Bericht vom 06.09.2004; 21.50h - 23.15h

Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 27mm Panoptik ; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6, 9mm Nagler Typ6
Ort: ca. 5km außerhalb Emskirchen auf freiem Feld, ca. 390m ü. NN
Temperatur: 22.00h ca. 17 C ; 23.30h ca. 15 C
Seeing: mäßig


Wetter: Tags sonnig und klar, wolkenlos

Beobachtete Objekte:
Kugelsternhaufen (GC): M15, M22, M13
Galaxien (GX): NGC7454, NGC7465, NGC7463, NGC7464, NGC7448, NGC7442
Planetare Nebel: Peace1 (nicht sicher)


Am Rückreisetag vom Urlaub in der Türkei bin ich recht geschlaucht, um 04.00h aufstehen schafft, insbesondere wenn man in der Nacht dazu noch sehr schlecht schläft. Wieder in deutschen Landen juckt das Spechtelfieber aber gleich fürchterlich: die Luft ist klar, keine Wolken am Himmel. Im Urlaub war keine Astroausrüstung dabei, die hoch stehenden Sternbilder Schütze und Scorpion hatten aber immer Appetit gemacht.
Um 19.00h wird Ursus zum temperieren rausgestellt, gegen 21.30h fahre ich los. Man, stelle ich mich ungeschickt beim Aufbau an! Wie zum Ausgleich geht dafür die Justage ruck-zuck: die paßt auf Anhieb! Leider ist das Seeing recht bescheiden; der Spiegel hat noch nicht Umgebungstemperatur, die ist hier auf freiem Feld sicherlich 1 oder 2 Grad niedriger als bei mir im Garten. Ich stelle den Lüfter an und hoffe auf baldige Besserung. Der Himmel ist mit ca. Mag 5,8 bis 6,0 im Zenith (Lyrae) gut dunkel, ich hatte jedoch auf noch bessere Bedingungen gehofft.

Ich peile auf
M15 - GC - PEG - (mag 6,3 - sbr 11,0; 12,3 * 2,3') GH 5.6 + Piece1
dem hellen GC, leicht in der Verlängerung Theta und Epsion Peg zu finden. Bei 13-fach im 106mm Newtonsucher recht hell erkennbar, deutlich konzentriert mit blassem Halo. Im Hauptinstrument sehr hell und bei der Minimalvergrößerung von 88-fach schön aufgelöst. Im 9er bei 265-fach ist die Grenze der sinnvollen Vergrößerung leider bereits erreicht - Seeing!. Auf der Deep-Sky-Liste hatte ich einiges über Peace1 gelesen, einem Planetaren Nebel in M15, einem sehr schwierigen Objekt. Wider die Vernunft versuche ich nun mein Glück. Dank Aufsuchkarte (www.blackskies.com) ist die Orientierung kein Problem, das Trapez von Außenbereichsternen ist gleich gefunden. die Zielregion dann auch. Vergrößere auf 477-fach. Keine Sternenpünktchen mehr, sondern kleine verwaschene Scheibchen - mist! Mit "Blinking" mittels UHC habe ich meine Schwierigkeiten. Ich habe kein Filterrad oder -Schieber. Den Filter nur mit der Hand direkt vors Okular zu halten funktioniert nur schlecht, Reflexe und der richtige Augenabstand erweisen sich als problematisch. Im Zielgebiet meine ich trotzdem im 5er Oku (477-fach) mit UHC einen im Filter etwas kräftigeren Lichtfleck gesehen zu haben, ist aber nicht gesichert.

Da die Horizonttransparenz recht gut ist, peile ich zum GC-Vergleich kurz auf M22. Der GC steht nur noch 15 Grad hoch, da ist nicht viel zu erwarten. Trotzdem ein schöner Anblick bei niedriger Vergrößerung. Der Zentralbereich nicht ganz so massiert wie bei M15, der GC aber mit doppeltem Durchmesser verglichen zu M15 ein richtiger Brummer. Wenn schon bei den großen GC, dann auch noch kurz auf M13. Bei über 50 Grad Höhe kann hier bis etwa 350-fach mit Gewinn vergrößert werden, mehr läßt das (lokale?) Seeing zu dem Zeitpunkt nicht zu. Eine GX

NGC6207 - GX - HER - (mag 11,6 - sbr 12,8; 3,0 * 1,2') GH 5.8
nur ein knappes halbes Grad vom M13-Zentrum entfernt sticht mir deutlich ins Auge. Gar nicht schlecht, die GX. Ich erstelle eine kleine Skizze. Auffällig ein Vordergrundstern etwa in Zentrum der mit 3:1 elongierten GX. Ausrichtung der Hauptachse von NNO nach SSW.

Kurz vor dem Urlaub hatte ich mir ein paar Aufsuchkarten für GX'en im Pegasus erstellt, eine davon kommt nun zum Einsatz. Ausgehend von Alpha Peg lande ich nach einem ca. 1 Grad Starhop bei der ersten GX. Meine Aufsuchkarte zeigt Sterne bis Mag15, da hilft nach der Groborientierung auch der lichtstarke 106mm Newtonsucher wenig. Mit dem Auge am 13er Nagler hangele ich mich voran.

NGC7454 - GX - PEG - (mag 11,8 - sbr 13,2; 2,2 * 1,6') GH 5.8
Bei den knapp 3mm AP und 183-facher Vergrößerung ist der Hintergrund ordentlich dunkel, das Auffinden der GX bereitet keine Schwierigkeiten. Östlich der ovalen GX ein Mag 10 Vordergrundstern, ca. 3 Bogenminuten vom GX-Zentrum entfernt. Ich hatte mir blickweise eingebildet, ein langgezogene S-Struktur zu erahnen, die Kontrolle zeigt mir nun, daß hier der Wunsch der Vater des Gedanken war. Auch im 9er bei 265-fach bin ich dem Irrtum aufgesessen. Nur ein halbes Grad entfernt, bei dieser Vergrößerung aber schon fast 2 GF in der Distanz eine sehr interessante GX-Gruppe:

NGC7463 - GX - PEG - (mag 13,2 - sbr 13,8; 3,0 * 0,6') GH 5.8
NGC7465 - GX - PEG - (mag 12,6 - sbr 12,4; 1,2 * 0,8') GH 5.8
NGC7464 - GX - PEG - (mag 13,3 - sbr 12,7; 0,5 * 0,5') GH 5.8
Öffnung und Himmel sei Dank alle drei GX'en auf Anhieb zu erkennen. NGC7464 zunächst nur indirekt, später, d.h. nach wenigen Minuten auch direkt. Mehr als ein rundlicher Lichtschemen wird es jedoch nicht, für Strukturen reicht das Licht dann doch nicht. Die ausgedehnteste GX der Gruppe, NGC7463 liegt von W nach O ausgerichtet fast waagrecht im GF. entgegen der Ciel-Angabe (o.g. Daten gem. Cartes du Ciel) erscheint mir die GX nicht so stark spindelförmig, visuell für mich etwa 3,5:1. Leichte Unregemäßigkeiten in der Helligkeitsverteilung. NGC7463 liegt nördlich von NGC7464, in nur 1 Bogenminute Abstand. Bei 265-fach aber doch deutlich separiert. NGC7465 steht nur wenig weiter weg im GF, SW von 7463 und W von 7464. Etwas heller, mit einem ca. Mag12 Vordergrundstern im relativ hellen, linsenförmigen Zentralbereich. Ausrichtung der Hauptachse von NNO nach SSW, etwa 3:2 Längen/Breitenverhältnis. Keine Strukturen erkennbar.

NGC7448 - GX - PEG - (mag 11,7 - sbr 12,9; 2,6 * 1,2') GH 5.8
mit ca. 1/2 Grad Distanz westlich gelegen ist die "hellste" GX dieser Gruppe im Pegasus. Von N nach S ausgerichtet steht die GX auf der Kante im GF. Mit Geduld offenbaren sich unregelmäßige Strukturen im Halo, wie Lichtknoten, die sich verstärkt im W der GX zeigen. O der GX im Abstand von ca. 3' eine 2er Sternengruppe Mag 13, nach weiteren 2' eine weitere 2Gruppe aus Mag15? + Mag11. Westlich der GX, nur 2' entfernt ein mit Mag10 relativ heller Fordergrundstern. Eine letzte GX dieser Gruppe will ich noch beobachten:

NGC7442 - GX - PEG - (mag 13,3 - sbr 13,4; 1,0 * 1,0') GH 5.8
für mich heute wirklich nur ein Fuzzelchen. im 9er bei 265fach erst auf den 2. Blick zu finden, dann aber stabil zu halten. Fächig, zart, ohne erkennbare Massierung. Rundlich. Im Abstand von 2 bis 4 kann ich ein paar Vordergrundsterne der Mag13 bis Mag15-Klasse ausmachen.

Hups - der Mond ist ja schon aufgegangen. Etwa 55% der Mondscheibe sind bereits "weggeknabbert". Er steht um ca. 23.15h noch knapp über dem Horizont, doch wird es nur noch wenige Minuten dauern, bis das Licht stören wird. Ich versuche nochmals mein Glück mit Peace1, die Bedingungen sind leider nur wenig besser geworden, es liegt also nicht nur am lokalen Seeing (sprich Spiegelauskühlung) Das Ergebnis bleibt: unsichere Beobachtung.

Um ehrlich zu sein, ich bin ganz froh das der Mond kommt, Müdigkeit setzt mir doch zu, die Konzentration ist auch nicht die beste. So lasse ich es dabei bewenden und baue ab. Noch einen Tag Urlaub, dann beginnt wieder das Arbeitsleben.

Viele Grüße

Achim
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