aufsuchoku
und dem 13er Nagler. Wenn alles klappt wird bald ein 19er Panoptik mein
Eigen sein, dies dürfte dann fleißig zum Einsatz kommen. Mit
6,4mm ist
die Austrittspupille des 30er Okus für vernünftig dunklen
Hintergrund
in unseren Lichtverschmutzten Regionen zu groß, mit dem 13er Oku
das
Gesichtsfeld bei 183-facher Vergrößerung doch schon recht
klein. 4mm AP
bei 126fach ist hier sicherlich ein guter Mittelweg.
Noch ein
Verbesserungsansatz: auf der Leiter stehend ist es für mich
schlicht
unmöglich, vernünftig Notizen oder zu machen, ein
Diktiergerät soll
hier Abhilfe bringen.
Mit dem Auge am Sucherdobs
führt mich ein etwa 3 Grad Starhop zur nächsten GX,
NGC5005 - GX - CVN - (mag
9,8 - sbr 12,7; 5,8 * 2,9') GH 5,4
Deutlich
heller!, für mich im GF auf der Kante stehend, damit von ONO nach
WSW
elongiert, mit hellem, länglich-ovalem Zentralbereich. Der Halo
selbst
nicht gleichmäßig grau, vielmehr etwas streifig
strukturiert. Im
Halorand ein Vordergrundstern jenseits Mag15 knapp über der
Wahrnehmungsgrenze.
Gleich in der Nähe ist
NGC5033 - GX - CVN - (mag
10,2 - sbr 14,4; 9,8 * 3,6') GH 5,4
beheimatet.
Die geringere FH ist deutlich bemerkbar. Auf den ersten Blick
fällt nur
der sehr längliche, spitz zulaufende Zentralbereich auf, für
den Halo
bedarf es einiger Sekunden der Konzentration, bis sich dieser mehr und
mehr herausschält. Auch hier nicht gleichmäßig diffus,
vielmehr
fleckige kleine Bereiche, im weiten Oval um der Kern angeordnet.
Der
Dunst nimmt leider zu, also immer noch nichts mit Virgo. Die
Grenzhelligkeit ist ähnlich wie gestern, zum Vergleich besuche ich
nochmals die größeren Coma-GXen
NGC4494 - GX - COM - (mag 9,8 - sbr 12,9; 4,5 *
4,3') GH 5,2
für
mich nur das Leuchtfeuer nach NGC4656. Spürbar heller als gestern
im
12Zöller, nach wie vor ohne Strukturen, nichts der gestrigen Notiz
hinzuzufügen
NGC4565 - GX - COM - (mag 9,6 - sbr 13,3; 14,9 *
2,0') GH 5,2
das
13er Nagler-GF fast komplett quer durchschneidend! Wieder bin ich von
den Socken. Nun ist das Staubband spürbar deutlicher, der
kungelförmige
Zentralbereich der Edge-on GX richtig hell. Das Staubband ist
kräftig
ausgeprägt, insbesondere vor dem Zentralbereich, den es etwas
unterhalb
der Mitte durchschneidet. Längs der langgezogenden Diskus
erscheint
dies weniger konzentriert, mehr etwas ausgefranst. Abwechselnd im 13er
(183-fach)und 9er Oku (265fach) wird bewundert. Beeindruckend! Gestern
hatte ich
NGC4725 - GX - COM - (mag
9,4 - sbr 14,0; 10,4 * 7,2') GH 5,2
Ausgelassen,
das hole ich nunmehr nach. Leider hatte ich nur im Karkoschka
nachgesehen, so war mir die benachbarten Gxen NGC4712 und NGC4747
entgangen. Groß ist die GX, in der Grundform ein breites Oval.
Das
Zentrum eine leicht hellere Linse, darum eng gewundene Spiralarme? Bin
mir nicht ganz sicher. Im Halo ab und an einzelne Vordergrundsterne
aufblitzend? Auch hier abwechselnd das 13er und 9er Oku im Einsatz.
NGC4631 - GX - CVN - (mag
9,2 - sbr 13,1; 15,2 * 2,8') GH 5,4 mit
NGC4627 - GX - CVN - (mag
12,4 - sbr 14,1; 2,2 * 1,7') GH 5,4
Zieht
mir dann wieder die Schuhe aus! Ich will mich nicht wiederholen, alles
gestern gesehene offenbart sich nun noch etwas deutlicher, klarer.
Entgegen meiner Befürchtungen lassen sich im 9er Oku die Sterne
gut
punktförmig fokussieren, mein Spiegelproblem ist doch nicht so
ausgeprägt wie befürchtet. Gut sind Strukturen in der GX
erkennbar,
"wolkige" Bereiche erkennbar. Bei 265fach sprengt die GX das 82 Grad GF
fasst. Freude steigt hoch!
Ein Grossteil meiner Probleme
rührte
somit von ungenügender Temperaturanpassung her, mit dem saugenden
Lüfter und sonst geschlossener Rückseite ist es deutlich
besser. Uff,
eine riesige Last fällt von mir ab!
NGC4656 - GX - CVN - (mag 10,5 - sbr 14,5; 15,3
* 2,4') GH 5,4 mit
NGC4657 - GX - CVN - (mag 10,6 - sbr 10,1; 1,1 *
0,7') GH 5,4
sind
mit der größeren Öffnung dann doch deutlich besser
beobachtbar. Die
2,5-fache Lichtsammelfläche zahlt sich hier wirklich aus. Ein
langgestreckter, unregelmäßig heller Bereich mit einen um
ca. 70 Grad
abgewinkelten Haken. Innerhalb der langgezogenen Bereichs deutliche
Helligkeitsunregelmäßigkeiten, wie Lichtknötchen. Etwas
oberhalb der
Mitte eine deutlich lichtstärkere Region, nicht flächig,
ungleichmäßig.
Auch der Haken (NGC4657) erscheint unregelmäßig.
Den
Virgohaufen hake ich ab, wird nichts. Doch kein Problem, es gibt so
viele andere interessante Regionen. Zum Beispiel wieder in den
Jagdhunden, diesmal mehr westlich, zu
NGC4490 - GX - CVN - (mag
9,8 - sbr 12,9; 6,4 * 3,2') GH 5,4 mit
NGC4485 - GX - CVN - (mag 11,9 - sbr 13,2; 2,4 *
1,8') GH 5,4
ein
wunderbares GX-Paar, ein gutes halbes Grad von Beta CVn gelegen und
damit sehr einfach aufzufinden. Die Gxen sind ca. 90-Grad-Winkel
zueinander angeordnet, ganz dicht beieinander, es bleibt jedoch eine
schmale Kluft, die diese trennt. NGC4490, die größere der
beiden,
erscheint nicht ganz symmetrisch, vielmehr ist südlich der von OSO
nach
WNW ausgerichteten GX eine Ausbuchtung im Halo erkennbar. In meiner
Skizze vermerke ich ein angedeutetes, sehr breites Fragezeichen.
Wieder auf den Knien, mit dem Auge
am Suchernewton arbeite ich mich fast 5 Grad weiter, hin zu
NGC4151 - GX - CVN - (mag 10,8 - sbr 14,2; 6,8 *
5,3') GH 5,5 zusammen mit
NGC4156 - GX - CVN - (mag
13,2 - sbr 13,5; 1,3 * 1,2') GH 5,5
Einem
GX-Pärchen, hinter einer kleinen lockeren Sternengruppe. Auf dem
ersten
Blick wirkt das Zentrum von NGC4151 fast stellar, dann fällt aber
doch
der leicht flächige Charakter auf. Ein Mag 14 Vordergrundstern
Nördlich
knapp außerhalb des ovalen Halos, im Rand ein grenzwertiges
Fünkchen,
ein weiterer Mag 14-Stern südlich in doppelter
Halodurchmesser-Entfernung. Der Blasse Halo selbst nicht
gleichmäßig,
zwei flächige leicht deutlichere gegenüberliegende Regionen,
jedoch
keine Strukturen. NGC4156 mit relativ kräftigen Zentrum, sonst nur
als
4:5 Oval mit Ausrichtung grob auf NGC4151 wahrnehmbar.
NGC4145 - GX - CVN - (mag
11,3 - sbr 14,6; 5,9 * 4,1') GH 5,6
Erst
nachdem ein in ca. 10 Bogenminuten entfernter Mag 7 Vordergrundstern
außerhalb des GF platziert wird, wird die flächig wirkende
GX
deutlicher sichtbar. Meine Wahrnehmung beschränkt sich auf einen
kleinen etwas helleren Zentralbereich umgeben mit diffusem,
ausgebreitetem weiten Oval, manchmal habe ich den Eindruck von leichten
Strukturen, bin mir aber nicht sicher. Für
NGC4145A - GX - CVN - (mag 15,5 - sbr 15,2; 1,9 *
0,5') GH 5,6
Ist
deplazieren der 7er Sterns Pflicht! Ein schmaler Schemen, der gerade so
indirekt konstant gehalten werden kann. Bei der Nachbearbeitung bin ich
nun ob der geringen Helligkeit überrascht. Ich konnte die GX nach
nur
kurzem Suchen eindeutig ausmachen. Mit entsprechender Mühe ist
sicherlich noch einiges mehr erreichbar.
Nach einem weiteren Starhop, diesmal
über ca. 3 Grad wird es richtig schmal:
NGC4244
- GX - CVN - (mag 10,4 - sbr 14,0; 15,9 * 1,8') GH 5,6
Ein
Strich von Galaxie! Wahnsinn! Eine so extrem schmale Edge-On-GX ist mir
bisher noch nicht vor das Oku gekommen, von NO nach SW ausgerichtet.
100% edge-on. Im Unterschied zu NGC4565 ohne Zentral-Kugel, wie eine
auf beide Seiten Spitz zulaufende Nadel. Nur schwach ausgeprägt
ein
Staubband entlang der Längsachse, auf etwa der Hälfte der
GX-Ausdehnung
in der Mitte erkennbar. Zu beiden Enden hin wird der Halo blasser, ganz
nahe der Nordöstlichen Spitze ein Mag 14 Vordergrundstern. Ich
erkenne
parallel zur GX, etwa auf 60% des Radius ein blasses Pärchen von
zwei
gleich hellen (Mag 16?) Vordergrundsternen knapp neben dem Halo. Man,
die GX ist wirklich ein Hammer! Im 9er Oku durchschneidet die GX das GF
auf voller Länge!
Wie muss die GX erst unter wirklich
dunklem
Himmel wirken! Ich will mich wirklich nicht beschweren, so hoch
Richtung Zenith gelegen hatte sich die Grenzhelligkeit auf etwa Mag 5,6
verbessert, kein schlechter Wert, doch noch weit von wirklich gutem
Himmel entfernt.
Ich bin richtig etwas
aufgewühlt, und auch
etwas müde. Ich habe keine Lust nach Extremspechteln, vielmehr
sollen
noch Brummer her, wie
M101 - GX - UMa - (mag 7,9 - sbr 14,9; 28,5 *
28,3') GH 5,6
Der
Himmel ist wirklich nicht schlecht, im Sucher kann ich die Gx als ganz
zarten flächigen Schemen ausmachen. Ich muss daran denken, als ich
erstmalig die Gx im 6-Zöller gesucht hatte und wegen der
Gesamthelligkeit von 7,9 ein einfaches, helles Objekt erwartet hatte.
Ahh! Das GF des 13er Okus wird komplett mit Lichtknoten,
schwächeren
und stärkeren Strukturen angefüllt. Deutlich hell das
flächige Zentrum
mit graduell abnehmender Helligkeit, die sich dann in mehrere weite,
immer wieder unterbrochenen Spiralarmen fortsetzt. Ein knappes Dutzend
Vordergrundsterne verteilt sich über die Fläche der riesigen
GX. Leider
gelingt es mir nicht, mich ob der Ausrichtung der GX klar zu werden,
benachbarte kleinere Gxen zu suchen lasse ich dann lieber bleiben. Und
noch ein Brummer:
M51 - GX - UMa - (mag 8,4 - sbr 12,9; 10,8 *
6,6') GH 5,6
NGC5195
- GX - UMa - (mag 9,6 - sbr 12,9; 5,9 * 4,6') GH 5,6
Viel
heller, auch deutlich kleiner. Sich einsehen macht richtig spaß,
wenn
die Spiralarme immer deutlicher und kräftiger hervortreten, die
Brück
hin zu NGC5195 sich offenbart. Hier sind es nur zwei Spiralarme, die
sich um den kreisrunden, flächig hellen Zentralbereich winden.
Nördlich
von M51 die unsymmetrische GX NGC5195; hell, etwas oval mit einem
kräftigen, breiten Balken in der Nebenachse, diesen hin zu M51
orientiert. In M51 viele Lichtknötchen. Wow! Auch bei 265fach noch
recht hell, nun auch richtig groß zu sehen.
Es wird immer
diesiger, es tauchen auch Wolkenschleier auf. Alles ist mittlerweile
pitschnass, die Streulichtblende, die Einschubhüllen der Karten;
die
Spiegel sind aber nach wie vor frei. Nachdem es bereits Mitternacht
geläutet hatte, will ich es gut sein lassen.
Nochmals peile
ich auf Polaris zum Startest: Mittelfrequentes wabern seeingbedingt
stört etwas. Ich vergleiche Intra- und Extrafokale Bilder, erst
mit der
Abblendung auf 475mm, dann mit vollen 506mm. Ein Randeffekt ist nicht
zu verleugnen, aber nicht so schlimm wie bei den letzten Tests. Mit
Abblendung ist es eigentlich recht ordentlich. Doch kein Gurkenspiegel.
Wie ich intrafokal ausmachen kann, scheint die Oberfläche leider
auch
etwas unruhig oder rau. Alles in allem bin ich nun doch zufrieden, die
Beobachtungsnacht hat richtig spaß gemacht.
M13 - GC - Her - (mag 5,9 - sbr 12,0; 23,2 *
23,2') GH 4,0
Ganz
zum Schluss schwenke ich auf M13, der GC steht so niedrig, dass ich
ohne Leiter durchs Oku lugen kann. Die Region steht zwar kräftig
im
Dunst, auch etwas Streulichtverseucht. Trotzdem der erwartete tolle
Anblick, erst bei 265-fach, dann bei 477-fach im 5er Oku bei weitem
GF-füllend. Die letzte Vergrößerung ist zu viel, die
Sterne etwas
matschig und wabernd, eine Stufe zurück aber richtig
beeindruckend. Ich
freue mich schon auf den GC zenithnah ohne Dunst.
Räume alles
ins Auto, und fahre durch vereinzelte Nebelbänke heim. Vor dem
Losfahren muss ich überrascht die Scheibe frei kratzen, mit den
Winterstiefeln war ich gar nicht ausgefroren und habe die Kälte
kaum
wahrgenommen.
Klaren Himmel und Muße zum
spechteln wünscht
Achim
>
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