Bericht vom 16.07.2004; 23.00h - 02.10h
Ausrüstung: Newton-Teleskop,
Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung
verwendete Okulare: 27mm Panoptik ; 19mm
Panoptik, 9mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ 6
Ort: Kreben, Beobachtungsplatz der NAA, ca.
390m üNN
Temperatur: 23.00h 18,4 C ; 02.25h 13,4 C
Seeing: 3
Wetter: Morgens Sonnig, dann trübe
aber mild, zum späten Nachmittag aufklarend
Beobachtete Objekte:
Kugelsternhaufen
(GC): M4, M80, M13, M22
Offene
Sternhaufen (OC): NGC6530
Gasnebel
(GN): M8, M20, M17, NGC6992, NGC6960,
Galaxien
(GX): NGC6928, NGC6930, NGC6906, GNC6901
Nach
45Arbeitsstunden in 4 Tagen gönne ich mir eine Auszeit, schon um
13.30h
mache ich mich - nach 6 Arbeitsstunden - von dannen. Zuhause noch aufs
Rennrad, wegen Zeitmangel und schlechtem Wetter (o.k. ich gebe es zu,
ich bin ein Weichei, bei Regen fahre ich nicht) ist die Kondition
schlecht, bevor ich Tour de France ansehe strample ich noch selbst
50km. Abends Grillabend mit der Schulklasse von Sven (2. Klasse), um
21.00h zurück, Teleskop rausstellen, etwas in Ciel schlau machen,
um
23.00h fahre ich los.
In Kreben angekommen ist ein
Spechtler am
Werk und baut seinen fotographisch genutzten 8" f/4 auf. Ich selbst
brauche ungewohnt lange, bis der Dobs steht. Beim Justieren stelle ich
mich ungeschickt an, sicherlich bin ich insges. 15min beschäftigt.
Naja, es ist ja auch noch nicht richtig dunkel. Dann schweift der
Blick: Horzontnaher Dunst, bis ca. 10 Grad hoch, dann ordentlicher
Himmel. Schön deutlich das Milchstraßenband. Grenzhelligkeit
im Zenith
ca. Mag 5.8.
Der Sternenfreund kommt vorbei, ist
neugierig,
durch meinen 20" zu schauen. Ich mache ihm gerne den Gefallen, hatte
zuvor bereits einen Blick auf
M4 - GC - SCO - (mag 5,9 - sbr 12,0; 26,3 *
26,3') GH 4,5
geworfen.
Nur 12 Grad über dem Horizont, auch noch in Richtung der ca. 15km
Luftlinie entfernten Stadt Ansbach. Ich belasse es beim Blick durchs
27er. Groß, ja sehr groß der GC, mit auffallend vielen
relativ hellen
Sternen, sehr deutlich im Randbereich. Zur Mitte hin eine flächige
Zentralregion. Für den Sternenfreund stelle ich
M80 -
GC - SCO - (mag 7,2 - sbr 11,0; 5,1 * 5,1') GH 5,0
ein.
Nur gut 3 Grad höher, damit aber außerhalb der Lichtglocke.
Der GC
macht richtig laune. Über 27mm, 19mm zu 9mm (265-fach) immer noch
punktförmige Lichtfünkchen. Wunderbar aufgelöst, bis zum
auffallend
hellen, massierten relativ kleinen Zentrum. Ein Augenschmauß! Der
Sternenfreund will M13 betrachten, um ein Gefühl für den
Unterschied
mit 8" zu bekommen.
M13 -
GC - HER - (mag 5,9 - sbr 12,0; 24,0 * 24,0') GH 5,8
Ich
kann der GC gerade so direkt mit bloßen Auge ausmachen, also bei
ordentlichen Bedingungen. Bei einer Höhe von über 70Grad sind
die
Bedingungen gut. Wow! sehr gut!. Der Sternenfreund kommt aus dem
Staunen nicht heraus. Im 9er das Nagler Gesichtsfeld füllend, kann
man
im 5er bei 477-fach die Randbereiche nicht mehr ausmachen. Ein einziges
Geprassel von relativ hellen, fast Nadelspitzenfeinen
Lichtpünktchen!
Heute beeindruckt der GC wirklich!
Ich habe Ursus auf einen
Schotterweg aufgebaut, die Leiter läßt sich nicht immer eben
aufstellen. Mit der Zeit verliere ich die Scheu, auf eine wakelig
wirkende Leiter zu steigen. Wenn man - wie hier - weis, daß die
Leiter
nicht einsinken kann, ist dies jedoch kein Problem.
Nun peile
ich tiefer, um die bereits letzten Samstag betrachteten Nebel im
Schützen zu betrachten. Von Süden nach Norden geht es nun:
M8 -
GN - SAG - (mag 5,0 - sbr 13,0; 45,0 * 30,0') GH 5,2
NGC6530 - OC - SAG - (mag 4,6 - sbr 10,2; 15,0 *
15,0') GH 5,2
phantastisch hell, mit bloßem
Auge ist ein Nebelfleck erkennbar. Der Offene
Sternhaufen,
links im GF (Westen) - NGC6530 - besticht durch fast identisch helle
Sterne, etwa 25 an der Zahl. Der OIII hebt die Nebelstrukturen deutlich
hervor, markant eine längliche, dunklere Zone nahe der Mitte, die
zuvor
auch ohne Filter bereits gut erkennbar war. Ich wechsele zwischen 19
und 9mm, sehr sehenswert. Das nächste Objekt topt M8 jedoch:
M20 -
GN - SAG - (mag 6,3 - sbr 13,0; 28,0 * 28,0') GH 5,2
der
bekannte Trifidnebel. Ich wünsche mir einen noch dunkleren Himmel.
Aber
auch so ist die Teilung des Nebels sehr gut, ohne mühen auf Anhieb
erkennbar. Ich hatte den Filter drin gelassen, kann somit nichts
über
den Eindruck ohne OIII aussagen. Da ich dem Gast noch
spektakuläreres
zeigen will, nehme ich mir nicht die Zeit, die dem Objekt angemessen
gewesen wäre. Mit Glück kann ich dies heute vielleicht
nachholen.
M17 - GN - SAG - (mag 6,0 - sbr 13,0; 11,0 *
11,0') GH 5,4
ist
das vorläufige Highlight. Man ist der hell! So etwas von deutlich!
Der
Sternenfreund muß zu seinem Teleskop, Belichtungszeit ist vorbei,
so
nehme ich mir einige Zeit für den Nebel. Am Besten nach dem 19er
im 9er
bei 265-fach. Ein Mega-Wow!!Mit Abstand der hellste Gasnebel des
Sommerhimmels, wirklich sehr schön. Scharf abgegrenzt der helle
gebogene Hals, an der Hell/Dunkelgrenze zwei markant helle Sterne, ca.
Mag 10. Auch ein Augenstern mit geschätzten Mag 14 ist gut
erkennbar,
ein weiterer, ca. Mag 12 an der Schnabelspitze. . Im
Schwanenkörper
Details satt - eine Augenweide. Auch vor den Kopf ist noch ein
weiterer, schwächerer Nebelkleks mit zarten Strukturen erkennbar.
Absolut empfehlenswert, ein *****-Objekt! Die zusätzlichen Zoll an
Öffnung steigern den Genuß deutlich.
Es kommen noch zwei weitere
Personen, ohne Teleskop. Einer hatte sich am Tag zuvor eine Canon 300D
gekauft und ist hergekommen, um Erfahrungen zur Digitalfotografie
auszutauschen. Da kommt er richtig, nun höre ich neben dem
deutlichen
Froschkonzert halblautes Sprechen. Vertieft wird sicherlich eine halbe
Stunde fachgesimpelt. Ich selbst betrache nur so den Sternenhimmel. Mit
Fortschritt der Nacht nimmt die Dunkelheit leicht ab, M13 sehe ich nur
noch indirekt, trotzdem ist der Himmel nicht schlecht. Sehr hoch steht
Cygnus, der Schwan. Ach ja, ich wollte den Cirrus-Nebel im 20er
betrachten.
NGC6992 - GN - CYG - (mag 7,0 - sbr 13,4;
60,0 * 8,0') GH 5,8 und
NGC6960 - GN - CYG - (mag 9,0 - sbr 13,6;
60,0 * 6,0') GH 5,8
sind
auch mit meinem Übersichts-Oku bei weitem nicht auf einmal
überblickbar! Dank Stern 52 (Flamsteed Nummer) ist der eine Bogen
des Supernovaüberrests
leicht gefunden. Der Stern ist jedoch so hell, daß eine ganze
Region
überstrahlt. Totzdem macht es riesig spaß, den Bogen
abzufahren und all
die Nuancen zu betrachten, teilweise wirkt der Nebel wie zarter in sich
verdrehter Tüll. Noch besser gefällt mir der andere Bogen,
NGC6992. In
dem südlichen Bereich folgt eine tiefe Einbuchtung im breiten Band
der
nächsten. Wunderbar offenbaren sich Details. Wie feine,
strukturierte
Wolkenschleier. Zwischen den Bögen im südlichen Bereich sind
- klar
abgegrenzt - nochmals ein großer Nebelfetzen (geschätzte
45'*20*, grob
dreiecksförmig) und ein kleinerer Fetzen (ca. 25'*8') zu erkennen,
nicht nur zu erahnen. Sicherlich 20 bis 30 Minuten verweile ich in dem
Gebiet.
So! weg von den großen
Objekten hin zu kleinen GX'en. Ein BB hier im Forum hatte mich auf die Supernova
in NGC6901 aufmerksam gemacht, die will ich heute finden. Ausgehend von
Epsilon Delphinus habe ich mir eine Starhopkarte ausgedruckt. Dank
Sabine, die mir 2 CD's mit dem GSC-Katalog geschickt hatte mit Sternen
bis zu Mag15. Auf dem Weg zu Ziel liegen zwei GX'en, die ich gerne auch
betrachte:
NGC6930 - GX - DEL - (mag 12,1 - sbr 12,8;
1,2 * 0,5') GH 5,6
Den
Starhop mache ich auf einem Kissen knieend mit dem Auge am Sucherdobs,
damit kann ich Sterne bis ca. Mag12 erkennen. Im Zielgebiet werde ich
mit dem 27er nicht fündig, im 19er ist der Hintergrund doch
spürbar
besser, so sehe ich die eine GX unmittelbar, die andere erst nach etwas
suchen. NGC6930 ist die besser erkennbare. Schön länglich,
mit
kräftigem, länglichem Zentralbereich längs der
kompletten Hauptachse.
Ich meine einen etwas dunkleren Streifen längs der Hauptachse
unterhalb
im zarten Halo auszumachen. Unmittelbar unterhalb der Zentrums ein
Fordergrundstern, geschätzte Mag 14.
NGC6928 - GX - DEL - (mag 12,2 - sbr 12,3;
2,1 * 0,6') GH 5,6
dagegen
steht im GF fast auf der Kante. Unmittelbar am Halorand an der oberen
Spitze ein Mag12-Stern. Der Halo sehr blass, keine Zentralaufhellung
auszumachen. Ich bin ob der Helligkeitsangaben etwas irritiert,
für
mich hat NGC6928 die geringere Flächenhelligkeit, meine Daten sind
aus
Ciel.
Bis zu
NGC6906 - GX - AQI - (mag 12,3 - sbr 12,4;
1,6 * 0,8') GH 5,5
NGC6906
muß ich mich noch über gut 4 Grad von Sternengruppe zu
Sternengruppe
hangeln, was mich etwa 10 Minuten beschäftigt. Was sehe ich? Ein
gleichmäßg blasses Oval mit etwa 2:1
Längen/Breitenverhältnis. Ohne
jede Auffälligkeiten. So, nun muß der Ausdruck mit den
schwachen
Sternen her. So kann ich mich anhand der Umgebungssterne besser
orientieren und finde den richtigen Weg hin zu
NGC6901 - GX - AQI - (mag 13,7 - sbr 13,4;
1,1 * 0,4') GH 5,4
uff,
bei den gebenen Bedingungen spingt die GX nicht gerade ins Auge. Es
bedarf schon einige Sekunden des wartens, bis sich das Auge vom
Rotlicht der Aufsuchkarte soweit erholt hat, daß nach und nach
ein
längliches Nebelchen auftaucht. Ich betrachte wieder im 19er, dann
im
9er. Warum ich das 13er nicht genommen habe - das frage ich mich auch.
Hatte ich die ganze Nacht nicht angerührt, dabei wäre dies
nun sicher
die 1. Wahl gewesen. Die GX liegt waagrecht im GF. Dicht am Rand der GX
ein Fordergrundstern mit Mag 13,6, etwa auf 8Uhr gelegen. Im blassen
Halo erkenne ich zwei Aufhellungen, wobei eine, welche Richtung des
Fordergrundsterns etwas unterhalb der Hauptachse gelegen stellaren
Charakter hat, geschätze Mag 15+. die andere liegt weg von dem
Stern,
knapp hinter dem Zentrum auf Höhe der Hauptachse. Diese erscheint
mir
einen Tick flächiger.
Kennt jemand eine Quelle, aus der
man das gesehene Überprüfen kann? Hier wären aktuelle
Bilder gefragt, also mit der Supernova.
Es
ist bereits nach 02.00h, ich baue ab, da heute morgen vor der
größten
Mittagshitze radeln angesagt ist. Die Kondition ja wieder besser werden.
Klaren Himmel wünscht
Achim
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