Mein ATM Lebenslauf

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Erste Kontakte
Beim ITV2001 (4 Monate nachdem ich mein erstes Teleskop, ein TAL2 gekauft hatte) hatte ich erstmals Kontakt mit der ATM-Szene. Ich war fasziniert und zunächst ungläubig, dass es möglich sein sollte, mit einfachen Mitteln selbst einen Teleskopspiegel herzustellen. Ein Newton-Teleskop selber bauen, dazu eine Dobson-Montierung ... das erschien mir schon anspruchsvoll, aber sogar einen Spiegel? Mir waren die extrem geringen Toleranzen bewusst (etwas war vom Studium hängen geblieben), daher war ich absolut verblüfft solches am ITV anzutreffen. Das absolute Übergerät was zweifelsfrei Stathis Kafalis Zyklopas, der 24-Zoll Leichtbaudobson.

Über die Suche nach Informationen zu meinem TAL2 war ich im Internet auf Armin Quantes TAL-Forum gestolpert; dort fühlte ich mich richtig gut aufgehoben. Mit Armin selbst konnte ich mich zweimal in Erlagen treffen, Dienstreisen haben auch ihre Vorteile (vor allem, wenn man nicht selbst reisen muss ;) Seine Tipps haben mir sehr beim Einstieg in Beobachtungstechniken geholfen. Am ITV sahen wir uns dann wieder.

Der Anstifter
Als Armin erwähnte, dass er einen Spiegelschliff begonnen dachte ich mir: einfach toll!, wenn Du das auch nur könntest! Der Keim für den Wunsch auf Eigenes wurde damit gelegt. Armin selbst war damals viel mit Hausumbau beschäftigt, sein Projekt schlummerte lange Zeit. Bei mir wuchs mehr und mehr der Wunsch, es doch selbst zu versuchen. Trotz Selbstzweifel wagte ich im Dez. 2001 den Schritt.

Erstes Projekt
Ich bestellte mir ein 8-Zoll Spiegelschleifkit bei der VDS (Thomas Heising), hätte mir Armin im Vorfeld nicht zugeredet und auch eine Kopie des Rohr'schen Standardwerks zum Spiegelschleifen gefaxt und geschickt, wer weis? (Somit ist der Schuldige für meine Sucht auch gefunden)

Mit Martin Trittelvitz Buch, super Unterstützung durch die ATM-Mailingliste (vor allem Stathis und Martin) und einiges an Ehrgeiz, gepaart mit viel Vorsicht, wurde das erste Projekt ohne Schwierigkeiten ein Erfolg! 8 Wochen nach Beginn des Grobschliffs war der Spiegel fertig parabolisiert, der Teleskopbau dauerte etwa nochmals so lange, dann war mein 8-Zöller LONG-JOHN (f/7,97) fertig. Als Newcomer fehlt die Sicherheit zur Beurteilung des Spiegels, beim ITV 2002 wurden die letzten Zweifel ausgeräumt, als Stathis einen Startest durchführte. "So gut sind vielleicht 5 von 100 Spiegeln", das hat sich mir eingeprägt; ich war glücklich und stolz.

Apertur-Fieber
Nun packte es mich: mehr Öffnung sollte her! Aber wie das Silvia, meiner Frau, erklären? Ich hatte bereits mein TAL2, einen 110mm Kutter, den 8-Zöller, eine Russentonne (für Fotografie und Urlaub, dachte ich; beides habe ich nicht umgesetzt). Der Kutter war ein wirklich feines Gerät, im Vergleich zum langen 8-Zoll-Dobs aber deutlich unterlegen; für Puristen das Bild einen Tick ästhetischer, aber es mangelt an Lichtstärke. Schweren Herzens wurde der Kutter verkauft um damit mein nächstes Projekt,

Zweites Projekt
einen 14-Zöller, zu finanzieren. Nach einiger Suche habe ich den Rohling bei Sven Szelasek bestellt, Original PYREX von Corning, ein Rohling wie aus dem Bilderbuch. Von 8-Zoll f/8 zu 14-Zoll f/5,3 ist ein großer Schritt, Stathis hatte mir hier mut gemacht, sonst hätte ich es mit f/6 versucht, einer Brennweite, die ohne Leiter nicht mehr beherrschbar wäre.

Ging beim ersten mal alles glatt, so holte ich nun einige der ausgelassenen Fettnäpfchen nach; insbesondere Kratzern bei der Politur und dem anschließenden 14-tägigen Tanz mit der Parabel hatten meine Geduld schwer strapaziert. 14 Tage? Das klingt kurz, doch habe ich jeden Tag zumindest 3 bis 4 Retouchierversuche gefahren, stur wie ich sein kann mit dem Vorsatz, den Spiegel unbedingt mit meinem Fullsize-Tool fertig stellen zu müssen (zonenfreie, glatte Oberfläche). Nach 3 Tagen war ich am Raleigh-Kriterium, es wollte aber einfach nicht richtig besser werden, ein ums andere Mal hatte ich verschlimmbessert. Schließlich dann der Erfolg - um ehrlich zu sein, mit etwas Glück. Mit 6 Zonen Coulder-Maske ausgemessen kam ich auf Lamda/11 Wavefront. Nachdem 4 Meßreihen um diesen Wert herum pendelten, habe ich den Spiegel gepolstert eingewickelt und auf mein angedübeltes Regal gelegt.

Nun ging es an die Teleskopkonstruktion. Am ITV war mir eine Konstruktion pfiffige Konstruktion aufgefallen, der freundliche Teleskopbauer Roland Krebs hatte mir bereitwillig alle Details erklärt. Da Martin einige Bilder des Teils ins Netz gestellt hatte, konnte ich von Zuhause weiter schmökern. Das Grundkonzept der Spiegelbox habe ich übernommen, sonst sind viele Details von Stathis und eigene Ideen.

Das Unglück
18-Punktlagerung, Spiegelbox und FS-Spinne waren bereits fertig, als eines Sonntag morgens es heftig im Haus schepperte. Nach einigem Suchen war die Ursache gefunden: Die Dübel des Kellerregals hatten nachgegeben, Pechhauttool, Fliesentool, diverse Gläser mit Carbo, der angefangene Sucherdobs ... alles lag in einem wilden Durcheinander auf dem Kellerboden, es dauerte eine ganze weile bis ich realisierte: Der Spiegel war auch auf dem Regal! Ein ATM-Supergau, alles zerstört (siehe Bild)! Mein Kopf war völlig leer, ich zunächst ohne Emotionen.

Ein neuer Versuch
Ich habe aber so vielen lieben Trost Auf Astronomie.de, der ATM-Liste und bei Albireo erfahren, dass für mich bald feststand, es noch einmal zu versuchen. Wegen dem fortgeschrittenen Dobs wieder einen 14-Zöller. So ein Rohling war nicht kurzfristig greifbar, dafür ein 315mm Rasotherm-Rohling. Kurzentschlossen bestellte ich den Rasotherm-Spiegel UND einen 14-Zöller Pyrex, ersteren zum Frustausschleifen. Zunächst wurde noch ich ein 108mm-Sucherspiegel vom ITV noch fertigpoliert und parabolisiert, dann die 315mm angegangen. Nach ca. 5 Wochen legte ich den Spiegel auf die Seite (nach Kratzern bei der Politur musste ich zum Feinschliff zurück), der 14er hatte Priorität, diesmal als f/5,1, für mich gut ohne Hocker auch im Zenith einsetzbar. Weitere 5 1/2 Wochen später ging es mit den Parabolisieren los. Etwa 50 Retouchierversuche Fullsize später mit ständigen Ups und (vor allem) Downs habe ich doch ein Subsize-Poliertool (8-Zoll) gefertigt. Erfahrungen mit den anderen Spiegeln wollten einfach nicht fruchten, ständig war das Ergebnis meiner Bemühungen anders als erwartet. Ich war richtig frustriert, trauerte dem Unglücksteil nach.
Letztendlich war der Schlüssel zum Erfolg nur leicht geänderte Rahmenbedingungen (2 Grad wärmer beim Parabolisieren) das Subsize-Tool und eine gut angepasste Pechhaut). Am 24.12. um 10.30h war ich fertig, was für ein Weihnachtsgeschenk!. Die Daten? Gemessen noch deutlich besser als das Unglücksteil, die Sterne werden zeigen, wie gut der Spiegel wirklich ist. Diesmal war die Parabel kein (teilweises) Zufallsprodukt, sondern Schritt für Schritt hineingearbeitet.

Mit dem Dobs ging es nur langsam voran, mit Bezugsquellen hatte ich meine liebe Mühe. Den bei Kriege&Berry oft gelesenen Satz "Buy it in your local hardware store" konnte ich nicht mehr sehen, von wegen „buy“. In Zeiten von Obi & Co. ist alles, was auch nur 08-16 ist kaum mehr zu bekommen. So wurden viele Details individuell improvisiert gelöst. Zwischendurch kam der 315er Spiegel wieder zum Zuge. 2 Wochen nach Beginn der (abermaligen) Politur war der f/4,74-Spiegel fertig, die Erfahrungen haben hier gegriffen.

Das „2.“ First Light hat dann meine Bedenken zerstreut, der Spiegel war o.k. Beim ITV 2003 hat Stathis (wie auch bei meinem ersten Projekt LONG JOHN) einen Startest bei PHOENIX durchgeführt: alles im grünen Bereich – uffff!!!

Die Katze lässt das Mausen nicht

Irgendwie dauern bei mir alle Spiegel 7 bis 8 Wochen, habe  ich gedacht; ich sollte einmal einen 20-Zöller versuchen, ob dies dann immer noch gilt ? Kaum ist man mit einem Projekt fertig, fängt der Glaswurm das ziepen und zwicken an. 20 Zoll ... hmmm ... die Rohlinge sind doch so teuer .... hmmm ... Adam Zmijewski in Polen fertigt doch auf Bestellung. So nahm das Verhängnis mit dem nächsten Projekt seinen lauf.

Nun weis ich, dass ein Spiegel durchaus länger dauern kann. Wenn man mit größeren Rückschlägen zurecht kommen muss, hält das auf und kostet auch Motivation und Schwung. Für den 20er habe ich 14 Wochen benötigt, mehr als die Hälfte der Zeit wurde fürs „aus den Fettnäpfchen steigen“ verwendet, dabei habe ich – denke ich – aber eine Menge gelernt.

Was mache ich mit dem im Januar 2003 315mm fertig parabolisierten, unbeschichteten Spiegel? Noch keine Ahnung, auf jeden Fall nicht auf einem Regal lagern! Beim ITV 2003 hatte ich den Wolfgang Rohr noch unbeschichtet zum Messen mitgegeben, Ergebnis: sehr gut korrigiert, die Oberfläche aber etwas unruhig, auf jeden Fall ein guter Spiegel.


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