Bericht vom 22.12.2006; 12.20h – 223.20h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ 6
Ort: freies Feld gut 1km außerhalb Losauchrach, ca 400m ÜNN
Temperatur: 12.20h -3 C ; 23.30h -4 C
Seeing: 2 - 3


Wetter: Morgens leicht verschleiert, tags über heiter bis wolkig, zur Dämmerung aufklarend

Beobachtete Objekte:
Galaxien:
CET: NGC1055, NGC1072, NGC1090, NGC1087, NGC1094
PER :NGC1250, NGC1260, NGC1264, NGC1268, NGC1270, NGC1272, NGC1275, NGC1277
TRI : M33
Gasnebel : M42, M43
Planeten: Saturn

Ich war gegen 16.30h aus der Arbeit heimgefahren, in der Dämmerung sind einige bodenferne Dunstschleier auszumachen. Ob es noch eine BB-Möglichkeit gibt? Ohne Erwartungsdruck lasse ich den Abend auf mich zukommen. Tatsächlich klar es mehr und mehr auf. Am Tag der Wintersonnenwende noch eine Beobachtungsmöglichkeit – super! Vor dem Weihnachtswochende mit all seinen Verpflichtungen noch eine Beobachtungsnacht – das passt wunderbar.

Nach geruhsamen Abendessen packe ich mich ein, die Ausrüstung des letzten Wochenendes hat sich bewährt. Auch diesmal wird mir in den 3 Stunden nicht kalt –von den Fingern beim Abbauen abgesehen.

Am Beobachtungsplatz angekommen schraube ich die Erwartungshaltung zurück: das Band der Milchstraße ist von O über den Zenith nach W erkennbar, aber nur wenig strukturiert. Auch sind diesmal nicht nur über dem fernen Nürnberg, sondern auch (nach N) über Neustadt-Aisch Lichtglocken erkennbar. Es ist doch etwas dunstig. Die Grenzhelligkeit in Umin nicht besser als Mag 5.2, im Zenith etwa Mag 5.6. Beim Justieren an Stern fällt auf: das Seeing ist diesmal spürbar besser, dies bestätigt sich im Laufe der Nacht.

Ich starte wieder Richtung Süden, im Walfisch. Ausgehend von Delta Cetus, nur etwa ½ Grad nach O finde ich die GX

NGC1055 – GX – CET (mag 10,6 – 13,7; 7,6 * 3,0’) GH 5,0
Hmm … das kommt davon, wenn die letzte BB spürbar dunkler war: etwas Enttäuschung macht sich breit. Im 26er Aufsuchokular ist der Himmelshintergrund leider recht deutlich aufgehellt. Zwar ist die GX recht schnell gefunden, doch leider nur als blasser, relativ ausgedehnter Scheme. Zunächst im 26, dann im 13er bei 185-fach. Markant eine gleichwinklige 3er Sternengruppe mit etwa 5’ Kantenlänge NW knapp neben der GX. Dies mit länglicher (2,5:1) schwacher Zentralaufhellung. Bei den Bedingungen keine Strukturen erkennbar. Bei dunklerem Himmel will ich die GX nochmals versuchen.

Die kleine GX

NGC1072 – GX – CET (mag 13,4 – 12,9; 1,5 * 0,5’) GH 5,0
Ist reicht klein, aber direkt zu erkennen. Hier hilft die relativ große Flächenhelligkeit. Im 13er ist der Hintergrund merklich dunkler, der Kontrast steigt etwas. Die GX steht im Okular etwa auf der Spitze. Erkennbar ist ein länglich-ovaler Schemen, markant exakt zwischen einer von NW nach SO verlaufenden Sternenkette. mag10-Stern, GX , mag12-Stern, mag11-Stern. Nur den Durchmesser des 17er GF entfernt die helle Seyfert-GX

M77 – GX – CET (mag 8,9 – 12,8; 7,3 * 6,3’) GH 5,0
Ein stellar wirkender, sehr heller Zentralbereich wird von einer rundlichen, leicht ovalen Aufhellung umgeben, die mit merklichem Helligkeitsabfall schließlich zart ausläuft. Für mich am westlichen Rand des Halo ein mit ca. Mag11 deutlicher Vordergrundstern. Um die GX herum mehrere Mag 13 … Mag15 Lichtfünkchen. Keine Strukturen erkennbar.

Etwa 1 Grad weiter in der Verlängerung Delta Cet – M77 finde ich die GX-Gruppe

NGC1090 – GX – CET (mag 11,8 – 13,8; 3,9 * 1,8’) GH 5,0
NGC1087 – GX – CET (mag 10,9 – 13,1; 3,9 * 2,3’) GH 5,0
NGC1094 – GX – CET (mag 12,5 – 12,6; 1,3 * 1,0’) GH 5,0
NGC1087 fällt sofort auf, für NGC1090 braucht es einige Sekunden, bis sich der ovale Schemen vom Hintergrund blass abhebt. Letztgenannte wirkt wie ein sehr schwacher Widerschein von NGC1087, um 90 Grad gedreht. NGC1087 mit flächig-heller Erscheinung und nur geringem Helligkeitsanstieg zum Zentrum hin. Ganz leicht gemottelt. NGC1090 mit ovalem ganz schwachem Zentralbereich. Südlich im äußeren Halo der GX ein Sternchen jenseits Mag 15. Beide GXen stehen etwas ¼ Grad auseinander, dazwischen eine schräg verlaufende Sternenkette. Von NGC1090 aus in ähnlicher Distanz, nach W die kleine GX NGC1094. Dank relativ hoher Flächenhelligkeit konnte ich die kleine rundliche Scheibe am Rand eines Mag11 Vordergrundsterns erkennen, etwa 2:1 von W nach O elongiert, ohne Strukturen.

Ich versuche nun mein Glück in höheren Gefilden, im Perseus, welcher zu der Zeit die Zenithregion besetzt hält. Allein ich habe Probleme mit dem Auffinden. Mein einer Kartenausdruck zeigt nur Sterne bis ca. 11. Helligkeit, der andere geht bis Mag 14. Algol ist schnell eingestellt, dann will der Starhop Richtung NGC1198 nicht klappen. Das Oku am Suchernewton ist schon etwas beschlagen, das macht es auch nicht einfacher. Nach erfolglosen 10min wird umdisponiert. Zur GX-Gruppe um NGC1272 finde ich die Orientierung leichter, dahin weisen ein paar „hellere“ Sterne.

Auf dem Weg liegt eine GX, die mir den korrekten Weg bestätigt

NGC1250 – GX – PER (mag 12,8 – 13,3; 2,1 * 0,9’) GH 5,6
Eine Ovale GX mit einem Mag11-Vordergrundstern im Halorand. Im GF wuselt es nur so von Sternen unterschiedlichster Helligkeit, vom Mag 15- bis zur 10. Großenklasse. Mit geschätzten Mag 5,6 ist der Himmel jenseits der 80 Grad besser, aber noch nicht richtig gut. Nach dem 17er und dem 13er greife ich vermeintlich zum 9er, doch habe ich – wie ich viel später merke – das 7er erwischt. Kein Wunder, dass die GX dann sehr flau wird. Aufgrund des Irrtums greife ich bei den GXen nicht mehr zu den kleinen Nagler – mit dem richtigen Oku wäre sicherlich noch etwas mehr zu erkennen gewesen. Weiter geht es über

NGC1260 – GX – PER (mag 13,3 – 12,6; 1,1 * 0,5’) GH 5,6
Auffällig eine dicht stehende 3er Sternengruppe, bei der GX, welche ein rechtwinkliges Dreieck bildet. Diese Gruppe dient mir später immer wieder als Ausgangspunkt, um die Orientierung im Sternengewimmel zu behalten. NGC1260 wird als kleines, deutlich längliches Oval erkannt. In der Nähe dieser GX kommt mir der eine und andere Stern etwas verwaschen vor. In der Nachbereitung stehen hier tatsächlich einige ‚Hintergrund’-GXen, deren Katalogbezeichungen ich leider nicht kenne. Bei

NGC1264 – GX – PER (mag 15,5 – 14,5; 1,0 * 0,5’) GH 5,6
scheitere ich, auch nach ein paar Minuten will sich nichts erkennen lassen. Wenn ich die Helligkeitsangaben davor angesehen hätte, hätte ich mir die Zeit gespart. 15,5 Gesamthelligkeit ist für einen 5,6er Himmel definitiv zu wenig!

Jetzt kam es dick: die 5 GXen

NGC1272 – GX – PER (mag 11,8 – 13,2; 2,2 * 2,0’) GH 5,6
NGC1273 – GX – PER (mag 13,2 – 13,2; 0,9 * 0,9’) GH 5,6
NGC1275 – GX – PER (mag 11,9 – 13,1; 2,3 * 1,6’) GH 5,6
NGC1277 – GX – PER (mag 13,5 – 13,2; 0,8 * 0,3’) GH 5,6
NGC1268 – GX – PER (mag 13,4 – 12,7; 0,9 * 0,6’) GH 5,6
Gemeinsam im 17er Oku, ja sogar im 13 schafft man das gesamte Gebiet im GF zu halten. Die ersten 4 GXen sind in Form eines Parallelogramms angeordnet, wobei jene links im GF erkennbaren die lichtschwächeren NGC1273 bzw. NGC1277 darstellen. Von keiner der GX war mehr als ein hellerer Zentralbereich mit oval-rundlichem Halo auszumachen; die Zentren erscheinen ähnlich hell, bei NGC1272 und NGC1275 sind die Halos ausgedehnter. Auch hier sind viele Vordergrundsterne zu erkennen; von denen einige verwaschen wirken. Die Nachbereitung zeigt, das hier ein richtiges GX-Nest zu finden ist.

Ich versuche über NGC1283 mich weiterzuhangeln, tue mich bei der 13,6er GX sehr schwer, ebenfalls will NGC1293/94 sich kaum zeigen. Erst nach ein paar Minuten wird mir klar: Kein Wunder – der FS hat angefangen zu beschlagen. Mit Handwärme und Geduld wird dieser in ca. 5 Min wieder frei. Lust auf GX-Gefuzzel habe ich keine mehr, deshalb peile ich auf M33.

M33 – GX – TRI (mag 5,7 – 14,2; 69* 41’) GH 6,0
Ordentlich, aber kein Vergleich zu vor einer Woche. Zwar sind Lichtknoten und Spiralstrukturen zu erahnen, besser schwach zu sehen, ebenfalls Lichtknoten, doch hat sich das Bild letzte Woche eingebrannt, dagegen wirkt das gesehen flau.

Wie es wohl im Orion-Nebel aussieht? Der steht etwas höher als bei der letzten Beobachtung:

M42 – GN – ORI (mag 4,0 – 11; 90,0* 60’) GH 5,5
M43 – GN – ORI (mag 9,0 – 13; 20,0* 15’) GH 5,5
Ahh! Das Seeing ist viel besser. Im 17er sind sofort und ganz klar 6 Komponenten im Trapez erkennbar, kaum vorzustellen, dass diese oftmals gar nicht gesehen werden können. Im 13 waren die Sterne noch sehr fein, im 9er noch zeitweise. Das 5mm bringt nur eine ‚leere’ Vergrößerung. Auf der Suche nach weiteren Komponenten wurde ich nicht gesichert fündig, ab und an dachte ich zwischen C und D, zur Mitte des Trapez versetzt etwas aufblitzen zu sehen, könnte mich hier auch irren. Ein Stück außerhalb des Trapez, in der Verlängerung B-C ca. 8’ stabil ein Lichtfünkchen, schwächer als die F-Komponente. Der Nebel selbst unglaublich strukturreich, voller hell- und dunkel- Übergänge, ganz feine Strukturen. Hier hilft gutes Seeing doch sehr. Sicherlich 15min verweile ich, bevor das letzte Objekt eingestellt wird:

Saturn.
Vor der Brust des aufsteigenden Löwen war der Planet schon seit einiger Zeit zu erkennen, nun gegen 23.00h steht der Gasriese ca. 20 Grad über dem Horizont im Osten. Nicht gerade üppig. Ich hatte das 9mm Oku beim Anpeilen in Auszug gelassen. Ahhh … erstmals Saturn seit zig-Monaten. Für die geringe Höhe ist das Seeing ausgezeichnet, 265-fach ist genau richtig. Sofort fallen 3 Monde um den Planeten auf: Oberhalb des Ringsystems Rhea, rechts (Newton) Dione, links in ähnlicher Entfernung (ca. 2 Planetendurchmesser) Tethys. Der Öffnungswinkel des Ringsystems ist merklich geringer geworden, seitlich ist die Casini-Teilung noch markant, vor der Planetenscheibe sehr dünn und deutlich schwerer auszumachen. Die Gaskugel selbst mit zarten Helligkeits- und Farbabstufungen. Wie muss der Planet erst beim der Kulmination aussehen! Doch dafür müsste man bis um 04.00h morgens aufbleiben.

Für mich ist gegen 23.20h Schluss. Abbauen, noch ein paar Schlucke Tee aus der Thermoskanne, heimfahren.

Nach einigen Minuten vor dem Fernseher zum abschalten geht es ins Bett.

Viele Grüße

Achim
                                                > zurück zur Beobachtungsübersicht