Bericht vom 26/27.12.2006; 23.40h – 03.50h
Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 506mm, Brennweite 2385mm, (f/4,7) Ursus
Dobsonmontierung

verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 17mm Nagler Typ 4; 13mm Nagler Typ1, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6, 5mm Nagler Typ 6
Ort: freies Feld gut 1km außerhalb Losauchrach, ca 400m ÜNN
Temperatur: 23.40h -5 C ; 03.45h -7 C
Seeing: 2 - 3


Wetter: nach dem vorherigen Tag im Hochnebel war es diesmal wolkenlos bei strahlend blauem Himmel

Beobachtete Objekte:
Dunkelnebel: B33 (Pferdekopfnebel), LB939
Reflexionsnebel: M78, NGC2071
Planetarische Nebel: NGC2022
Emmissionsnebel: M42, M43, M1
Galaxien:
UMA: NGC3079, NGC3073, NGC3359, M81, M82
Lmin: NGC3430, NGC3424, NGC3413, NGC3396, NGC3395
Quasare: QSO 0957+561 A/B, MK132, HS1103+64
Planeten: Saturn

Es sollte die beste Beobachtungsnacht des Jahres 2006 werden. Nach Nebelsuppe mit Raureif am 1. Weihnachtsfeiertag überrascht strahlender Sonnenschein beim Aufstehen. Lisa, meine 13jährige Tochter wird nächstes Jahr konfirmiert, im Vorbereitungsjahr ist eifriger Kirchgang Pflicht, ich begleite Sie. Zu Hause hat die Erkältungswelle Einzug gefunden, mein Sohn Sven muss immer wieder brechen, meine Frau Silvia plagen Hals- und Gliederschmerzen. Ich bin (und bleibe?) verschont, denke das liegt am Sport. Ziehe die Turnschuhe an und Jogge 13km an mit Reif überzogenen Waldrändern und über sonnen beschienene Wiesen. Nachmittags besuche ich meine Mutter, seit 3 Jahren im Heim, nunmehr ein schwerer Pflegefall. Abends bereite ich mich auf die Beobachtung vor, die letzten beiden Stunden vor dem Aufbruch wird wechselweise Forrest Gump und Herr der Ringe gesehen, entspannt (habe beide tollen Filme mehrfach gesehen) liege ich am Sofa, den Kopf in Silivas Schoß – mir geht es doch richtig gut!

Die dritte BB in den letzten 10 Tagen, da ist die Vorbereitung Routine, es sitzt jeder Handgriff. Die neuen Heizsohlen sind eingebaut, werden gleich auf Stufe 1 eingeschalten. Ein merkliches Wärmegefühl kann ich nicht feststellen, auf der anderen Seite werden die Zehen die ganze Nacht nicht klamm – somit scheint alles o.k.

Um 23.15 fahre ich los, Temperatur in der Siedlung -3, im Talgrund –6, am Beobachtungsplatz -5 Celsius. Auf der Fahrt zum BB nach Osten sehe ich die ‚Mondbarke’ blass-ockerfarben auf dem Dunst schwimmen, unmittelbar über dem Horizont - ein geradezu mystischer Anblick – schön!
Da mein Astroschuppen in einer Senke steht, scheint sich dort die kalte Luft etwas zu sammeln, beim Justieren sind vom ganz langsamen Warmluftschlieren (Körperwärme) abgesehen kaum Störungen festzustellen, der Spiegel hat bereits -5 C und ist sehr gut temperiert.

Als wollte ich nahtlos zur Beobachtung am 23.12. weitermachen, (damals hatte ich um 23.30h abgebaut) bin ich um 23.40h mit allem fertig und kann loslegen. Orion steht halbhoch im Süden, deutlich Lepus unterhalb; im Osten hat sich Leo aus dem Dunst über dem Talgrund hochgearbeitet, vor der Löwenbrust leuchtet Saturn. Taurus hatte bereits kulminiert und beginnt mit dem Abstieg gen Osten. Es geht los, ich suche ein für mich bisher noch nie gesehenes Objekt (Schande über mich), den

Pferdekopfnebel – ORI – GH 5,5
Es hatte bisher einfach nie geklappt, auch diese Nacht ist es nicht einfach. Von Alnitak ,dem westlichen Gürtelstern aus nur ein halbes Grad südlich liegt die Dunkelwolke vor dem Emmissionnebel IC434. Ich versuche es gleich mit dem 17er Oku (140-fach) und mit OIII-Filter. Linkerhand fällt sehr deutlich ein heller Emmissionsnebel um den Mag8-Stern TYC4771-01190-1 auf. Dieser ist nach Westen deutlicher abgegrenzt als in alle anderen Richtungen, in die er etwas ausgefranst ausläuft. Mit oder ohne Filter, die ‚Kante’ von IC434 ist nur schwer zu sehen, mit Geduld langsam deutlicher. Nach links eine etwa 5’ große Einbuchtung – der Kopf des Pferdes, der bildet mit einem Sternenpaar (mag7/mag10) östlich, einem Mag8-Stern südwestlich ein fast gleichwinkliges Dreieck. Im laufe der nächsten Minuten experimentiere ich mit UHC-Filter im 13er Oku (188-fach), 17er, 26er mit und ohne OIII. Der Nebel reagiert nur sehr wenig auf den Filter, hier hilft nur eines: dunkler Himmel! Die Schnauze des Pferdes kann ich nur ab und an indirekt erkennen, nicht stabil halten. Mag 5.5 auf 37 Grad Höhe ist nicht schlecht, aber hier immer noch (zu) wenig.

Zurück zu Alnitak, dann 2 Grad nach Norden geschwenkt wird

M78 – GN – ORI (mag 8 – 12; 8 * 6’) GH 5,8
Eingestellt. Ganz markant die Unterteilung von M78, mit relativ scharfer Trennung durch den Dunkelnebel LBN939. Die Kante selbst verläuft schräg von 11h nach 4h durchs GF, sich trichterförmig nach unten verjüngend. Der Nebel franst nach außen hin auf, im hellen Nebel sind 2 Vordergrundsterne Mag 12 (südlich) und Mag 13 (nördlich) auszumachen.

Nur etwa ¼ Grad weiter nördlich den nächst Nebel:

NGC2071 – GN – ORI (mag 8 – 11,6; 8 * 6’) GH 5,8
Nach Ciel ähnlich groß und hell, mir selbst kam dieser jedoch kleiner, dafür aber strukturreicher vor. Um einen ca. 3*3’ großen Zentralbereich herum ein unruhiger, ausgefranster Nebelsaum, am NW-Rand ein heller Mag 10 Vordergrundstern.

Fürs neue Jahr hatte ich mir vorgenommen: mehr Abwechslung bei den Objektklassen, noch im alten Jahr fange ich mit der Umsetzung an. Schnell ist Phi-Ori als Startpunkt für einen kurzen Starhop eingestellt, dank einer nahezu geraden Sternenkette bei diesem Stern ist die Orientierung sofort klar, nun ca. 2 Grad nach Westen. Jepp, sofort gefunden:

NGC2022 – PN – ORI (mag 12,4 – 12,8; 19”) GH 6,0
Im 26er Aufsuchoku wird der PN sofort als kleines, flächiges Objekt erkannt, ovale Außenkontur. Flächig heißt hier nicht gleichmäßig, vielmehr ist ein hellerer Außenring zu erkennen. Mit steigender Vergrößerung nimmt der Kontrast zwischen dem Rand und dem ebenfalls aufgehelltem inneren Bereich ab. Im Ring selbst sind zwei hellere Stellen auszumachen, eine fast genau südlich, hin zu einer dicht stehenden zick-zack Sternenkette mit Mag 15 Komponenten, die andere am gegenüberliegenden Rand sogar etwas deutlichern. Im Zentrum ein kleiner, flächiger Blob. Im 17er, 13er, 9er, 7er, ja 5er Oku bei 477-fach wird beobachtet, dort wird das Bild dann doch etwas flau. Am besten im 7er bei 341-fach. Ein tolles Objekt mit Details! Sehr sehenswert!

Mich begeistert das Seeing – da wird kurz auf den großen Orionnebel gezielt. Wow – hätte ich nicht die beiden vorherigen Beobachtung hier schon geschlemmt, wäre ich sicherlich 1h hängen geblieben. So belasse ich es bei wenigen Minuten des Schwärmens, wie am 23.12. sind auf Anhieb wie ausgestanzt die E- und F-Komponente im Trapez erkennbar.

Ich setze mich auf den Klappstuhl, ein Schluck Tee aus der Thermoskanne, den Blick schweifen lassen. Ich fühle mich entspannt, glücklich. Tolle Eindrücke schon hinter sich, mit der Gewissheit auf viele weitere – was will man mehr?

Beim nächsten Objekt brauche ich den 2. Tritt auf der Leiter, M1steht gegen 01.00h noch fast 60 Grad hoch.

Aha – ich habe wieder ein kleines Tau-Problem (nein, nicht mit dem Sternzeichen Taurus ;.) ) , der FS beginnt leicht zu beschlagen. Mit Handwärme ist dies in etwa 5 min behoben, dank Taschenofen werden die Finger zwischenzeitlich wieder angewärmt. Auch der Sucher-FS und das Sucher-Oku beschagen, das Oku wandert zum Ofen in die Tasche, der kleine FS ist in kleiner 1min mit Handwärme wieder frei. Die Kunst besteht darin möglichst viel Glas anzufassen, ohne die Vorderseite zu berühren. Nun aber zum Krabbennebel

M1 – GN – TAU (mag 8,4 – 11,0; 8,0*4,0’) GH 6,0
Hell, deutlich hell!. Die Grundkontur in etwa wie ein ganz weich gezeichnetes Dreieck. Zunächst im 17er, 13er, 9er, 7er. Ab 265-fach im 9er Okular beginnen sich fadenförmige Strukturen im Nebel abzuzeichnen, auch tauchen mehr und mehr Vordergrundsternchen auf. Im 7er bei 340-fach nimmt der Nebel etwa die Hälfte des 82-Grad GF ein, ein imposanter Anblick! Indirekt Filament neben Filament, nach außen hin zart auslaufend. Was für eine Nacht!

Mit diesem Seeing besteht endlich wieder die Gelegenheit, an meinem kleinen Quasarprojekt weiterzumachen. Abends hatte ich noch Aufsuchkarten zusammengestellt. NGC3079 im UMa soll der Ausgangspunkt für MK132 sein. NGC3079? Da war mir der Twin-Quasar abends noch eingefallen, ich hatte die Karte dafür dann auch mitgenommen. Die GX selbst war von Phi-UMA ausgehend schnell eingestellt. Angenehm die Objekthöhe mit etwa 60 Grad, da kann ich relativ entspannt auf der Leitersprosse stehen, ohne krummen Rücken.

NGC3079 – GX – UMA (mag 10,9 – 13,4; 8,1 * 1,3’) GH 6,2
NGC3073 – GX – UMA (mag 13,4 – 13,7; 1,2 * 1,1’) GH 6,2
NGC3079 ist wirklich einen Besuch wert! Die östliche Spitze der von 10h nach 4h schräg im GF liegenden 5:1- Spindel ragt in eine helle 3er Sternengruppe (um mag10) hinein. Unterhalb, fast parallel eine 3er Sternenreihe mit Mag 13 bis Mag14-Fünkchen. Der deutlich hellere Zentralbereich liegt von der 3er Gruppe weg etwas vom Halo-Zentrum verschoben. Der Zentralbereich ist auf der einen Seite leicht aufgewölbt, auf der anderen durch ein angedeutetes Staubband etwas unruhig abgeschnitten, das eine Ende leicht gebogen. Die Helligkeit reicht aus, um die GX im 9er bei 265-fach zu genießen, über das halbe GF hinweg. NGC3073 steht nahezu senkrecht oberhalb der Staubbandseite, etwa 10’ von NGC3079 entfernt. Heute deutlich erkennbar, rundlich mit stellar wirkendem Zentrum. Im Halo ein schwacher, Mag 14 Vordergrundstern.

Nun ab zu den Quasaren: Ich greife zum 13er Oku. Dann wird in Verlängerung der Hauptachse von NGC3079 nur 10’ nach rechts unten geschwenkt:

QSO0957+561 A/B – QSO – UMA (mag 16,7) GH 6,2
Sofort ist eine markante Sternengruppe zu erkennen, das Zielgebiet gesichert eingestellt. Dies bildet ein Trapez, ähnlich wie im Orionnebel, nur das die Komponenten mit Mag 13,9 bis 14,8 wesentlich lichtschwächer sind. Innerhalb des Trapez ein weiterer, ca. Mag 15,2-Stern. Das Trapez liegt schräg im GF, nach rechts-oben ein weiterer Lichtfunken etwas (ca. 0,8’) außerhalb, mit mag 14,3 relativ hell und deutlich. Im 7er, dann auch im 5er bleiben die Lichtfünkchen stellar, nadelfein, das Seeing ist wirklich super. Unterhalb der Figur kann ich indirekt fast stabil etwas erkennen, nicht ein Pünktchen, mehr etwas länglich, blickweise zwei getrennte Mini-Schemen. Mache eine Skizze, um die Ausrichtung zu Hause prüfen zu können: Diese passt genau mit dem Bild in der Nachbereitung – freu!! Bei dem Objekt handelt es sich um das Doppelbild eines Quarsars aufgrund einer Gravitationslinse: Das Licht des Quasars, das ca. 9 Milliarden Jahre zu uns unterwegs war (Rotverschiebung z= 1,414), wird in 2 Komponenten von ca. 17,1 und 17,4 mag und 6" Abstand aufgespalten. Verantwortlich dafür ist die Gravitation einer Vordergrundsgalaxie bei z= 0,35, die nur in sehr großen Profiteleskopen zu sehen sein soll. Mir kommt 17,1 bzw. 17,4 zu niedrig vor, meine Schätzung nach sind die Komponenten vielleicht 0,4 mag heller.

Vor knapp einem Jahr hatte ich den Doppelquasar bereits eingestellt, damals konnte ich jedoch nicht beide Komponenten trennen. Nun geht es auf die andere Seite von NGC3079, dort wartet

MK132 – QSO – UMA (mag 16,0) GH 6,2
Entlang verschiedener Sternengruppen hangele ich mich knapp 1 Grad grob Richtung Osten. Dort bildet eine 3er Gruppe ein etwa gleichwinkliges Dreieck. Die Komponenten mit mag12,4; 13,1; 14,7 merklich unterschiedlich hell. Linkerhand, etwa 2’ außerhalb des Dreiecks kann ich zu 80% direkt, indirekt stabil einen Lichtfunken fassen: Das ist MK132, ein Quasar mit z=1,760, was nach aktueller kosmologischer Konstantante einer Entfernung von gut 9,8 Mrd. Lichtjahren entspricht. Beim gegebenen Seeing ein einfaches Objekt, vor 9 Monaten war ich hier noch gescheitert. Die angegebene Helligkeit von Mag 16,0 passt gut, ein Vordergrundstern in Verlängerung der Basis des Dreiecks nach W wird mit 15,8 angegeben, dieser erschien auch einen Tick heller. Über das Objekt selbst konnte ich leider im Netz keine weiteren Informationen ausgraben.

Das war ja richtig leicht – für einen weiteren Quasar nahe von Alpa UMa habe ich auch noch Ausdrucke dabei. Von dem Stern ausgehend wird zunächst die GX

NGC3359 – GX – UMA (mag 10,6 – 14,2; 7,5 * 4,2’) GH 6,2
Eingestellt. Das Objekt steht auch schon über 60 Grad hoch. Dunkler Himmel und gutes Seeing – was will man mehr? Erst im 17er, dann im 9er wird die relativ große GX betrachtet. Ein weites Oval bildet die Außenkontur, innerhalb ein weniger ausgeprägtes Oval, etwas verdreht bildet den Zentralbereich, innerhalb dessen ein lang gezogenes ‚S’ erkennbar: eine Balken-GX! Das ‚S’ liegt schräg im GF, von der unteren Biegung kann ich eine eng geschwungene Verlängerung erahnen, die weit in den äußeren Halo nach oben hin abknickt. Am oberen Rand der GX parallel zu Halo zwei Mag 15 Vordergrundsterne, am unteren ein ca. Mag14,5 Lichtfunken. Super!

Nun wird wieder gehopt, über 2 Grad Distanz sind zu überwinden, dann ist die Region meines POSS-Ausdrucks im 7er Okular eingestellt.

HS1103+64 – QSO – UMA (mag 15,8) GH 6,2
Linkerhand eine Zickzack-Sternenkette im GF, von oben nach unten: Mag14,7 – 11,3 – 14,9 – 15,3.Rechter Hand, etwa 5’ entfernt ein Mag 12,5-Stern, darüber ein ca. Mag 15. Mit letztgenannten zwei Sternen ein gleichwinkliges Dreieck bildend ein Mini-Objekt, besser ein leicht längliches, blickweise 2 Lichtpünktchen erkennbar. Nach der Aufsuchkarte müsste die äußere Komponente der Quasar sein, die innere vermutlich ein Vordergrundstern mit fast identischer Helligkeit auf meiner Netzhaut. Vom einen Fünkchen mag das Licht ein paar duzend bis hunderte von Jahren unterwegs gewesen sein, vom anderen (z = 2,190) gut 10,5 Milliarden Jahre – das eine wie das andere jenseits der Vorstellungskraft, mit unseren Vergleichsmaßstäben einfach nicht zu fassen. Mir kommt die Angabe mit Mag15,8 etwas optimistisch vor, die vorherigen QSO im Gedächtnis schätze ich das Objekt auf etwas weniger als mag 16.

Ich bin aufgedreht, heute scheint alles klappen zu wollen. Schon seit etwa 01.00h sind die Laternen im Tal erloschen, der Dunst wird nicht mehr von unten aufgehellt. Es ist rundum dunkel, nach O – über dem Talgrund – ist Dunst bis auf 10 Grad Höhe erahnbar. Nun dürfte es gegen 02.30h sein, der Taschenofen geht langsam aus, die Hände sind noch warm. Wieder befreie ich mit Handwärme die Fangspiegel. Die Typ6-Nagler habe ich abwechselnd in der Tasche, um beschlagen vorzubeugen. Was nun? Saturn will ich mir für den Abschluss aufheben, ich peile in LeoMin.

Das Sternbild ist sehr unscheinbar, zwischen dem Leo-Kopf und den hinteren Tatzen von UMa gelegen. Von Praecipua 46 aus ist es nur gut ein Grad bis zu

NGC3430 – GX – LMn (mag 11,6 – 13,8; 4,1 * 2,2’) GH 6,2 mit
NGC3424 – GX – LMn (mag 12,4 – 13,1; 2,7 * 0,8’) GH 6,2
Beide GX leicht gemeinsam im GF, stufenweise steigere ich die Vergrößerung bis zum 9er (265-fach). NGC3430 ein längliches Oval mit hellem fast punktförmigem Zentrum, umfasst von einem breit-ovalem Zentralbereich. Nördlich ist dieser ausgeprägter, ich skizziere einen einzelnen Spiralarm. NGC3424 schmal, spindelförmig mit länglich-schmalem, etwas unruhigem hellem Zentrum. Am Rand der GX, hin zu NGC3430 ein Mag 15 Vordergrundstern. Die Ausrichtung der Hauptachsen nur ca. 5’ auseinander stehenden GXen bilden einen fast rechten Winkel. Verlängert man die Hauptachse von NGC3430 auf der Seite hin zu NGC3424 trifft man nach etwa ¼ Grad oder 9er GF auf

NGC3413 – GX – LMn (mag 12,1 – 12,7; 1,8 * 0,8’) GH 6,2
Im Okular zeigt sich eine merklich längliche GX mir rundlichem, sehr hellem Zentralbereich und schnell an Helligkeit verlierenden Halo. In unmittelbarer Nähe stehen keine Vordergrundsterne.

Nun wird es nochmals spannend: ein interagierendes GX-Pärchen steht auf der Liste:

NGC3396 – GX – LMn (mag 12,1 – 13,4; 2,9 * 1,2’) GH 6,2
NGC3395 – GX – LMn (mag 12,1 – 12,9; 1,7 * 0,9’) GH 6,2
NGC3395 auffälliger, die Gesamthelligkeit verteilt sich auf eine geringere Fläche. Der Kernbereich der GX ist als lang aufgebogenes ‚S’ erkennbar, wobei der untere Bogen (Newton) hin zu NGC3396 zeigt, und dort nur wenig versetzt zur Hauptachse dieser mehr länglichen GX verläuft. Der Kernbereich von NGC3396 ist auffällig hell verglichen zum doch recht zarten Halo. Die andere Spitze des NGC3395-S weist auf einen ca. Mag 14 Vordergrundstern, der knapp (2’) außerhalb des Halo steht. Das Pärchen sehr sehenswert, vielleicht ein ARP-Objekt? Uwe wüsste das sicherlich.

Es könnte die ganze Nacht so weitergehen, ich merke jedoch langsam lässt die Konzentration nach. Ganz sein lassen kann ich es nicht, nun Paradeobjekte:

M81 – GX – UMa (mag 6,9 – 13,2; 24,9 * 11,5’) GH 6,4
M82 – GX – UMa (mag 8,4 – 12,5; 10,5 * 5,1’) GH 6,4
M81 sehr hell im Zentrum, eine Reihe von Vordergrundsternen glimmt vor dem weit auslaufenden Halo der ovalen GX. Im 13er lässt sich die GX noch ganz umfassen, im 9er wird das GF gesprengt. Nur ansatzweise sind zarte Dunkelbänder erkennbar, direkt sehen kann ich diese jedoch kaum. Nördlich der GX stehen zwei Doppelsternpaare mit jeweils ähnlich hellen Komponenten, jene näher zu M81 mit geschätzten 1’ deutlich weiter auseinander als jene weiter außen, welche im 13er gerade so, im 9er und 7er dann deutlich mit einem winzigen schwarzen Spalt dazwischen getrennt werden. Abstand der Komponenten geschätzt 1,2“ – ich habe schon ewig keine Doppelsterne mehr beobachtet, hoffentlich ist meine Schätzung nicht allzu verkehrt.
M82 zieht mir dann die Schuhe aus. Ich kenne diverse Farbfotografien, die meinen visuellen Eindruck nicht wiedergeben. Bin völlig fasziniert: die deutlich länglich erscheinende GX (4:1) schwebt majestätisch im GF, auf der Kante stehend. Eine Vielzahl von unregelmäßig hellem Knoten, voller Strukturen. Die POSS-SW-Aufnahme wird der GX nicht gereicht, die meisten Strukturen sind überstrahlt. Immer wieder lasse ich die GX durchs GF laufen, erst bei 265-fach, dann bei 340-fach. Die GX nimmt dann fast 2/3 der Ausdehnung der Gesichtsfelds ein – Wahnsinn. Mir fehlen einfach die passenden Worte. So schön und voller Details hatte ich M82 noch nie gesehen.

Es ist soweit, das letzte Objekt wird eingestellt, wegen der positiven Seeing-Erfahrung mit großer Erwartungshaltung:

Saturn.
Ja – so hatte ich es mir erträumt. Gleich mit dem 9er Oku gepeilt, schwebt die Kugel mit hellem Ringsystem im schwarzen Raum. Die Okulare sind frei von Beschlag. Wie ausgestanzt die Casini-Teilung, wie mit dem Pinsel auf eine rotierende Kugel aufgetragen die parallelen, deutlich abgegrenzten farblichen Abstufungen in der Gasatmosphäre. Deutlich ist die Abplattung an den Polen erkennbar. Dies wird noch deutlicher werden, wenn der Blickwinkel in den nächsten Monaten und Jahren mehr und mehr auf die Seite treffen wird. Titan, Rhea und Dione bilden eine vorlaufende Linie diagonal von 7h nach 2h, ab Höhe des Ringsystems nach oben. Nachlaufend, oberhalb des Rings etwa auf Höhe des Saturnpols Thetys. Im 9er blickweise, im 7 und dann im 5er stabil auf gegengleicher Position Encelade. Und noch ein Fünkchen ist zu erkennen, dieses erst im 7er blickweise, im 5 fast stabil: Mimas, dem Planenten vorlaufend, minimal oberhalb des Ringsystems, etwa nur 6“ von diesem entfernt. Es ist ein einziger Genuss, den Prachtplaneten wieder und wieder durchs GF laufen zu lassen. Mit der Zeit sehe ich etwas Halo um den Gasriesen. Die Okus sind klar, der FS beginnt wieder anzulaufen. Ich spendiere nochmals 3min Handwärme, dann ist alles wieder klar. Ein Griff in den Okukoffer bringt die 2,5er Powermate zu Tage, mit dem 9er zusammen ergibt dies 663-fach. Ich stehe mit dem Rücken nach Osten, von dort geht ein leichter Luftzug. Die Körperwärme ist der limitierende Faktor für die Vergrößerung. Ich fokussiere auf einen ca. Mag11-Stern, blickweise ist der nadelfein mit zartem Beugungsring, mal ‚tanzt’ nur die Helligkeitsintensität des Beugungsrings, dann sind es 2 Pünktchen. Blickweise steht das Bild auch bei Saturn. Einfach toll, wenn konzentrisch graduelle Helligkeitsunterschiede im Ringsystem erkennbar sind, das Enke-Minimum angedeutet wird. Aber jetzt ist Schluss!

Packe alles ein bis auf den Anglerstuhl, auf den setze ich mich noch 5 min und betrachte den Himmel: tief im Osten steht bereits die Corona Borealis, Bootes mit Arkturus liegt quer darüber, Coma, Vigo … die ganzen Frühlingssternbilder ist zu sehen. Dabei hat es bis jetzt den ganzen Winter noch nicht geschneit. Eine Grenzhelligkeitsabschätzung fällt mir schwer. Schließlich zähle ich sichtbare Sterne im UMa-Kasten. Ich komme auf 7 bis 10 (wenn man die auf den Verbindungskanten mitzählen darf). Nun finde ich die Übersicht nicht mehr, welcher GH dies entspricht. Kann hier jemand helfen?

Um 03.45 kratze ich Eisblumen von den Scheiben und fahre bei -7 Grad glücklich heim. Um 04.15 im Bett kann ich vor 05.00h nicht einschlafen. Diese Nacht träume ich erstmals seit Wochen nicht von der Arbeit, bin vom Gesehenen ganz aufgewühlt. Ein Glück, dass ich zumindest den Mittwoch Urlaub nehmen konnte … was mir sonst entgangen wäre!

Viele Grüße

Achim
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