Beobachtung vom
15.12.2006; 19.30h - 22.30h Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus Dobsonmontierung verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 9mm Nagler Typ6Ort: freies Feld gut 1km außerhalb Losauchrach, ca 400m ÜNN Temperatur: 19.30h -1 C ; 22.30h -3 C Seeing: 3 - 4 Wetter: Den ganzen Tage wolkenlos, die Abenddämmerung lässt zunächst gute Horizontsicht erwarten Beobachtete Objekte: Galaxien: CET: NGC247 SCL :NGC253 PSC: M74 TRI : M33 AND : M31, M32, M110, NGC 507, NGC508, NGC504, NGC503, NGC494, NGC495, NGC496, NGC499, NGC515, NGC517, NGC523, NGC529, NGC531, NGC536, NGC542 Gasnebel : M42, M43 Doch noch eine Beobachtungsmöglichkeit in diesem Jahr!: Schon morgens bei der Fahrt in die Arbeit weckt die einsetzende Dämmerung Hoffnungen, tags bleibt es strahlend, bei der Heimfahrt zeigt Abenddämmerung einen wunderbaren Farbverlauf vom kräftig-orangen Westen über diverse gelb-orange Farbtöne bis zum dunklen, blaugrauen Osten. Erst noch Abendessen, dann in Ruhe vom Astroschuppen das Teleskop ins Auto verladen. Ich ziehe mich noch warm an: Das Innenfutter eines Panzerkobi, Thermohose, Daunenjacke, Stiefel. Die Ausstattung bewährt sich, Kälte (außer an den Fingern) kommt bei der gesamten Beobachtung nicht auf. Bei der Fahrt zum Beobachtungsplatz zeigen sich Nebelbänke in den Flussniederungen, auch ist es dort etwa 3 Grad kälter als auf den nur ca. 60 Höhenmetern oberhalb gelegenen Flächen. So eine bildet auch mein BB. An meiner Feldwegkreuzung steht der Nebel, 50m weiter vorn ist es frei, so baue ich dort auf. Seit der letzten Beobachtung sind die Sternbilder deutlich weiter gewandert, Cygnus stürzt sich Kopf voran zum Horizont, Aquila ist auch schon halb abgetaucht. Im Osten schickt sich Urs Major an seine niedrige Position zu verlassen, die Zenitregion dominiert Andromeda. Richtung O füllt der Nebel den Talgrund auf, von einer kleinen Ortschaft deutlich aufgehellt. Gen Horizont ist die Sicht dunstbedingt doch beeinträchtigt, mit dem bewährten Karkoschka als Aufsuchhilfe beginne ich im tiefen Süden im Walfisch: NGC247 – GX – CET (mag 9,1 – 14,4; 21,0 * 5,6’) GH 5,2 Die Zielregion ist gleich eingestellt, allein ich sehe die GX zunächst nicht. Es bedarf etwas Zeit, bis sich diese vom Hintergrund abhebt. Im 17er Oku wird es besser. Nicht nur ein Schemen, nein: ein längliches relativ großes Oval bildet die Zentralregion, fast genau nach Süden ein an der Basis breiter, nur leicht geschwungener „Arm“, gegengleich nach N verwaschener, nur erahnbar. Insgesamt eine GX mit doch sehr geringer Flächenhelligkeit. Abschätzung der GH fällt mir schwer, Nur 20 Grad über dem Horizont wenig über Mag. 5. Die GX fesselt mich einige Minuten. In der Region muss ein Blick auf die Sculptor-GX geworfen werden: NGC253 – GX – SCL (mag 7,2 – 12,7; 26,4 * 6,0’) GH 4,8 Hell genug, um im 5-Zoll Suchernewton auf Anhieb gesehen zu werden. Ein echtes Prachtstück! Im 17er Oku fast GF-füllend liegt die GX con 10h nach 4h orientiert. Im weiten, etwa 4:1 elongierten Halo blitzen gut 2 handvoll schwache Vordergrundsterne, selbiger sehr unruhig, „gemottelt“. Im nördlichen, unteren (Newton!) Bereich mit einigen dunkleren Regionen. Knapp außerhalb zwei identisch wirkende Mag 10 Vordergrundsterne, die nur ca. 3 Bogenminuten auseinander stehen. Wenn ich nächstes Jahr den Südhimmel beobachte, wird diese GX auf jeden Fall auf dem Beobachtungsplan stehen! Hups – diese Nacht wird Tau oder besser Raureif ein größeres Thema. Schon jetzt beginnt der FS zu beschlagen. Ich lege die Hand (besser die Finger) auf die Rückseite bzw. seitlich aufs Glas. Nach etwa 3min ist der Spiegel wieder frei und es kann weitergehen. Das hilft jeweils für gut eine halbe Stunde, dann dürfen die Finger wieder frieren. Auch am Rigel gibt es Beschlagen – das hatte ich bisher erst einmal. Der Himmel ist recht gut dunkel – was nun? Weiter geht es mit Paradeobjekten, zunächst in die Fische zu M74 – GX – PSC (mag 9,4 – 14,2; 10,4 * 9,4’) GH 5,8 Eine lichtschwache Spiral-GX in Draufsicht. Vor etwa einem Monat hatte ich diese GX bereits beobachtet, diese Nacht ist es etwas dunkler, besser. Es fällt immer noch nicht leicht, die Orientierung der windenden Arme zu erkennen, mit Geduld bin ich mir deren Lage dann doch relativ sicher. Originell, entlang der Arme, in den äußeren Bereichen mehrere Mag 13… Mag 14 Vordergrundsterne, die sich – wenn auch nicht leicht – von blassen Lichtknoten in den Armen unterscheiden lassen. Hier wünscht man sich dunklen Alpenhimmel. Trotzdem: eine GX die zu Wiederholungen aufruft. Für NGC772 habe ich meine Karte nicht dabei, die GX wurde letztes mal auch beobachtet, ob der Asymmetrie super interessant. Aus dem Gedächtnis mit zugetautem Sucher werde ich aber leider nicht fündig. Für Triangulum hatte ich eine Aufsuchkarte für die dutzenden kleiner GX im Dreieck erstellt, nur reizt mich dies heute nicht. Lieber stelle ich M33 – GX – TRI (mag 5,7 – 14,2; 69* 41’) GH 6,0 ein. Wow! Auf fast 70 Grad Höhe und bei den gegebenen Bedingungen ein echter Hingucker. Da kann man sich kaum satt sehen. Im 26er Übersichtsokular schon fast GF-füllend, schwer zu beschreiben. So eine Vielfalt von Strukturen in den etwas unklar strukturierten GX-Armen, Lichtknoten an Lichtknoten, garniert von aktiven OIII-Regionen. Im 17er dann GF-füllend. An eine Zeichnung wage ich mich nicht, verweile aber sicherlich 15min. Auf ähnlicher Höhe, schon leicht östlich folgen mit die nächsten Sahnestücke: M31 – GX – AND (mag 3,4 – 13,5; 189* 61’) GH 6,0 M32 – GX – AND (mag 8,1 – 12,4; 8,5* 6,5’) GH 6,0 M110 – GX – AND (mag 8,1 – 14,0; 19,5* 11,5’) GH 6,0 Der FS des Suchers ist leider beschlagen, im 5-Zöller mit gut 3 Grad GF kommt M31 meist am besten, da hat man (fast) die ganze GX im Überblick. So gleich im 26er bei 88-fach. Puh! Was für ein Anblick. Der riesige GX-Kern zeigt keine Strukturen, ist jedoch sehr hell mit gradueller Zunahme zum Zentrum, deutlich abgesetzt 2 Dunkelbänder im Halo, auf der gegenüberliegenden Seite zu M32. Die GX liegt diagonal im GF, ein riesiger Brummer. Diese Nacht lässt sich die immense Ausdehnung gut verfolgen, jeweils deutlich mehr als ein kompletter GF-Durchmesser vom Zentrum lässt sich der Halo nachverfolgen, lassen sich Windungen des äußeren Bereichs vom dunkleren Hintergrund abheben. M32 sehr hell, mit stellarem Zentrum. Die GX wirkt wie ein nicht aufzulösender heller, konzentrierter Kugelsternhaufen. Ich stelle mir die Frage, wie eine GX genau definiert wird, kann mir diese aber selbst nicht beantworten. NGC110 ebenfalls nicht zu übersehen, ein deutliches Oval mit wenig hellerem Zentrum, strukturlos. Reichlich mit Photonen gesättigt kann ich es doch nicht lassen und begebe mich in die Niederungen der GX-Fuzzel-Jagd, vorher muss der FS des Suchers mit Handwärme wieder befreit werden. Dann geht es von Mirach aus (NGC404 – Mirachs Ghost - wird erkannt aber nicht näher betrachtet) etwas weiter Südlich an die Grenze zwischen AND und PSC, erst in die Gruppe um NGC507. Der Starhop klappt auf Anhieb, etwa 5 min hangle ich mich von Sternengruppe zu Sternengruppe bis ins Ziel. Bei Blick durchs Hauptinstrument bin ich sofort vor Ort: NGC507 – GX – PSC (mag 11,2 – 13,5; 4,0* 4,0’) GH 6,0 NGC508 – GX – PSC (mag 13,1 – 13,6; 1,3* 1,3’) GH 6,0 NGC504 – GX – PSC (mag 13,0 – 12,6; 1,7* 0,4’) GH 6,0 NGC503 – GX – PSC (mag 14,1 – 13,3; 0,9* 0,7’) GH 6,0 NGC494 – GX – PSC (mag 12,9 – 13,2; 2,0* 0,8’) GH 6,0 Ja, hier wuselt es nur so von kleinen GX’en. Auf Anhieb, ohne die Augen zu verbiegen sind 4 der aufgelisteten 5 GX zu erkennen. NGC507 ist die größte, welche einen Grossteil der Helligkeit auf einen kleinen Zentralbereich konzentriert. Im NO-Bereich des Halo NGC508, deutlich kleiner aber trotzdem kaum schwerer erkennbar, rund mit fast stellarem Kernbereich. Nach 11h, etwa 5 Bogenminuten entfernt ein markantes Sternenpaar mit einem Mag 8 und dicht daneben Mag 11-Stern. Sonst in der Region fast nur Vertreter jenseits Mag 12. Im GF etwas oberhalb von NGC508/507 die deutlich längliche NGC504. nur ein schwacher Strich. Etwa 5’ weiter in gleicher Richtung ein breiteres Oval, NGC494, eingebettet in Sternchen an der Wahrnehmungsgrenze. NGC503 in der Verlängerung der beiden genannten Sterne, Richtung der schwächeren Komponente; im GF nach 6h. Blass, rundlich aber doch eindeutig im 17er zu erkennen. Die unmittelbare Umgebung bietet weitere GX’en, ja im 26er Oku mit vorherigen gemeinsam zu überblicken. Dies sind: NGC499 – GX – PSC (mag 12,1 – 12,8; 1,7* 1,3’) GH 6,0 NGC495 – GX – PSC (mag 12,9 – 12,9; 1,2* 0,8’) GH 6,0 NGC496 – GX – PSC (mag 13,3 – 13,5; 1,6* 0,9’) GH 6,0 Eine relativ einge 3er GX-Gruppe, ca. 10 Bogenminuten NO von NGC507. NGC499 recht einfach als kleines Oval mit hellerem Zentrum, NGC495 ähnlich, nur kleiner, NGC496 doch merklich schwerer, der blasse Halo macht es nicht einfach. Ein kleiner Schwenk von ca. 1/3 Grad oder halben 17er GF grob nach Norden führt zu NGC515 – GX – PSC (mag 13,0 – 13,4; 1,4* 1,1’) GH 6,0 NGC517 – GX – PSC (mag 12,4 – 13,0; 2,0* 1,0’) GH 6,0 Beides elliptische GX’en, die Lage deren Hauptachsen bilden ein Winkel von ca. 60 Grad. Direkt am Rand von NGC 515 ein heller Mag 7-Stern, der die GX nahezu überstrahlt. Per Starhop ziele ich in das nächste GX-Nest, dazwischen liegt mit NGC523 – GX – AND (mag 12,7 – 13,2; 2,5* 0,7’) GH 6,0 Eine GX, die mir zu grübeln gab. Nahe (3’) der GX eine 3er Sternenkette mit Mag 13, Mag14, Mag14 Fünkchen. Die GX selbst länglich, etwas 1 zu 3, leicht gebogen. Die Lichtverteilung ist unregelmäßig, ob wegen eines Staubbandes oder wegen Lichtknoten, ich kann es nicht festmachen. Ein interessantes Objekt! Es geht weiter zur Gruppe um NGC536 NGC536 – GX – AND (mag 12,4 – 13,4; 3,0* 1,1’) GH 6,0 NGC531 – GX – AND (mag 13,8 – 13,6; 1,8* 0,5’) GH 6,0 NGC542 – GX – AND (mag 14,7 – 12,9; 1,0* 0,2’) GH 6,0 NGC529 – GX – AND (mag 12,1 – 13,8; 2,4* 2,1’) GH 6,0 Die ersten 3 GX’en stehen dicht beieinander (jeweils etwa 3’ Distanz) Im 17er Oku sind nur NGC536 und 531 erkennbar, erst im 9er (was Seeing-bedingt Grenze der sinnvollen Maximalvergrößerung darstellt) schält sich dann auch NGC542 als kleiner, schwacher Strich auch aus der Dunkelheit. Die Hauptachsen von NGC536 und 531 bilden einen spitzen Winkel, NGC542 bildet zu NGC536 einen rechten Winkel. Die Region weist einige Dutzend Sternchen an der Wahrnehmungsgrenze auf. .NGC529 ist hier leichtes Kontrastprogramm, statt länglich vielmehr rundlich, flächig mit sehr schwachem Halo. Mir reicht es nun mit Fuzzelchen. Die Finger schmerzen langsam vom FS- und Oku-auftauen. Orion ist mittlerweile merklich hochgewandert, ich peile zum ersten Mal seit dem Frühjahr zum Orion-Nebel: M42 – GN – ORI (mag 4,0 – 11; 90,0* 60’) GH 5,5 M43 – GN – ORI (mag 9,0 – 13; 20,0* 15’) GH 5,5 Hell, riesig hell im Vergleich zu den Gxen davor. Zunächst bin ich auf das Trapez fixiert. Auwa, sind die Sterne aufgebläht. Ich defokussiere stärker, da kann man schnelles Wabern deutlich sehen. Sekundenweise ist das Seeing besser, dann schrumpfen die Sternenscheibchen deutlich im Durchmesser. Die schwächste der 4 Trapezkomponenten ist –verglichen mit letztem Jahr – deutlich heller geworden. Zunächst im 9er, dann auch im 17er sind ebenfalls die E- und F-Komponente erkennbar, meist 80% der Zeit. Der Nebel selbst? Schwer zu beschreiben, rund ums Trapez eine Region mit größeren Helligkeitsschwankungen auf kleinem Raum, fast wie bei zusammen geknäultem Stoff. Hin zu M43 wunderbar der trennende Dunkelnebel. Auch im Übersichtsokular ist der ganze Komplex nicht erfassbar. Die „Schwingen“ kann ich nur einzeln abfahren. Vor allem der westliche Bereich hat es mir angetan, hier begeistert mich eine scharfe Trennlinie des hellen Nebels zu einer Dunkelwolke (oder ist es einfach der Nebelrand?) Sorry, ich kann dem Komplex mit Worten nicht gerecht werden. Da hilft nur: selber beobachten! Mit dem Highlight lasse ich es gut sein, packe ein. Alles ist dick mit Reif bezogen, an den Alustangen ist dieser über 1mm dick, ich streife den Reif ab, um kein Wasser in die Stangentasche zu bekommen und friere mir dabei fast die Finger ein. Spass hat es gemacht!! Ich hoffe dem einen oder anderen auch das lesen. Viele Grüße Achim > zurück zur Beobachtungsübersicht |
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