Bericht vom 19.03.2006; 20.20h - 23.10h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ6
Ort: freies Feld gut 1km außerhalb Losauchrach, ca 400m ÜNN
Temperatur: 20.10h -1 C ; 23.20h -5 C
Seeing: 3


Wetter: tags wunderbar klar seit ewig langer Zeit!, dies bleibt auch die Nacht so.

Beobachtete Objekte:
Offene Sternhaufen: NGC2360
Galaxien:
Leo:
M66, M65, NGC3628, M95, M96, M105, NGC3331, NGC3373, NGC3412, NGC3419, NGC3419A, NGC3377, NGC3377A, NGC3391, NGC3367, NGC3338, NGC3299, NGC3306
Lynx: NGC2683
Planeten: Jupiter

Es gibt doch noch Zeichen und Wunder!. Nach vielen Wochen Frustwetter, einer Woche mit Hochnebel wird es tatsächlich mal klar! Und das während meines Urlaubs zu einer Zeit, da der Vollmond schon 5 Tage zurückliegt.
Ich habe in Ciel nachgesehen, wann der Mond aufgehen wird: am 18.03. gegen 22.30h – genug Zeit, da die Astronomische Dämmerung gegen 20.20h abgeschlossen sein dürfte. Da war mir ein Fehler unterlaufen: es ist der 19., nicht der 18. Das merke ich später, als der Mond einfach nicht aufgehen will – ich habe schon schlimmeres überstanden ;-)

Ursus, der 20“ hatte ich nachmittags das "Auge" gewaschen. Nur mit lauwarmen Wasser und Brausestrahl, auch 15min in leichter Spülmittellauge; nach übergießen mit destilliertem Wasser und trocknen ist immer noch eine matte Schicht erkennbar – ganz ohne Wischen (mit Watte unter Wasser?) geht es also nicht. Ursus hat dann noch 3h Stunden Zeit zum temperieren bevor es nach Losaurach losgeht, meinem Spechtelplatz. Auf einer großen Ebene, oberhalb des Aurachtals, nicht einmal 10km von der Aurachquelle entfernt. Fast ganz flach, nach SO leicht abfallend, in alle anderen Richtungen von Wald in jeweils ca. 100m Entfernung umgeben.

Es ist ordentlich dunkel, insbesondere Richtung Süden, wo auch direkt am Horizont kein Streulicht auszumachen ist, in die Richtung ist einige km nichts als Natur. Neujustieren geht schneller als befürchtet, ich merke etwas Astigmatismus; einmal kräftig rütteln an der Box, dann ist er fast weg.. Ich muss die Schlingenlagerung doch mal umbauen – daran denke ich immer nur auf freiem Feld, zu Hause ist es dann vergessen. Noch eines hat das Justieren am Stern gezeigt – sehr starke Seeing-Effekte. Die deutlich flimmernden Sterne hatten dies befürchten lassen. Grenzhelligkeit schätze ich bei Umin auf Mag 5,8 im Zenith sicher etwas besser als Mag 6.

Erst schweift der Blick, erfreut sich an lange nicht gesehenen Sternbildern. Monoceros steht genau im Süden; ich muss an die letzte Nacht vor ca. 7 Wochen denken: dort will ich einsteigen. Als Kartenmaterial habe ich hier nur den Karkoschka. Vor den Hintergrund der Milchstraße fällt die Orientierung schwer. Die Detailkarten ist nicht wirklich hilfreich, da ich mich auf dem Stück von Sirius bis zu dem Beginn des Ausschnitts schon verrenne. Ich meine schließlich bei M47 zu sein, wie ich nun erkenne war es jedoch

NGC2360 - OS- CMA - (mag 7,2 – 12,5; 13 * 13’) GH 5,6
Ein sehr reicher runder Sternhaufen mit sicherlich 60 .. 80 Vertretern ähnlicher Helligkeit, um Mag 11 bis 12. Ein einzelner oranger Stern, ca. Mag 10 auf 3h im Gesichtsfeld sticht heraus.

Nun wundere ich mich nicht mehr, dass ich die anderen Objekte nicht ansteueren konnte, war ich mit dem Finger auf der Karte doch an der falschen Stelle. Bevor ich genervt werde, lieber etwas einfach zu findendes: Das bekannte Leo-Triplett. Der Stern 73 Leo – etwa 2 Grad südlich von Theta Leo gelegen – ist mit bloßem Auge gut erkennbar, etwas östlich davon werde ich fündig:

M65 - GX- LEO - (mag 8,9 – 12,7; 9,1 * 4,1’) GH 5,8
M66 - GX- LEO - (mag 9,3 – 12,8; 9,0 * 2,3’) GH 5,8
Bei meinen gut 2,3m Brennweite bekomme ich die 3 GX im 26er noch zusammen zu sehen, im 17er für GX-Beobachtungen reicht es dann nicht mehr. M66 ein wirklich reizvolles Objekt. Wunderbar der eine Balken, der sich in je einen Spiralarm fortsetzt erkennbar. Der Halo etwas strukturiert. Nach NW zwei Fordergrundsterne in einer Linie zum GX-Zentrum, der nähere – direkt am Halorand - ca. Mag 10, der andere Mag 11. Ein schöner Vergleich bildet M65. Deutlich schmaler, recht gleichmäßig hell das längliche Zentrum mit erkennbarer Zentralkondensation. Der Halo leicht strukturiert – Staubbereiche? Bin mir nicht sicher.

Einen deutlichen Kontrast bildet

NGC3628-  GX- LEO - (mag 9,5 – 13,4; 13,1 * 3,1’) GH 5,8
Mit deutlich geringerer Flächenhelligkeit. Wunderbar ist hier das etwas unregelmäßige Staubband, welches die GX fast teilt. Dieses Staubband ist etwas schräg, asymmetrisch und zu den Enden hin ausgefranst. Der Zentralbereich erscheint nördlich des Bandes breiter und lichtstärker. Im Halo, NO des GX-Zentralbereichs ein mag 14-15 Sternchen. Im NW, etwa 5’ entfernt fallen mir zwei weiter Vordergrundsterne auf. Ahh – ist die GX schön! Ein echtes Sahnestück!

Schon im Leo geht es etwas westlich. Auf haben Weg zwischen Theta und Alpa Leo ist der Stern 52 Leo (Mag 5,5) gut direkt erkennbar, unmittelbar südlich davon eine ganze Reihe von GX’en relativ nahe beieinander. Ich hangle mich schnell zu den südlichsten, bevor genauer beobachtet wird. Es geht mit

M96 - GX- LEO - (mag 9,3 – 13,1; 7,8 * 5,2’) GH 5,8
Los. Ein ausgedehntes, breites Oval mit etwas verdrehtem, ebenfalls ovalem Zentrum. Ich hatte notiert: zarter dünner umschließender Spiralarm? Dies bestätigt die Nachbereitung nicht, sehr wohl aber einen art blasser Lichtring im äußeren Halo.

M95 - GX- LEO - (mag 9,7 – 13,5; 7,3 * 4,4’) GH 5,8
Etwa 40 Bogenminuten westlich. Nähe, ähnlich groß. Der Zentralbereich mehr rund, etwas unregelmäßige Helligkeitsverteilung. Ein heller Mag7-Vordergrundstern im Halo. Westlich, parallel zur Hauptachse eine ca. 10 Bogenminuten lange Sternenkette mit 3 sehr schwachen Lichtfünkchen, geschätzte Mag 14.5.

Diese Nacht beobachte ich überwiegend mit dem 17er Oku bei 140-fach. Nur ca. 2/3 Grad ONO von M95 das nächste Messierobjekt in einer Gruppe zusammen mit zwei weiteren Galaxien:

M105 - GX- LEO - (mag 9,3 – 12,8; 5,3 * 4,8’) GH 5,8
NGC3371 - GX- LEO - (mag 10,9 – 13,6; 5,4 * 2,7’) GH 5,8
NGC3373 - GX- LEO - (mag 12,5 – 13,7; 2,9 * 1,3’) GH 5,8
OSO des Triplett bilden 4 Vordergrundsterne Mag 11.. Mag 12 ein schiefes Trapez, Zwischen NGC3371 und 3373 fallen noch zwei weitere Vordergrundsterne auf, geschätzte Mag 13 und Mag 14. M105 selbst eher rundlich, flächig hell. Im Kontrast dazu NGC3371 ein längliches Oval. Beide GX’en mit kontinuierlicher Helligkeitsabnahme zum Rand. Aufflällig an NTC3371: der absolut runde Zentralbereich im ovalen Halo. NGC3373 in Vergleich „mottelig“, will heißen unregelmäßig, mal heller, mal blasser, eine Anhäufung von Lichtknötchen. Alle 3 GX’en tummeln sich in einer Region mit ca. 12’ Durchmesser. Verwunderlich, dass Messier nicht zumindest auch NGC3371 wahrnehmen konnte, meint man mit heutigen Amateurmitteln.

NGC3412 - GX- LEO - (mag 10,5 – 12,6; 3,7 * 2,2’) GH 5,8
Liegt weiter ¾ Grad nach ONO. Beim Aufsuchen war ich zunächst genau entgegengesetzt gesteuert und wieder bei M96 gelandet. Meine Notizen ähneln sich daher sehr ;-) bis ich den Irrtum bemerkt hatte. Die GX weist einen markant hellen Zentralbereich auf, welcher leicht oval erscheint, gegen den länglich-ovalen Halo jedoch um ca. 30 Grad gedreht. Am Nordrand ein Mag14 Vordergrundstern, etwa 5 Bogenminuten weiter entlang der GX-Hauptachse zwei Sterne nebeneinander, ca. Mag 14 und Mag 15.

Nun werden die Objekte kleiner. Wiederum ¾ Grad weiter, diesmal nach NO. Zunächst

NGC3419 - GX- LEO - (mag 13,4 – 12,2; 0,7 * 0,6’) GH 5,8
NGC3419 - GX- LEO - (mag 14,1– 12,9 1,6* 0,1) GH 5,8
Ein kleiner, etwas unruhig wirkender Schemen mit einem Vordergrundstern knapp neben dem relativ hellem Zentralbereich. Nach N, O und W je in ähnlichem Abstand von jeweils gut 1 Bogenminute von Vordergrundsternen der Mag 14.. Mag15-Klasse eingefasst. Etwa 3 Bogenminuten nördlich zwei Sterne in Abstand von 3’, Mag 12 und 14. Dazwischen, etwas nach N versetzt NGC3419A. Ein schweres Objekt, nur den etwas helleren ZB konnte ich als sehr schmalen Schemen erahnen, mehr nicht.

Nun etwa 1 Grad Richtung 52 Leo (NW) die GX

NGC3377 - GX- LEO - (mag 10,4 – 13,4; 4,3 * 2,6’) GH 6,0
NGC3377A - GX- LEO - (mag 13,6 – 15,2; 2,0 * 2,0’) GH 6,0
Erstere ein gleichmäßiges Oval mit kontinierlicher Helligkeitszunahme zum ebenfalls ovalen ZB. Zwei Mag 14 Vordergrundsterne neben der GX, mit dieser einen spitzen Winkel bildend. Sehr viel schwierigenr NGC3377A, aber sicher bestätigt. Immer wieder erkenne ich einen sehr blassen, runden Schemen, den ich freilich nur indirekt immer wieder mal kurz lokalisieren kann. Der Himmel muss noch etwas dunkler sein als geschätzt, sonst wäre die GX nicht möglich gewesen.

NGC3367 - GX- LEO - (mag 11,5 – 13,2; 2,5 * 2,4’) GH 5,8
Mit ca. 20 Bogenminuten zu NGC3377 im 17er gemeinsam im GF zu betrachten. Die GX wirkt unruhig. SW nur 2 Bogenminuten neben der GX zwei Vordergrundsterne, Mag 12. Ich hatte notiert: Stern im Halo? Die Nachbereitung zeigt ledigich eine punktförmige Zentralkondensation im zentralen Balken einer etwas unregelmäßigen Spiral-GX. Ein interessantes Objekt!

Beinahe wäre mir

NGC3391 - GX- LEO - (mag 12,9 – 12,3; 1,0 * 0,7’) GH 6,0
Entgangen. Eine kleine GX, ½ Grad ONO von NGC3377 gelegen. Noch im Halo, O und W des Zentralbereichs Mag14-Vordergrundsterne. Der Halo leicht bohnenförmig gebogen. Etwas weiter außerhalb (3 Bogenminuten) ein fast gleichwinkliges Dreieck, rund um die kleine GX. Hier hatte ich auch zum 13er Oku gegriffen, was etwas mehr an Details zu Tage förderte.

Puh, ganz schön viele GX’en in der Region. Es geht weiter mit

NGC3338 - GX- LEO - (mag 11,1 – 14,2; 5,7 * 3,4’) GH 6,0
Direkt am Halorand ein heller Mag9-Stern. Die GX erschien mir etwas „unruhig“; ob der geringen Flächenhelligkeit war mir leider die zarte Spiralstruktur der GX mit breit-ovaler Außenkontur entgangen.

Noch ein GX-Pärchen, dann ist es (zunächst) im Leo überstanden. Es wird wieder fuzzelig mit

NGC3299 - GX- LEO - (mag 12,8 – 14,1; 1,9 * 1,6’) GH 6,0 und
NGC3306 - GX- LEO - (mag 13,5 – 12,9; 1,4 * 0,5’) GH 6,0
Erstere wirklich sehr blass, nach ein paar Sekunden der Muße aber gerade so direkt haltbar, ohne merkliche Zentralkondensation, ein von N nach S ausgerichtetes sehr breites Oval. NGC3306 im Vergleich knallhell, sehr kleines, schmales Oval, das etwas unregelmäßig wirkt. NW dieser GX eine eng stehende 3er Sternengruppe, welche ein spitzwinkliges Dreieck bildet.

Ich bin etwas träge, wundere mich, dass der Mond noch nicht aufgeht, trinke eine paar Schlucke heißen Tee aus der Thermoskanne. Ich bin gerade richtig warm angezogen, nur die Mütze ziehe ich tiefer über die Ohren. Es dürften ca. -4 Grad sein, bei Windstille nicht schlimm.

Jetzt wird hoch gepeilt in Cancer, über den OS „Krippe“ und Jota CNC hinweg, über 70 Grad hoch. Für mich zwischen der 2. und 3. Leitersprosse – das geht auf den Rücken.

NGC2683 - GX- Lnx - (mag 9,8 – 12,3; 8,8 * 2,5’) GH 5,8
Ein Karkoschka-Objekt, entgegen der Angabe in diesem Buch finde ich recht hell, einfach. Bereits im Newton-Sucher zu erkennen. Sehr deutliches, helles lang gestrecktes Zentrum, nicht ganz symmetrisch, übergehend ist weite Halobereiche, Wunderbare Filamente, eine Pracht! Westlich der von SO nach SW ausgerichteten GX-Spindel (fast in Kantenlage?) ein 11er Stern, nach Norden entlang der Hauptachse, innerhalb des Halo zwei Mag 13-Fünkchen. Die GX steht von 1h nach 7h fast auf der Kante im GF. Ich genieße sicherlich 10 Minuten, es kommt richtig Freude auf! Ich greife zum Oku: ja, deutlich größer aber kein echter Gewinn, im 13er ästhetischer, die Sterne werden leicht matschig.

Mike will noch weitere Objekte betrachten. Ich bin GX-satt und opfere die Dunkeladaption mit einem Blick auf

Saturn
Wow! Ich habe schon viele Monate keine Planeten beobachtet, meist schlechtes Seeing hatte den Spaß verdorben. Heute war die Erwartung gering, das Gesehene daher überwältigend! Das Seeing muss im Laufe der Stunden deutlich besser geworden sein. Erst im 13, dann über 9er, 7er 5er zurück zum 7er-Oku. Für diese Nacht ist 340-fach das Optimum. Die Spiegelreinigung hat zumindest den Streulichtanteil deutlich reduziert. Ein Genuss, wenn der helle Planet vor Pechschwarzen Hintergrund schwebt. Cassini-Teilung zum Steinedurchwerfen, deutlich die Helligkeitsunterschiede im C-Ring, das Enke-Minimum immer wieder erkennbar, leider nicht konstant. Da stört das ganz leichte flimmern, das blickweise deutlich abflaut. Der Gasriese liegt quer im GF; auf 10h eine schöne 3er Gruppe der Monde Tethys (Mag 10.0), Dione (10,2) und Encelade (11,5), der auch im 13er sofort auffällt. Im GF unterhalb der Planetenkugel die Mag9,5-helle Rhea. Wie die Nachbereitung zeigt hatte ich Mimas (12,7), fast direkt am Planetenrand nicht wahrgenommen. Deutlich weiter außerhalb der helle Titan (8,2), der bei dieser Vergrößerung eindeutig flächig wirkt. Dazwischen, versetzt ein Lichtfunken, der sich als Hintergrundstern entpuppt.

Genug für die Nacht. Heute will ich es nochmals versuchen, zusammen mit Mike. Drückt die Daumen, das der Himmel mitspielt. Momentan ist strahlend blauer Himmel, doch es soll schlechter werden.

Jetzt setze ich mich zur Saisoneröffnung aufs Rennrad, danach will ich mir ein paar Objekte für die kommende Nacht heraussuchen.

Viele Grüße

Achim
                                                > zurück zur Beobachtungsübersicht