Bericht vom 31.08.2005; 22.40h - 01.40h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 (91-fach) ; 17mm Nagler Typ 4 (140-fach); 13mm Nagler Typ1 (183-fach), 9mm Nagler Typ6 (265-fach), 5mm Nagler Typ6 (477-fach)

Ort: freies Feld gut 1km außerhalb Losauchrach, ca. 400m ÜNN
Temperatur: 22.10h 19 C ; 01.45h 15 C
Seeing: 3 - 4


Wetter: morgens sonnig, Nachmittags Schönwetterwolken, max. 1/8, leicht trüb, gegen Abend aufklarend

Beobachtete Objekte:
Galaxien:
Dra: NGC6503, NGC6643, NGC6654, NGC6654A, NGC6651
Peg: NGC7347, NGC7372, NGC7386, NGC7385, NGC7487, NGC7389, NGC7383, NGC16
Quasar: QSO1946+769 (Dra)
Planeten: Uranus

Trotz Urlaub hält die Schönwetterperiode. Tags über Ausflüge mit der Familie und/oder etwas Rennradeln, abends Grillen mit den Nachbarn (die Kirchweih ist Gott sei Dank vorüber).
Es fällt schwer in geselliger Runde nach würzig-deftigem, reichlichem Essen nur bei einem Bier zu bleiben, und den Verdauungsschnaps ganz wegzulassen. Dafür gibt es Sterne zum Dessert.

Der Mond kommt erst sehr spät, da habe ich Zeit, erst nach 22.00h fahre ich los. Baue in Ruhe auf. Wie es sich tags schon abzeichnet: es bleibt etwas diesig, die Horizontsicht ist bescheiden. Von der Terrasse aus hatten wir noch ein paar Flugzeuge im Landeanflug mit Landescheinwerfern gesehen, welche lange Lichtkegel vor sich her schoben – ein Indiz für hohen Dunst.

Diesmal komme ich nicht ganz ums Justieren herum: An Polaris erkenne ich deutlichen Asti, der Spiegel ist in der Lagerung verspannt, rütteln und Anheben des Spiegels in der Lagerung helfen, beseitigen diesen aber nicht völlig.
Kaum bin ich fertig, fährt ein Auto vom Waldrand kommend auf „meinem“ Feldweg auf mich zu – na toll! Aufgeblendet fährt es bis unmittelbar vor mein Fahrzeug. Zunächst hatte ich mich hinters Auto gestellt, um etwas der Dunkeladaption zu retten, gebe dies dann auf. Im Fahrzeug sitzen 4 junge Kerle, die Gott sei Dank etwas unsicher wirken. Mit bestimmten Auftreten sind sie einzuschüchtern und fahren zurück – das Teleskop ist mitten auf dem Weg aufgebaut, vorbeifahren unmöglich. Etwa 20min später (beim anpirschen an NGC6503) kommen nochmals 2 Fahrzeuge – wieder voller Kerle und Mädchen um die 20. Diesmal bin ich barsch (da schon wieder geblendet) – danach tut es mir leid, doch sind die Leute dann bereits abgezogen.

Es geht auf Herbst zu – Bootes ist am untergehen, Sagittarius folgt Scorpio auf den Weg unter den Horizont. Cygnus dreht sich Zenithnah, im Osten kämpfen sich die Pleyaden durch den Horizontdunst. Deutlich das Milchstraßenband im Zenith, strukturiert, aber etwas blass. Mit Hilfe einer Grenzhelligkeitskarte kann ich einen Mag 5,77 Stern fast stabil ausmachen, einen 5.97er blitzt ab und an kurz auf, beim indirekten Sehen. GH Pol ca.. Mag 5.9

Nach der oben beschriebenen Störung geht es astronomisch los, im Draco. Diese Region habe ich erst selten besucht, muss mich zunächst orientieren, um das Sternbild genau zu lokalisieren. Ich setze bei Phi und Chi Draco auf, von dort sind es ca. 3 Grad bis zum ersten Ziel:

NGC6503 - GX- Dra - (mag 10,2 - 13,1; 7,0 * 2,5') GH 5,8
Wow! Eine tolle GX, ganz nach meinem Geschmack. Schräg im GF von 7h nach 2h ausgerichtet. Deutlich länglicher hellerer ZB, fast eine Spindel. Nicht ganz symmetrisch, links etwas kräftiger erkennbar. Der Halo läuft ganz fein aus, nach 7h merklich länger. Knapp neben der GX, im GF links auf Höhe der ZB-Grenze ein deutlicher Mag 9 Vordergrundstern. Oberhalb des ZB, sicherlich nur 2 bis 3 Bogenminuten entfernt ein Mag 13-Lichfünkchen, rechts unterhalb ein schräges Trapez blasser Sternchen, zwischen Mag 14 … Mag 15.

Zurück zu Chi Dra, von dort nur knapp ein Grad entfernt

NGC6654 - GX- Dra - (mag 12,0 - 13,7; 2,6 * 2,1') GH 5,8
Auffällig das stellar helle Zentrum der vom Halo her rundlichen GX, mit länglichem Zentralbereich, Ich habe den Eindruck eines fein unschlingenden Halos, Spiralarme kann ich jedoch trotz Face-On nicht richtig ausmachen. Am Halorand auf 1h ein Mag 14 Vordergrundstern, ein GX-Durchmesser Richtung nach 2h ein deutlich hellerer Mag 11 Stern. Auf der gegenüberliegenden Seite, nur wenig außerhalb der GX ein Mag 15-Lichtfünkchen. Wie bei NGC6504 beobachte ich überwiegend im 17er (140fach) und 13er (188-fach); das Seeing lässt zu wünschen übrig, auch wird der Spiegel noch nachtemperieren.

Mit dem Auge am 5er Newtonsucher geht es in der Verlängerung Phi –Chi Draco hin zu

NGC6643 - GX- Dra - (mag 11,1 - 13,1; 3,7 * 1,8') GH 5,8
Eine GX, bei der ich mir einen dunkleren Himmel wünsche! Schöne Linsenkontur, flächig-hell, ohne auffälliges Maximum. Insgesamt unruhige Helligkeitsverteilung, mottelig wirkend. Im GF von 10h nach 4h schräg liegend. Fast parallel, nur ca. 2 Bogenminuten entfernt eine 3er Sternengruppe links, geschätzt Mag 12, Mag12, Mag 13. Unterhalb der linken Spitze ein Mag 15-Lichtfünkchen.

0,2 oder 0,4 Mag mehr Grenzhelligkeit, das wäre es. Bei GX’en macht dies den Unterschied zwischen erahnen und – zumindest indirekt – sehen. Zwischen „vielleicht“ und „gesichert“. Ich will nicht unbescheiden sein, freue mich an gesehenem, ab und an trauere ich trotzdem dem Möglichen nach. Die Region bietet noch 3 GX’en, 2 will ich davon betrachten:

NGC6651 - GX- Dra - (mag 13,1 - 13,1; 1,6 * 0,7') GH 5,8
Es wird deutlich schwerer. Im 26er Aufsuchoku kaum auszumachen, auch im 13er nur eine blasse, diagonal von 10h nach 4h liegendes Oval mit schwacher Zentralkondensation. Unterhalb des GX-Zentrums ein Mag 14 Vordergrundstern in ca. 2’ Distanz, in der Region einige Mag 15+ Vordergrundsterne. An

NGC6654A - GX- Dra - (mag 12,9 - 13,5; 2,7 * 0,8') GH 5,8
Wage ich mich noch, gut 2 Grad Starhop vom vorherigen Objekt entfernt. Mag 13,5 Flächenhelligkeit bei der geringen Größe sind bei gegebenen Bedingungen erst bei mittleren Vergrößerungen erkennbar. Noch nichts im 26er, im 17er mit etwas Geduld. Deutlich lang gezogenes Oval, waagrecht im GF, etwas 1:4 ausgedehnt, ganz zart ohne Zentralkondensation. Etwas unruhig? Bin mir nicht sicher. Knapp oberhalb, nebeneinander ein Mag 14 (links) und Mag 15 (rechts) Vordergrundstern, knapp unterhalb, leicht nach rechts versetzt ein Mag 12-Vertreter.

Eigentlich wollte ich noch NGC6690 angehen, ein Blick in die Karte zeigt Mag 14,6 Flächenhelligkeit – für gegebene Bedingungen extrem wenig. Ich lasse es bleiben und greife meine Quasaraufsuchkarten.

Q1946+769 reizt mich schon lange ob der extremen Entferung, nur hatte mich die relativ sternenreiche Region bisher abgeschreckt. Bereits im Draco zugange muss ich kaum umschwenken. Die Zielregion steht ca. 55 Grad hoch, nach N, eine Region ohne Streulichtverschmutzung.

Ausgehend von einer gedachten Verbindungslinie Chi – Tau Draco suche ich eine markante Sternengruppe, die ein Y mit Dreieck an der Basis bildet. Die hellste Komponente, 59 Dra ist schnell gefunden. Nun 1,5 Grad weiter Richtung 2h, dort eine gebogene Sternenkette mit 6 etwa Mag10-Komponenten. Bis hierhin ja richtig einfach! Weiter mit dem Auge am Hauptinstrument, gleich im 17er Oku mit ca. 0,5 Grad GF-Durchmesser. Ein guter GF-Durchmesser nach links 3 Sterne, welche mir als Basislinie dienen: Mag 11,5, Mag 13,2, Mag 12,7. Zwischen letzteren gut erkennbar ein Mag 14.5 Stern.
Ruhig. Nun das 9er Oku: Dafür reicht das Seeing, bei 265-fach kann ich die Sterne noch punktförmig fokussieren, das müsste reichen. Ausgehend vom 13,2er ein rechtwinkliges Dreieck fast auf der Spitze, nach links geneigt; die Ankathete (Spitze der 13,2er Stern) doppelt so lange wie die Gegenkathete. Basis des rechten Winkels ein Mag 15,5-Stern, gut direkt haltbar, zwischen diesem und der Spitze ein geschätzter Mag 15,6er. Die Spitze der Gegenkathete mit Mag 14,2 relativ hell. Leicht links versetzt der Hypothenuse zwei Lichtfünkchen, das obere, minimal kräftigere ein Stern, das untere (angegeben mit Mag 15,8,kommt mir einen Tick schwächer vor) sendet Photonen mit schier unglaublicher Laufzeit. Nach aktuellem kosmologischem Modell 11,4 Mrd Lichtjahre. Z = 3,051. Mein bisher weitest entferntes Objekt. Etwa 60% der Zeit kann ich den QSO halten, mal ½ Sek. Am Stück, dann wiederkehrend aufblinkend. Wow! Ich bin beeindruckt. Nehme mir Zeit, mache dann eine kleine Pause.

Alles weitere ist Zugabe. Ich peile wieder in Pegasus. Die Region nahe Zeta Peg steht ca. 50 Grad hoch, Richtung OSO. Wie sich zeigt leider mehr dunstbeeinträchtigt. Zeta steht im unteren rechten „Arm“ des Sternbilds,

NGC7347 - GX- Peg - (mag 13,6 - 12,7; 1,5 * 0,3') GH 5,5
Sehr schwer! Im 26er ohne Chance, im 17er eine Ahnung, am besten im 13er. Ein sehr blasser länglicher Schemen ohne merkliche Zentralaufhellung. Parallel der von 8h nach 2h ausgerichteten GX, unterhalb ca. 3’ entfernt eine 3er Sternenkette Mag 12 – Mag 11 Mag 13.

NGC7372 - GX- Peg - (mag 13,4 - 13,9; 1,0 * 0,5') GH 5,5
Macht nicht wirklich spaß, zu blass. Ebenfalls erst im 17er, dann im 13er nicht mehr als ein breiteres Oval, nur 4’ neben einem blendend hellem Mag 7 Vordergrundstern unterhalb mit gelblichem Farbcharakter. Dazwischen noch zwei Mag 13 Lichtpünktchen.

Schon in der Region muss ich eine GX-Gruppe versuchen:

NGC7386 - GX- Peg - (mag 12,3 - 12,8; 1,8 * 1,5') GH 5,5
NGC7385 - GX- Peg - (mag 12,0 - 12,8; 1,3 * 1,1') GH 5,5
NGC7387 - GX- Peg - (mag 14,0 - 12,5; 0,7 * 0,4') GH 5,5
NGC7389 - GX- Peg - (mag 13,8 - 13,6; 1,1 * 0,9') GH 5,5
Enttäuschend blass. Es fehlt an Helligkeit. Im 26er gerade die ersten beiden GXen erahnbar als strukturlose Schemen, auch im 17er kaum besser. Rundliche Zentralkondensationen, fast stellar wirkend bei allen 4 GXen, NGC7386 und NGC7385 mit etwas mehr Halo, NGC7389 kaum als GX auszumachen, nur indirekt ab und an. Eine 5. und 6. GX bleiben mir verschlossen.

Ich kann nicht aufhören, setze nochmals an, diesmal am oberen linken Peg-Kasten, und hoppe zu

NGC16 - GX- Peg - (mag 12,0 - 12,4; 1,8 * 1,0') GH 5,5
Der Stern BD+ 26 6, knapp 2 Grad unterhalb Alpa Peg ist der Ausgangspunkt. Eigentlich wollte ich NGC22 angehen, nur bleibt die GX für mich unsichtbar. Dafür ist NGC16 mit sehr hellem Zentrum leicht erkennbar. Fast auf der Kante steht die Ellipse mit sehr hellem, relativ schmalem, strukturloser Zentralkondensation. Schräg dazu, von links unten nach rechts oben verläuft eine 5er Sternenkette, meist 13er Helligkeit.

Ich sehe es ein: Die Konzentration lässt nach, Müdigkeit kommt auf. Auf A.de hatte ich von Uranusmondbeobachtungen gelesen. Dafür habe ich noch Muße. Etwas tiefer, fast genau nach Süden peile ich in Aquarius.

Uranus – Mag 5,7
Im Sucher mit Bläulichem Farbton gut erkennbar, im Hauptinstrument bei Minimalvergrößerung eher kühlweislich. Vergrößerungen sind bis 265-fach sinnvoll möglich. Ich notiere mir Postionen und geschätzte Helligkeiten von Lichtfünkchen um den Planeten, welche ich eben mit Ciel vergleiche. Unterhalb, etwa auf 6h ein Fünkchen mit gut
Mag 15 notiert Titania (effektiv Mag 13,9, durch den Planet und Streulicht zu blass abgeschätzt). Ariel auf 1h, etwa 8’ entfernt kann ich ebenfalls ausmachen, Oberon deutlich weiter entfernt auf 11h ebenfalls. Meine Abschätzung von Mag 14 passt hier recht gut.

Genug! Alles weitere wäre krampf. Einpacken, heimfahren, aufräumen. Um 02.15 liege ich im Bett.

Viele Grüße

Achim
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