Bericht vom 31.03.2005; 21.40h - 23.40h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 (91-fach) ; 17mm Nagler Typ 4 (140-fach); 13mm Nagler Typ1 (183-fach), 9mm Nagler Typ6 (265-fach), 5mm Nagler Typ6 (477-fach),

Ort: freies Feld gut 1km außerhalb Losauchrach, ca 400m ÜNN
Temperatur: 21.40h 6,5 C ; 23.50h 3,0 C
Seeing: 3


Wetter: tags aufklaren, erstmals seit wochen, ab Mittag absolut wolkenlos

Beobachtete Objekte:
Galaxien:
LEO: NGC3596, M65, M66, NGC3628, NGC3692, NGC3705, NGC3705A, NGC3624, UGC6312
Quasar: PG1115+080 (Leo)
Planeten: Saturn

Es gibt sie doch noch, die Sterne! Nach einer ca. 7-wöchigen Deep-Sky Durststrecke ging es gestern endlich wieder. Der tiefblaue Himmel zum Abend hin versprach viel und konnte zumindest teilweise dieses Versprechen einlösen.

Früh (um 17.00h) verlasse ich die Firma und fahre mit dem Zug heim. Als erstes wird die Spiegelzelle den 20“ zum temperieren hinausgestellt. Dann lasse ich es mir auf der Terrasse in der tiefstehenden Sonne gut gehen. Etwas basteln am aktuellen Teleskopprojekt, Abendessen. Ungewohnt noch die Sommerzeit, es dämmert um 20.30h erst. Belade das Auto, ziehe eine warme Hose an und fahre los. Nach 10min bin ich am Ziel. Grrr – etwa 500m vom BB entfernt liegt ein Sportplatz mit Flutlicht hinter einem Waldstück. Zwar NO meines Standorts, trotzdem etwas störend. Naja, um 22.00h wird es dort dunkel, also halb so schlimm.

Ich lasse mir beim Aufbauen Zeit. Erstmals wird „Schwarzer Reiter“, mein neuer 5“ Suchernewton mit 2“ OAZ montiert. In Verbindung mit einem 27er Panoptik habe nun gut effektive 3 Grad GF zur Verfügung.

Justieren dauert länger als gewohnt, da ich Polaris nicht finde! Kaum zu glauben. Den Rigel Quickfinder hatte ich das letzte mal am 14“ verwendet, der ist nun verstellt, der neue Suchernewton noch nicht parallel zum Hauptinstrument. Am Ende kniee ich am Boden und peile entlang des Tubus. Beim Justieren stelle ich leichten Asti fest. Durch leichtes treten an die Spiegelzelle wird der beseitigt. Dabei verstellt sich die Ausrichtung – und die Sucherei geht von vorne los, da die Sucher noch nicht ausgerichtet wurden.

Nun ist die Dämmerung abgeschlossen. Ich prüfe den Himmel. Orion ist das dominierende Sternbild, hatte schon kulminiert und wendet sich nach SW. Nach so langer Abstinenz muss ich mich erst wieder orientieren. Leider ist der Himmel nicht so dunkel wie gehofft, GH in Umin zwischen 5.6 und 5.8. Für HR6173 und HR6034 reicht es so, 24Umi kann ich nicht erfassen. Hin zum Horizont lässt die GH leider auch spürbar nach, obwohl es erstaunlich trocken ist. Selbst später beim Heimfahren sind alle Autoscheiben unbeschlagen.

Vor Wochen hatte ich mir vorgenommen, im südlichen Leo einen Quasar zu suchen. Ich beginne grob in der Region, will mit Paradeobjekten starten, dem Leo-Triplett. Die sind doch in der Region um Theta Leo. Peile mit dem neuen Sucher. Bin mir unsicher, meine nur einen verwaschenen Flecken ab und auszumachen. Dann gleich im 26er Nagler (92-fach). In der korrekten Richtung von Theta Leo sehe ich sofort eine GX, relativ blass, doch deutlich. Warum auch immer – ich dachte dies müsste die relativ blasse GX NGC3628 sein. Doch wo sind M65 / M66? Es braucht 3 Anläufe bis mir endlich klar wird, dass ich zu dicht an Theta Leo suche. Man – das passiert kaum einem Anfänger! Meine einzige Entschuldigung: Im Suchernewton habe ich mich mit den Abständen vertan, das große GF ist noch ungewohnt.

NGC3596 - GX- Leo - (mag 11,3 – 14,1 4,1 * 4,1') GH 5,6
selbst rund, mit etwas hellerem Zentrum, flächig. Nur ein schwacher Hauch von Konturen. Ich hatte nur im 26er gepeilt, mir nicht die Zeit genommen mit verschiedenen Vergrößerungen zu verweilen. In der Nachbereitung zeigt sich, das es sich um eine Face-On Spirale handelt. Da sollte ich nächstes mal Zeit investieren.

Den Irrtum bemerkt ist das Leo-Triplett sofort gefunden, auch in 5“ springen einem die GX regelrecht an. Nur NGC3628 bedarf eines zweiten Blicks. Im großen Instrument entwickelt jede der GX ihren eigenen Charme.

M66 - GX- Leo - (mag 8,9 – 12,7 9,1 * 4,1') GH 5,6
Etwa 1: 2,5 elongiert, helles, längliches Zentrum welches in einen kurzen Balken übergeht, der selbst in Spiralen übergeht. Nach S diese weiter offen, der Halo in dieser Richtung weiter. NO der GX – vielleicht noch im Halo - ein relativ heller Vordergrundstern, ca. mag 10. Im SO vom GX-Zentrum eine weiterer Stern, geschätzte 13/14. Helligkeit

M65 - GX- Leo - (mag 9,3 – 12,9 9,0 * 2,3') GH 5,6
Nur 1/3-Grad ONO von M66, somit im 17er gut gemeinsam zu sehen. Ich verwende dieses Oku recht gerne, vereint es sehr angenehmen Augenabstand mit noch moderater Vergrößerung (140-fach). Bei gut 3,5mm AP lassen sich gut Details ausmachen. M65 sehr langgestreckt, etwa 1:4 mit rundlichem, hellen Zentrum. Der Halo erscheint beidseitig des Zentrums symmetrisch, östlich leicht strukturiert, dort jedoch etwas blasser als westlich. Im SW am Halorand ein Vordergrundstern, ca. Mag 13.

Von ganz anderem Charakter dagegen

NGC3628 - GX- Leo - (mag 9,5 – 13,4 13,1 * 3,1') GH 5,6
Wow! Immer wieder beeindruckend! Im Unterschied zu M65/66 liegt die GX quer im GF, also etwa von O nach W ausgerichtet. Die Flächenhelligkeit ist spürbar geringer, dies liegt auch an dem markanten relativ breiten Staubband, welches die GX leicht diagonal fast entlang der Hauptachse trennt. N des Bandes kann man den länglichen ZB ausmachen. An beiden „Enden“ franst die GX aus, wird breiter. Der Halo dort immer blasser. Insgesamt ein ganz schön fetter Brummer!

Es geht weiter Richtung Zielgebiet, auf dem Weg dorthin helfen mit GX’en bei der Orientierung. Ich setzte bei Iota Leo auf, einem Stern, der mit bloßen Auge gut erkennbar war. Das nächste Ziel liegt nur 1 ½ Grad davon entfernt - das weis ich nun. Dummerweise hatte ich den Maßstab auf dem Ausdruck vergessen, zusätzlich Iota am Rand der Ausdrucks platziert. Mit Mühe kann ich die Orientierung finden und so dann auch letztendlich

NGC3692 - GX- Leo - (mag 12,1 – 12,9 3,1 * 0,7') GH 5,5
Schlank! Etwa 1:6 elongiert. Ausrichtung von W nach O. Deutlich helles, schmales Zentrum, Halo nach S etwas breiter. Notierte evtl. durch Band etwas abgesetzt. Etwa 5’ abseits der GX, entlang der Hauptachse nach O ein Mag 14 Vordergrundstern, ein gleich heller nach NO, ca. 3’ von NGC3692 entfernt.

Unmittelbar in der Region, jedoch mit ½ Grad Distanz nach SO nicht mehr gemeinsam im GF des 13er

NGC3705 - GX- Leo - (mag 11,1 – 13,4 4,6 * 1,9') GH 5,5
Deutlich heller, springt mich richtig an. Längliches Oval von NO nach SW ausgerichtet. In der Region der GX einige Mag 9 ... Mag 13 Vordergrundsterne. Das GX-Zentrum sehr hell, stellar wirkend. Leicht außerhalb des geometischen Mittelpunkts eine weitere, etwas gebogene hellere Zone. Der Halo für mich ohne Strukturen. Notierte evtl. Vordergrundstern nahe des Zentrums. Die Nachbereitung bestätigt dies nicht.

Auf meinem Ausdruck sind zwei weiter GX’en in der Nähe verzeichnet

NGC3705 A - GX- Leo - (mag 15,0 – 12,2 0,9 * 0,1') GH 5,5
NGC3705 B - GX- Leo - (mag 15,5 – 12,5 0,4 * 0,2') GH 5,5
An der “A”-Gx habe ich mir die Zähne ausgebissen. Vor der Lage her eindeutig konnte ich auch im 9er bei 265-fach die GX nicht bestätigen. Ich denke dies liegt auch an der relativen Nähe zu dem Fordergrundstern TYC0856-00367-1, der die ultradünne Spindel einfach überstrahlt hat. Der Mag 10 Stern in nur 1’ Distanz war hier zu hell. Von mir angegebene Helligkeitsangaben sind keine Blauhelligkeiten und stammen aus dem SAC-Katalog.

NGC3705 B ist trotz geringerer Gesamthelligkeit indirekt zu erkennen und eindeutig zu bestätigen. Dank sternenfreiem und bei 265fach abgedunkeltem Hintergrund ist indirekt immer wieder ein länglicher, strukturloser Schemen zu halten.

Nun wird es schwieriger, mit Starhop suche ich NGC3624. Mein Ausdruck weist zwar Sterne der richtigen Helligkeit auf (bis Mag12, die kann ich im Suchernewton noch ausmachen), doch liegt die GX direkt am Rand des Ausdrucks, relativ weite Bereiche erscheinen sternenfrei. Eine gebogene 4er Gruppe verhilft mir nach sicherlich 10 Minuten zum Durchbruch.

NGC3624 - GX- Leo - (mag 13,9 – 12,9 0,9 * 0,6') GH 5,4
Spektakulär ist anderes. Viel mehr als gefunden, gerade so direkt haltbar, oval, von N nach S ausgerichtet konnte ich nicht vermerken. Aber immerhin: so war der Standort eindeutig lokalisiert, die Basis für das eigentliche Ziel gelegt.

Nur noch 20’ nach NW, dann kann die Suche losgehen. Nach was?

PG1115+080 – QSO – Leo (mag 15,9) GH 5,4
Einem sehr weit entfernten Quasar (z = 1,722, nach aktuellem kosmologischen Modell ca. 9,7 Mrd LJ entfernt), welcher durch eine nicht sichtbare, vorgelagerte Galaxie und deren Gravitation dreifach erscheint. Es wirkt hier also eine Gravitationslinse. 3-fach, aber nicht für mein Equipment. Ich versuche den „hellsten“ Schemen (Mag 15,9) zu erhaschen. Östlich des Ziels eine 4er Gruppe, die ein Trapez bildet mit Komponeten Mag 13,7, Mag 13,5, Mag 13,8 und Mag 14,8. Letztgenannte im 9er bei 265fach nicht direkt haltbar. Oh jeh, ob das was wird? Westlich, besser NW ein Mag 14,5-Stern, der geht gerade so direkt. Nur 3’ oberhalb ein Doppelstern (14,1 und 13,3). Ich schätze etwa 6“ getrennt. Direkt anschliessen, und auch gleich erkennbar eine GX:

UGC6312 - GX- Leo - (mag 15,0 (blau) – 14,1 1,2 * 0,5') GH 5,4
Ein Großteil der Helligkeit konzentiert sich auf das gestreckte, helle Zentrum. Die GX liegt zu den Doppelstern im rechten Winkel, von NO nach SW. Der Zarte Halo reicht etwa bis an den Doppelstern. In Verlängerung der Hauptachse nach SW stehen zwei hellere Sterne (um 12,5).

In der Region um den Quasar werde ich nicht fündig, ab und an meine ich zwei oder drei grenzwertige Fünkchen zu sehen, kann aber auch Einbildung sein. 5min, 10min, es reicht nicht.

Das Seeing ist gut genug, um bei der Vergrößerung die Sterne noch recht ordentlich fokussieren zu können. Nehme nun das 5er Oku (465-fach). Wieder beginne ich das Spiel. Es ist nun etwas besser, die 14,8er Komponente des Trapez nun fast stabil direkt. Im Ziel blitzt es vermehrt. Hyperventilieren, um Sauerstoff ins Gehirn zu pumpen ... ja? Nicht sicher. Ich mache eine Pause, entspanne, betrachte kurz den Himmel. Wieder zurück zum Teleskop. Bei der Vergrößerung wandern die Sterne recht schnell aus, ich muss immer wieder nachdobsen. Nochmals heftig schnaufen ... ja, drei, nein 4 Minipünktchen, die eine gebogene Kette bilden. Nach wenigen Sekunden sind die wieder verschwunden. In den nächsten 5 Minuten gelingt es mir noch weitere 3 mal, diese Konstellation indirekt kurz zu halten. Der „deutlichste“ Funken war der 3. weg vom Trapez und mein Ziel, PG1115-080. Es ist nun ca. 23.20h, das Ziel hat mit 45 Grad Höhe fast kulminiert. Mit gegebenen Bedingungen geht nicht mehr. Nach langer Abstinenz war die Spechteln am Limit.

Puh! Morgen Arbeit – da kann ich nicht mit Genuß weitermachen, auch bin ich nicht ausreichend gekleidet, habe keinen Schal, keine Stiefel und es ist zeitweise windig.

Ich begnüge mich kurz nochmals auf das Leo-Tiplett zu halten. Das 5er Oku bleibt im OAZ, mit justiertem Suchernewton kann ich ausreichend genau einstellen. Wow – Gx’en Gesichtsfeldsprengend! Was für ein krasser Gegensatz. Nur wenige Minuten gönne ich mir hier. Noch einen abschließenden Blick auf Saturn (immer noch mit 465-fach) zeigt, dass das Seeing leicht überdurchschnittlich ist – relativ hochfrequentes Wabern, aber ab und an kurze ruhiger Momente. Ohne Filter werde ich stark geblendet. Noch schnell eine Skizze der umliegenden Lichtpunkte (Dione, Thethis, Rhea, Titan; Enchelade und Mimas waren mir nicht aufgefallen) und dann Abbauen.

Beim Heimfahren zeigt das Thermometer 3 Grad. Es soll klar bleiben, also nächstes mal besser einpacken!

Viele Grüße

Achim
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