Bericht vom 27.01.2006; 22.00h - 00.30h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 (91-fach) ; 17mm Nagler Typ 4 (140-fach); 13mm Nagler Typ1 (183-fach), 9mm Nagler Typ6 (265-fach)

Ort: freies Feld gut 1km außerhalb Losauchrach, ca. 400m ÜNN
Temperatur: 22.00h -7 C ; 00.30h -10 C
Seeing: 3 - 4


Wetter: morgens sonnig, zunehmdend dunstig, abends zu mit Schleierwolken

Beobachtete Objekte:
Offene Sternhaufen (OS): M45, NGC1647, M41, NGC2264
Gasnebel (GN): NGC2024, M78, NGC2262
Planetare Nebel (PN): M1, NGC1532, NGC2392
Galaxien (GX): NGC2841, NGC2683

Die erste DS-Spechtelnacht im neuen Jahr. Neben dem Wetter war es vor allem die Arbeit, die Beobachten verhinderte. In dieser Woche gab es schon zwei klare Nächte, ich war aber einfach völlig erschöpft. Am Samstag, nach genügend Schlaf, Spiegelpolieren, 1h Joggen und 2 Leichte Weizen bei Hermanns Geburtstag geht es viel besser.

Der Himmel ist diesig, meine Erwartungshaltung gering. Trotzdem wird das Auto belanden und ich fahre nach Losaurach. Auf dem Feldweg zur Beobachtungsstelle liegt dünn Schnee, das hindert aber nicht beim an- und abfahren.

Aufbauen geht auch nach der langen Pause reibungslos, beim Strecken zum Teleskop-Hut aufsetzen rutscht auch keine Hemd heraus, hatte extra darauf geachtet, ein langes anzuziehen. Es zieht zunächst etwas, minus 7 Grad zeigt das Autothermometer. Justiert ist zügig, Sucher und Findernewton eingerichtet, nach insgesamt 10min ist alles gerichtet.

Richtung O stört Streulicht des Nbg. Ballungsraums stark, auch erkenne ich hoch im O breite Schleierwolken. Nach S und W ist es deutlich besser. Seeing ist eher schlecht, war beim Justieren zu erkennen. Wegen des Dunstes ist die GH im Umin unter Mag 5.

Entspannt halte ich mit dem Suchernewton und 27er Panoptik auf die Pleyaden:

M45 – OS - Tau - (mag 1,2 – 11 ; 100,0 * 100,5') GH 5,4
Sehr schön! Die knapp 4 Grad Gesichtsfeld reichen aus, den Gesamtkomplex zu erfassen. Wunderschön deutlich die bläuliche Farbe der hellsten 8 Sterne, Emissionsnebel sind an der Asymmetrie erkennbar, ebenfalls bläulich. Beobachtung findet im knien auf einer Schaumstoffunterlage aus dem Gärtnereibedarf statt.

Den Abend begnüge ich mich mit Karkoschka-Objekten, M1 steht nun auf dem Programm:

M1 - GN- TAU - (mag 8,4 - 11,0; 8,0 * 4,0') GH 5,6
Deutlich als unsymmetrischer Wattebausch im Sucher, im Hauptinstrument dann grob dreieckig-stumpfwinkige Außenkontur. Erst im 26er, über 17er dann im 13er bei 188-fach. Mehr macht keinen Sinn – Seeing ist sehr mäßig. Ich lasse mir Zeit, so erscheinen dann nach und nach blickweise feine, fadenförmige Filamente. 4 Sterne zeigen sich stabil im Nebel, zusätzlich blitzen immer wieder weitere Sterne kurz auf und verschwinden wieder.

NGC1647 - OS- TAU - (mag 6,4 - 14,1; 45,0 * 45,0') GH 5,8
Ein recht ausgedehnter OS, nur wenige Grad O der Hyaden wird eingestellt. Blickweise hatte ich den Eindruck, den OS mit bloßem Auge zu erhaschen. Jedenfalls war das Objekt sofort im Suchernewton eingestellt. Dort ein rundlicher OS mit sicherlich 5 oder 6 Dutzend überwiegend schwächerer Sterne, auffällig zwei orange Mag 10-Vertreter mit gleicher Helligkeit in der Mitte des OS.

Kurz versuche ich mich an kleinen GX-en im Eridianus, wegen der unbequemen Haltung (Höhe unter 30 Grad, zum knien zu viel, zum vernünftig stehen zu wenig) habe ich dies schnell aufgegeben. Im Karkoschka sehe ich ein Objekt, das eingestellt wird:

NGC1535 - PN- ERI - (mag 10,4 - 7,2; 0,3 * 0,3') GH 5,0
Etwas 4 Grad O von Gamma ERI, dem einzigen Stern der niedrigen Deklination, der visuell auf nur 15 Grad Höhe erkennbar ist. Beobachten geht im knien recht gut und auch ziemlich entspannt. Ein heller PN, von der Außenkontur leicht oval, die äußersten Bereiche eine blasse Außenschale, um den stabil (aber nicht ganz leicht) erkennbaren Zentralstern ein Rundes Zentralscheibchen. An besten im 13er bei 183-fach, mehr Vergrößerung versuche ich erst gar nicht.

In der Ecke um Orion peile ich kurz knapp neben Zeta Orionis,

NGC2024 – GN - ORI - (mag 7,5 - 13,9; 20 * 20) GH 5,5
Ich sollte den HS nach nunmehr bald 2 Jahren reinigen, nachmittags hatte ich einen Blick darauf riskiert, es hat sich sehr viel Staub angesammelt, der Streulicht um helle Objekte verursacht. Ich erkenne zwar einen sehr ausgedehnten Komplex mit großflächigen Strukturen im 17er Oku, teilweise wie gebogene Bänder, doch stört das Streulicht von Zeta Orionis merklich. Nehme den Reflektionsnebel

M78 - GN- ORI - (mag 8,0 - 12,0; 8,0 * 6,0') GH 5,5
Ins Visier. Sehr ausgedehnt. Die (im GF) SW-Kante ist recht deutlich abgegrenzt. Der Komplex zeigt eine grob dreieckige Außenkontur, von links (im GF) nach rechts allmählich blasser werdend. Im Nebel zwei deutliche Vordergrundsterne Mag 11 bzw Mag 13. an der O Kante ein schwacher Mag 14+ Stern.

Den ordentlich dunklen Südhorizont nutzend wird ein OS im Canis Minor beobachtet:

M41 - OS- CMin - (mag 4,5 - 12; 38,0 *38,0') GH 5,0
Ein tolles Sucherobjekt! Viele relativ helle Sterne, sicherlich 4 oder 5 Dutzend. Mit fallen im Zentralbereich 2 auffällig orange Mag 8er Sterne auf. Im 26 des Hauptinstruments nahezu GF-füllend funkelt es nur so. Etwa nochmals die Gleiche Anzahl schwächerer Sterne um Mag14 und blasser garnieren das Objekt.

NGC2264 - OS- MON - (mag 3,9 - 10,1; 20,0 * 20,0') GH 5,8
Den Weihnachtssternhaufen hatte ich letztmalig mit NaTalia vor 4 Jahren betrachtet. Ein sehr interessantes Objekt, im Newton kann man die Namensgebung leicht nachvollziehen, ist die Kontur eines Nadelbaums doch sehr leicht vorstellbar, den unten hervorlugenden Stamm bildet die mit Mag 4,6 mit großem Abstand hellste Komponente. Sehr schön im Sucher, im 26er bei 88-fach kann der OS noch deutlicher bewundert werden.

NGC2264 – GN - MON - (mag 9,5 - 10; 2,0 * 1,0') GH 5,8
Liegt nur gut 1 Grad südlich. Wie alle anderen Objekte der Nacht auch im 5“ Suchernewton erkennbar. Im Hauptinstrument sofort sehr deutlich. Im S eine rundlicher Lichtknoten, ca. 0,3’ groß, daraus eine längliche, gebogene Helligkeitsbrücke, fast wie ein Komma. Auf 2/3 der Ausdehnung verzeigt nach O die Aufhellung, wird etwa schmäler bis hin zu einem flächigen Lichtknoten. Die Gesamtkontur grob spitzwinklig dreieckig, mich ca. 60 Grad Öffnungswinkel. Nach N ausgefranst auslaufend.

Neu aufsetzend, bei Delta Gemini ein weiteres bekanntes Objekt, der Eskimonebel

NGC2392 – PN – GEM - (mag 8,6 – 6,8; 0,8 * 0,7') GH 6,0
Das Zielobjekt steht mit gut 60 Grad Deklination relativ hoch, ein auffällig heller Planetary. Im 26er Oku sticht der Zentralstern schon sehr deutlich hervor. Bei mir funktioniert hier der Blinking-Effekt sehr gut: Konzentriert man sich auf den Zentralstern, erscheint der Nebel deutlich blasser, konzentriert man sich auf den Nebel, wird er Zentralstern undeutlich. Das rundliche Nebelscheibchen ist sehr hell, fast kreisrund und eines der wenigen Objekte, bei denen ich Farbwahrnehmung habe. Es wirkt grünlich. Für mich hat auch der Zentralstern einen leichten Grünstich, der bei etwas höherer Vergrößerung (9mm bei 265-fach) bleibt. Bei dieser Stufe ist der Blinking-Effekt nicht mehr vorhanden. Im südlichen Bereich ist der Nebel deutlich blasser, wenn auch nicht weniger ausgedehnt. Etwa S des Nebels ein deutlicher Mag 10 Vordergrundstern, No in ähnlicher Distanz (ca. 1’ ein Mag 13 Sternchen.

Und nun? Eine GX soll her. Uma-Hinterteil steht recht hoch, ich denke an die M81-Gruppe. Im Karkoschka fällt mir aber eine GX nahe Theta Uma auf,

NGC2841 – GX – UMa - (mag 9,2 – 12,7; 7,7 * 3,6') GH 6,2
Eine GX, welche ich letztes mal mit NaTALia vor Jahren beobachtet hatte. Wow! Ein tolles Objekt! Ein wunderschöner Diskus in schrägseitlicher Perspektive. Der ZB deutlich heller, linsenförmig. Die GX liegt von 11h nach 5h in Gesichtsfeld, etwa 5 zu 3 elongiert. Mache eine Skizze mit symmetrischen, konzentrischen feinen Strukturen. Auffällig sind 4 Vordergrundsterne, ein Mag 10 auf Höhe des Zentralbereichs, ca. 5’ westlich, ein ca. Mag12 im äußeren Halo, etwas nach W von der Hauptachse versetzt und zwei ca. Mag 14, einer auf ca. 50% im Halo (N), der andere knapp außerhalb westlich.

Sofort bekomme ich mehr GX-Appetit. Die Karkoschka-Aufsuchkarte N8 verzeichnet in Lynx noch eine GX, nach etwas Einstellarbeit (das Objekt steht über 70 Grad hoch, da muss ich am Rigel schon sehr konzentriert peilen, um die Aufsuchringe aus sicherlich 50cm Distanz nicht aus dem Blick zu verlieren) dann gut gefunden.

NGC2683 – GX – UMa - (mag 9,8 – 12,9; 8,8 * 2,5') GH 6,2
Eine nahezu Edge-On Galaxienspindel – wow! Wunderbar lang gezogener heller Zentralbereich, die GX steht fast auf der Spitze im GF. Nicht ganz symmetrisch, im südlichen Bereich etwas breiter, dafür etwas kürzer der ZB, in Summe aber über ca. 50% der Gesamtausdehnung. Der Außenbereich über längere Strecke mit fast konstanter Flächenhelligkeit, läuft südlich zart aus. Ein Fordergrundstern ca. Mag 13,5 S im Halo auf ca. 60%, Am westlichen Rand sind Staubstrukturen zu erahnen. Ein sehenswertes Objekt!

Beobachtet wurde – wie bei der GX zuvor mit dem 17er, über 13er dann mit dem 9er Oku bei 265-fach.

Kaum sinkt der Adrinalinspiegel werde ich müde. Hmm … ich lasse es gut sein, die Nacht hat viel spaß gemacht. Bevor ich etwas erzwinge packe ich ein.

Beim Abbau schmerzen die unbehandschuhten Finger beim Kontakt mit den Alustangen, dioe Temperatur war mittlerweile auf -10 Grad gesunken; während der ganzen Beobachtung war es mir aber angenehm warm. Um 0.30. steige ich ins Auto, um 0.52h dann ins Bett.


Viele Grüße

Achim
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