Bericht vom 14.04.2004; 21.40h bis 02.10h

Ausrüstung:
Newton-Teleskop , Öffnung 506mm, Brennweite 2385 mm, (f/4,7) URSUS auf
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 30mm Zeiss Militäroku; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 21mm Pentax XL(leihweise)

Ort: Waldrandlage, ca. 4 km außerhalb Emskirchen, ca. 390 m üNN
Temperatur: 21.30h 5,8 C; 02.25h 0,2 C
Seeing: 3


Wetter: vormittags verschleiert mit Wolkenlücken, nachmittags mehr und mehr aufklarend, ab ca. 16.00 wolkenlos

Objekte:
(Reihenfolge der Beobachtung)
Galaxien (GX): M65, M66, NGC3628, M98, NGC4186, M100, NGC4328, NGC4312, NGC4379, NGC4396, NGC4421, M99, NGC4298, NGC4302, NGC4267, IC773, NGC4306, NGC4305, NGC4216, NGC4206, NGC4222, M100, NGC4402, NGC4387, NGC4388, M84, M86, NGC4407, NGC4438, NGC4435, M104, NGC4490, NGC4485, NGC4244, M101, NGC5585, NGC3377, NGC3338, NGC3412
Planetare Nebel (PN): M57

Heute Nachmittag hatte ich viele Freunde und alte Arbeitsbekannte getroffen, zu einem denkbar ungewünschten Anlass: die Beerdigung eines ehemaligen Kollegens, der mit 52 Jahren sich entschieden hatte, die Welt verlassen zu wollen. Ich bin dankbar ob der klaren Nacht, unter Sternenhimmel kann man so tief wie sonst kaum in die eigene Seele und Empfindungen abtauchen, und sich deren bewusster werden.

Gewohntes Ritual: Teleskop um 19.00h rausstellen, Lüften anschließen zum temperieren. Um halb acht ruft Mike, ein Sternenfreund an, wir machen aus, uns gemeinsam den Himmel zu betrachten. Viertel nach Neun trifft Mike ein, zunächst plaudern wir über Montainbike und Rennradfahren, dann brechen wir auf.

Das Aufbauen wird mehr und mehr zur Routine. Mike stellt sein Equipment daneben, ein 12-Zoll f/4,7 Karoboneigenbau-Volltubusnewton paralaktisch montiert! Mike's neue Säule ist nun fertig, eine Schweißkonstruktion aus Aluvierkant mit 5mm bzw. das Rohr mit 12mm Wandstärke, trotz Alu wiegt das Teil 16kg, ohne das Losmandy Achskreuz. 5min nach dem ich koliminiert habe, justieren wir Mike's QUASIMODO am Stern.

Was macht der Himmel? Im Süden, fast bis hoch in den Zenith sind dünne Wolken zu sehen, sonst ist es leider auch recht dunstig. Flugzeuge im Anflug auf den ca. 30km entfernten Flughafen schieben riesige Lichtkegel vor sich her, da die Landescheinwerfer bereits angeschaltet sind. Die Grenzhelligkeit beträgt ca. Mag 5.0 im Umin, Theta Umin ist direkt haltbar, für mehr reicht es momentan leider nicht.

Mike hat sich GX'en im Leo vorgenommen, ich peile auch in die Richtung und finde auf Anhieb, nur mit dem Rigel gepeilt das Triplett

M65 GX LEO (m9,3 sbr12,8 ; 9,0*2,3') GH 5,2
M66 GX LEO (m8,9 sbr12,7 ; 9,1*4,1') GH 5,2
NGC3628 GX LEO (m9,5 sbr13,4 ; 13,1*13,1') GH 5,2
beeindruckend hell, die beiden Messier-GX'en! M65 deutlich länger gezogen, mit hellem, rundlichen Zentralbereich, M66 etwas breiter, der Zentralbereich geht in zwei langgezogene Spiralarme über, welche wie ein in die Länge gezogenes S aussehen. Im Halo ein auffällig heller Vordergrundstern (Mag 10). Wie die letzten Nächte auch, beobachte ich fast ausschließlich mit dem 13er Oku bei 183-facher Vergrößerung.
NGC3628 ist noch schöner, mit ganz anderem Charakter. Die etwas blassere GX liegt quer im GF, über die gesamte Ausdehnung der Längsachse durch ein relativ breites ausgefranstes Staubband zerschnitten. Das Staubband geht nicht exakt durch die Mitte, sondern ist vielmehr ganz leicht nach unten versetzt erkennbar.

Diese GX'en verdienen mehr Aufmerksamkeit, als ich ihnen zukommen lasse, mit dem nördlichen Teil der Coma/Virgo Galaxienhaufen habe ich noch ein großes Programm vor mir, der Einstieg liegt etwa auf halber Strecke zwischen Alpha CVn und Beta Leo. Noch aus TAL-Zeiten kenne ich das Aufsuch-T mit Mag 5 bis Mag6-Komponenten bereits sehr gut in einem 30 mm Sucher erkennbar, um so besser im 106mm Suchernewton. Ein gutes halbes Grad NO vom Stern 6 Com liegt

M98 GX COM (m10,1 sbr13,6 ; 9,4*2,3') GH 5,2 mit
NGC4186 GX COM (m13,8 sbr13,5 ; 1,0*0,8') GH 5,2
letztgenannte bei diesem Himmel schwer auszumachen. In Verlängerung der Hauptachse von M98 ist der rundliche Schemen dann doch gerade so indirekt erkennbar, östlich einer relativ eng stehender 4er Sternengruppe aus Mag 14/15 Mitgliedern, schwerer als gedacht!. M98 mit markant hellem, rundlichen Zentralbereich in einen schön langgezogenen Halo. Östlich, knapp neben dem Halo ein Mag14 Vordergrundstern, nördlich in Verlängerung der Hauptachse, etwa 3 Bogenminuten entfernt ein weiterer Vordergrundstern. Auf der anderen Seite des T, knapp 1 ½ Grad westlich von HR4676 die nächst Gruppe bestehend aus


M100 GX COM (m9,4 sbr13,4 ; 7,5*6,1') GH 5,2 mit
NGC4328 GX COM (m13,0 sbr13,5 ; 1,4*1,2') GH 5,2
M100 entpuppt sich nach einigen Sekunden als wunderbare SprialGX fast in Face on, eingerahmt in N (Mag16), SW und SO (Mag14) von kleinen Lichtpünktchen. Deutlich heller das rundlich-flächige Zentrum, umfasst von mehreren schön gebogenen Armen. Ich leihe mir Mikes 21er Pentax, um mehrere Objekte besser gleichzeitig erfassen zu können. Wegen den relativ hellen Himmel wird bei der geringeren Vergrößerung (114-fach) der Hintergrund auch mehr aufgehellt. Die lichtschwache GX, NGC 4323 mit Mag 14,8, direkt neben M100 konnte ich nicht erkennen. Im 21er ist nun gleichzeitig noch

NGC4312 GX COM (m11,7 sbr13,3 ; 4,6*1,1') GH 5,2
zu erspähen. Auffällig: nur eine blasse, kaum merkliche Zentralaufhellung erkennbar, der langgestreckte Halo flächig, fast gleichmäßig. Östlich der von 1h nach 7h im GF liegenden GX zwei Sternchen, ca. 3 Bogenminuten vom Halo entfernt. Mit

NGC4379 GX COM (m11,7 sbr12,8 ; 2,0*1,6') GH 5,2
wird eine weitere, eher kleinere GX abgegrast. Sehr helles Zentrum im hellen, rundlichen Zentralhalo (1/3 bis ½ des Gesamtdurchmessers), umfasst von einem ovalen blassen Halo. In etwas mehr als GX-Durchmesser NO zwei Sternchen, Mag15 und Mag16.

NGC4396 GX COM (m12,6 sbr13,7 ; 3,3*1,0') GH 5,2
in unmittelbarer Nähe, d.h. ca. ½ GF-Durchmesser präsentiert sich völlig anders: blass, viel schwächer als NGC4379, ohne auffälliges Zentrum zeigt sich die von NW nach SO ausgerichtete GX mit 3:1 Längen-Dickenverhältnis. Im Halo, auf ca. 70% des Radius nach NO ein Mag15-Vordergrundstern., genau nördlich der GX, nur 1 Bogenminute entfernt ein Stern 12. Größenordnung.

NGC4421 GX COM (m11,6 sbr13,3 ; 2,7*2,0') GH 5,2
ist noch etwas mehr SO gelegen, dicht neben einen Mag10 Vordergrundstern. Zunächst vermutete ich Richtung dieses Sterns eine etwas dunklere Zone im Halo um den länglichen, hellen Kern, dies war jedoch eine Täuschung. Wieder beim T, nun an der Basis des gedachten Längsbalken, etwas östlich ein Messier-Objekt,

M99 GX COM (m9,9 sbr13,2 ; 5,3*4,6') GH 5,2
mit etwas Geduld als Spiralarm-GX erkennbar! Im O am Rand des Halos ein schwacher Vordergrundstern, ebenso im Haloaußenbereich, an der Spitze eines der Arme. Bei dunklerem Himmel sicherlich ein tolles Objekt, so bleibt es überwiegend beim Erahnen und indirekten Sehen.

Auf der anderen Seite des T-Balkens liegt ein schönes Pärchen, nur ca. 2/3 eines Grads entfernt:

NGC4298 GX Com (m9,9 sbr13,2 ; 5,3*4,6') GH 5,2
NGC4302 GX VIR (m11,6 sbr13,3 ; 5,3*1,0') GH 5,2
NGC4298 mehr flächig, ohne markante Zentralaufhellung, der Halo erscheint etwas unregelmäßig strukturiert. NGC4302 dagegen wunderbar schmal, recht spitz zulaufend, blass mit einem zentralen Staubband entlang der Hauptachse. Zwischen beiden nur ca. 5 Bogensekunden auseinander stehenden GX ein Vordergrundstern Mag 14, etwas näher bei NGC4298. Knapp neben der nach N weisenden Spitze von NGC4302 ein Mag15 Fünkchen. Während NGC4298 von N nach S ausgerichtet ist, bildet NGC4302 einen ca. 45 Grad Winkel nach NO.

Ich setze neu auf, verfolge die weite Kette kleinerer Gxen nach SW nicht weiter. Wieder beim T einsteigend, diesmal 1 ½ Grad nach SW befindet sich eine wirklich schöne Gruppe, (nun auch wirklich in Virgo gelegen)

NGC4216 GX VIR (m10,0 sbr12,8 ; 7,8*1,8') GH 5,2
NGC4206 GX VIR (m12,1 sbr14,1 ; 6,4*1,1') GH 5,2
NGC4222 GX VIR (m13,3 sbr13,6 ; 3,1*0,5') GH 5,2
NGC4216 sehr schmal, mit markanten ovalem Zentrum. Auf Höhe des Zentrums der von N nach S ausgerichteten GX ein Mag 16-Fünkchen, knapp westlich. Bin mir nicht ganz sicher ob edge on, oder vielmehr ein Fragezeichen mit sehr engen, schmalen Bögen an den Enden. Genau N, ca. 3 Bogenminuten ein Mag 15-Lichtpunkt. Gleichzeitig im GF die deutlich blassere GX NGC4206, hier sicher edge-on, eine schlanke Nadel; fälschlich vermutet mit Staubband südlich der Hauptachse der mit NGC4216 einen spitzen Winkel bildenden GX.
NGC4222 verglichen zu NGC4216 lichtschwächer , ohne Strukturen, neben einer 3er Sternenkette gelegen.

Uff, langsam artet dies in Arbeit aus, ich brauche ein Diktiergerät!! Richtung M84 geht es weiter, zunächst zu

NGC4267 GX VIR (m10,9 sbr13,3 ; 3,0*2,8') GH 5,2
stellar wirkender, heller Zentralbereich, etwa bis 1/5 des Durchmessers. Zwischen einer 4er Sternekette mit der Sequenz (O nach W) ca. Mag 14, 13, 12, 13. Rundes Erscheinungsbild.

Ich fahre 3mal an M84 vorbei, obwohl ich die zweier-Gruppe

NGC4305 GX VIR (m12,6 sbr13,5 ; 2,2*1,2') GH 5,2
NGC4306 GX VIR (m12,6 sbr13,3 ; 1,6*1,0') GH 5,2
von der Erscheinung ein Geschwisterpaar, fast Zwillinge, im GF fast übereinander zu erblicken mit NGC4305 oben (Süden). W von NGC4306 zwei mit geschätzten Mag 16 schwach ausmachbare Sternchen.

Im 4. Anlauf finde ich die M84-Gruppe, da kommt es dick:

M84 GX VIR (m9,1 sbr13,0 ; 6,7*6,0') GH 5,2
M86 GX VIR (m8,9 sbr13,2 ; 9,8*6,3') GH 5,2
NGC4387 GX VIR (m12,1 sbr12,8 ; 1,7*1,0') GH 5,2
NGC4338 GX VIR (m11,0 sbr13,0 ; 5,6*1,5') GH 5,2
auch bei 183-fach gemeinsam in einem GF! Von M84 nach NGC4388 eine geschwungene Sternenkette mit Mag 13.. Mag16 Komponenten, sicherlich ½ Dutzend Sternchen. M84 rundlich mit hellem Zentrum, Kernhalo und Außenhalo wie abgestuft. NGC 4387 von den drei größeren Gxen eingekreist, kleiner als die anderen aber wegen hoher Flächenhelligkeit sehr deutlich erkennbar. NGC4338 deutlich länglich mit weitem helleren Zentrum, nördlich direkt am Halorand der querliegenden GX ein Mag16-Fünkchen.

Nur wenige Bogenminuten etwas südlich
NGC4407 GX VIR (m12,7 sbr13,7 ; 2,3*1,4') GH 5,2
für mich mehr rundlich, als die Ciel-Angaben ausweisen, vermutlich ist ein Teil des Halos sehr zart ausgeprägt. Eindeutig die Lage innerhalb einer schnurgeraden 4er Sternenkette. Dagegen ist

NGC4425 GX VIR (m11,8 sbr12,9 ; 2,8*1,0') GH 5,2
wieder deutlich heller, N nach S ausgerichtet, sprürbar länglicher mit hellerem, länglichen Zentralbereich. Rechts parallel angeordnet zwei Vordergrundsterne, links in gleichem Abstand ein deutlich hellerer Mag11-Stern.

Ein Grüppchen direkt an M86 geht noch:

NGC4438 GX VIR (m10,2 sbr13,6 ; 8,5*3,0') GH 5,2
NGC4435 GX VIR (m10,8 sbr12,5 ; 3,0*2,2') GH 5,2
NGC4435 rundlich-oval, sehr hell fast ohne Halo, NGC4438 mit hellem Zentrum und blassen, recht länglichem Halo.

Uff, mein Bedarf an Virgo-Gxen ist zunächst befriedigt! Dabei habe ich sicherlich noch nicht einmal 20% im Oku gehabt. Ich war zum Schluß direkt am Einstieg zu Makarians Chain, doch war die Konzentration geschwunden, mit Krampf wollte ich nicht spechteln. Was ich mir für heute vorgenommen habe, ist soweit erledigt, der Rest ist Zugabe.

Mike hatte, soweit ich dies mitbekommen habe – überwiegend im Leo beobachtet. Mit Okueinblickshöhe von ca. 180cm im Zenith komme ich lang gestreckt dann gerade so noch in die optische Achse, Mike fehlen hier wenige cm. Dank stabiler, flacher Kiste stellt dies aber kein großes Hindernis dar. Wir plaudern über besonders schöne, markante GX’en im Coma. Mike ist wirklich gut ausgestattet, als zwischenzeitlich ein Okular anlief, packte er einen kleinen Fön mit ca. 100W auf kleinster Stufe aus, ruck-zuck war das Oku wieder freigepustet.

Wir plaudern entspannt über unser Hobby. Erwähnung der wunderbaren edge-on-GX 4656 fällt mir eine Super-Spindel wieder ein, die ich letztes Wochenende betrachtet hatte. Nach dem Blick in die Aufsuchkarte ist die GX wieder identifiziert: NGC4244 in den Jagdhunden. Mike navigiert immer nach Koordinaten, d.h. mit Teilkreisen. Mit den Werten kann ich nicht dienen, also muss es per Starhop klappen.
Erst prüfen wir nochmals den Himmel: Es ist etwas besser, sprich dunkler geworden, auch die horizontnahe Durchsicht wurde besser. Wir schätzen nun auf Mag 5.4 in Umin, im Zenith sicher noch etwas besser. Es blitzt kurz am Umin-Kasten auf. Wie schon davor und auch ab und an danach huschen ab und an kleine Meteoriten über das Firmament.
Auf dem Weg zu NGC4244 geht es von Beta CVn zunächst zu den nahegelegenen GX'en

NGC4490 GX CVn (m9,8 sbr12,9 ; 6,4*3,2') GH 5,4
NGC4485 GX CVn (m11,9 sbr13,2 ; 2,4*1,8') GH 5,4
Mike ist ganz begeistet, ein wirklich schönes Paar in seinem Teleskop. Unregelmäßig breit NGC4485, mit fast granulärer Lichtverteilung, wie viele Lichtknötchen beieinander. Ich meine beide, fast im 90 Grad Winkel zueinander stehende GX'en sind voneinander noch separiert, d.h. ohne Lichtbrücke, so hatte ich dies vor Monaten aufgeschnappt. Im Oku hat man ab und an einen anderen Eindruck.

Nach einigen Minuten des Verweilens wird gehoppt. Ich halte die Aufsuchkarte, Mike hat das Auge am Okular und die Steuerbox in der Hand. Relativ dicht am Himmelspol geht die Nachführung in einer Achse nur langsam vonstatten, konstruktiv durch die paralaktische Montierung bedingt. Fast 5 Grad weit ist der Starhop bis zum Ziel:

NGC4244 GX CVn (m10,4 sbr14,0 ; 15,9*1,8') GH 5,4
ein Strich von GX! Mike kann entlang der Längsachse Spuren eines Staubbands erahnen. GX von NO nach SW ausgerichtet. 100% edge-on. Im Unterschied zu NGC4565 ohne Zentral-Kugel, wie eine auf beide Seiten Spitz zulaufende Nadel. Nur schwach ausgeprägt ein Staubband entlang der Längsachse, auf etwa der Hälfte der GX-Ausdehnung in der Mitte erkennbar. Zu beiden Enden hin wird der Halo blasser, ganz nahe der nordöstlichen Spitze ein Mag 14 Vordergrundstern. Ich erkenne parallel zur GX, etwa auf 60% des Radius ein blasses Pärchen von zwei gleich hellen (Mag 16?) Vordergrundsternen knapp neben dem Halo. Mike kann diese ab und an indirekt im 12-Zöller aufblitzen sehen. Im 13er Oku schon groß, im 9er fast GF-durchschneidend.

Ich lasse den Blick schweifen. Hercules schickt sich an, Bootes folgend aufzusteigen, Lyra steht noch relativ niedrig im Osten. Nach WNW sieht man Auriga schon nicht mehr komplett, das Sternbild ist am Untergehen. Im Süden kulminiert Corvus, der Rabe. Hmm, ich kann diesmal Chi Virgo deutlich besser ausmachen als noch am Montag, sicherlich 0,2 bis 0,3 Mag besser. Ich kann nicht widerstehen und peile auf M104, mit Suchernewton auch gleich gefunden.

M104 GX VIR (m8,0 sbr11,6 ; 8,6*4,2') GH 5,0
Die bekannte Sombero GX! Hell, sehr hell, trotz des Dunstes. Der Sombrero steht auf dem Kopf. Ganz deutlich die Staubkrempe, die absolut waagrecht im GF liegt. Deutlich das Helle Zentrum (im GF) unterhalb des Staubbands, durch den GX-Halo als Halbkugel eingefasst. Deutlich besser als letztes mal. Ich bin richtig begeistert, kann diese kaum unterdrücken. Auch ist das Seeing hier viel besser als letztes mal. Ich greife sogar zum 9mm: 265-fach. An nahegelegenen Vordergrundsternen lässt sich immer noch gut fokussieren. Ahh! Ein Genuss! Auf der anderen Seite der Staubkrempe glimmt der runde Halobereich nur schwach. Auf der anderen das Zentrum, direkt am Rand / oberhalb der Staubkrempe relativ klein und sehr hell, in einem halbkugelförmigen Halo allmählich auslaufend.

Vor lauter Begeisterung meinte ich, dass der Himmel noch besser geworden sein müsste. An Umin komme ich mit Mike zu Erkenntnis, das es nach wie vor dort ca. Mag 5.4 sein dürfte.

Ich peile nun hoch in den Zenith, zum M101. Diesmal im Suchernewton gut auszumachen, auffinden damit spielend leicht.

M101 GX UMa (mag 7,9 sbr 14,9; 28,5 * 28,3') GH 5,6
Das GF des 13er Okus wird komplett mit Lichtknoten, schwächeren und stärkeren Strukturen angefüllt. Deutlich hell das flächige Zentrum mit graduell abnehmender Helligkeit, die sich dann in mehrere weite, immer wieder unterbrochenen Spiralarmen fortsetzt. Ein knappes Dutzend Vordergrundsterne verteilt sich über die Fläche der riesigen GX. Ein Super Teil, wenn der Himmel dunkel genug ist. Heimlich träume ich von dieser GX bei einem 6.5-Himmel, da muss es einem die Schuhe ausziehen.

Wie letztes mal denke ich an Begleit-Gxen, jedoch ohne Vorbereitung. Spontan stolpere ich in ca.31 Grad Distanz über NGC5585, indem ich nur den Dobs mit dem Auge am Oku höher schwenke. Leider habe ich keine Notizen gemacht, mein Gedächtnis lässt mich nun ob Details im Stich - sorry!

Mike war derweil in die Region um M105 vorgestoßen. Nach dem Blick durch Mikes Telrad um die Lage zu erkennen versuche ich es gut Glück ebenfalls dort. Ich werde auch gleich fündig, erkenne erst eine, dann zwei weitere GX'en, doch passen diese nicht zu M105, M96 oder M95, zwei erscheinen trotzdem recht hell. Mittlerweile etwas unkonzentriert mache ich mir keine große Mühe, und lasse es bei Notizen bleiben. In der Nachbereitung kann ich die Gxen nun benennen. Zunächst war ich bei

NGC3377 GX Leo (mag 10,3 sbr 13,4; 4,3 * 3,6') GH 5,2
gelandet, einer schönen ovalen GX mit recht hellem, länglichem Zentralbereich, nur blassem Außenhalo, in unmittelbarer Nähe kein Vordergrundstern.

NGC3338 GX Leo (mag 11,1 sbr 14,2; 5,7 * 3,4') GH 5,2
gut ein Grad entfernt, deutlich blasser, flächiger, ohne markante Zentralaufhellung, direkt an einem mit Mag9 schon leicht überstrahlenden Vordergrundstern. Etwas Unregelmäßigkeit in Form von dunkleren Zonen indirekt erkennbar.

NGC3412 GX Leo (mag 10,5 sbr 12,6; 3,7 * 2,2’) GH 5,2
etwa OSO von NGC3377 gelegen, die deutlichste der 3 Gxen, länglich-schlankes Oval, etwa von N nach S ausgerichtet, östlich ca. 5 Bogenminuten entfernt zwei dicht stehende, gleichhelle Mag 12/13 Vordergrundsterne

Es ist bereits nach 02.00h. Mike hat noch 45min Autofahrt vor sich. Er fängt das Abbauen an, ich schwenke noch zu

M57 PN Lyr (mag 9,4 sbr 9,3; 1,4 * 1,0') GH 4,8
nun etwas höher im Osten. Ich wollte - auf die Schnelle - den Zentralstern noch mitnehmen, dies sollte bei 20 Zoll möglich sein. Dies wurde aber nichts. Sehr hell, der PN, aber leider schlechtes Seeing nach Osten, d.h. Richtung Ballungsraum, der in knapp 20km Distanz beginnt. Kann es sein, dass nach Süden das Seeing gut, in eine andere Richtung schlecht ist? Bin irritiert. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die Lüftung vor ca. 1h ausgeschalten hatte, die Parabel thermisch bedingt verformt wurde? Ich hatte die rückseitige Abdeckung nicht entfernt, vielleicht war dies die Ursache.

Wie auch immer: auf die Schnelle ging nichts. Nun baue auch ich ab, noch ein herzlicher Händedruck mit Mike, und ab nach Hause. Gegen 02.30 liege ich im Bett, den Kopf voll von Galaxien, die mich noch einige Minuten wach halten.

Wer es bis hierher mit Lesen ausgehalten hat, dem gilt mein Respekt!

Klaren Himmel wünscht

Achim
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