Bericht vom
23.03.2006; 21.00h - 23.20h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite
2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung
verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler
Typ1, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6,
Ort: freies Feld gut 1km außerhalb Losauchrach, ca 400m ÜNN
Temperatur: 20.10h 0 C ; 23.20h -2 C
Seeing: 3
Wetter: morgens noch sehr diesig bei -4 C, zunehmend aufklarend, sehr
windig. Zur Dämmerung lässt der Wind nach.
Beobachtete Objekte:
Galaxien:
UMa: NGC3079, NGC3073
Leo: NGC3204, NGC3196
Quasare: MK132, Ton34
Tags
waren Silvia und ich wieder wandern (rund um Schillingsfürst, nach
Beschreibung angeblich 23km, effektiv vielleicht 20km). Eisiger Wind
hatte uns in die Haut geschnitten. Doch es wurde immer klarer, ja
richtig sonnig. Unverhofft gab es zum Ende des Urlaubs noch eine
Spechtelmöglichkeit. Ich hatte Bedenken wegen des Winds, doch
abends
flaute dieser (zunächst) ab, so dass ich an gewohnter Stelle bei
Losaurach URSUS abbaute.
Streulichtglocken nach O vom
Nürnberger Ballungsraum, auch nach N von Neustadt (8km), erhellen
etwas
den Himmel, sonst ist es für hier durchschnittlich Dunkel. Nach
Justieren und gemütlichem Umsehen schätze ich die
Grenzgröße auf ca.
Mag 5.6 bis 5.8 in UMin.
Das ist der Nachteil an guten Nächten:
hat man kurz darauf wieder Möglichkeiten zum beobachten, macht
durchschnittliche Dunkelheit wenig spaß.
Tags hatte ich mir 5
Aufsuch- und Detailkarten zu meinem Projekt weit entfernter Quasare
erstellt, damit will ich mein Glück versuchen.
MK132 im Urs
Major steht nicht weit (etwa 0,6 Grad) von NGC3078 im UMa, ein für
sich
alleine lohnenswertes Objekt. Um die Uhrzeit befindet sich der hintere
Teil von UMA fast im Zenith, Über Phi UMa ist die GX schnell
aufgefunden.
NGC3078 – GX – UMa (mag 10,9 –
13,4; 8,1 * 1,3’) GH 5,8
Ein
sehr schlankes Objekt. Markant in unmittelbarer Nähe 3 relativ
helle
Vordergrundsterne (Mag 8, 10, 10), die ein fast gleichwinkliges Dreieck
bilden; südlich der GX gelegen. Die GX mit lang gestrecktem
Zentralbereich, welcher etwas unruhig wirkt. Auf der Unterseite (W) der
fast waagrecht im GF liegenden GX eine Andeutung von Staubband am
Halorand. Dieser erstreckt sich merklich weiter hin zu den 3 hellen
Vordergrundsternen, dabei relativ breit werdend, sehr zart. Auf der
Gegenseite eher schmaler. Am Rand des Zentralbereichs hier entweder ein
kleiner Vordergrundstern oder ein hellerer Lichtknoten. Lohnenswert!
Beobachtet mit 17er, dann 13er Oku. Das Seeing ist merklich besser als
noch am Montag.
In unmittelbarer Nähe (ca. 10 Bogenminuten entfernt)
NGC3073 – GX – UMa (mag 13,4 –
13,7; 1,2 * 1,1’) GH 5,8
Im
13er Oku noch gut gemeinsam zu sehen. Wenig markant, lediglich ein
länglicher Schemen mit merklicher Zentralaufhellung, diese leicht
länglich mit der Hauptachse grob Richtung NGC3078. Zwischen den
beiden
GXen eine 3er Sternenkonstellation mit ähnlich hellen Mag 14
Sternchen,
die ein rechtwinkliges Dreieck bilden (Kathetenlänge ca. 5
Bogenminuten).
Ich nehme mir Zeit, beobachte sicherlich 20min an den beiden Objekten.
Dann der Starhop nach grob Süden hin zu
MK132 – QSO – UMa (mag 16.0; RA
10 01 29,7; DEC + 54 54 38) GH 5,8
Der
Stern GSC3814.347 ist relativ schnell gefunden, mit Mag 12,4 sehr gut
zu sehen, zusammen mit einem Mag 11,4 (ca. 7’ unterhalb im GF) und
einem 13.1 (4’ links oberhalb) bilden diese drei meine
Orientierungshilfe. Etwa 6’ links von GSC3814.347 ein Mag 14,9-Stern,
den ich direkt schon nicht mehr stabil halten kann. Oh weh, das wird
schwer werden. Nach dem 13er Oku nehme ich das 9er (265-fach). Die
Sternchen lassen sich noch gut fokussieren, dann das 7er. Bei 341-fach
werden die Lichtpünktchen schon leicht matschig. Trotzdem – der
Hintergrund wird dunkler, der Kontrast einen Tick besser. Ich versuche
es mit Hyperventilieren, schaue. Ab und an blitz etwas kurz auf,
verwindet sofort wieder. Hm. Einen Vergleichstern mit Mag 15.2 links
unterhalb des 11,4 geht noch, aber auch schon schwer. Der QSO wird mit
16.0 angegeben. Ich bemühe mich sicherlich noch 15 min, mehr als
mehrfaches kurzes aufblinken in der Zielregion wird es leider nicht.
Reicht mir nicht – also (noch) nicht gesichert gesehen. Bei besseren
Bedingungen wird dies wiederholt. Durch die Nähe von NGC3078 ist
die
Zielregion jedoch leicht zu finden, ein dickes Plus. MK132 wird mit
z=1,76 angegeben, was nach heutigen Stand der Erkenntnis eine
Entfernung von 9,83 Mrd LJ entspricht.
In meiner Liste steht ein
weiterer Kandidat nicht weit entfernt, mit Mag 15,7 etwas leichter:
Ton34 –hoch oben im Leo angesiedelt. Ausgangspunkt der Suche ist hier
Zeta Leo, von dort ein 5 Grad Starhop grob nach Norden. Die
unmittelbare Zielregion wird durch eine kleine GX
NGC3204 – GX – LEO (mag 13,5 –
13,6; 1,3 * 0,9’) GH 5,8
Verifiziert.
Im 26er als kleiner Schemen erahnbar, vergrößere ich bis
183-fach. Da
wird das Objekt schon ziemlich flau. Ein Balken, längs der
Hauptachse
lässt sich mit Mühe erarbeiten, der ZB selbst fast stellar,
punktförmig.
Ich schiebe noch einen Blick auf eine benachbarte GX dazwischen:
NGC3196 – GX – LEO (mag 15,7 – 12,4; 0,3 * 0,2’ GH 5,8
Meinte
ich. Das war aber ganz schön haarig. Die Flächenhelligkeit
ist ja recht
hoch, doch ist die GX doch sehr klein! Zwei Vordergrundsterne in
unmittelbarer Nähe bilden eine Linie mit der GX, ganz dicht
beiander,
jeweils nur ca. 30 Bogensekunden. Mit Mag 14,7 bzw. 14,9 wahrlich keine
Leuchtfeuer, doch noch gut erkennbar. Nach ein paar Minuten, mit etwas
Tubuswackeln und Mühe kann ich behaupten, diesen Schemen
festgemacht zu
haben. Grenzwertkost!
Zurück über NGC3204, von dort nur ca. 7’ GX entfernt der
Quasar
Ton34 – QSO – Leo (mag 15.7; RA
10 19 56,6; DEC + 27 44 02) GH 5,8
Die
GX bildet mit 2 Vordergrundsternen in jeweils 5’ Distanz in etwa eine
Linie, grob nach Süden. Die GX – ein Mag 11,2 Stern, - ein Mag
9,1-
Stern. Im Objektiv (Newton) unten die GX, oben der hellere Stern.
Links, auf Höhe des 11,2er ein paar schwächere Sterne, welche
als
Vergleichsmaßstab dienen. Einen Mag 15,0 kann ich stabil halten,
ein
Mag 15,4 geht auch noch. Es wird windiger, der Tubus zittert. Was
zunächst ein stetiger kalter Luftstrom war, wird kräftiger
und etwas
böig. In den Pausen geht beobachten gut, bei 265-fach mit
Windböen
verschmieren die schwachen Lichtpunkte. So ist mehr und Mehr Geduld
gefragt. Zwischen dem 11,2er Stern und dem 9,1er – nur etwa 2’ vom
11,2er, leicht nach links versetzt ist der Quasar mehr und mehr (in den
Windpausen) zu erkennen. Sicherlich weitere 10min lasse ich die
Position immer wieder durchs GF laufen. Ja, gesichert erkannt; der QSO
ist immer wieder für Sekunden stabil zu halten. Bei gegebenen
Bedingungen nicht einfach, aber geschafft. Ton34 wird mit z=1,981
angegeben, was 10,12 Mrd LJ entspricht.
Brrr – der Wind
schneidet in die Haut. Dabei habe ich schon eine Sturmhaube auf, doch
vor allem die nackten Hände bieten Angriffsfläche.
Ich wollte
noch GXen rund um M106 ins Visier nehmen, dann sollte noch einige GXen
rund um das GX-Paar 3769 + 3768A (=ARP280) betrachtet werden. Der Wind
machte einen Strich durch die Rechnung. Zunächst suchte ich 10min
vergebens M106 (Schande über mich), dann war der Wind so
kräftig, das
ich aufgeben wollte. Schon am Aufräumen kramte ich noch ein paar
Okus
heraus, und nahm M51+Begleiter aufs Korn. Das Sahnehäubchen stand
insofern günstig, als das der Streulichtschutz bei dieser Position
quer
zum Wind stand. Bei 265-fach eine wirkliche Schau, wieder konnte ich
gutes Seeing festmachen.
Deshalb noch auf Saturn halten. Nur da
fährt der Wind voll in den Streulichtschutz. Nur für
Sekundenbruchteile
geben Windböen ruhe, in diesen Lücken ist Saturn wunderbar
erkennbar,
mit 5 Monden relativ dicht am Planeten. Enchelade stabil, Mimas ab und
an. Wirklich schade.
Ich breche ab, lasse es gut sein. Verwunderlich: die Autoscheiben sind
völlig klar, keine Spur von Reif oder Eis.
Viele Grüße
Achim
>
zurück zur Beobachtungsübersicht