Bericht vom 20.08.2004; 22.00h - 23.15h

Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 27mm Panoptik ; 19mm Panoptik; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ
Ort: Kreben, Beobachtungsplatz der NAA
Temperatur: 22.00h ca. 17 C ; 23.30h ca. 15 C
Seeing: mäßig bis schlecht


Wetter: Tags einige Regenschauer, gegen abend mehr und mehr aufklarend, später Gewitter

Beobachtete Objekte:
Kugelsternhaufen (GC): M22, NGC662, M28, NGC6553
Galaxien (GX): M31, M32, M110
Offene Sternhaufen (OC): NGC884, NGC869
Gasnebel: IC7000,IC5067, NGC6992, NGC6960

Nach Wetterbericht muß es heute nacht regnen. Zur Dämmerung wird es klar, die Transparenz ist so gut, daß ich auf Verdacht mein Glück versuche. Um einen möglichst niedrige Horizontsicht zu bekommen, fahre ich nach Kreben, dort hat es rundherum einen 0-Grad Horizont.
Ich fahre früh los, noch sind erst wenige Sterne zu sehen. Tief im Westen drohen Wolkenbänke. Aus der Richtung kommt das Wetter. Na, ob das noch was wird? Angekommen wird in 5min aufgebaut, für gründliche Justage verwende ich 10min - zum Beobachten ist es noch zu hell. Die Beugungscheiben beim Justieren an Polaris offenbaren zweierlei: der Spiegel braucht noch einiges an Temperaturanpassung, das Seeing scheint insges. schlecht. Die Mondsichel steh tief im Westen, bald verschwindet diese in Wolkenbänken. Ab und an blitzt es aus Richtung Westen.

Noch ist es im Westen recht aufgehellt, doch die Milchstraße hoch im Norden wird schon sichtbar. Der Osten ist schon dunkler - nur die Lichtglocke des Nürnberger Ballungsraums stört dort doch merklich. Sehr hoch steht die Leier, mit GH-Karte ermittle ich jetzt dort schon eine Grenzelligkeit von Mag 5.8! Tief im Süden deutlich Sagittarius. Die Transparenz ist wirklich gut, also peile ich niedrig. So niedrig, daß ich trotz großem Dobs kniend durchs Okular sehe.

M22 - GC - SAG - (mag 5,1 - sbr 22,0; 24 * 24') GH 5.0
deutliches Wattebällchen im 106mm Sucher, im 27er Panoptik des Hauptinstruments deutlich aufgelöst bei 88fach, dank heller Sterne bis ca. Mag11! Der Hintergrund ist nicht dunkel genug, um einen brilianten Anblick zu ermöglichen. Über 19mm ist schon bei 13mm (183-fach) Schluß mit sinnvoller Vergrößerung. Die Lichtfünkchen werden etwas matschig, wabern. - Schade! Ist es mal so transparent, paßt das Seeing überhaupt nicht.

Einen benachbarten kleineren GC will ich diesmal besuchen, bisher hatte ich dies immer versäumt.

NGC6642 - GC - SAG - (mag 8,8 - sbr 11,0; 0,8 * 0,8') GH 5.0
nur gut ein Grad westlich von M22. Wesentlich kleiner, doch im Dobs recht leicht erkennbar, da das Zentrum markant heller als der Halo ist. Erst im 13er Oku mit etwas Geduld werden einzelne Sternchen sichtbar. Wegen des schlechten Seeings aber nur blickweise. Mit höherer Vergrößerung wäre sicherlich mehr drin gewesen, so leider nur die etwas unregelmäßige Struktur. Richtung einer dicht gestaffelten gebogenen 3er Sternengruppe nördlich Mag 14, 13, 14 eine kleine Sternenkette.

M28 - GC - SAG - (mag 6,9 - sbr 11,0; 15,0 * 15,0') GH 5.0
gut zwei Grad nach SW dagegen wieder richtig hell, mit markantem Zentralgebiet und im Verhältnis riesengroß. An den Plantetaren Nebel PK8- 7.1 in der Region hatte ich nicht gedacht, bei den Bedingungen wäre dieser sicherlich auch extrem schwer gewesen.

NGC6553 - GC - SAG - (mag 8,3 - sbr 10,6; 3,2 * 3,2') GH 5.0
wird nach einem 3 Grad Starhop am Sucher schnell eingestellt. Huch, ist der blass - nur ein nebeliges Wölkchen, gänzlich ohne Zentralaufhellung, naja, minimal nimmt die Helligkeit zum Zentrum doch zu. Ohne Info hätte ich auf GX getippt. Im 13er Nagler sträubt sich der GC immer noch, läßt sich nicht auflösen. Im 9er? Grrr, wenn das Seeing nur besser wäre. Das Objekt immer noch nebelig, doch mit einem Hauch granulär.

Im Westen wird es langsam spektakulär. Immer wieder blitzt es tief über dem Horizont, so hell, daß ich kaum einen Blick in die Richtung wage, um die Dunkeladaption nicht zu verlieren. Wegen des Dunstes sehe ich auch durchs Okular die Lichtblitze als kurze, deutliche Aufhellungen. Was nun? hoch, zenithnah, dort ist es wirklich dunkel. M13 locker mit bloßem Auge, in der Leier erkenne ich einen Mag 6.1 Stern, kann den gerade so stabil halten. Gut! Den Nordamerikanebel hatte ich schon lange nicht mehr versucht, der ist für lange Brennweiten nicht überblickbar. Ich habe doch meinen Sucher!

IC7000 - GN - CYG - (mag 4,0 - sbr 12,6; 120 * 30') GH 6,2
IC5067 - GN - CYG - (mag 6,0? - sbr 13?; 50 * 50?') GH 6,2
ja, im Sucher erkenne ich die Nebelkontur, am deutlichsten die Bucht von Mexico, dort ist der Übergang und Kontrast am besten. Sehr viele, helle Sterne um Mag 8 im Gesichtsfeld. Mit UHC im 32er Plössel wird es richtig deutlich. Westlich davon weitere Gasnebel, u.a. IC5067. Um ehrlich zu sein, es fällt mir schwer (fehlendes Kartenmaterial) zu schreiben, welcher Nebel wo wie anfängt oder aufhört. Im 4 Grad Gesichtsfeld des Suchers kann ich die Nebelregion gesichtsfeldfüllend gerade so überblicken. Für mich so schön und deutlich wie noch nie! Hier geht dunkler Himmel eindeutig über Öffnung. Im 27er bei 88-fach im Hauptinstrument werden Details und Strukturen in den Randbereichen von IC7000 deutlich. teilweise fast wie in sich verdrehte Vorhangstoffe - schön!

Es kommt etwas Wind auf, Wolkenfetzen schaffen es bis in den Süden, ich werde unruhig. Bei den dunklen Bedingungen will ich Cirrus noch beobachten.

NGC6992 - GN - CYG - (mag 7,0 - sbr 13,4; 60,0 * 8,0') GH 6,2 und
NGC6960 - GN - CYG - (mag 9,0 - sbr 13,6; 60,0 * 6,0') GH 6,2
zunächst im Sucher mit UHC: etwa blass, aber doch deutlich. Erstmals sehe ich beide Bögen auf einen Blick - wow! Dann mit meinem Übersichts-Oku, dem 27er Panoktik: bei weitem nicht auf einmal überblickbar! In der östlichen Region überstrahlt 52 (Flamsteed Nummer) einen Teil dieses Bogens des Supernovaüberrestes teilweise. Totzdem macht es riesig spaß, den Bogen abzufahren und all die Nuancen zu betrachten, teilweise wirkt der Nebel wie zarter in sich verdrehter Tüll. Noch besser gefällt mir der andere Bogen, NGC6992. In dem südlichen Bereich folgt eine tiefe Einbuchtung im breiten Band der nächsten. Wunderbar offenbaren sich Details. Wie feine, strukturierte Wolkenschleier. Der Wolkencharakter kommt ganz klar heraus - ich bin begeistert. Wäre nur nicht das ständige blitzen, das etwas hektik bei mir erzeugt.Zwischen den Bögen im südlichen Bereich sind - klar abgegrenzt - nochmals ein großer Nebelfetzen (geschätzte 45'*20*, grob dreiecksförmig) und ein kleinerer Fetzen (ca. 25'*8') zu erkennen, nicht nur zu erahnen. So gut hatte ich die Region noch nie gesehen!

Die Wolken kommen voran, im Osten sicherlich schon 50 Grad hoch, einzelne Fetzen schon über den Zenith bis in Cassiopeia. Der Süden ist dicht. Die Fetzen ziehen schnell weiter. Gut und deutlich ein Nebel südlich des Himmels-W,

NGC884 und NGC869 h + chi im Perseus. Schon groß im Sucher, bei 88-fach gesichtsfeldsprengend. Hier, höher am Himmel ist das Seeing weniger schlecht, im 13er macht der Anblick noch richtig Freude, wunderbar die farblichen Nuancen. Ganz deutlich ein 3/4 Bogen aus rötlichen Lichtfünkchen im Zentrum eines der OC's.

Nanu? jetzt, da der Himmel fast gänzlich zugezogen ist, kommt ein Sternenfreund angefahren. Etwas spät, denke ich. Er baut trotzdem schnell einen 8er Dobs auf, für mehr als einen kurzen Blick wird es nicht reichen.

Lücken gibt es nur noch wenige, die größte in Andromeda. Ich betrachte solange es geht noch M31, M32 und auch M110. Um OIII-Regionen zu studieren oder gar nach GC's zu suchen reicht die Zeit nicht mehr. Kaum 5 min später ist es dicht. Ich baue ab, kurz nach dem Sternenfreund. Beim losfahren fallen erste Tröpfchen auf die Windschutzscheibe. Die Fahrt zurück bleibt es trocken. Kaum steht das Auto in der Garage, fängt es das Regnen an. Hut und Spiegelzelle trage ich als erstes ins Haus, die anderen Teile werden in starken Regen bei böigem Wind doch recht feucht. Macht nichts! Ich habe ja glück gehabt, überhaupt beobachten zu können!

Viele Grüße

Achim
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